Um 1280 malte Cimabue die „Maestà“ (Louvre) für die Kirche San Francesco in Pisa. Dieses Werk begründete einen Stil, dem später zahlreiche Künstler folgten, darunter Duccio di Buoninsegna in seiner „Rucellai-Madonna“ (die früher fälschlicherweise Cimabue zugeschrieben wurde) sowie Giotto di Buoninsegna. Darüber hinaus besitzt der Louvre die Tafel „Die Verspottung Christi“, eine von drei erhaltene Tafeln (von acht) aus dem Diptychon von Andacht (um 1280).
Frankreich | Paris: Musée du Louvre
Denon-Flügel, 1. Stock, Salle Rosa (717)
22.1. – 12.5.2025
Die Ursprünge der westlichen Tafelmalerei liegen in der Toskana: im künstlerischen Spannungsfeld zwischen dem starken Einfluss der konventionell-stilisierten byzantinischen Kunst und den neuen Realismen der Gotik. Interessanterweise tauchen die Veränderungen sowohl in der Malerei als auch der Skulptur auf (siehe das Werk von Nicola Pisano und seinem Sohn Giovanni Pisano). Die städtischen Zentren Pisa, Siena und Florenz boten den Nährboden für diese Entwicklung gegen Ende des 13. Jahrhunderts.
Der zwischen 1272 und 1302 in Mittelitalien tätige Künstler Cenni di Pepi, besser bekannt unter seinem Spitznamen Cimabue („Ochsenkopf“), war neben den Sienesen Duccio di Buoninsegna der wichtigste Maler, Mosaizist und Freskant seiner Generation. Beide bereiteten das Werk Giotto di Bondones vor, was Kunstliteraten wie Giorgio Vasari zu einem Lehrer-Schüler-Verhältnis zwischen Cimabue und Giotto umdichteten.
Cimabues „Maestà“ ist eine 427 x 280 cm große Tafel, eine Temperamalerei auf Pappelholz mit Goldgrundmalerei. Sie entstand für den Hochaltar der Kirche San Francesco in Pisa. Dort wird sie 1568 von Vasari unter der Autorschaft Cimabues erwähnt. Auch wenn die „Maestà“ innerhalb der Kirche umgesetzt worden ist, so wurde sie 1810 im Rahmen der militärischen Eroberung von dort entfernt und im Oktober 1812 in den Louvre gebracht, wo die monumentale Tafel mit der Nummer 254 inventarisiert worden ist. Die Erwerbung verdankt Frankreich Baron Vivant Denon, der sich für die damals als „primitiv“ angesehene italienische Schule des 13. Jahrhunderts interessierte. In Italien selbst galten die Werke als wenig bedeutend.
Die monumentale Louvre-Tafel ist der „Maestà“ Cimabues in den Uffizien sehr ähnlich. Die Madonna thront als Himmelskönigin zentral auf der Tafel, umgeben von sechs Engeln mit schillernden Flügeln in byzantinischer Hoftracht. Das Christuskind sitzt auf ihrem linken Oberschenkel und führt einen Segensgestus aus. Der kunstvoll gedrechselte Thron ist so hoch, dass die Madonna mithilfe einer Treppe den Stuhl besteigt und ihre Füße auf zwei verschieden hohe Stufen positionieren kann.
Der ursprüngliche Rahmen, der oben giebelförmig abschließt, besteht aus 26 bemalten Medaillons: im oberen Teil Christus und vier Engel, in den Ecken vier Evangelisten, auf den vertikalen Pfosten die zwölf Apostel und am unteren Rand fünf Heilige, darunter der heilige Franz von Assisi und der heilige Evangelist Johannes.
Das Gewand der Madonna, das die Figur eng umschließt, zeigt jenen flüssigen Faltenwurf, der den Übergang von der linearen Figurenauffassung zu den voluminösen Gestalten Giottos vorbereitet.
Kuratiert von Thomas Bohl, conservateur au département des Peintures, musée du Louvre.