Als Dan Flavin 1963 eine handelsübliche Leuchtstoffröhre in einem 45-Grad-Winkel an der Wand seines Ateliers anbrachte – und diese kurzerhand zur Kunst erklärte – war dies ein radikaler Akt, das ist es noch heute. Tatsächlich war es dieser Aktion zu verdanken, dass kommerzielle Standardprodukte in die Kunst eingeführt wurden: Die in der damaligen Zeit aufkommende Minimal Art betonte Serialität, Reduktion und Sachlichkeit. Ironischerweise avancierte der amerikanische Autodidakt Dan Flavin (1933–1996), der sich selbst nie als eigentliches Mitglied der Kunstströmung sah, buchstäblich zu deren leuchtendstem Vertreter.
Schweiz | Basel:
Kunstmuseum Basel
2.3. – 18.8.2024
Mit der großen Sonderausstellung im Kunstmuseum Basel nehmen die Kurator:innen diese Erzählstrategien anhand von Werken und Serien aus dem gesamten Schaffen Flavins unter die Lupe und laden zu einem sinnlichen Parcours durch sein einzigartiges Schaffen ein.
Seit den frühen 1960er Jahren arbeitete Flavin mit Leuchtstoffröhren, die er in so genannten ‘situations’ anordnete und anschließend zu Serien und Installationen weiterentwickelte. Die Farben und Dimensionen der verwendeten Materialien waren durch deren industrielle Produktion vorgegeben. Die Betrachtenden werden durch die Lichtflutung selbst Teil der Arbeiten: Der Raum und die sich darin befindlichen Objekte werden in Beziehung zueinander gesetzt und schließlich zu immersiven Kunsterlebnissen, die sinnliche, teils fast schon spirituelle Erfahrungen auslösen können.
Damit „befreite“ Flavin die Farbe von der Zweidimensionalität der Malerei. Bisher hat sich das gängige Verständnis seiner Lichtarbeiten vornehmlich auf ihre minimalistische, industrielle Dimension und somit auf die Einfachheit ihrer Schönheit konzentriert. Diese Ausstellung jedoch legt den Fokus darauf, Flavins Œuvre in einem unbekannteren Kontext zu sehen: Oft enthalten seine Arbeiten, die zunächst eine direkt erkennbare Handschrift eines Autors vermissen lassen, in den Titeln Hinweise auf konkrete Ereignisse, etwa Kriegsgräuel oder Polizeigewalt, oder sind anderen Künstler:innen gewidmet — beispielsweise das Werk untitled (in memory of Urs Graf), das den Innenhof des Hauptbaus allabendlich in buntes Licht taucht.
Quelle: Kunstmuseum Basel