Am 31. Oktober 2021 öffnete das Bonner Münster (auch: Münsterbasilika) wieder ihre Türen für die Öffentlichkeit und feierte diesen Anlass mit einem Festhochamt und der Ausstellung „Licht Und Transparenz“ der Stiftung für Kunst und Kultur. In den ersten drei Monaten nehmen Kunstwerke den Platz der Sitzbänke ein. Ausgewählt von Walter Smerling, fügen sich die Arbeiten von Monica Bonvicini, Tony Cragg, Heinz Mack, Mariele Neudecker und Gerhard Richter stimmungsvoll aber auch kontrastierend in den romanischen Kirchenraum ein.
Deutschland | Bonn: Bonner Münster
1.11.2021 – 31.1.2022
Nach dreijähriger Restaurierung erstrahlt das Bonner Münster wieder in „altem Glanz“ – und öffnet sich bewusst dem Neuen in Form von zeitgenössischer Kunst. Im Herbst/Winter 2021/22 laden Kunstwerke von fünf Künstler:innen aus Deutschland ein, den Sakralraum neu zu entdecken. Farbige und formale Parallelen lassen sich genauso aufzeigen wie Brüche und aktuelle Erweiterungen. Der in seinem Kern aus dem 12. und 13. Jahrhundert stammende Bau zeigt einen Christus in der Mandorla im Apsismosaik. Der Glanz des Goldgrundes und der barocken Alabasteraltäre wird im Titel „Licht und Transparenz“ aufgenommen und mittels weich schwingender Objekte von Tony Cragg, einem geheimnisvoll grün schimmernden „And Then The World Changed Colour: Breathing Yellow“ (2019) von Mariele Neudecker und abstrakten „Chromatischen Konstellationen“ von Heinz Mack an den Wänden ins Heute transponiert. Um Licht geht es in Monica Bonvicinis von der Decke hängenden „rippings“ (2021) in einer Querschiffapsis. Die Neonröhren bilden einen scharfen Kontrast zum neuen Beleuchtungskonzept, das nicht nur die spätromanischen-frühgotischen Bauformen hervortreten lässt, sondern auch einen stimmungsvollen Raumeindruck zur Folge hat. Gerhard Richters „Kerze no 511-1“ von 1982 fügt sich perfekt in eine bogenförmige Vertiefung im rechten Seitenschiff.
Die lebhafte Farbigkeit von Heinz Macks abstrakten Kompositionen, an denen der Künstler seit 1991 gearbeitet hatte, bringt das Licht in all seinen farbigen Spektren in den Kirchenraum. Darüberhinausgehend bedeuteten diese Farbzerlegungen für Mack einen Erkenntnisraum, der durch die Schönheit der Farben noch gesteigert werden konnte. Dass diese Erkenntnis auch immer vom Betrachterstandpunkt abhängt, daran erinnert Tony Cragg mit seinen organischen Skulpturen. Sie verstellen den Blick auf Altäre, offenbaren aber beim Betrachten so manches Gesicht, das sich bei anderen Positionierungen in eine abstrakte Welle verwandelt. Sie permanent zu bewegen, die Werke zu umschreiten, sich die Mühe zu machen, den Raum zu erkunden, ihn in seinen Proportionen und seiner Farbigkeit zu erspüren, spannungsvolle Dialoge einzugehen – das gelingt dieser Ausstellung scheinbar spielerisch. Die Ausstellung „Licht und Transparenz“ schärft nicht nur den Blick auf das Alte, sondern auch das Neue wird eingebettet in eine Erfahrung der Transzendenz!
Kuratiert von Walter Smerling.
„Licht und Transparenz“ ist eine gemeinsame Ausstellung der Stiftung für Kunst und Kultur Bonn und der Stadtkirche Bonn.