Johann Bernhard Fischer von Erlach (Graz 20.7.1656–5.4.1723 Wien) war ein österreichischer Architekt des Barock. Der in Rom im Umfeld von Gian Lorenzo Bernini ausgebildete Fischer arbeitete ab 1688 in Wien, Salzburg und Prag. Als Hofbaumeister des Salzburger Erzbischofs zeichnete er in Salzburg für vier Kirchen verantwortlich. Für die Habsburger und weitere wichtige Adelsfamilien in Wien realisierte er den Bau von Schloss Schönbrunn, der Karlskirche sowie vieler Palais. Vor allem der Typus des Gartenpalais ist mit dem Namen Fischer von Erlach verbunden. Sein Sohn, der in Paris ausgebildete Architekt Emanuel Fischer von Erlach, führte dessen späten Werke weiter.
Johann Bernhard Fischer wurde am 20. Juli 1656 als Sohn des Bildhauers Johann Baptist Fischer (1626–1702) in Graz geboren. Seine Mutter war Anna Maria (1618–1677), Witwe des Bildhauers Sebastian Erlacher (1609–1649). In der gutgehenden Werkstatt seines Vaters erlernte er das Handwerk des Bildhauers.
Fischer von Erlach hielt sich zwischen 1670/71 und 1686 etwa eineinhalb Jahrzehnte in Rom auf, wo er im Kreis der ehemaligen Königin und bedeutenden Kunstsammlerin Christine von Schweden verkehrte. Dort trat er in Kontakt mit Pietro Bellori (1615–1696) sowie Athanasius Kircher (1601–1680). Fischer wurde geraden, sich an Philipp Schor zu wenden, in dessen Werkstatt er arbeitete. Über ihn dürfte er auch Gian Lorenzo Bernini kennengelernt haben. Die Werkstatt von Schor war mit nahezu allen wichtigen Ausstattungsaufträgen betraut. So konnte Fischer sich mit antiker Architektur und den wichtigsten Tendenzen der zeitgenössischen Barockarchitektur vertraut machen. Von der Bildhauerei kam er dabei immer mehr zur Architektur. Seine frühesten Werke belegen, dass er sich mit den Entwürfen Berninis und Borrominis sowie Pietro da Cortonas auseinandergesetzt hat.
Der aus der Steiermark stammende Fischer dürfte sich in den 1670er Jahren im Umfeld der Accademia di San Lucca bewegt haben, war doch Philipp Schor bereits 1648 ihr Vorsteher (principe) gewesen. Dort traf er nicht nur auf die Schüler der obengenannten römischen Meister, sondern auch auf Mattia de Rossi, der als Schüler Berninis 1665 aus Paris nach Rom gekommen war und Kontakt zu seinen Kollegen in Frankreich hielt. Die für Fischer von Erlach charakteristische Verbindung von französischer Frühklassik und römischem Hochbarock dürfte im Umfeld der Akademie eine Grundlage gefunden haben. Eines seiner frühesten dokumentierten Werke ist ein Entwurf für eine Medaille (1679).
Da das Schor-Atelier eng mit dem römischen Barockarchitekten Gian Lorenzo Bernini zusammengearbeitet hat, ist davon auszugehen, dass Fischer den berühmten Künstler persönlich kennengelernt hat. Obschon gesicherte Quellen fehlen, ist davon auszugehen, dass Fischer Zugang zu dessen Atelier hatte, wo er auch nicht realisierte Entwürfe – wie etwa für den Louvre in Paris – einsehen konnte. Mit der im römischen Hochbarock entwickelten Architektursprache fühlte sich Fischer zeitlebens verbunden und nutzte die auf konvex-konkave Schwünge sowie auf Prospektwirkung ausgerichteten Fassaden und Baukörper.
1682 hielt sich Fischer nachweislich in Neapel auf, wo er für den spanischen König tätig war. Zudem entwarf er eine Medaille auf Karl II. und Maria Ludovica von Spanien.
Um 1686 kehrte Johann Bernhard Fischer von Erlach nach Graz zurück. Dort erhielt er 1687 den Auftrag für die Stuckierung des Mausoleums Kaiser Ferdinands II. (1614 von Pietro de Pomis errichtet). Die Ausführung der Stuckierung beider Kuppeln erfolgte ab 1688 durch die beiden italienischen Stukkateure Giuseppe Sereni und Girolamo Rossi. Adelige Bauherren, besonders die Familie Dietrichstein empfahl, Fischer weiter.
Das erste Werk in Wien ist Fischers Mitarbeit an der Pestsäule am Graben (1687/88). Die Grundsteinlegung für die Pestsäule erfolgte am 30. Juli 1687 durch Kaiser Leopold I. Am Entwurf waren sowohl Paul Strudel (Skulpturen) als auch Ludovico Burnacini (wolkenumkleideter Obelisk) und Fischer beteiligt. Der Anteil Fischers ist allerdings nicht genau zu bestimmen. Man geht jedoch davon aus, dass die beiden Untergeschosse auf ihn zurückgehen, und er die Entwürfe für die beiden Reliefs von Johann Ignaz Bendl geliefert hat.
Ein weiterer wichtiger Kontakt des jungen Fischer war Fürst Johann Adam Andreas von Liechtenstein. Für diesen plante Fischer ab 1687 neue Stallungen in Eisgrub (heute: Lednice, Tschechische Republik]. In den zwei Jahre nach seiner Rückkehr arbeitete Johann Bernhard Fischer von Erlach ausschließlich als Architekt. Auffallend ist auch, dass er an seinen Bauten nur äußerst selten skulpturalen Schmuck einsetzte.
Um 1688 entwarf Johann Bernhard Fischer die Stuckausstattung für das Mausoleum der Familie Eggenberg in Ehrenhausen. Er griff in darin die spätmanieristische Formensprache der Architektur auf.
In diese Zeit fiel auch der Umbau des Bergschlosses in Frain. Johann Michael II. Graf Althan ließ sich von Fischer den Ahnensaal in Schloss Frain auf einem Felssporn über dem Tal der Thaya errichten. Der von Johann Michael Rottmayr 1695 freskierte Ovalraum besticht durch den stereometrischen Baukörper. Drei Jahre später zeichnete Fischer auch für die nahezu freistehende Schlosskapelle in Frain verantwortlich.
1688 übersiedelte Johann Bernhard Fischer nach Wien; 1689 wurde er zum Lehrer des jungen Thronfolgers Josef ernannt. Seit der Belagerung der Haupt- und Residenzstadt durch das Osmanische Heer 1683, erfolgte ein rascher Aufschwung der Bautätigkeit, die sich als besonders positive Situation für die zukünftige Bautätigkeit Fischer von Erlachs erweisen sollte: Adelsfamilien suchten sich im Bau von Stadtpalais im heutigen ersten Bezirk und von Gartenpalais in der Vorstadt gegenseitig zu übertreffen; ebenso wandten sie sich den Neubauten an den Landsitzen in Österreich, Böhmen und Mähren zu.
Diese neue Bautätigkeit außerhalb der Stadtmauern mag Fischer dazu bewogen haben, für das Kaiserhaus einen visionären Idealplan für Schloss Schönbrunn („Schönbrunn I“) zu entwerfen. Die eindrucksvolle Perspektivansicht war offenbar nicht auf die Umsetzung angelegt und dürfte auf Initiative des Architekten selbst zurückgehen. Ebenso entwarf er für Johann Adam Andreas von Liechtenstein ein Gartenpalais. Seine wenig funktionalen Pläne wurden vom Bauherren zurückgewiesen, aber das Casino am Ende des Gartens wurde nach seinen Plänen 1689 begonnen. Statt Fischer wurde der aus Lucca stammende Domenico Martinelli (1650–1718), der sich seit 1678 in Rom aufgehalten und ab 1683 an der Akademie Architektur unterrichtet hatte, mit dem Bau des Gartenpalais Liechtenstein beauftragt. Der 1690 nach Wien berufene Architekt etablierte sich rasch als wichtigster Konkurrent Fischers. Dennoch war Fischer von Erlach der bedeutendste Architekt des Hochbarock: Nach eigener Aussage hatte er 1693 „vierzehn große Werke unter Handten“.
Im Jahr 1696 wurde Johann Bernhard Fischer mit dem Prädikat „von Erlach“ (seine Mutter war eine geborene Erlacher) in den erbländisch-österreichischen Adelsstand erhoben. Allerdings war das Interesse von Kaiser Leopold I. an Architektur nur gering, weshalb Adelsfamilien und der Salzburger Erzbischof bis in die 1710er Jahre die wichtigsten Auftraggeber des Architekten waren. Dies zeigt sich erneut 1705, als Fischer von Erlach zum Oberinspektor zu „Ihrer K. Maj. Sambtlicher Hoff- und Lust-Gebäu Ober-Inspector“ ernannt wurde. Dieser Hofstelle folgten anfangs keine Bauaufträge.
Anlässlich der Rückkehr von Kaiserpaar und Thronfolger nach Josephs Krönung zum römisch-deutschen König am 4. Juni 1690 entwarf der 34-jährige Architekt zwei Triumphpforten. Zur Pforte der „Fremden Niederleger“ (das sind Kaufleute) hat sich ein eigenhändiger Entwurf Fischers erhalten; im Durchblick zeigte er auch das zweite Tor vom Magistrat der Stadt Wien. Mit der reich an Skulpturen besetzten Architektur brachte der Architekt antike und römisch-barocke Errungenschaften zu einer Synthese. Der Erfolg vor allem in den Reihen der „deutschen“ Hofpartei muss durchschlagend gewesen sein. Die Stadt Brünn [Brno] bat ihn um Entwürfe für einen Brunnen auf dem Krautmarkt.
Zum Einzug Kaiser Josephs I. und seiner Gemahlin Amalia Wilhelmina von Braunschweig am 24. Februar 1699 konzipierte Fischer von Erlach zwei Ehrenpforten für die ausländische Kaufmannschaft und die Wiener Bürgerschaft (dokumentiert in der „Historischen Architektur“). Die dritte Triumphpforte wurde von Hildebrandt entworfen.
Kaiserin Eleonora Magdalena bestellte 1711 bei Fischer von Erlach ein „castrum doloris“, ein Trauergerüst, für ihren jung verstorbenen Sohn Joseph I. Es wurde in der Augustinerkirche aufgestellt. Die gotischen Pfeiler wurden zu römischen Triumphsäulen „umgestaltet“. Der Katafalk war von allegorischen Trauerfiguren umstellt, und Reliefs schilderten die Leistungen des Verstorbenen. Ein weiteres Trauergerüst in Form eines Obelisken von Johann Bernhard Fischer von Erlach war im Stephansdom aufgestellt.
Mit dem Gartenpalais Althan (9. Bezirk, 1869 abgebrochen) und dem Gartenpalais Leeb im Augarten (2. Bezirk) schuf Johann Bernhard Fischer um 1691 seine ersten Gartenpalais. Beide Bauten nutzen einen zentralen, überhöhten Saalbau, an den kurze Flügel anschließen. Damit bezog er sich auf Lösungen, die im Umkreis Berninis entwickelt worden waren. Im Gartenpalais Leeb entwickelte Fischer erstmals jenes Leitmotiv, das seine Gartenpalais fortan prägte: Der überhöhte Mittelrisalit tritt konvex hervor und wird mit den kubischen Seitenrisaliten durch eine zurückgesetzte Fensterachse verbunden.
Wie auch schon das Lustgebäude Strattmann zeichnete sich auch das Jagdschloss Starhemberg in Niederweiden durch seine kompakte Größe aus. Das nicht sicher datierte Gebäude (um 1693?) zeigt ein reiches Wechselspiel zwischen konvexen, konkaven und kubischen Bauteilen. Dieser Eindruck wird noch durch vier Trabantenbauten unterstrichen, in denen Fischer Küchen, Wirtschaftsräume und Gärtnerwohnung unterbrachte.
Das Stadtpalais Strattmann folgte 1692/93 einer strengeren Formensprache als Fischers Gartenpalais für die gleiche Familie. Hier hob er die beiden Seitenrisalite deutlich hervor und akzentuierte sie durch Kolossalpilaster. Das doppelläufige Stiegenhaus stellte in Wien einen bis zu diesem Zeitpunkt unbekannten Typus dar. Das „Lustgebäude“ Strattmann befand sich im Wienerwald und war als „Jagdhaus“ eher karg gestaltet.
Maximilian Graf Thun ließ ab 1694 den Familienpalast auf der Prager Kleinseite umgestalten; wahrscheinlich entwarf Fischer zwei Portale dafür. Das Stadtpalais Batthyány (später Schönborn) auf der Freyung, 1010 Wien, besticht durch seine Rustikafassade und der Betonung des Mittelrisalits (ab 1699). Der plastische Schmuck durch Hermenpilaster, Reliefs und Skulpturen verstärkt diese.
Johann Bernhard Fischer von Erlach war ab 1696 erster Architekt des Stadtpalais des Prinzen Eugen von Savoyen in den Himmelpfortgasse, 1010 Wien. Das Konzept ermöglichte eine sukzessive Vergrößerung des Baus nach Erwerb der angrenzenden Grundstücke. Zwei Jahre nach Planungsbeginn konnte Fischer von Erlach mit dem ersten Bauabschnitt des Stadtpalais von Prinz Eugen anfangen (1698). Besonders bemerkenswert sind das Portal und das Treppenhaus mit Skulpturen von Giovanni Giuliani.
Im Jahr 1697 kam mit Johann Lucas von Hildebrandt ein weiterer Konkurrent Fischers nach Wien, der eine dekorationsfreudige Formensprache vertrat. Der sofort vielbeschäftigte Architekt erhielt 1700 den Titel „Hofingenieur“. Ab 1699/1700 beschäftigte der bedeutende Oberbefehlshaber der österreichischen Armee, Prinz Eugen, nur noch Johann Lucas von Hildebrandt, der 1703 und 1709 die Erweiterung des Stadtpalais nach beiden Seiten und in der Folge auch den Bau des Gartenpalais (heute: Belvedere) verantwortete.
Johann Bernhard Fischer von Erlach entwarf 1696 ein völlig neues, reduziertes und somit realistisches Konzept für Schloss Schönbrunn – der einzige Auftrag des Kaiserhauses an Fischer in den folgenden zwei Jahrzehnten. Ein Jahr zuvor hatte Jean Trehet mit der Anlage des Gartens begonnen. Obersthofmeister Fürst Salm ließ sich Fischer persönlich unterstellen, um die Bürokratie der Baubehörden auszuschalten. Anfangs war nur ein Jagdschloss für Joseph geplant; ab 1698 wurde die Planung mit Hinblick auf die Hochzeit des Thronfolgers zu einer Residenz in Angriff genommen. Das mittlere Corps de Logis konnte 1700 eingeweiht werden. Die seitlichen Hoftrakte waren 1713 noch nicht unter Dach.
Nach diversen Umbauten unter Maria Theresia (nach 1743) sind aber auch davon nur noch Fragmente erhalten, da mit dem Tod Josephs I. 1711 die Bedeutung von Schloss Schönbrunn sank.
Über Empfehlung des Grafen Thun konnte Fischer 1693 Kontakt zum Salzburger Erzbischof Johann Ernst Graf Thun (1687–1709) aufnehmen und in Salzburg ein reiches Betätigungsfeld finden. Ab Juni 1694 war der Wiener Architekt de facto der „Hofarchitekt“ des Salzburger Erzbischofs. Durch Fischers Tätigkeit wurde Salzburgs Ausbau zur Barockstadt, zum „Rom des Nordens“, vorangetrieben.
In den Jahren 1693 bis 1699 entwarf Johann Bernhard Fischer von Erlach im Erzstift Salzburg fünf Kirchen: die Kollegienkirche, die Ursulinenkirche, die Dreifaltigkeitskirche, die Johannsspitalkirche in Mülln und die Wallfahrtskirche Maria Kirchental im Pinzgau. Ein Kupferstich von 1699 zeigt Erzbischof Graf Thun umgeben von seinen wichtigsten Bauaufgaben: dem Priesterseminar, der Kollegienkirche, der Ursulinenkirche und dem Johannesspital. Zu den ersten Planungen für Salzburg gehörte 1693/94 das Portal des Hofmarstalls, gefolgt vom Lustgebäude im Park von Schloss Klesheim (sog. „Hoyos“-Stöckl) im Jahr 1694.
Ab 1694 baute Fischer das Priesterseminar und die Dreifaltigkeitskirche (bis 1702). Kurz zuvor waren von Gaspare Zucalli die Kajetanerkirche und St. Erhard errichtet worden (ab 1685). Für Fischer von Erlach waren jedoch seine Erfahrungen aus der römischen Studienzeit die wichtigsten Inspirationsquellen. Dies resultierte in einem Kuppelbau mit Zweiturmfassade und anschließenden Flügeln. Die Ausmalung der Dreifaltigkeitskirche durch Johann Michael Rottmayr ab 1697 veränderte das ursprüngliche Konzept des Architekten. Gleichzeitig zeichnete Fischer auch für die Wallfahrtskirche Maria Kirchenthal bei Lofer verantwortlich.
Das Johannesspital und die Johanneskirche waren für Bedürftige und Pilger bestimmt und deshalb vor den Toren der Stadt Salzburg gelegen. Der Gesamtplan dürfte bereits in den frühen 1690er Jahren entwickelt worden sein. Der Männertrakt war 1695 vollendet; der Frauentrakt wurde zwischen 1699 und 1703 errichtet. Der Bau der Johanneskirche begann – nach Plänen Fischers aber ohne Kuppel – ebenfalls erst 1699 und dauerte bis 1704.
Im Jahr 1694 folgte der Baubeginn der Salzburger Kollegienkirche für Erzbischof Johann Ernst Graf Thun, der Universitätskirche der 1620 gegründeten Benediktiner-Universität. Die Grundsteinlegung am 6. Mai 1696, und die Weihe im Jahr 1707. Die Wirkung des Innenraums vertraut auf die Architektur, während Stuck und Skulptur nur punktuell eingesetzt wurden.
Erzbischof Graf Thun hatte den Ursulinenorden aus Klagenfurt nach Salzburg berufen, um ein 1695 gestiftetes Mädchenerziehungsinstitut aufzubauen. Der Grundstein für den Neubau von Kirche und Kloster wurde 1699 gelegt. Die Anlage wurde 1705 geweiht.
Nachdem Fischer von Erlach bereits 1694 auf dem Areal ein Casino errichtet hatte, entstand um 1700 die Idee, die Anlage durch ein „Schloss“ zu erweitern. Der eigenhändige Grundriss Fischers datiert ins Jahr 1702, sieben Jahre später war der Bau jedoch noch nicht vollendet.
Das letzte Werk Johann Bernhard Fischer von Erlachs in Salzburg ist der Hochaltar der Franziskanerkirche in Salzburg (1708/09). Der spätgotische Altar Michael Pachers wurde durch eine neue Anlage Fischer von Erlachs ersetzt. Die Gnadenmadonna des älteren Altars, die seit der Gegenreformation verehrt wurde, blieb im Zentrum erhalten. Die Struktur des Altars lehnt sich an Portale – z. B. von dem vermutlich etwas früher umgestalteten Palais Dietrichstein – an und durch einen hohen Auszug überkrönt.
1704 reiste Fischer von Erlach nach Berlin an den Hof von König Friedrich I. (reg. ab 1701); dort stellte er dem Preußen-König einen Entwurf für ein „königliches Lust-gebäudte“ vor. Der Wiener Architekt konnte allerdings in Preußen nicht reüssieren und keinen Auftrag an Land ziehen. Der Wiener Architekt studierte die Werke Schlüters, allen voran das Berliner Stadtschloss. Die im Anschluss daran geplante Fahrt nach England kam vermutlich nicht mehr zustande.
Karl VI. wurde im Frühjahr 1712 zum Kaiser gekrönt, und Fischer von Erlach musste sich bei dem neuen Herrscher präsentieren. Der Architekt widmete daher dem neuen Kaiser das halbfertige Manuskript der „Historischen Architektur“. In der Widmungsinschrift wird der „neue August“ darauf hingewiesen, dass er dem Vorbild seiner antiken Vorgänger in der Baukunst (als Auftraggeber) folgen sollte. Der Kaiser entwickelte in den folgenden Jahren eine beachtliche Baupolitik, der an der römischen Antike orientierte Stil ging als „Kaiserstil“ in die österreichische Kunstgeschichte ein.
Die Strategie Johann Bernhard Fischer von Erlachs ging auf. Er wurde im Herbst 1712 wegen seiner „in der Baukunst erworbener trefflich guter Wissenschaft, Erfahrungen und an den Tag gelegter Proben“ in seinem Amt als „Inspector über alle Kays. Hoff- und Lustgebäude“ bestätigt. In der Folge versammelte Kaiser Karl VI. eine Gruppe von Gelehrten um sich, in der seine großen Bauprojekte diskutiert wurden. Zu ihren Mitgliedern gehörten Fischer von Erlach, der Philosoph G. W. Leibnitz, der Generalbaudirektor Graf Gundacker von Althan, der Hofantiquarius Carl Gustav Heraeus und der „concettist“ Konrad Adolph von Albrecht.
Die Böhmische Hofkanzlei steht in der Wipplingerstraße in Wien. Der Verwaltungsbau steht in der Tradition des adeligen Palastbaus und erfüllte auch repräsentative Zwecke. Der Mittelrisalit wird durch das klassische Motiv der Tempelfront betont und von einem Dreiecksgiebel bekrönt. Der reiche Skulpturenschmuck ist teilweise nicht gedeutet (weibliche Allegorien) oder bezieht sich auf Böhmen (Löwe, Könige).
Für Johann Leopold Donat Graf Trautson schuf Fischer von Erlach ab 1710 das Gartenpalais Trautson, 1070 Wien (heute: Justizministerium). 1709 war der Bauherr zum Obersthofmeister ernannt worden und für 1711 stand die Erhebung in den Reichsfürstenstand bevor. Das Palais Trautson vereint in sich Charakteristika eines Stadt- und eines Gartenpalais. Die Gründe dafür sind nicht bekannt; einzig das Gartenpalais Liechtenstein ist in Wien vergleichbar.
Johann Wenzel Graf Gallas war 1708 zum Landmarschall von Böhmen erhoben worden, ab 1713 sind Bauarbeiten für das Palais Gallas (später Clam-Gallas) in der Prager Altstadt dokumentiert. Im Gegensatz zu früheren Bauten betonte Fischer von Erlach nun die Eckrisalite, die er turmartig überhöhte. Leibnitz schlug Fischer von Erlach als Mitglied für eine geplante „Kaiserliche Akademie der Wissenschaften“ in Wien vor (erst 1847 gegründet, heute: Österreichische Akademie der Wissenschaften).
Von den Entwürfen für das Stift Herzogenburg von 1714/15 wurde nur der große Seitenrisalit umgesetzt. Das Landhaus Huldenberg, 1190 Wien, wurde als einfaches Gebäude ausgeführt (1972 abgebrochen).
Die Kurfürstenkapelle wurde von Franz Ludwig von Pfalz-Neuburg, Bischof von Breslau, Erzbischof und Kurfürst von Trier, 1715/16 in Auftrag gegeben. Fürst Schwarzenberg beauftragte Fischer von Erlach noch 1720 mit der Vollendung des neu erworbenen (ehem.) Palais Mansfeld-Fondi, das Lucas von Hildebrandt ab 1697 errichtet aber nicht fertiggestellt hatte. Mit einfachen Mitteln veränderte Fischer den Entwurf seines Konkurrenten in seinem Sinne und reduzierte den geplanten skulpturalen Schmuck.
Um 1705 schuf Johann Bernhard Fischer von Erlach für Kaiser Leopold I. die Josephssäule am Hohen Markt in 1010, Wien; ein Gelübde bei glücklicher Rückkehr aus den Kämpfen um die Festung Landau (1702).
Fischers Auftraggeber der Böhmischen Hofkanzlei war 1712 verstorben. Sein Schwager und Nachfolger im Amt des Kanzlers von Böhmen beauftragte Fischer von Erlach mit dem Entwurf eines Grabmals. Carl Gustav Heraeus, der kaiserliche Hofantiquarius, entwarf das Figurenprogramm, das Fischer von Erlach mit einem gebrochenen Obelisken umsetzte. Es ist das einzige Grabmal, mit dem er je beauftragt wurde.
Anlässlich des Ausbruchs der Pest 1713 wurde der Bau der Karlskirche gelobt. Sie ist ein Votivbau und sakrales Denkmal des gesamtes Reiches, aber auch ein staatstragendes Symbol der „pietas austriaca“.
Am 31. Oktober 1715 wurde dem Hofkriegsrat ein Lageplan zur Genehmigung vorgelegt. Fischer von Erlach konnte sich im Wettbewerb um den Bau der Karlskirche gegen Johann Lukas von Hildebrandt und Ferdinando Galli-Bibiena durchsetzen. Ende November/Anfang Dezember 1715 entschied sich der Kaiser für das Projekt Fischers. Die Grundsteinlegung erfolgte am 4. Februar 1716.
Die vielschichtige Karlskirche, deren Fassade in Richtung Hofburg schaut, gilt als Fischers Hauptwerk. Die Kirche ist dem hl. Karl Borromäus gewidmet, dem Schutzheiligen vor der Pest und Namenspatron Kaiser Karls VI. Die Kosten wurden von allen Teilen des Reichs übernommen. Fischer von Erlach verarbeitete im Entwurf zur Karlskirche unterschiedliche historische Vorbilder, so auch die Trajanssäule in Rom.
Erste Teile der Karlskirche waren unter 1720 Dach, und 1724/25 konnte die Kuppel der Karlskirche geschlossen werden; Johann Michael Rottmayr übernahm ab 1725 die Freskierung. Offenbar war der Denkmalcharakter in den frühen Jahren vorherrschend, denn erst 1733 übernahmen die Prager Kreuzherren mit dem roten Stern die geistliche Administration. Mit der Weihe des Hochaltars der Karlskirche 1737 war der Bau gänzlich vollendet.
Fischer erhielt im September 1718 den Auftrag für die Hofstallungen (heute: Museumsquartier, 1070). Sie konnten 600 Pferde fassen und befanden sich ca. 380 Meter vor der Hofburg. Die mehr als 300 Meter lange Fassade befindet sich gegenüber des Leopoldinischen Traktes der Hofburg und ist leicht geschwenkt. Der Architekt nahm Rücksicht auf den kaiserlichen Geflügelhof, stellte das Projekt in seiner „Historischen Architektur“ jedoch idealisiert dar. Formal nahm er Bezug auf die Domus Aurea des Nero, zumindest so wie er sie in der „Historischen Architektur“ selbst rekonstruiert hatte.
Obschon bereits 1716 Leibnitz von einer Planung der Hofbibliothek durch Fischer (?) berichtete, fiel die Entscheidung für den Bau erst 1722. Unter Einbeziehung der bereits 1681 begonnenen, aber unvollendet gebliebenen Reitschule sollte die Bibliothek im ersten Stock eingerichtet werden (heute: Prunksaal der Österreichischen Nationalbibliothek). Entgegen des heutigen Erscheinungsbilds war die Hofbibliothek ein eigenständiger Baukörper und nicht mit der Hofburg verbunden. Aufgrund des angeschlagenen Gesundheitszustands des älteren Fischer übernahm sein Sohn die Bauleitung. Die Fresken im Inneren wurden von Daniel Gran zwischen 1726 und 1730 ausgeführt; Franz Anton Maulpertsch überarbeitete 1769 die Ausmalung, da aus statischen Gründen Gurtbögen und Pilaster eingezogen werden mussten.
Anfang des Jahres 1722 wurde Johann Bernhard Fischer von Erlachs Sohn von seinem Studienaufenthalt in Paris nach Wien zurückgerufen. Der Vater war „wegen erreichten Alters und obhabender Leibs-Schwachheit“ nicht mehr in der Lage seinen Beruf auszuüben. In dieser Phase übernahm sein Sohn die Bauleitung von dessen Projekten, allen voran der Karlskirche und die Hofbibliothek.
Was Fischer von Erlach im ersten Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts tat, ist nicht genau nachvollziehbar. Seine wenigen Bauten aus dieser Zeit sind kaum bedeutend. Der Künstler selbst versicherte, dass er um und nach 1705 mit umfänglichen Arbeiten an seiner „Historischen Architektur“ begonnen hätte. Seine Beschäftigung mit der Architektur der Antike wirkte sich auf sein weiteres Schaffen als Architekt, seinen klassisch beruhigten Spätstil, aus.
Johann Bernhard Fischer von Erlach veröffentlichte 1721 sein architekturtheoretisches Hauptwerk, eine Sammlung von Kupferstichen im Folioformat mit dem Titel „Entwurff Einer Historischen Architectur“. Fischer hatte nach eigenen Angaben 16 Jahre daran gearbeitet. Er war ein hervorragender Zeichner, der exzellente Kupferstecher mit der Übertragung beauftragte. Drei Abschnitte der Sammlung enthielten Darstellungen von wichtigen Bauwerken der Vergangenheit, angefangen mit den Sieben Weltwundern. Die Quellenlage war oft mangelhaft, Fischer musste viele Wissenslücken durch fantasievolle Ergänzungen schließen. Für chinesische Bauten dienten ihm die Reiseberichte Joan Nieuhofs als Quellen. Im vierten Abschnitt stellte er eigene Werke vor. Das Werk gilt als erste universale Architekturgeschichte der Welt, wobei historische und archäologische Treue nicht das primäre Ziel waren. Fischers Kupferstichsammlung zielte nicht auf eine objektive Darstellung der Weltgeschichte der Baukunst, sondern sie stand im Dienst des wiedererstarkten habsburgischen Kaisertums, als dessen Hofarchitekt Fischer die Pracht imperialen Bauens durch sorgfältig ausgewählte Exempel der Geschichte legitimierte.
Johann Bernhard Fischer von Erlach starb am 5. April 1723 in Wien.
Johann Bernhard Fischer von Erlach war zwei Mal verheiratet.
Johann Bernhard Fischer von Erlach hatte vier Kinder aus erster Ehe.