Edgar Degas‘ Gemälde „Miss La La im Cirque Fernando“ (1879) steht im Mittelpunkt dieser Ausstellung. Dieses radikale Meisterwerk des Impressionismus hält einen außergewöhnlichen Moment fest und zeigt eine bemerkenswerte Figur – die Zirkuskünstlerin Miss La La oder Anna Albertine Olga Brown (1858–1945).
Großbritannien | London:
National Gallery of Art, Sunley-Zimmer
6.6. – 1.9.2024
Im Januar 1879 besucht der französische Maler Edgar Degas Aufführungen im neu erbauten Cirque Fernando in Paris. Dort ist er fasziniert von der Geschicklichkeit und dem technischen Können der Starakrobatin Miss La La, die voller Haltung und Anmut gerade dabei ist, internationalen Ruhm zu erlangen. Degas macht sie zum Thema eines seiner originellsten und fesselndsten Gemälde und fängt sie in einer ihrer eindrucksvollsten und gefährlichsten Kunststücken ein – als sie, an einem zwischen ihren Zähnen geklemmten Seil aufgehängt, spiralförmig zur Zirkusdecke wirbelt. Wenige Wochen nach seiner Fertigstellung präsentierte Degas das Bild auf der „Vierte Impressionisten-Ausstellung 1879“ in Paris (ab April 1879). Das Gemälde ist zweifellos eines der kompromisslosesten, gewagtesten und modernsten in der Schau.
Diese Ausstellung wirft einen genaueren Blick auf die Malerei von Degas und enthüllt der Öffentlichkeit erstmals neue Informationen über Miss La Las Leben und ihre Karriere. Ein bedeutendes Ensemble von vorbereitenden Zeichnungen zeigt Degas bei der Arbeit, wie er diese bemerkenswert talentierte Artistin beobachtete und skizzierte.
Miss La La wurde in Stettin (heute: Polen) als Tochter einer preußischen Mutter und eines afroamerikanischen Vaters geboren. In der Ausstellung wird die rassische Identität von Miss La La sowohl als Performerin als auch als Person thematisiert. Die Ausstellung zeigt aktuelle Forschungen zu dunkelhäutigen Modellen und wird den Namen von Miss La La – Anna Albertine Olga Brown – wiederherstellen und den Verlust der Identität nicht-weißer Models wiedergutmachen. Eine Auswahl von Plakaten zeugt von der brillanten Karriere von Miss La La, deren Ausmaß bis vor Kurzem noch nicht vollständig erfasst war – und von ihrem immensen Erfolg in Frankreich, England und weit darüber hinaus.
Die Ausstellung wird sich auch damit befassen, wie Degas farbige Menschen darstellte und mit ihnen in Beziehung stand. Obwohl er selbst der Sohn einer kreolischen Mutter (europäischer Abstammung) war und von der ethnischen Vielfalt fasziniert war, die er während seines Aufenthalts in New Orleans 1872/73 sah, wird angenommen, dass Degas nur zwei Werke gemalt hat, die farbige Menschen darstellen. Auf der Grundlage neuer Forschungsergebnisse wird ein Teil der Ausstellung seine komplexe Beziehung zur Darstellung diverser Hautfarben untersuchen.
Mit neuem Material – von seltenen, bisher unveröffentlichten Zeichnungen von Degas bis hin zu unveröffentlichten fotografischen Porträts von Miss La La – rückt die Ausstellung sie und das Gemälde ins Rampenlicht und erzählt ihre Geschichte zum ersten Mal in der Galerie.
Quelle: National Gallery of Art, London