Am 6. Dezember 2023 brachte Sotheby’s London ein bisher unbekanntes Blumenstillleben von Clara Peeters zur Auktion - und erzielte dafür GBP 698.500.- (€ 815.317.-; ohne Taxe). Das „Stillleben mit Rosen, Nelken, Tulpen, Narzissen, Schwertlilien, Nebelliebe, Rittersporn und anderen Blumen in einem Weidenkorb, mit einem Schmetterling und einer Grille“ wird um 1615 datiert und hebt sich durch die Wiedergabe eines Admiral-Schmetterlings von den Gemälden der flämischen Malerin ab. Das vor kurzem wiederentdeckte Gemälde ergänzt das Œuvre der Pionierin des Stilllebens in den südlichen Niederlanden. Das Gesamtwerk besteht bisher aus ca. 40 Werken und wurde jüngst in einer Ausstellung im Rockox Haus und im Prado wieder überprüft. Unter den bekannten Werken PeetersÄ befinden sich nur vier auf Kupfer gemalte; dieses hier ergänzt die Liste um ein fünftes Gemälde.1
Dieses Gemälde wurde kürzlich von Etienne van Vyve gereinigt und restauriert. In seinem Behandlungsbericht stellte der Restaurator fest, dass in der unteren linken Ecke eine Signatur sichtbar ist: „CLARA P“. Vorsichtshalber hat er dort den Firnis nicht entfernt; allerdings weist van Vyve darauf hin, dass bei der letzten Restaurierung diese Signatur nachgezogen worden sein könnte.2
Seit 1928 befindet sich das „Stillleben mit Rosen, Nelken, Tulpen, Narzissen, Schwertlilien, Nebelliebe, Rittersporn und anderen Blumen in einem Weidenkorb, mit einem Schmetterling und einer Grille“ in einer Adelssammlung in Brüssel und könnte einen neuen Auktionsrekord für die Renaissance-Malerin bringen. Aktuell wird es auf 500,000 bis 700,000 GBP taxiert.
Das Werk von Clara Peeters besticht durch realistisch und genau definierte Objekte, Tiere, Lebensmittel oder Pflanzen. In diesem anspruchsvollen Blumenstillleben hat Peeters sorgfältig eine Reihe zarter Blumen und Blüten wiedergegeben – darunter Rosen, Nelken, Tulpen, Narzissen, Schwertlilien, Nebelliebe und Rittersporn –, die aus einem Weidenkorb hervorquellen. Blütenblätter und Blüten sind auf den Steinvorsprung gefallen, auf dem der Korb ruht, während eine große Grille und ein Schmetterling die Szene in der Nähe beleben. Eine Lichtquelle beleuchtet von oben links jedes sorgfältig wiedergegebene Detail, während der Kontrast zur sanften Dunkelheit des Hintergrunds die Eleganz jedes Objektes wie auch die Brillanz der Farben noch verstärkt.
Ein charakteristisches Merkmal von Peeters‘ künstlerischem Werk ist das Einbeziehen ähnlicher Objekte und Elemente in ihre Stillleben. Diese variiert sie gekonnt in unterschiedlichen Anordnungen. Das versteigerte Stillleben weist beispielsweise kompositorisch große Ähnlichkeiten mit einer Tafel von Peeters im Kröller-Müller-Museum3 in Otterlo auf. Auch dort ist ein nahezu identischer Blumenkorb hinter einer silbernen Tazza zu sehen. Der gleiche Weidenkorb erscheint in mehrere andere Gemälde von Peeters, zum Beispiel als Obstgefäß in einem großen Gemälde im Ashmolean Museum, Oxford,4 sowie auf zwei weiteren Tafeln, die sich heute in einer Privatsammlung, Antwerpen, befinden.5 Darüber hinaus erscheint eine vergleichbare Auswahl und Anordnung von Blumen in ihrem Stillleben im Metropolitan Museum of Art, New York,6 in dem auch die gefallene weiße Rose zu sehen ist, und in ihrem Blumenstrauß mit einer Feldmaus und einer Ähre in einer Privatsammlung.7 Während in verschiedenen Beispielen von ihr eine nahezu identische Grille zu finden ist, ist dieses Kupfer das einzige Gemälde, auf dem ein Schmetterling mit ausgebreiteten Flügeln so deutlich zu sehen ist.
Clara Peeters war zweifellos eine Pionierin des Stilllebens, die den Weg für andere Künstlerinnen wie Rachel Ruysch und Maria van Oosterwijck ebnete. Obwohl über Peeters‘ Biografie nur sehr wenig bekannt ist, war sie mit ziemlicher Sicherheit in Antwerpen tätig, da mehrere Objekte in ihren Werken die Punzen dieser Stadt tragen. Es wurden verschiedene Versuche unternommen, die Malerin in den Archiven zu identifizieren. Der vielleicht überzeugendste Vorschlag stammt von Jean Bastiaensen aus dem Jahr 2016, der vorschlug, es handele sich um die Clara Lamberts, die 1587 in Mechelen geboren wurde und 1605 den Antwerpener Maler Hendrick Peeters heiratete und nach 1636 in Gent starb.8 Ihr Ruf als Künstlerin scheint sich weit über Antwerpen hinaus erstreckt zu haben, da in frühen Antwerpener Inventaren kaum Werke von ihr verzeichnet sind. Im Jahr 1666 finden sich jedoch bereits zwei Küchenstillleben von Clara Peeters in der königlichen Sammlung in Madrid.9
Abgesehen von den spärlichen biografischen Informationen macht die Tatsache, dass Peeters ihre Gemälde nur gelegentlich datierte, eine definitive Chronologie ihres Schaffens unmöglich. Ihr frühestes Stillleben stammt aus dem Jahr 1607 und zeigt Süßigkeiten, Rosmarin, Juwelen, eine brennende Kerze und zwei Gläser,10 alles aus einem deutlich erhöhten Blickwinkel dargestellt, eine kompositorische Wahl, die der Hypothese, dass sie Osias Beert der Ältere ihr Lehrer war, Gewicht verleihen könnte. Mehrere Werke von ihr werden auf das Jahr 1611 datiert, darunter eine Gruppe im Museo Nacional del Prado, Madrid11, aber ein bahnbrechendes Jahr für sie war um 1612, als sie ihre ersten unabhängigen Blumenstillleben malte.12