25.12.1911
Am 25. Dezember 1911 wurde Louise Joséphine Bourgeois als Tochter des Landschaftsarchitekten Louis Bourgeois und dessen Frau Joséphine (geb. Fauriaux) geboren. Ihre Schwester Henriette Marie Louise war schon 1904 geboren worden.
1912–1917
Die Familie mietete ein Haus in Choisy–le–Roi, in der Umgebung von Paris. Sie leben dort bis 1917. Hinter dem Haus befand sich einzweistöckiges Atelier für die Tapisserie-Arbeiter:innen.
1913
Geburt des Bruders Pierre Joseph Alexandre (24.1.)
1914/15
Bourgeois‘ Vater Louis und sein Bruder Désiré wurden eingezogen: Désiré wurde bereits in den ersten Kriegswochen getötet und Bourgeois' Vater verwundet und im Hospital von Chartres gepflegt. Louise und ihre Mutter wohnten in dieser Zeit in Aubusson im Haus der Großmutter. Sie besuchten den Vater im Spital.
1919
Bourgeois‘ Mutter erkrankte wahrscheinlich an der Spanischen Grippe. Louise kümmerte sich um sie und verbrachte die Winter mit ihr in Südfrankreich. Deshalb musste sie ihre Ausbildung im Lycée Fénelon abbrechen.
1922
Sadie Gordon Richmond wurde angestellt, um den Kindern Englisch beizubringen. Sie wurde die Geliebte des Vaters und lebte mit der Familie bis 1932.
1923
Die 12-jährige Louise Bourgeois wurde aufgrund ihres Zeichentalents gebeten, in der Teppichweberei auszuhelfen. Sie wurde Expertin für Beine und Füße. Erstes Tagebuch.
1925
Besuch der Ausstellung „Le Salon des Arts Décoratifs et Industriels Modernes“, wo sie erstmals den Art Deco Stil sowie Arbeiten von Friedrich Kiesler und Vladimir Tatlin kennenlernte.
1929
Aufnahme in die Zeichnungsabteilung der École Nationale d’Art Décoratif.
1932
Kurzes Studium an der Sorbonne: Integralrechnung und Geometrie. Bakkalaureat in Philosophie von der Universität von Paris mit einer Dissertation über Blaise Pascal und Emmanuel Kant. Reise nach Skandinavien und Russland. Tod der Mutter (September).
1933–1938
Kunststudium an der École des Beaux–Arts in Paris sowie Künstlerateliers am Montmartre und am Montparnasse bei Paul Colin (1934), Roger Bissière in der Académie Ranson (1936/37), Othon Friez an der Académie Grande-Chaumière (1937/38), Marcel Gromaire, André Lhote und Fernand Léger (1938).
1936
Erste eigene Wohnung in dem Haus, in dem André Breton seine Galerie Gradiva führte und Werke der Surrealist:innen ausstellte. Das Théatre de l’Académie Raymond Duncan und ein Prothesenmacher waren ebenfalls in diesem Haus eingemietet. Erste Ausstellungsbeteiligung in der Galerie de Paris.
1937
Kunstgeschichtestudium an der L’École du Louvre und Arbeit als Dozentin (Kunstvermittlerin) im Musée du Louvre.
1938: Galerie + Hochzeit
Ausstellungsbeteiligung in der Galerie Jean Dufresse. Eröffnung ihrer eigenen Kunstgalerie, wo Louise Bourgeois mit Drucken und Gemälden von Eugène Delacroix, Odion Redon, Suzanne Valadon, Henri Matisse und Pierre Bonnard handelte. Hier traf sie auch den amerikanischen Kunsthistoriker Robert Goldwater. Am 12. September Heirat mit Goldwater und Umzug nach New York.
1939
Adoption des dreijährigen Waisen Michel Olivier. Bourgeois schrieb sich an der Art Students League in New York ein. Sie begann Drucke anzufertigen und mit einer Beteiligung im Brooklyn Museum auszustellen. Erste Gemälde und Zeichnungen in den USA. Da Goldwater ein bedeutender Kunsthistoriker und Herausgeber war, traf Bourgeois viele wichtige Künstler, Galeristen, Sammler:innen ihrer Zeit.
1940
Michel Bourgeois (1936–1990) kam am 21. Mai 1940 in New York an; am 4. Juli 1940 Geburt ihres Sohnes Jean–Louis Bourgeois (1940–2022).
1941
Geburt des Sohnes Alain Matthew Clement Bourgeois (12.11.1941). Experimente mit lebensgroßen, hölzernen Skulpturen auf dem Dach ihres Wohnhauses in Manhattan, New York.
1943
Teilnahme an einer Ausstellung im Metropolitan Museum of Art (MET), um den Krieg zu unterstützen. Gemeinsam mit André Masson und Alexander Calder erhielt sie für ihre Teilnahme an „The Arts in Therapy: A Competition and Exhibition“ im MET eine ehrenvolle Erwähnung.
1945
Erste Einzelausstellung in der Bertha Schaefer Gallery in New York, wo sie zwölf Gemälde präsentierte. Teilnahme an Gruppenausstellungen der Abstrakten Expressionisten (Motherwell, Pollock, Rothko, de Kooning). Gemeinsam mit Marcel Duchamp kuratierte sie die Ausstellung „Documents, France 1940–1944: Art–Literature–Press of the French Underground“ in der Norlyst Gallery. Teilnahme an der Gruppenausstellung „The Women“ in Peggy Guggenheims Art of This Century Gallery. Erste Ausstellungsbeteiligung im Whitney Museum of American Art (bis 1952 jährlich).
1946
Im Atelier 17 von Stanley William Hayter machte sie Drucke und traf Yves Tanguy, Le Corbusier und Joan Miró.
1947
Zweite Einzelausstellung in der Norlyst Gallery. Louise Bourgeois stellte siebzehn Gemälde aus.
1949
Erste Einzelausstellung als Bildhauerin in der Peridot Gallery in New York.
1950
Bourgeois unterschrieb eine Petition zugunsten von 18 Malern, die als „the Irascibles“ bekannt geworden waren – darunter Newman, Reinhardt, Pollock, Rothko, de Kooning. Sie protestierte gegen die konservative Auswahl für eine Ausstellung amerikanischer Malerei im Metropolitain Museum of Art, New York. Ihre zweite Einzelausstellung unter dem Titel "Louise Bourgeois: Sculptures" wurde in der Peridot Gallery eröffnet.
1951
Tod des Vaters Louis. Erster Ankauf eines Museums durch Alfred H. Barr für das Museum of Modern Art, New York ("Sleeping Figure").
1952
Bourgeois entwarf die Bühnenbilder für „The Bridegroom of the Moon“ von Erick Hawkins (Mann von Martha Graham).
1955
Erhielt die amerikanische Staatsbürgerschaft.
1960
Tod ihres Bruders Pierre. Während der 1960er Jahre begann Louise Bourgeois mit organischen Formen und weniger festen Materialien zu experimentieren (Gips, Latex, Gummi). Zudem begann sie, Kunst an öffentlichen Schulen zu unterrichten, darunter das Brooklyn College und das Pratt Institute, Brooklyn.
1964
Erste Einzelausstellung seit elf Jahren mit neuen Werken in Gips und Latex. Im Art International erscheint ein Artikel von Daniel Robbins über die Entwicklung von Louise Bourgeois‘ Kunst, ihren Kontext, ihre Materialverwendung.
1967–1968
Erste Reise nach Pietrasanta (Italien), um in Marmor und Bronze zu arbeiten. Bis 1972 kehrte sie regelmäßig wieder. Bourgeois begann sich aktiv für politische und feministische Veranstaltungen zu interessieren. Ihre Arbeiten wurden expliziter sexuell konnotiert. Während der 1970er Jahre nahm Bourgeois an Demonstrationen, Wohltätigkeitsveranstaltungen, Podiumsdiskussionen und Ausstellungen, die mit Feminismus zu tun hatten, teil.
1973
Künstlerstipendium vom National Endowment for the Arts. Tod ihres Mannes (26.3.).
1974
Neben Einzelausstellungen lehrte sie an verschiedenen Institutionen, darunter die School of Visual Arts in New York City (bis 1977), die Columbia University, Cooper Union, New York Studio School und die Yale University.
1977
Ehrendoktorat von der Yale University.
1978
Erste Skulptur für den öffentlichen Raum. Beginn der institutionellen Anerkennung ihrer Leistungen in den USA:
1980
Kauf eines Ateliers in Brooklyn, das ihr erlaubte, in noch nie dagewesenen Größen zu arbeiten. Tod ihrer älteren Schwester Henriette.
1981
Kauf eines verlassenen Hauses in Staten Island für ihren Sohn Michael, das dieser aber nie bewohnte. Es wurde in die Skulptur „Maison Vide“ verwandelt. In Carrara (Italien) entstanden zwölf neue Arbeiten aus Marmor.
1982
Erste Retrospektive einer Künstlerin im MoMA ist Louise Bourgeois gewidmet! Im Dezember–Heft von Artforum veröffentlichte sie einen autobiografischen Text über ihre Familie.
1983
Zum Mitglied der American Academy und dem Institute of Arts and Letters in NYC gewählt. Ehrendoktorat vom Massachusetts College of Art in Boston, Offizier der Ehrenlegion.
1985
„Retrospective 1947–1984“, Ausstellungen bei Maeght–Lelong in Paris und Zürich (Februar bis März 1985), sowie „Louise Bourgeois: Nature Study“ in der Serpentine Gallery in London (185.-23.6.1985).
1988
In Carrara arbeitete sie mit rosa Marmor.
1989
Bourgeois begann große Installationen zu erarbeiten, die Vorläufer zu ihren „Zellen“ wurden. Erste europäische Retrospektive im Frankfurter Kunstverein, die weiter nach München, Lyon, Barcelona, Bern und Otterloo reiste.
1990
Erhielt den Sculpture Center Award for Distinction in Sculpture vom Sculpture Center in NYC. Tod ihres Sohnes Michael.
1991
Erhielt den Preis fürs Lebenswerk vom International Sculpture Center in Washington DC und den Grand Prix für Skulptur des französischen Kulturministeriums. „Cell I“ bis „Cell VI“ wurden in der Carnegie International in Pittsburgh ausgestellt.
1992
Bourgeois begann Kleidung und Skulpturen aus Stoff einzubauen. „Homely Girl“, eine Zusammenarbeit zwischen Arthur Miller und Bourgeois, erschien bei Peter Blum Editions.
1993
Teilnahme an der Biennale von Venedig. Erste große „Spinne“ im Brooklyn Museum.
1997
National Medal of Arts durch Präsident Clinton verliehen.
1998
Aufnahme in die Nationale Akademie in New York.
1999
Erhielt den Wexner Preis, den Praemium Imperiale Award. Teilnahme an der 48. Biennale von Venedig. Erhielt den Goldenen Löwen.
2000
Eröffnungsinstallation in der Turbinenhalle der Tate Modern.
2001
Die Eremitage in St. Petersburg widmete ihre erste Ausstellung eines lebenden, amerikanischen Künstlers Louise Bourgeois. Vor dem New Yorker City’s Rockefeller Center wurde u. a. die Bronze–Spinne „Maman“ aufgestellt.
2002
Teilnahme an der Documenta 11 in Kassel.
2003
Erhielt den israelischen Wolf Prize, das Ehrendoktorat der Universität von Illinois.
2004
Auftrag vom Seattle Art Museum für einen Brunnen für dem Olympic Sculpture Paris, der 2007 enthüllt wurde. Skulptur für die Phoenix Public Art.
2005
Ehrenmedaille von der Pennsylvania Academy of the Fine Arts in Philadelphia. Teilnahme an der 51. Biennale von Venedig.
31. Mai 2010
Am 31. Mai 2010 starb Louise Bourgeois im Alter von 98 Jahren.