1922
Am 8.12.1922 wurde Lucian Freud in Berlin geboren.
1933–1937
Emigration der Familie nach England: Freud besuchte die fortschrittliche Dartington Hall School in Devon, wo er seine Tage lieber bei den Pferden im Stall verbrachte als zu lernen. Danach Bryanston School in Dorset.
1938
Sigmund Freud folgte der Familie ins Londoner Exil. Freuds Zeichnungen waren in einer Ausstellung von Kinderzeichnungen der Guggenheim-Jeune Gallery in der Londoner Cork Street ausgestellt. Nach dem Verweis von der Bryanston School verbrachte er ein Trimester an der Central School of Arts and Crafts. Meinte, sein Leben hätte erst begonnen, als er im Künstlerviertel Soho abhängen konnte.
1939
Freundschaften mit Stephen Spender (1905–1995), Cyril Connolly (1903–1974) und dem Sammler Peter Watson (1908–1956). Aufnahme in der East Anglian School of Painting and Drawing in Dedham, Suffolk, die Kunstakademie brannte (er) aber ab. Freud erhielt die britische Staatsbürgerschaft. Verbrachte drei Monate in einer Bergarbeiterhütte in North Wales.
1940
Lucian Freud porträtierte den Autor Stephen Spender, Connollys Literaturmagazin Horizon veröffentlichte die Zeichung „Selbstporträt“, der Direktor der National Gallery Sir Kenneth Clark bewunderte Freuds Arbeit.
1941–1942
Nach drei Monaten in der Handelsmaine wurde Lucian Freud ausgemustert. Zeitweise Rückkehr an die East Anglian School of Painting, besuchte den Aktzeichenkurs am Goldsmith`s College in New Cross.
1944–1945
Lucian Freud lernte über den gemeinsamen Freund Graham Sutherland den Maler Francis Bacon (1909–1992) kennen. Malte Lorna Wishart, geb. Garman.
1946
Freud verbrachte mit einem Stipendium der London Gallery zwei Monate in Paris, wo er sich mit Picasso (1881–1973) und Giacometti (1901–1966) anfreundete. Stand für sie Modell. Erste Radierungen. Gemeinsam mit dem Maler John Craxton (1992–2009) fünf Monate auf der Insel Poros (Griechenland). Ausstellung in der Lefevre Gallery.
1947
Kitty Garman (1926–2011) wurde sein Modell. Die London Gallery stellte Freud und Craxton aus. Rückkehr nach Paris, um die Internationale Surrealismus-Ausstellung zu besuchen, bevor er mit Kitty nach Südfrankreich aufbrach.
1948–1949
Heirat mit Kitty Garman und Geburt der Tochter Annie. Illustrierte „The Equilibriad“ von William Sansom, lehrte zeitweilig als Gastdozent an der Slade School of Fine Art. Das Institute of Contemporary Arts in London zeigte seine Arbeiten.
1950
Übergang von der Zeichnung zur Malerei. Porträtierte Ann, Viscountess Rothermere (1913–1981). Durch sie lernte Freud seine spätere, zweite Frau Lady Caroline Blackwood (1931–1996) kennen. Ausstellung in der Hanover Gallery / London.
1951
Lucian Freud erhielt den Preis des Arts Council of Great Britain beim Festival of Britain für „Interior in Paddington“, einem Porträt von Harry Diamond. Er wurde vom Kunsthistoriker Herbert Read als „Ingres des Existentialismus“ bezeichnet. Die Freuds mieteten ein Zimmer in Dublin.
1952
Freud malte sein erstes Porträt von Francis Bacon, dann auch John Minton. Reise mit einem Bananendampfer nach Südamerika, wo er Anne und Ian Fleming auf deren Anwesen Golden Eye besuchte. Brannte mit Caroline Blackwood nach Paris durch und malte „Girl in Bed“
1953
Heirat mit Lady Caroline Blackwood (1931–1996)
1954
Teilnahme an der 27. Biennale von Venedig mit 22 Gemälden (gemeinsam mit Francis Bacon und Ben Nicholson). Malte in diesem Jahr sein letztes Bild im Sitzen und wechselte auf Arbeiten im Stehen.
1955
Blackwood beschrieb, dass sie fast jeden Abend und auch Mittag mit Francis Bacon Abendessen einnahmen. Im French Pub in Soho stellte Bacon Lucian Freud den Maler Frank Auerbach vor. In der Young Artist`s Exhibition des Daily Express bekam „Hotel Bedroom“ den zweiten Platz.
1957
Erste Ausstellung in Paris. Die Ehe ging zu Ende, Freud trieb sich in Soho mit Kriminellen herum.
1958
Angeregt durch Francis Bacon, wechselte Freud vom feinen Zobelhaarpinsels zum Schweineborstenpinsel. Ausstellungen in der Galerie Markborough Fine Art / London.
1960–1961
Lucian Freud bereiste Frankreich: Sah den „Isenheimer Altar“ (1512–1516) von Matthias Grünewald (um 1470–1528), das Musée Ingres in Montauban, die Gemälde Goyas in Castres und jene Courbets in Montpellier.
1962–1963
Abriss des Ateliers in Delamare Terrace, Umzug nach Paddington, 124 Clarendon Crescent. Reiste nach Haarlem (Niederlande), um eine Frans-Hals-Ausstellung zu sehen.
1963
Ausstellung in der Marlborough Fine Art Gallery, London.
1964
Lucian Freud war Gastdozent der Norwich School of Art; seine Studenten sollten Akte von sich selbst malen. Er selbst wurde gemeinsam mit Frank Auerbach von Francis Bacon porträtiert.
1965–1966
Umzug nach 227 Gloucester Terrace, auch Paddington (bis 1972)
1967
Gemeinsam mit Bacon besuchte Freud die Zentenar-Ausstellung im Musée des Beaux-Arts de la Ville de Paris, in der Ingres geehrt wurde.
1968
Ausstellung in der Marlborough Fine Art Gallery, London.
1968–1969
„Interior with Plant“ und „Reflection Listening (Selt-Portrait)“ wurden vollendet.
1970
Tod des Vaters Ernst Freud. Porträtierte Harry Diamond. Lucian Freuds Mutter, Lucy, beging einen Selbstmorversuch, wurde gerettet, war jedoch tief depressiv.
1971–1972
„Portrait of a Man“, Andrew Cavendish, 11th Duke of Devonshire, beschrieb die vielen Porträtsitzungen als lebensbestimmend. Umzug nach Maida Vale, 19 Thorngate Road; fing an, seine Mutter zu malen, da sie – wie er formulierte – ihr Interesse an ihm verloren hatte.
1974
Das Arts Council (Hayward Gallery) richtete Lucien Freud die erste Retrospektive aus. Beschrieb sein Werk: „Meine Arbeit ist rein autobiografisch. Es geht um mich und meine Umgebung. Es ist ein Versuch, Bilanz zu ziehen. Ich arbeite mit Menschen, die mich interessieren und die mir wichtig sind, in Räumen, die ich bewohne und kenne.“
1975–1976
Lucian Freud zeichnete wieder und malte Frank Auerbach. Führte das kompakte Kremserweiß mit Bleikarbonat in seine Malerei ein.
1976
Freud stellte gemeinsam mit R.B. Kitaj (1932–2007), Auerbach und Bacon in „The Human Clay“ im Arts Council aus.
1977–1980
Lucian Freud zog nach Holland Park und mit seinem Atelier nach Notting Hill. Gastdozent an der Slade School of Fine Art, wo er die Malerin Celia Paul (* 1959) kennenlernte. Sie wurde sein Modell für „Naked Girl with Egg“ (1980/81) und „Painter and Model“ (1986/87).
1981
Die Ausstellung „The New Spirit in Painting“ in der Royal Academy zeigte einige seiner Arbeiten. Wurde gemeinsam mit Bacon, Kitaj und Auerbach als ein „Vater der neuen Figuration“ gefeiert.
1982
Begann erneut mit Radierung zu arbeiten: „Portrait of Lawrence Gowing“, dessen Freud-Monografie im selben Jahr erschien.
1983–1985
„Large Interior, WII (after Watteau)“ (1981/83) ist ein Gruppenporträt mit Bella Freud, Suzy Boyt, deren Sohn Kai, und Celia Paul. Zum Commander of the British Empire ernannt.
1987
Freud stellte in der National Gallery die Ausstellung „Artist`s Eye“ zusammen. Das British Council organisierte die erste große Freud-Retrospektive: Eröffnung im Hirshhorn Museum and Sculpture Garden in Washington, weitere Stationen in Paris, Berlin und London.
1989
Tod von Freuds Mutter Lucie
1990
Lucian Freud lernte den Performance-Künstler Leigh Bowery kennen, der bis zu dessem Tod vier Jahre später eines von Freuds Lieblingsmodelle wurde. David Dawson (* 1960), Maler und Fotograf, wurde Freuds Modell und Assistent.
1992
Porträtierte Bruce Bernard, mit dem er seit den 1940er Jahren befreundet war. „Still Life with Book“, das die „Geschichte Ägyptens“ von J.H. Breasted (1936) zeigt, aufgeschlagen auf den Seiten 120-121. Hatte das Buch 1930 erhalten. Es verkörperte für Lucian Freud die Macht des Porträts.
1993
Freud erhielt den Order of Merit. „Recent Work“ wurde in der Whitechapel Gallery ausgestellt und dann in New York und Madrid. „Evening in the Studio“ mit Sue Tilley, Freundin und Biografin von Leigh Bowery, entstand.
1994–1997
Die Dulwian Puicture Gallery stellte Freuds Gemälde von Leigh Bowery und Sue Tilley neben Alten Meistern aus. Tod von Bowery im Alter von 33 Jahren (31.12.1994)
1998
Freud malte den Kunsthistoriker John Richardson.
1999
Freud besuchte mehrmal die Ingres-Ausstellung in der National Gallery in London.
2000
Ließ sich von Jea-Siméon Chardins „Die junge Lehrerin“ zu zwei Bildern und zwei Radierungen inspirieren. Die Werke entstanden nächstens vor dem Original. Er besaß Paul Cézannes „Nachmittag in Neapel“, das ihn zu „After Cézanne“ anregte.
2001
Lucian Freud schuf das Porträt von Queen Elizabeth II (* 1926), die er „schon immer interessant fand“.
2002 Freud-Retrospektive in der Tate Gallery, weitere Stationen Barcelona und Los Angeles.
2003
Stellte Werke des von ihm immer bewunderten John Constable (1776–1837) für eine Ausstellung im Grand Palais zusammen. So war sein „Naked Portrait Standing“ (1999-2000) bewusst Constables „Study of the Trunk of an Elm Tree“ (London, V&A Museum) nachempfunden.
2003–2004
Lucian Freud porträtierte seinen Freund Andrew Parker Bowles (* 1939) in „The Brigadier“ nach „Colonel Frederick Gustavus Burnaby“ von James Tissot. Das Gemälde war erstmals in der Ausstellung „Lucian Freud: Recent Paintings and Etchings“ in der Wallace Collection, London zu sehen.
2004
Fotos von David Dawsond, die Freud bei der Arbeit zeigen, wurden in der National Portrait Gallery ausgestellt. „Man with a Blue Scarf“ porträtiert Martin Gayford, es entstand in 40 Sitzungen.
2005
Die von William Feaver kuratierte Retrospektive im venezianischen Museo Correr wurde gleichzeitig mit der 51. Biennale von Venedig gezeigt.
2006
„Auerbach and Freud at the V&A“ brachte die Werke der beiden Freunde wieder zusammen.
2007–2008
„Lucian Freud Etchings“ im MoMA, New York.
2010
„Lucien Freud: L`Atelier“ im Centre Pompidou, Paris.
2011
Am 20. Juli 2011 starb Lucian Freud im Alter von 88 Jahren.