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London | National Gallery: Lucian Freud. Neue Perspektiven

Lucian Freud, Girl with Roses, Detail, 1947/48 (Courtesy of the British Council Collection. Photo © The British Council © The Lucian Freud Archive / Bridgeman Images)

Lucian Freud, Girl with Roses, Detail, 1947/48 (Courtesy of the British Council Collection. Photo © The British Council © The Lucian Freud Archive / Bridgeman Images)

Die Ausstellung präsentiert die Gemälde eines der berüchtigtsten figurativen Maler Großbritanniens: Lucian Freud (1922–2011). Diese erste große Retrospektive von Lucian Freuds Werk seit 10 Jahren vereint Gemälde aus mehr als sieben Jahrzehnten. Sie umfasst sein lebenslanges Werk und zeigt, wie sich Freuds‘ Malerei während 70 Jahren Praxis von seinen frühen und intimen Werken zu seinen bekannten, großformatigen Leinwänden und seinen monumentalen Aktporträts veränderte.

Lucian Freud und die National Gallery in London

Als leidenschaftlicher Kenner europäischer Malerei und regelmäßiger Besucher der National Gallery of Art seit seinen frühesten Tagen in London stand Lucian Freud mit dem Museum in engem Kontakt. „Ich benutze die Galerie wie einen Arzt“, erzählte Freud dem Journalisten Michael Kimmelman. „Ich komme, um Ideen und Hilfe zu bekommen – um Situationen innerhalb von Bildern zu betrachten, anstatt ganze Bilder. Oft haben diese Situationen mit Armen und Beinen zu tun, daher ist die medizinische Analogie tatsächlich richtig.“1

1987 kuratierte Lucian Freud eine Ausgabe der berühmten „Artist’s Eye“-Ausstellungen der Galerie. Der Künstler wählte fast 30 Meisterwerke von Jean Siméon Chardin bis Edouard Vuillard und schrieb: „Was verlange ich von einem Gemälde? Ich bitte es, zu überraschen, zu stören, zu verführen, zu überzeugen.“ Für „Encounters – New Art from Old“ (2000) lud die die National Gallery 25 Künstler ein, Bilder aus der ständigen Sammlung auszuwählen, um sich damit auseinanderzusetzen und neue Werke zu schaffen. Freud wählte Chardins „Die junge Schulmeisterin“ als Inspiration für seine Radierung „After Chardin“.

Großangelegte Retrospektive in London

Mehr als 60 Gemälde machen die Entwicklung des Künstlers nachvollziehbar: Porträts von mächtigen Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens werden von privaten Studien von Freunden und Familie begleitet. Mit Porträts der Elite wie „HM Königin Elisabeth II.“ (um 1999-2001, Royal Collection, Her Majesty The Queen) reihte sich Lucian Freud in die Riege der Hofmaler europäischer Herrscherhäuser ein, darunter Peter Paul Rubens (1577–1640) oder Diego Velázquez (1599–1660). Dennoch vergaß er darüber nicht sein Umfeld, einschließlich seine eigene Mutter, der er unablässig seine Aufmerksamkeit schenkte, und die er am Ende ihres Lebens auf ergreifende Weise dokumentierte.

Die vertraute, häusliche Kulisse weicht dem mit Farbe bespritzten Atelier des Künstlers – einem Ort, der sowohl Bühne als auch eigenständiges Werk wurde – und die stilisierten Merkmale seiner frühesten Arbeiten werden durch das fachmännisch wiedergegebene Fleisch seiner letzten Werke ergänzt. Die Freud-Ausstellung in der National Gallery, London, zeigt im Herbst 2022, wie sich die künstlerische Praxis im 20. und frühen 21. Jahrhundert veränderte, und gipfelt in einigen von Freuds monumentalen Aktporträts, die in der Darstellung der menschlichen Form schwelgen.

Neue Perspektiven

Lucian Freuds Berühmtheit überschattete oft seine Werke und den historischen Kontext, in dem sie entstanden. Diese Ausstellung der National Gallery of Art in London bringt neue Perspektiven auf ein außergewöhnliches Lebenswerk ans Licht. Sie blickt über die berühmt-berüchtigte Persönlichkeit Freuds hinaus und konzentriert sich auf das kompromisslose Engagement des Künstlers für die Malerei im 20. Jahrhundert.

Quelle: The National Gallery of Art, London
Kuratiert von Daniel F. Herrmann, Kurator für Moderne und Zeitgenössische Projekte an der National Gallery in Zusammenarbeit mit Paloma Alarcó, Chefkuratorin der Modernen Malerei, Museo Nacional Thyssen-Bornemisza, Madrid, wo die Freud-Ausstellung vom 14. Februar bis zum 18. Juni 2023 zu sehen ist.

Lucian Freud in der National Gallery London: Bilder

  • Lucian Freud, Girl with Roses, Detail, 1947/48 (Courtesy of the British Council Collection)
  • Lucian Freud, Girl with Roses, 1947/48 (Courtesy of the British Council Collectio)
  • Lucian Freud, Reflection with Two Children (Self-portrait), 1965 (Museo Nacional Thyssen-Bornemisza, Madrid)

Beiträge zu Lucian Freud

15. Juni 2023
Gerhard Richter, Zwei Kerzen, 1982 (Yageo Foundation Collection © Gerhard Richter 2022 (0153)

London | Tate Modern: Capturing The Moment Malerei und Fotografie im Dialog | 2023/24

Diese Ausstellung feiert die Malerei des 20. und 21. Jahrhunderts und zeigt, wie einige der größten modernen Maler Momente in der Zeit festgehalten haben. Die wechselseitige Beeinflussung von Malerei und Fotografie stehen im Fokus dieser Sammlungspräsentation.
10. November 2022
Georges Seurat: Les Poseuses, Ensemble (Petite version), Öl-Lw, 39,3 x 50 (Privatsammlung)

New York | Christie’s: Paul Allen-Auktion bricht Weltrekord Seurat, Cézanne, van Gogh, Klimt | 2022

18 Weltrekorde an einem Abend: Auktion der Paul G. Allen Collection brachte neue Höchstpreise u.a. für Seurat, Cézanne, Gauguin, Van Gogh, Klimt, Manet, Jasper Johns und Lucian Freud.
16. Juli 2022
Lucian Freud, Reflection with Two Children (Self-portrait), Detail, 1965 (Museo Nacional Thyssen-Bornemisza, Madrid © The Lucian Freud Archive / Bridgeman Images / photo Museo Nacional Thyssen-Bornemisza, Madrid)

Madrid | Museo Nacional Thyssen-Bornemisza: Lucian Freud Neue Perspektiven | 2023

Lucian Freuds wahres Interesse während seiner gesamten Arbeit galt der Malerei, die er als Malerei auf Malerei zu präsentieren gedachte - inspiriert von den großen Meistern der Kunstgeschichte.

Aktuelle Ausstellungen

27. November 2023
Alexandra Exter, Drei Frauen, Detail, 1909-1910 (National Art Museum Ukraine)

Brüssel | Königliche Kunstmuseen: Moderne in der Ukraine 1900–1930er Im Auge des Sturms | 2023/24

„In the Eye of the Storm“ zeigt eine Reihe künstlerischer Stile und vielfältiger kultureller Identitäten anhand von über 60 Werken. Die meisten Arbeiten sind Leihgaben des Nationalen Kunstmuseums der Ukraine (NAMU) und des Museums für Theater, Musik und Kino der Ukraine, die in Westeuropa touren, um sie während der anhaltenden russischen Invasion in der Ukraine zu schützen.
24. November 2023
Amedeo Modigliani, Chaim Soutine

Stuttgart | Staatsgalerie: Amedeo Modigliani Moderne Blicke | 2023/24

Die Ausstellung zeigt rund 100 Gemälde und Papierarbeiten des Italieners und stellt ihnen Werke aus dem Pariser Umfeld, von Gustav Klimt, Egon Schiele oder Ernst Ludwig Kirchner gegenüber. Erstaunliche Parallelen werden sichtbar, genauso wie die Außergewöhnlichkeit von Modiglianis Kunst.
24. November 2023
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Bonn | Bundeskunsthalle: Immanuel Kant und der Geist der Aufklärung | 2023/24

Die Ausstellung soll das Werk Immanuel Kants einem philosophisch nicht vorgebildeten, explizit auch jungen Publikum mittels innovativer, leicht zugänglicher Vermittlungsformate nahebringen. Dabei sollen die vier berühmten kantischen Fragen die Ausstellung inhaltlich strukturieren: „Was kann ich wissen? Was darf ich hoffen? Was soll ich tun? Was ist der Mensch?“
  1. Michael Kimmelman, Portraits: Talking with Artists at the Met, the Modern, the Louvre and Elsewhere, London 1998.