Die Auseinandersetzung mit Zeit, Sprache und Geschichte steht im Zentrum der künstlerischen Arbeit des 1992 in Neu-Delhi gegründeten Raqs Media Collective. Unter Einsatz verschiedener Medien vereinen die drei Mitglieder Jeebesh Bagchi (* 1966), Monica Narula (* 1969) und Shuddhabrata Sengupta (* 1968) zeitgenössische Kunstpraxis mit historischer und philosophischer Spekulation, Geschichtsforschung und Theorie, wobei sie soziale und politische Bedingungen im globalen Kontext in den Blick nehmen.
Deutschland / Düsseldorf: K21 Ständehaus
21.4. – 12.8.2018
Ausgangspunkt der Ausstellung ist Raqs' Faszination für das Phänomen Zeit, ein Thema, das die Künstler bereits seit den Anfängen ihrer Zusammenarbeit intensiv beschäftigt. In Arbeiten wie „Escapement“ (2009) oder „Re-Run“ (2013) spekulieren sie: Was ist Zeit? Was bedeutet es, Zeit zu messen? Und in welcher Beziehung steht Zeit zu Raum und Geschichte? Dem Besucher werden verschiedene Dimensionen von Zeit vor Augen geführt – von einem Herzschlag oder einer Atempause, über historische Episoden bis hin zur Unendlichkeit. Sie regen dazu an, gängige Vorstellungen von Zeit, ihre disziplinierende Funktion im Alltag und ihre grundlegende Rolle bei der kapitalistischen Organisation von Arbeit neu zu hinterfragen.
Als wesentliches künstlerisches Material und Medium dient Raqs die Sprache. Seien es Wortspiele und Neologismen, die sie in Werktitel integrieren und in Texten verweben oder illuminierte Installationen, in denen sie Buchstaben in regelmäßigen Rhythmen hell aufleuchten lassen. Das Spiel mit Sprache erlaubt es ihnen, verschiedene Lesarten zuzulassen, besetzte Begriffe und Konzepte aufzubrechen und lineare Erzählungen zu untergraben. So ist auch der Name des Kollektivs ein Spiel mit Sprache: „Raqs“ geht zurück auf ein Wort aus der islamischen Mystik, welches den ekstatischen Zustand bezeichnet, in den sich Sufi-Derwische versetzen, wenn sie tanzen. Es beschreibt einen hoch konzentrierten und zugleich permanent bewegten Modus, der auch das Schaffen der international agierenden Künstlergruppe treffend zusammenfasst. Gleichzeitig kann Raqs als Akronym für „Rarely Asked Questions [Selten gestellte Fragen]“ verstanden werden.
Mit ihrer Ausstellung eröffnen Raqs einen neuen Möglichkeitsraum, der den Betrachter einlädt, das Bewusstsein für die grundsätzliche Ambivalenz dieser Welt zu schärfen und etablierte Methoden, Narrative und Denkmuster auf den Prüfstand zu stellen.
(Quelle: Pressetext)