Jean Dubuffets Art Brut! - Art Brut in der Kunst, Naive Kunst (Bilder) betvisa online casino msw casino casino app marvel casino mc casino more glory casino mega casino app lv18 casino most play casino casino score live mcw casino 2022 live casino login casino online bangar casino tuuwa casino glory nagad casino karkiya casino fancy win casino ncw casino mega casino world bangladesh casino live score
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Jean Dubuffets Art Brut! Die Anfänge seiner Art Brut Sammlung erstmals im Museum Gugging

Pascal-Désir Maisonneuve, Der Tartar, 1927/28, Assemblage verschiedener Muschelschalen (Foto: Claude Bornand, AN, Collection de l’Art Brut, Lausanne)

Pascal-Désir Maisonneuve, Der Tartar, 1927/28, Assemblage verschiedener Muschelschalen (Foto: Claude Bornand, AN, Collection de l’Art Brut, Lausanne)

Jean Dubuffet (1901–1985) benutzte die Kunst von Outsidern, Kindern und Völkern Ende der 1940er Jahre als Schutzschild und Waffe gegen den Akademismus. Er prägte den Begriff Art Brut im Jahr 1947 – und über zwanzig Jahre setzte er sich in verschiedenen Texten mit seiner Theorie einer „brutalen, rohen, edel-herben Kunst“ auseinander. In der gleichen Zeit baute er eine Sammlung von internationalen Art Brut Künstlerinnen und Künstlern auf, die seit 1972 in Lausanne verwahrt wird. Das Museum Gugging zeigt 200 der wichtigsten Werke erstmals in Österreich – und feiert das 40jährige Bestehen der Collection de l’Art Brut in der Schweiz.

 

Jean Dubuffets Definition von Art Brut

„Die echte Kunst ist stets dort, wo man sie nicht erwartet!“ (Jean Dubuffet)

Dubuffet hatte als ehemaliger Weinhändler den Begriff Art Brut 1945 entwickelt und ausschließlich auf die von ihm gesammelten Werke angewendet wissen wollen.1 Die theoretische Auseinandersetzung von Jean Dubuffet mit der Art Brut setzte 1947 ein, als er gemeinsam mit Gleichgesinnten, darunter André Breton, den Verein „Compagnie de l’Art Brut“ gründete und einen gleichnamigen Text für die erste Lieferung der Zeitschrift verfasste. Zwischen November 1947 und Frühjahr 1948 organisierte der Künstler zudem Ausstellungen im „Foyer de l’Art Brut“, im Erdgeschoss der Galerie René Drouin 17, auf der Plâce Vendome.

Für Dubuffet war Art Brut eine „Gegenkunst“ zu der von ihm als „manieristisch“ empfundenen „kulturellen Kunst“. Art Brut, so Dubuffet, wäre die „wahre Kunst“, wäre sie doch aufgrund der „Distanz des Autors zur Kultur bzw. zur kulturellen künstlerischen Produktion“ gekennzeichnet. Selbstredend hatte der Künstler keine stilistischen oder historischen Charakteristika der Art Brut ausgemacht, sondern ihre spezifische Entstehungssituation garantierte Wahrhaftigkeit für ihn. Da er in geistig beeinträchtigten Menschen, die meist in einem psychiatrischen Krankenhaus interniert werden, die am weitesten von der Kultur und der Gesellschaft entfernten Personen zu entdecken glaubte, stellten Kunstwerke von Patientinnen und Patienten für Dubuffet „Kunst im Reinzustand“2 dar.

 

 

Entdeckung der Art Brut

Jean Dubuffet begann sich 1945 mit dem Aufbau einer eigenen Sammlung von Kunstwerken der Art Brut zu beschäftigen. Vom 5. Bis zum 22. Juli 1945 reiste er in Begleitung von Germaine und Jean Paulhan, Le Corbusier in die Schweiz, wo er von Paul Budry empfangen wurde. Über den Maler René Auberjonois kam Dubuffet in Kontakt mit den Anstalten von Lausanne und Bern, wo er Arbeiten von Adolf Wölfli, Aloïse Corbaz, Berthe Urasco und Heinrich Anton Müller entdeckte und diese zu sammeln begann.

„Zeichnungen, Gemälde, Kunstwerke aller Art, die von Unbekannten, von Besessenen geschaffen wurden, die durch spontane Impulse entstanden, die von Phantasie und Tollheit beseelt sind und sich nicht in den alten Gleisen der katalogisierten Kunst bewegen.“ (Jean Dubuffet in einem Brief an Charles Ladame, 1945)

 

 

Bereits im August des gleichen Jahres begann Jean Dubuffet, mit zahlreichen Psychiatern in Briefkontakt zu treten, die ihn maßgeblich bei seiner Suche nach Talenten unterstützten (Gaston Ferdiere vom psychiatrischen Zentrum Sainte-Anne, Charles Ladame, Jean Oury, Walter Morgenthaler). In diesen Briefen, wie dem oben zitierten an Charles Ladame, beschrieb Dubuffet die Kunst von psychisch Kranken erstmals als Art Brut.

 

Dubuffets Art Brut Sammlung

Die über 4.100 Werke aus Jean Dubuffets Art Brut Sammlung wurden von mehr als 100 Künstlerinnen und Künstlern geschaffen, dazu kommen noch weitere 1.200 Werke, die von Kunstschaffenden stammen, die sich nach Ansicht Dubuffets von der „akademischen Kunst“ weitestgehend entfernt hatten. Anfangs schloss der Avantgardist auch Werke von Kindern und der Volkskunst in seinen Art Brut-Begriff mit ein, was er später jedoch verwarf. Viele Talente fand der Maler in psychiatrischen Krankenhäusern, denn Dubuffet hatte sich 1948 dazu entschlossen, auch Kunstwerke von Menschen mit psychischen Problemen in seine Sammlung aufzunehmen. Damit setzte er sich gegen eine Definition von André Breton durch. Ärztinnen, Ärzte und Psychiater unterstützten den Sammler bei seinem Vorhaben. Dubuffets Sammlung zeigt auch auf, wie Dubuffet versuchte, den geografischen Raum möglichst weit zu fassen: Er bereiste die Schweiz, Belgien, Frankreich, aber auch Afrika oder Papua-Neuguinea und ließ sich Werke aus Brasilien schicken.

 

 

Der bekannteste Künstler aus Dubuffets Art Brut Sammlung ist der Schweizer Adolf Wölfli (1864–1930). Von 1895 bis zu seinem Tod lebte der an Schizophrenie erkrankte Mann in der Nervenheilanstalt Waldau, wo sein Psychiater Walter Morgenthaler mit „Ein Geisteskranker als Künstler“ 1921 das erste Buch über einen Art Brut Künstler schrieb. Morgenthaler hatte ab 1904 die Werke des unablässig Schaffenden gesammelt. Das Werk Wölflis besteht aus ca. 1.460 Zeichnungen, etwa 1.560 Collagen und 25.000 zu Heften gebundenen Seiten mit Erzählungen, Gedichten und Musikkompositionen. Jean Dubuffet lernte Adolf Wölfli nicht mehr persönlich kennen, entdeckte jedoch sein Werk 1945 während der „Ursprungsreise der Art Brut“ in die Schweiz.

 

 

Art Brut Ausstellungen: „Gegenkunst“ musealisieren

Seit seiner Entdeckung der Art Brut im Sommer 1945 hatte Jean Dubuffet vieles zusammengetragen, ein Netzwerk an Unterstützerinnen und Unterstützern aufgebaut und begonnen, illustrierte Publikationen über seine wichtigsten Künstlerinnen und Künstler zu verfassen: Adolf Wölfli, Aloïse, Somuk, Louis Soutter, Heinrich Anton Müller, Berthe Urasco, Auguste Forestier, Fleury-Joseph Crépin, Xavier Parguey. Am 15. November 1947 erhielt er im Untergeschoss der Pariser Galerie René Drouin einen Raum, wo er gemeinsam mit Michel Tapié Werke der Art Brut präsentieren konnte. Diese Ausstellungsfläche ging als „Foyer de l’Art Brut“ in die Kunstgeschichte ein. Ein Jahr später widmete Jean Dubuffet der Art Brut eine Ausstellung mit 102 Objekten, Statuen und Gemälden, u. a. von Maurice Charrieau, Pascal-Désir Maisonneuve, Henri Salingardes, Adolf Wölfli. Wohl ohne Schwierigkeiten erreichte Jean Dubuffet in den ersten Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg die von ihm „entdeckte“ Art Brut in den Intellektuellenkreisen von Paris zu etablieren. Zweifellos half ihm dabei André Breton, der Hohepriester des Surrealismus und Propagator der Weltkunst. Doch kaum, so scheint es, hatte er damit Erfolg, brach Jean Dubuffet mit seinen Unterstützern und Mentoren.

Am 14. Dezember 1948 gründete Dubuffet mit den Gleichgesinnten André Breton, Jean Paulhan, Charles Ratton, Henri-Pierre Roché und Michel Tapié den Verein Compagnie de l’Art Brut. Drei Monate zuvor war Dubuffet mit seinen Aktivitäten in ein Haus in der Rue de l’Université 17 übersiedelt, das ihm der Verleger Gaston Gallimard vermietete. Hier stellte der Verein kleine Präsentationen von Art Brut Künstlerinnen und Künstlern zusammen, die auch von Publikationen begleitet wurden.

Im Herbst 1949 organisierte Jean Dubuffet in den Räumlichkeiten der Galerie René Drouin eine Ausstellung mit 200 der von ihm zusammengetragenen Werke (von 63 Künstlerinnen und Künstlern). Titel und Katalogbeitrag waren Programm: „L’art brut préféré aux arts culturels [Rohe Kunst statt kultureller Kunst]“ Dubuffet löste den Verein im Herbst 1951 auf. Gleichzeitig überwarf er sich mit einem Mentor Paulhan, da dieser am 23. März 1951 den Prix littéraire de la Ville de Paris entgegennahm.

 

 

Dubuffets Art Brut Sammlung in den USA

Nach der Auflösung der Compagnie de l’Art Brut setzte Jean Dubuffet Hoffnung in amerikanische Unterstützer. Zu diesen zählte der Maler Alfonso Ossorio, der in Wainscott, Long Island, ein Haus besaß und dieses als Präsentationsort für Dubuffets Sammlung vorschlug. Zwischen 1951 und 1962 befanden sich 1.200 Werke aus dem Besitz des französischen Künstlers in South Hampton, in den Vereinigten Staaten. Wenn Dubuffet sich auch darüber mokierte, dass die Sammlung nicht schnell genug aufgestellt wurde, so hatte er doch kein Geld, um sie wieder nach Europa zurückzuholen. Die wenigen Besucher, die sie wohl in Long Island sahen, waren Clyfford StillBarnett Newman und Jackson Pollock, ohne jedoch allzu großes Interesse für die Art Brut Objekte zu entwickeln. Im Jahr 1954 lehnte Dubuffet eine Ausstellung in der Stable Gallery ab. Erst Ende der 1950er Jahre erwachte Dubuffets Interesse an der Art Brut erneut, und Dubuffet holte seine Sammlung zurück nach Paris.

 

Schenkung an Lausanne

Nach ihrer Rückkehr nach Frankreich organisierte das Musée des Arts Décoratifs in Paris eine große Art Brut Retrospektive (7.4.-12.6.1967), eine weitere fand in der Galerie Cordier und Eckström in New York (1968) statt. Jean Dubuffet entschied sich im Anschloss seine Sammlung der Stadt Lausanne zu schenken (Vertrag vom 24.10.1972), die ihrerseits das Château de Beaulieu für die Aufstellung zur Verfügung stellte. Auf diesem Weg ging Jean Dubuffets Sammlung in die Schweiz. Sie bestand aus 4.104 Werken der Art Brut sowie 1.200 Werken der „Collection Annexe“. Direktor Michel Thévoz eröffnete die Collection de l’Art Brut im Château de Beaulieu in Lausanne im Jahr 1976.

 

 

Jean Dubuffets Art Brut: Bilder

  • Adolf Wölfli, Symbole und Partitur, 1921, Grafitstift und Farbstift auf Papier (Foto: Marie Humair, AN, Collection de l’Art Brut, Lausanne)
  • Jeanne Tripier, Nordastral-Malereien, 1937, farbige Tinte auf Papier (Foto: Claudine Garcia, AN, Collection de l’Art Brut, Lausanne)
  • Henri Salingardes, Löwenmensch in Wappenform, 1936–1943, Zement mit eingelegtem Metall (Collection de l'Art Brut, Lausanne)
  • Xavier Parguey, Bärtiger Kopf, geschmückt mit einer nackten Frau, die auf einer Schlange liegt, 1943–1948, Schnitzerei in Holz (Collection de l'Art Brut, Lausanne)
  • Raymond R., genannt Raymond Oui, Selbstportrait, um 1948, Tinte und Farbstift auf Papier, Foto: Caroline Smyrliadis, AN, Collection de l’Art Brut, Lausanne)
  • Pascal-Désir Maisonneuve, Der Tartar, 1927/28, Assemblage verschiedener Muschelschalen, Foto: Claude Bornand, AN, Collection de l’Art Brut, Lausanne)
  • Joseph Heuer, Therritorien (Staatsrat), um 1907/1908, Grafitstift und Tinte auf Karton, Collection de l'Art Brut, Lausanne)
  • Robert Gie, Drei Personen, durchströmt von Ausdünstungen, um 1916, Grafitstift und Tusche auf Transparentpapier, Foto: Arnaud Conne, AN, Collection de l'Art Brut, Lausanne)
  • Gaston Dufour, Rinauser’hose, um 1948, Grafitstift auf Papier, Foto: AN, Collection de l’Art Brut, Lausanne)
  • Fleury-Joseph Crépin, Nr. 33 [Wunderbild], 1939-1947, Öl auf Leinwand, Foto: AN, Collection de l’Art Brut, Lausanne)
  • Maurice Charrieau, Märchenfigur, undatiert, Bleistift auf Karton, Collection de l’Art Brut, Lausanne)
  • Anonym, Geschnitzte Nuss, undatiert, Schnitzerei in Steinnuss, Collection de l'Art Brut, Lausanne)
  • Aloïse Corbaz, genannt Aloïse, Blühende Kuss-Szene in Gouache, 1947, Grafitstift und Gouache auf Papier, Foto: Olivier Laffely, AN, Collection de l’Art Brut, Lausanne, © Association Aloïse)
  • Albino Braz, Frau, ihrem Gatten Lebensmittel bringend, 1934–1949, Grafitstift und Farbstift auf Papier, Foto: Amélie Blanc, AN, Collection de l’Art Brut, Lausanne)
  • Joseph Degaudé-Lambert, Ohne Titel, 18. Jh. (Foto: Morgane Détraz, AN, Collection de l’Art Brut, Lausanne)
  • Jean Dubuffet, rue de Vaugirard, um 1946 (Foto © J. Cordier/Archives Fondation Dubuffet, Paris)

 

Literatur

  • Leonhard Emmerling, Die Kunsttheorie Jean Dubuffets, Heidelberg 1999.
  • Jean Dubuffet (Ausst.-Kat. Kunst Haus Wien), Wien 1995.
  1. Weitere Begriffe sind „Bildnerei von Geisteskranken“ (Hans Prinzhorn, Heidelberg), „Zustandsgebundene Kunst“ (Leo Navratil, Künstlerhaus Gugging), „Naive Kunst“; im anglo-amerikanischen Sprachraum verwendet man die Begriffe „Outsider Art“ (Roger Cardinal), „Visionary art“, „Self-taught art“ oder „Raw Art“ verbreitet, insbesondere nach der umfassenden Wanderausstellung „Outsiders“, die Cardinal gemeinsam mit dem Künstler und Sammler Victor Musgrave 1979 für das Arts Council of Great Britain organisiert hatte. Zur alleinigen Deutungshoheit von Jean Dubuffets Art Brut-Begriff siehe: Lucienne Peiry, Art brut. Jean Dubuffet und die Kunst der Außenseiter, Paris 2005, S. 222–223.
  2. So übersetzt Leonhard Emmerling in: Die Kunsttheorie Jean Dubuffets den Begriff Art Brut ins Deutsche. Seiner Ansicht nach fehlt der Übersetzung „Rohe Kunst“ der Aspekt des „Wilden“ und „Naturbelassenen“, der im Französischen mitschwingt. Siehe S. 137.
Alexandra Matzner
Gründerin von ARTinWORDS * 1974 in Linz, Studium der Kunstgeschichte, Geschichte und Romanistik in Wien und Rom. Seit 1999 Kunstvermittlerin in Wien, seit 2004 Autorin für verschiedene Kunstzeitschriften. Jüngste Publiktionen entstanden für das Kunsthaus Zürich, Schirn Kunsthalle Frankfurt, Albertina und Belvedere in Wien.