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Yves Klein: Biografie Bilder jenseits des Endlichen

Yves Klein bei der Betrachtung des Blauen Globus, ca. 1960, Fotomontage, Fotograf : Harry Shunk © VBK, Wien 2007

Yves Klein bei der Betrachtung des Blauen Globus, ca. 1960, Fotomontage, Fotograf : Harry Shunk © VBK, Wien 2007

Yves Klein (1928–1962) zählt zu den bedeutendsten Künstlern der Nachkriegszeit. Sein nur sieben Jahre währendes künstlerische Schaffen ist geprägt von monochromen Gemälden, Körperabdrücken, Feuerbildern und einem Sprung in die Leere. Kleins Werk zielt auf die Sichtbarmachung und Erlebbarkeit der grenzenlosen Freiheit des unendlichen Raumes, auf sinnlich-erfahrungsmäßige Aufhebung materieller Gravität resp. Gesetzmäßigkeit. Dafür machte Yves Klein die Farbe zum Vehikel des Unbestimmbaren. Grund für seine bedeutende Stellung in der Geschichte der Kunst ist seine radikale Auffassung von Malerei: Farbe erscheint nicht länger als Bildmittel, sondern ist Bild.

„Heute muss der Maler des Raums tatsächlich in den Raum gehen, um zu malen, aber er muss dies ohne Tricks, ohne Betrug tun, und auch nicht mit einem Flugzeug, einem Fallschirm oder einer Rakete. Er muss aus eigener Kraft gehen. Kurz, er muss in der Lage sein, in die Luft aufzusteigen.“ (Yves Klein)

 

Judo und Farbe

Am 28. April 1928 wurde Yves Klein als Sohn eins Künstlerehepaares in Nizza geboren: Sein Vater war der figurative Maler und Kunsthändler Fred Klein (1898–1990), ein Niederländer mit indonesischer Abstammung, und seine Mutter die erfolgreiche abstrakte Malerin Marie Raymond (1908–1989). Einige Monate nach der Geburt übersiedeln Yves Kleins Eltern nach Paris und lassen das Kind in der Obhut seiner Tante, Rose Marie Raymond (1902–1993). Mit ihr hatte Yves Klein daher ein sehr enges Verhältnis, sie unterstützte ihn auch finanziell immer wieder großzügig. Aufgrund finanzieller Schwierigkeiten aber auch während des Zweiten Weltkriegs lebte Yves Klein abwechselnd in Paris und Nizza bzw. zwischen 1939 und 1943 in der südfranzösischen Künstlergemeinde von Cagnes-sur-Mer, wo die Maler Hans Hartung (1904–1989) und Nicolas de Staël (1914–1955) zu den engen Freunden der Familie zählten. Früh spürte Klein ein intensives Farberleben und begann, sich mit der psychologischen Wirkung und Bedeutung einzelner Farben zu beschäftigen – als Künstler war er Autodidakt. Nach Kriegsende begann er sich mit Judo zu beschäftigen und lernte beim Training Arman, eigentlich Armand Pierre Fernandez (1928–2005), und Claude Pascal (1926–2017) kennen. An Judo schätzte Yves Klein besonders die Gleichwertigkeit von Körper und Geist, die er durch Zen-buddhistische Studien und Interesse für die Rosenkreuzer erweiterte.

Erste monochrome Bilder entstanden um 1950 während eines Aufenthalts in London mit seinem Jugendfreund Claude Pascal. Yves Klein arbeitete beim Rahmenmacher und Vergolder Robert Savage, der ihn in die Technik des Vergoldens einführte. Zwischen Herbst 1952 und Frühjahr 1954 lebte Yves Klein in Japan, um seine Kenntnis des Kōdōkan-Judo zu vertiefen und den Schwarzen Gürtel zu erhalten. Zur Meditation hängte er ein Dutzend Monochrome auf.

Nach seiner Rückkehr nach Frankreich musste Yves Klein feststellen, dass ihn der französische Verband nicht aufnahm. Deshalb zog er nach Madrid, wo er in einer Judo-Schule unterrichtete und im November 1954 sein erstes konzeptuelles Kunstwerk schuf: Er veröffentlichte eine Broschüre unter dem Titel „Yves: Peintures [Yves: Gemälde]“ (150 Exemplare). 1954 kehrte Klein nach Paris zurück und widmete sich sowohl dem Judo (Unterricht, Publikation eines Lehrbuches) wie auch ersten (konzeptuellen) Kunstwerken.

 

Yves Klein Blau

Mit der Architektin Bernadette Allain diskutierte Yves Klein Fragen zu Raum, Architektur und Farbe. Sie unterstützte ihn bei seinen Experimenten mit Farbe und Bindemitteln. Doch erst die Bekanntschaft mit dem Besitzer eines Künstlerbedarfsgeschäfts, Edouard Adam, konnte Yves Klein 1956 das Problem der Veränderung des Farbtons durch das Bindemittel beheben: Adam verwies Klein und Allain auf eine farblose Substanz des Chemiekonzerns Rhône Poulenc, das „Rhodopas M oder M60A“ (Ethylalkohol, Ethylacetat und Vinylchloridharz). Das giftige aber schnell trocknende Bindemittel ließ die Pigmente strahlen. Yves Klein arbeitete zudem mit Farbrollen, um jegliche Spur einer persönlichen Handschrift zu vermeiden. Am 19. Mai 1960 erhielt Yves Klein das Patent auf „International Klein Blue“.

Im Sommer 1955 trat Yves Klein mit einem Monochrom an die Öffentlichkeit. Er reichte das ungegenständliche Werke am Salon des Réalitès Nouvelles ein und wurde abgelehnt. Seine erste Einzelausstellung wurde am 15. Oktober 1955 im Club Solitaires, in den Privaträumen des Verlags Lacoste in Paris, eröffnet. Der Kunstkritiker Pierre Restany wurde auf die Ausstellung hingewiesen und entdeckte Yves Kleins Werk!

Im Jahr 1956 entdeckte Yves Klein mit Adams Hilfe eine Möglichkeit, sein Yves Klein Blue herzustellen. Schon im folgenden Jahr stellte der Maler die blauen Monochrome in der Mailänder Galleria Apollinaire aus, was von der italienischen Avantgarde – darunter Lucio Fontana und Piero Manzoni – begeistert aufgenommen wurde. Für den in Nizza geborenen Künstler war Blau nicht nur die Farbe des Meeres und des Himmels, es verkörperte auch „das Undefinierbare und die Unendlichkeit des Raumes“. Blau ermögliche „reines Gefühl und reines Sehen“ und stehe „außerhalb der Dimensionen, deren die anderen Farben teilhaftig sind“. In den unendlichen blauen Meeres- und Himmelsflächen sah Klein die Freiheit eines grenzenlosen Raums; daraus schlussfolgerte er, dass das Blau die Erfahrung einer fremden und zutiefst menschlichen und universellen Sensibilität ermöglichte. Den Himmel bezeichnete er als „erstes und größtes Monochrom“, als „immaterielles Gemälde, das Reisen ins Jenseits ermöglicht“, und beanspruchte ihn als sein erstes Kunstwerk. Künstler sollten nach Klein „über die Kunst hinausgehen und individuell an der Rückkehr zum wirklichen Leben arbeiten, in dem der denkende Mensch nicht länger der Mittelpunkt des Universums ist, sondern das Universum der Mittelpunkt des Menschen“.

Yves Klein entwickelte den Begriff der „Blauen Revolution“, zu der sich später große Werkkomplexe in Blattgold und intensivem Rosa gesellten. Ihn beschäftigten konkrete Handlungsvorschläge für die blaue Bewegung, die das Denken und Handeln der Menschheit verändern würde. Eine Bestätigung dafür fand er in Gaston Bachelards Buch „L’air et les songes: essai sur l’imagination du mouvement [Luft und Träume: ein Essay über die Imagination der Bewegung]“: „Zuerst ist das Nichts, dann ein tiefes Nichts, und schließlich eine blaue Tiefe.“

 

Blaue Schwämme

Im Mai 1957 präsentierte Yves Klein erstmals eine Schwammskulptur neben blauen Monochromen in Paris. Der Maler hatte Naturschwämme zum Auftragen der Farbe eingesetzt, da er jegliche subjektive Note in Form von Pinselstrichen vermeiden wollte. Nachdem sich die Schwämme mit blauer Farbe vollgesogen hatten, entdeckte Yves Klein deren einnehmende Wirkung. Für Klein war der Schwamm eine Metapher für das Durchdringen und Imprägnieren. Anfangs baute er Skulpturen aus seinem „Malerbedarf“, wenig später klebte er sie auf die blauen Leinwände und erzeugte so eine haptische Oberfläche, die sowohl an den Meeresboden wie an die Mondoberfläche erinnert.

Zwischen Ende 1957 und 1959 arbeitete Yves Klein an sechs Schwamm-Reliefs für das neue Musiktheater in Gelsenkirchen, an dessen Ausgestaltung er sich mit dem Architekten Werner Ruhnau (1922–2015) beteiligte. Zu seinem Team gehörten noch: Norbert Kricke, Paul Dierkes, Robert Adams.

„Kunst ist absolute Freiheit, sie ist Leben. Sobald sie durch irgendetwas eingesperrt wird, ist die Freiheit bedroht und das Leben wird zum Gefängnis.“ (Yves Klein)

 

Judo und die „Macht des Nichts“

Für Yves Klein war wichtig, sich nicht mit der Fülle, sondern mit der „Leere“ zu beschäftigen. Deshalb zeigte er noch im Mai 1957 in der Galerie Colette Allendy das erste immaterielle Werk und im Garten schuf er das erste Feuerbild.

In Europa wird Leere hauptsächlich als Absenz von Etwas verstanden, während in der asiatischen Philosophie, vor allem im Zen Buddhismus, die „Leere“ das Ziel des Seins darstellt. Yves Klein übte sich in Kōdōkan-Judo. Diese Form des Judo ist kein Kampfsport, sondern eine auf der Philosophie des Zen basierende Kunstform. Ziel ist, wie im Zen, die Erleuchtung durch das Beschreiten des Pfades der Stille. Es geht um „ein erweitertes Bewusstsein für die Macht des Nichts“. Die Lehren beeinflussten auch Kleins künstlerisches Schaffen.

„Wie es nämlich unmöglich ist, dass etwas leer ist, so kann man auch, was der Raum an sich ist, nicht erkennen. Denn wenn man von einem Raum spricht, ohne dazuzusagen, von wessen Raum, dann wird der Eindruck erweckt, es gäbe einen leeren Raum, den es meines Erachtens im Kosmos nicht gibt.“ (Yves Klein)

Anfang April 1958 präsentierte er die Einzelausstellung „La Spécialisation de la sensibilité à l’etat matière première en sensibilitè picturale stabilisée [Spezialisation der Sensibilität im Urzustand zu stabilisierter malerischer Sensibilität]“ in der Galerie Iris Clert. Sie wurde als die Ausstellung der „Leere“ bekannt und als Beginn der „pneumatischen Epoche“ bezeichnet. Mit dem Vortrag „Entwicklung der Kunst zum Immateriellen“ an der Sorbonne erklärte er das Nichts zum Ziel der Kunst (3. Juni 1959).

Mit dem „Sprung in die Leere“ beendete Yves Klein am 19. Oktober 1960 Yves seine Judopraxis. Er stürzte sich in der Rue Gentil-Bernard Nr. 3 in Fontenay-aux-Roses in die Leere – zumindest am Foto: Assistiert von kräftigen Freunden aus dem benachbarten Judo-Club, setzt er erst nach dem Spannen eines Sicherheitstuches zum kühnen Sprung in die zeitweilige Schwerelosigkeit an. Der „Saut dans le vide [Sprung in die Leere]“ wurde von den Fotografen Harry Shunk und John Kender aufgezeichnet. Am 27. November erschien die Fotomontage in der Zeitschrift „Dimache“.

 

Für die Farbe! Gegen Linie und Zeichnung

Yves Kleins Werk ist zudem geprägt von der Überzeugung, dass Farbe für ihn alles Ausdruck und die Linie im Kontrast dazu nichts seien. Farbe – vor allem Ultramarinblau, Gold und Rosa – stehen für Klein für Freiheit und Lebendigkeit. Die Linie symbolisiert für ihn Beschränkung und Tod.

„Das, was man heute allgemein unter einem Gemälde versteht, ist für mich wie das Fenster einer Zelle, dessen Linien, Konturen, Formen und Kompositionen Barrieren errichten. Linien sind für mich die Konkretisierung unserer Sterblichkeit, unserer Sentimentalität, unseres Intellekts und sogar unserer Spiritualität. Es sind unsere psychologischen Grenzen, unser Erbe, unsere Erziehung, unser Skelett, unsere Laster, unser Streben, unsere Qualitäten, unsere Verschlagenheit! Farbe hingegen badet in kosmischer Sensibilität. Sensibilität hat für mich keine Nischen. Sie ist wie die Feuchtigkeit in der Luft. Farbe ist materialisierte Sensibilität. Farbe badet in allem und badet alles.“ (Yves Klein, Tagebuch 1957)

Am 14. März 1952 schrieb der Künstler in sein Tagebuch: „Der Tag ist blau, die Stille ist grün, das Leben ist gelb […]“. Eine solch festgefügte Farbsymbolik sollte sein reifes Werk jedoch nicht aufweisen. „Für die Farbe! Gegen Linie und Zeichnung!“, war hingegen Yves Kleins Schlachtruf als Künstler und Ordensbruder.

 

Anthropometrie und der „weibliche Pinsel“

Am 5. Juni 1958 ließ Yves Klein erstmals sein mit blauer Farbe bemaltes Aktmodell Héléna – im Gegensatz zu den späteren Abdrucken von ruhenden oder sich bewegenden Körpern – sich über das am Boden liegende Papier wälzen, um mit ihrem blau eingefärbten Körper ein monochromes Gemälde zu schaffen. Ab Februar 1960 schuf Yves Klein Anthorpometrie-Gemälde, die Pierre Restany „Anthropometrie“ nannte. Am 2. März meldete er den „lebenden Pinsel“ als Patent an und in der Folge organisierte er Anthropometrie-Vorführungen.

Der Künstler umgab sich nach eigener Aussage zur Inspiration in seinem Atelier gerne mit Aktmodellen, da diese „ein sinnliches Klima schufen, das seine Monochrome stabilisierte“. Ursprünglich wollte er seine Modelle nur blau anmalen, dabei erkannte er, dass:

„die Zeit des Pinsels vorbei und mein Wissen über Judo schließlich doch noch von Nutzen war. Meine Modelle waren meine Pinsel. Ich ließ sie sich mit Farbe bemalen und ihren Körper auf einer Leinwand abdrücken […]. Aber das war nur der erste Schritt. Danach entwarf ich den Abdruck einer Art Mädchenballett auf einer großen Leinwand, die der weißen Matte der Judokämpfe glich“. (Yves Klein)

Mit dem Ausspruch – „Meine Modelle waren meine Pinsel“ – verkehrte Yves Klein das Verhältnis von Modell, Bild und Abbild. Die Rolle des Künstlers fasste er wie die Personalunion aus einem Dirigenten und einem Komponisten auf. Er wählte die Modelle, die sich selbst mit blauer Farbe bemalten. Nach Kleins Anweisungen drückten sie sich auf horizontal oder vertikal befestigte Papiere ab. Die Mal-Performances geschahen vor Publikum, wodurch die Einsamkeit des Ateliers durch die Öffentlichkeit im Galerieraum abgelöst wurde. Zudem geriet die Galerieausstellung (zumindest am Tag der Eröffnung) zum Happening. Mit dem Verweis auf die Höhlenmalereien von Lascaux oder Altamira schuf Yves Klein die Verbindung zum „Erwachen des Menschen zum Bewusstsein seiner selbst und der Welt“, wie auf der Einladungskarte zur exklusiven Abendveranstaltung in der Galerie internationale d’art contemporain zu lesen stand.

„Mir fiel sehr schnell auf, dass es der Block des Körpers war, also der Rumpf und noch ein Teil der Schenkel, was mich faszinierte. Die Hände, die Arme, der Kopf und die Beine waren nicht von Bedeutung. Nur der Körper lebt, ist allmächtig und denkt nicht. Der Kopf, die Arme und Hände sind nur intellektuelle Verlautbarungen rings um das Fleisch des Körpers! […] Gewiss, der ganze Körper besteht aus Fleisch, aber die eigentliche Masse sind Rumpf und Schenkel. Genau hier befindet sich das wirkliche Universum der verborgenen Schöpfung.“

 

Tod

Am 6. Juni 1962 starb Yves Klein unerwartet im Alter von nur 34 Jahren an den Folgen seines dritten Herzinfarktes. Er hinterließ die im sechsten Monat schwangere Rotraud.

„Der einzige Weg, im Leben zu kämpfen, besteht darin, ein wenig dieses Unendlichen zu ergreifen und es zu nutzen.“ (Yves Klein)

 

Ehefrau

  • Rotraud Uecker (* 1938): ⚭ 21. Januar 1962 in der Kirche Saint-Nicolas-des-Champs in Paris. Deutsche Künstlerin. Yves Klein lernte sie im Sommer 1957 in Nizza kennen, als Rotraud Uecker bei Arman als Au-Pair-Mädchen arbeitete. Sie wurde Yves Kleins Assistentin und spätere Ehefrau.

 

Kind

  • Yves Armand Klein (* 1962)

 

Weitere Beiträge zu Yves Klein

 

Beiträge zu Künstlerkollegen und Freunden Yves Kleins

 

Biografie von Yves Klein (1928–1962)

  • 28. April 1928

    Am 28. April 1928 wurde Yves Klein als Sohn eins Künstlerehepaares in Nizza geboren: Sein Vater war der figurative Maler und Kunsthändler Fred Klein (1898–1990), ein Niederländer mit indonesischer Abstammung, und seine Mutter die erfolgreiche abstrakte Malerin Marie Raymond (1908–1989). Einige Monate nach der Geburt übersiedeln Yves Kleins Eltern nach Paris und lassen das Kind in der Obhut seiner Tante, Rose Marie Raymond (1902–1993). Mit ihr hatte Yves Klein daher ein sehr enges Verhältnis, sie unterstützte ihn auch finanziell immer wieder großzügig.
  • 1930–1932

    Aufenthalt in Paris: Die Eltern holten Yves Klein nach Paris, mussten aber 1932 aufgrund finanzieller Probleme wieder nach Nizza zurückkehren.
  • 1932

    Umzug nach Südfrankreich. Yves Klein verbrachte seine Jugend teilweise in Nizza, teilweise in Paris.
  • 1939–1943

    Yves Klein lebte während des Zweiten Weltkriegs mit den Eltern in der südfranzösischen Künstlergemeinde von Cagnes-sur-Mer, wo die Maler Hans Hartung (1904–1989) und Nicolas de Staël (1914–1955) zu den engen Freunden der Familie zählten. Früh spürte Klein ein intensives Farberleben und begann, sich mit der psychologischen Wirkung und Bedeutung einzelner Farben zu beschäftigen.
  • 1944–1946

    Besuch der École Nationale des Langues Orientales.
  • 1947

    Der 19-jährige Yves Klein verbrachte ein Jahr in Nizza bei der Schwester seiner Mutter, Tante Rose, die er liebevoll „Tantine“ nannte. Beim Judo lernte er Arman, eigentlich Armand Pierre Fernandez (1928–2005), und Claude Pascal (1926–2017) kennen. Bei einem Aufenthalt am Strand beschlossen die drei Freunde, das Universum unter sich aufzuteilen: Armand erhielt das Land und seine Reichtümer, Claude die Luft und Yves den Himmel und dessen Unendlichkeit.
  • September 1947–Oktober 1948

    Yves Klein eröffnete mit finanzieller Hilfe seiner Tante einen Buchladen in Nizza, in dem er sporadisch bis Oktober 1948 arbeitete. Erste Versuche mit der abstrakten Komposition „Symphonie Monoton Silence“. Im September 1947 erhielt Klein den Weißen Gürtel des Neulings, im Dezember 1947 den Gelben, im Mai 1948 den Orangen, im September 1948 den Grünen Gürtel. An Judo schätzte Yves Klein besonders die Gleichwertigkeit von Körper und Geist.
  • Ende 1947/Anfang 1948

    Yves Klein begann er sich mit Max Heindels Buch „Die Weltanschauung der Rosenkreuzer oder mystisches Christentum [La Cosmogonie des Rose-croix]“ (Paris 1947) zu beschäftigen. Zuvor hatte sich Yves Klein mit Armand und Claude bereits zen-buddhistische Studien betrieben. Der in Nizza ansässige Astrologe und Rosenkreuzer Louis Cadeaux (um 1875) führte Klein in die Theorien der 1909 gegründeten Rosenkreuzer ein. Diese werden ihn und seine Kunst eminent prägen.
  • 18. Juni 1948

    Yves Klein und Pascal traten in Oceanside, Kalifornien, der Rosenkreuzer-Vereinigung The Rosicrucian Fellowship bei. Klein wurde Vegetarier und änderte seinen Namen. Als „Lehrling“ wurde bis 1951 seine Entwicklung genau beobachtet.
  • November 1948–Oktober 1949: Militärdienst

    Klein arbeitete an der „Symphonie Monoton Silence“ als Äquivalent zur Monochromie in der Malerei.
  • November 1949–August 1950

    Aufenthalt in London mit seinem Jugendfreund Claude Pascal, wo Klein beim Rahmenmacher und Vergolder Robert Savage arbeitete. Hier entstanden Kleins erste monochrome Bilder: Aquarelle und Pastelle. Im Rahmengeschäft von Robert Savage erlernte Klein die Technik der Vergoldung mit Blattgold, die später in seinem Werk eine große Rolle spielen sollte. Von April bis August 1950 hielten sich die Freunde in Irland auf. Vor ihrer Rückkehr schickten Klein und Pascal ihrem in Frankreich zurückgebliebenen Freund Arman eine Postkarte mit einem rosa Monochrom als Vorderseite und der Nachricht: „Das Jahr 1951 wird ein rosa Massaker werden!“
  • 1950

    Im Oktober 1950 erhielt Klein den Blauen Gürtel. Erstmals hatte er die Idee zu Feuer- und Wasserfontänen. Mehrmonatiger Aufenthalt in Spanien.
  • 1951

    Im August 1951 erhielt Yves Klein den Braunen Gürtel.
  • 1952

    Im Juni 1952 erhielt Yves Klein den Schwarzen Gürtel. Besuchte als freier Hörer Japanischkurse am Institut für Orientalische Sprachen in Paris. Am 23. September kam er in Yokohama an und reiste nach Tokio weiter. Hier arbeitete er als Lehrer am Franco-Japanischen Institut. Kündigung seiner Mitgliedschaft bei den Rosenkreuzern. Yves Klein hielt sich zum Judostudium am angesehenen Kōdōkan-Institut in Tokio auf. Er hängte ein Dutzend Monochrome, jedes in einer anderen Farbe, auf.
  • 1953

    Im Januar 1953 erreichte er den Grad des Ersten, im Juli 1953 den Grad des Zweiten und im Dezember 1953 den Grad des Vierten Dan (den Grad des Dritten Dan übersprang er). Die im Kōdōkan-Judo stark angelegte Philosophie des Zen, bei der es vor allem um eine gesteigerte Sensibilität für die Gegenwart und ein gesteigertes Konzept von Raum und Zeit geht, bedeuteten für Yves Klein eine neue Form von Spiritualität, die sich unmittelbar auf seine künstlerische Tätigkeit auswirkte.
  • 19. Februar 1954: Rückkehr nach Frankreich

    Als er aus Japan zurückkehrte, war Yves Klein wahrscheinlich der beste Judoka Frankreichs. Allerdings wurde sein japanische Judo-Diplom nicht anerkannt.
  • Mai 1954: Madrid

    Übersiedelte auf Einladung von Fernando Franco de Sarabia mit Pascal nach Madrid, wo er zum Direktor des spanischen Judo-Verbandes ernannt wurde und im Verein Bushido Kwaï Kurse gab. Im Mai stellte er monochrome Bilder in den Räumen des Judo-Verbandes aus.
  • November 1954

    Veröffentlichte die Broschüre „Yves: Peintures [Yves: Gemälde]“ (150 Exemplare) als konzeptionellen Auftakt für seine Malerei, die aus „Yves: Peinures“ und „Haguenault: Peintures“ in Form von zwei Serien von Monochromen entstand. Claude Pascal „schrieb“ das dreiseitige „Vorwort“ (Konzept Yves Klein, Pascal kam am 21. September nach Madrid und unterschrieb) – und nutzte anstelle von Wörtern schwarze Linien. Die zehn Farbtafeln sind verschieden große, einfarbige Rechtecke aus Papier, mit Angaben zu den Maßen ohne Maßeinheit und Städtenamen. Rücktritt von seinen Funktionen im spanischen Judo-Verband.
  • Dezember 1954

    Anfang Dezember Rückkehr nach Paris, wo er im Café du Dôme am Boulevard du Montparnasse von Dufrêne mit Raymond Hains bekannt gemacht wurde. Publizierte sein Buch „Les Fondaments du Judo [Die Grundlagen des Judo]“ bei Bernard Grasset, Paris. Durfte nicht an der Judo-Europameisterschaft in Brüssel teilnehmen, die er privat besuchte.
  • Ende 1954

    Entstehung von „La Guerre“, ein Filmskript über die Entwicklung der Kunst als ständigem Widerstreit zwischen Linie und Farbe. Sechs Jahre später wurde es veröffentlicht. Eigentlich wollte er in Paris einen Judo-Klub eröffnen und in den französischen Verband aufgenommen werden. Beides erfüllte sich nicht.
  • 13. Januar 1955

    Stellte in einem Pariser Café seine Publikation „Yves: Peintures“ abstrakten Malern vor. Aller Wahrscheinlichkeit nach entdeckte er das „Journal“ von Eugène Delacroix.
  • 23. Februar 1955

    Yves Klein begann am American Center Judo zu unterrichten, was er bis Ende 1959 beibehielt.
  • Frühjahr 1955

    Lernte die Architektin Bernadette Allain kennen, die seine Freundin wurde. Mit ihr diskutierte er Fragen zu Raum, Architektur und Farbe. Sie unterstützte ihn bei seinen Experimenten mit Farbe und Bindemitteln. Doch erst die Bekanntschaft mit dem Besitzer eines Künstlerbedarfsgeschäfts, Edouard Adam, konnte Yves Klein das Problem der Veränderung des Farbtons durch das Bindemittel beheben: Adam verwies Klein und Allain auf eine farblose Substanz des Chemiekonzerns Rhône Poulenc, das Rhodopas M6OA. Das giftige, aber schnell trocknende Bindemittel ließ die Pigmente strahlen. Yves Klein arbeitete zudem mit Farbrollen, um jegliche Spur einer persönlichen Handschrift zu vermeiden.
  • 1. Juli 1955

    Yves Klein reichte das Monochrom „Expression de l’univers de la couleur mine orange [Ausdruck des Universums der Farbe Marineorange]“ am Salon des Réalitès Nouvelles ein. Das Organisationskomitee weigerte sich, das Kunstwerk auszustellen. Yves Klein lernte dabei Jean Tinguely kennen.
  • 5. August 1955

    Erklärte sein Kunstkonzept dem Journalisten Jacques Tournier brieflich.
  • Ende September 1955

    Mit Hilfe der finanziellen Unterstützung seiner Mutter und seiner Tante eröffnete Yves Klein eine Judoschule in Paris (bis Sommer 1956). Dort hängte er großformatige Monochrome in unterschiedlichen Farben auf.
  • 15. Oktober 1955: erste Einzelausstellung

    Yves Kleins erste Einzelausstellung eröffnete im Club Solitaires, in den Privaträumen des Verlags Lacoste in Paris. Unter dem Titel „Yves, Peintures“ stellte er monochrome Bilder in verschiedenen Farbtönen aus. Pierre Restany wurde auf die Ausstellung hingewiesen und entdeckte Yves Kleins Werk!
  • Dezember 1955

    Am 1. Dezember 1955 lernten der Kunstkritiker und der Künstler einander kennen. Im gleichen Monat trafen auch der deutsche Künstler Heinz Mack (*1931) und Yves Klein einander zum ersten Mal.
  • 1956

    Mit Unterstützung von Édouard Adam, dem Besitzer eines Künstlerbedarfsgeschäfts auf dem Montparnasse, und eines Ingenieurs im Chemiekonzern Rhône Poulenc gelangte Klein zum Yves Klein Blau: Das Pigmentpuder wurde mit einem farblosen Bindemittel aus Ethylalkohol, Ethylacetat und Vinylchloridharz angerieben. Diese Mischung, die von Rhône Poulenc unter dem Namen „Rhodopas M oder M60A“ vertrieben wurde, war zwar giftig und trocknete sehr schnell, sodass weder lange Arbeitsphasen noch Retuschen möglich waren, doch sie führte zur gewünschten optischen Qualität der Farboberfläche. Klein nannte das Ultramarinblau „IKB (International Klein Blue)“.
  • 21. Februar–7. März 1956

    Einzelausstellung „Yves, propositions monochromes [Yves, monochrome Vorschläge]“ in der Galerie Colette, Paris. Pierre Restany verfasste den Einladungstext auf der Karte unter dem Titel „La Minute de vérité [Die Stunde der Wahrheit]“. In der Galerie lernte Klein Yves Marcel Barillon de Murat kennen, Ritter des Ritterordens vom heiligen Sebastian.
  • 11. März 1956

    Aufnahme von Yves Klein in den St.-Sébastian-Orden. Die Zeremonie fand in der Kirche Saint-Nicolas-des-Champs in Paris statt. Sein Wahlspruch: „Für die Farbe! Gegen die Linie und die Zeichnung!“
  • 7. November 1956

    Yves Klein bezog ein Atelier am Montparnasse: 9, rue Campagne-Première. Hier besuchte ihn Guido Le Noci, Leiter der Galleria Apollinaire in Mailand. Die beiden vereinbarten eine Einzelausstellung für 1957.
  • 2.–12. Januar 1957

    Yves Klein stellte in der Mailänder Galleria Apollinaire unter dem Titel „Yves Klein, Proposte monocrome, epoca blu [Yves Klein, Monochrome Vorschläge, Blaue Epoche]“ aus. Klein stellte erstmals elf monochrome Tafeln im gleichen tiefen Ultramarinblau und im gleichen Format (78 × 56 cm) in einem Abstand von 20 Zentimetern aus. In einem weiteren Raum war ein rotes Monochrom zu sehen. Die italienische Avantgarde wurde auf Kleins Monochrome aufmerksam. Am Eröffnungsabend stellte sich Lucio Fontana Yves Klein vor und kaufte ein blaues Monochrom. Piero Manzoni besuchte mehrmals die Ausstellung.
  • 2.–26. Februar 1957

    In der Brüsseler Galerie Taptoë nahm Yves Klein an der „Première exposition de psychogéographie [Erste Ausstellung der Psychogeografie]“ teil – gemeinsam mit Asger Jorn und Ralph Rumney, nicht ausgestellt, obwohl angekündigt, ist Guy Debord.
  • 5.–28. Februar 1957

    Teilnahme am Salon Comparaisons im Musée d’Art moderne de la Ville de Paris.
  • März 1957

    Yves Kleine lernte den deutschen Bildhauer Norbert Kricke und den Architekten Werner Ruhnau kennen.
  • 10.–25. Mai 1957

    Yves Klein präsentierte in seiner Personale in der Pariser Galerie von Iris Clert erstmals eine Schwammskulptur, dazu noch neun „Blaue Monochrome“. Bei der Vernissage ließ Yves Klein am Eingang ein Bengalische Feuer entzünden und auf der Place Saint-Germain-des-Prés blaue Ballons aufsteigen. Diese Aktion wurde für die Wochenschau aufgezeichnet; er nannte sie danach „Sculpture aérostatique [Aerostatische Skulptur]“.
  • 14.–23. Mai 1957

    Einzelausstellung „Yves Klein: Propositions monochromes“ in der Galerie Colette Allendy, Paris. Im oberen Stockwerk präsentierte Yves Klein das erste immaterielle Werk: „Surfaces et blocs de sensibilité picturale. Intentions picturales [Flächen und Blöcke immaterieller malerischer Sensibilität. Malerische Absichten]“. Im Garten schuf er das erste Feuerbild: „Feux de Bengale – Tableau de feu bleu d’un minute [Bengalisches Feuer – Blaues Feuerbild von einer Minute]“.
  • 31. Mai–23. Juni 1957

    Mit der Einzelausstellung „Yves, propositions monochromes“ eröffnete die Galerie Schmela in Düsseldorf. Am Eröffnungsabend fand eine Podiumsdiskussion statt, die von Konrad Klapheck ins Deutsche übersetzt wurde.
  • 24. Juni–13. Juli 1957

    Einzelausstellung „Monochrome Propositions of Yves Klein“ in der Gallery One, London. Lawrence Alloway moderierte eine Podiumsdiskussion zwischen Klein und Restany.
  • Sommer 1957

    Lernte in Nizza Rotraud Uecker (* 1938) kennen. Sie ist eine deutsche Künstlerin, arbeitete bei Arman als Au-Pair-Mädchen und wurde Yves Kleins Assistentin und spätere Ehefrau.
  • September 1957

    Lucio Fontana, Yves Klein, Arman und andere unterzeichneten das Manifest „Contro lo Stile. Contre le Style. The end of style [Gegen den Stil]“. Bis zu Kleins Tod verband die beiden eine enge Künstlerfreundschaft.
  • November 1957

    Reise nach Gelsenkirchen, um Werner Ruhnau seine Schwammrelief-Technik zu erklären. Yves Klein hatte sich im Juni an der Ausschreibung des neuen Musiktheaters beworben.
  • 15. Dezember 1957

    Erneut in Gelsenkirchen, wo Pläne und Modelle für das Theater ausgestellt werden.
  • 13. Februar 1958

    Yves Klein unterschrieb den Vertrag für die Ausgestaltung des neuen Theaters Gelsenkirchen. Zu seinem Team gehörten noch: Norbert Kricke, Paul Dierkes, Robert Adams. Klein wurde mit der Ausführung von sechs Wandtafeln beauftragt.
  • Anfang April 1958

    Reise nach Italien. Aus Assisi sandte Yves Klein eine Ansichtskarte an Iris Clert. Darin bezeichnete er Giotto als seinen Vorläufer. Einzelausstellung „La Spécialisation de la sensibilité à l’etat matière première en sensibilitè picturale stabilisée [Spezialisation der Sensibilität im Urzustand zu stabilisierter malerischer Sensibilität]“ in der Galerie Iris Clert: wurde als die Ausstellung der „Leere“ bekannt und als Beginn der „pneumatischen Epoche“.
  • 28. April 1958

    Seine Mutter schenkte Yves Klein zum Geburtstag Gaston Blachelards „L’air et les songes“.
  • 5. Juni 1958

    Yves Klein ließ am Abend vor Robert Godets Gästen erstmals sein mit blauer Farbe bemaltes Aktmodell Héléna – im Gegensatz zu den späteren Abdrucken von ruhenden oder sich bewegenden Körpern – sich über das am Boden liegende Papier wälzen, um mit ihrem blau eingefärbten Körper ein monochromes Gemälde zu schaffen. Der Gastgeber war Präsident des Internationale Judoverbandes und Sammler zeitgenössischer Kunst. Ab Februar 1960 benannte Pierre Restany diese Werke als „Anthropometrie“.
  • 18. Juni 1958

    In einem Brief an Werner Ruhnau (1922–2015), den Architekten des Musiktheaters in Gelsenkirchen bezeichnete er den italienischen Welthit „Volare – Nel blu dipinto di blu“ (1958) des italienischen Sängers Domenico Modugno (1928–1994) als „monochromes Lied“. Die „Verbreitung einer blauen Sensibilität“ wurde zu Yves Kleins wichtigstem Ziel.
  • Oktober/November 1958

    Erste große Schwammreliefs [Reliefs époges] wurden für Gelsenkirchen ausgeführt. Am 22. November erhielt er die Erlaubnis, alle seine Werke in Blau auszuführen. „RE 1 (Rélief Éponge Bleu)“ (Heidi Horten Collection) gehört zu den frühesten eigenständigen Werken in dieser Technik.
  • Januar–Mai 1959

    Yves Klein arbeitete auf der Baustelle in Gelsenkirchen. Nach einem Arbeitsunfall musste Rotraud Ende Januar abreisen. Jean Tinguely unterstützte Klein als Dolmetscher und schuf später zwei bewegliche Reliefs für das Theater (März 1959).
  • 1959

    Luft- und Feuerinstallationen; Eröffnung des Gelsenkirchener Musiktheaters, wo Yves Klein große Schwammreliefs zur Wandgestaltung im Foyer entworfen hatte. Fragen wie Herkunft (Tunesien oder Griechenland) und die Qualität der Naturschwämme, Konservierung, Reinigung und dauerhafte Anbringung waren zu klären, wobei ihm unter anderem sein Freund Jean Tinguely (1925–1991) behilflich war.
  • 3. Juni 1959

    Vortrag von Yves Klein an der Sorbonne: „Entwicklung der Kunst zum Immateriellen“
  • Februar 1960

    Klein schuf erste Anthropometrie-Gemälde und meldete am 2. März den „lebenden Pinsel“ als Patent an (Ergänzung am 29.4.).
  • 9. März 1960

    Klein organisierte eine erste Anthropometrie-Vorführung in der Galerie internationale d’art contemporain in der Rue Saint-Honoré am rechten Seineufer in Paris. Vor 100 festlich gekleideten Gästen dirigierte er im Smoking mit weißer Krawatte und Malteserkreuz des Sebastian-Ordens seine drei Aktmodelle, während drei Violinisten, drei Cellisten und drei Chorsänger die „Symphonie Monoton-Silence“ (bestehend aus einem Akkord) aufführten. Die Aktmodelle bemalten ihre nackten Körper mit Schwämmen, die mit blauer Farbe getränkt waren. Zwei der Modelle drückten nach Kleins Anweisungen ihre blau bemalten Körper auf die an der Frontwand hängenden Papierbahnen, während ein drittes blau bemaltes Modell über das am Boden gespannte Papier gezogen wurde. Der Künstler wurde zum Regisseur und Produzenten seiner Kunst und die Modelle zu seinen Werkzeugen.
  • März 1960

    Yves Klein realisierte seine ersten „Cosmogonies [Kosmogonien]“, die mithilfe atmosphärischer Phänomene und natürlicher Elemente erzeugt werden.
  • 16. April 1960

    Pierre Restany veröffentlichte einen Text mit dem Titel „Les Nouveaux Réalistes [Die Neuen Realisten]“. Dieser Beitrag wurde später als erstes Manifest der Bewegung verstanden.
  • Mai 1960

    Mit Restany, Mirouze, Pascal und Arman gründete Yves Klein das „international Klein Bureau“, das es jedem Mitglied erlaubte, IKB-Monochrome auszuführen und mit dem eigenen Namen zu signieren.
  • 19. Mai 1960

    Yves Klein erhielt das Patent auf „International Klein Blue“, das Projekt der „pneumatischen Rakete“ und Behandlungsprozeduren für Druckereipapier.
  • 19. Oktober 1960

    Yves stürzte sich in der Rue Gentil-Bernard Nr. 3 in Fontenay-aux-Roses in die Leere. Yves Klein wagte den „Sprung in die Leere“: Assistiert von kräftigen Freunden aus dem benachbarten Judo-Club, setzt er erst nach dem Spannen eines Sicherheitstuches zum kühnen Sprung in die zeitweilige Schwerelosigkeit an. Der „Saut dans le vide [Sprung in die Leere]“ wurde von den Fotografen Harry Shunk und John Kender aufgezeichnet. Am 27. November erschien die Fotomontage in der Zeitschrift „Dimache“. Yves Klein erklärte das Ereignis zum Endpunkt seiner Judopraxis.
  • 27. Oktober 1960

    Gründung der Künstlergruppe Les Nouveaux Réalistes unter der Leitung des Kunstkritikers Pierre Restany. Yves Klein war Mitglied neben Arman, Dufrêne, Hains, Raysse, Restany, Spoerri, Tinguely und Villeglè. César und Rotella wurden zwar eingeladen, erschienen aber nicht. Später schlossen sich der Gruppe noch Niki de Saint-Phalle, Gérard Deschamps und Christo an.
  • 14. Januar–26. Februar 1961

    Yves Klein hatte eine Ausstellung „Monochrome und Feuer“ im Museum Haus Lange in Krefeld (D).
  • 21. Januar 1962

    Rotraud Uecker (* 1938) und Yves Klein heirateten in der Kirche Saint-Nicolas-des-Champs in Paris. Die Braut trug bei der Zeremonie zu ihrem weißen Kleid eine IKB-blaue Krone und der Bräutigam den Ornat des St.-Sébastian-Ordens.
  • 1962

    Yves Klein begann an einem kollektiven Porträt mit lebensgroßen Körperabgüssen von sich und seinen Künstlerfreunden der Les Nouveaux Réalistes zu arbeiten. Jede Figur sollte nach Art antiker griechischer und römischer Statuen in aufrechter Haltung und in IKB-Blau getaucht auf einer mit Blattgold vergoldeten Holztafel platziert werden. Nur sein eigenes Porträt sollte aus Gold sein und auf eine IKB-blaue Tafel montiert werden. Klein konnte zu Lebzeiten nur mit den Gipsabgüssen seiner drei Freunde Arman, Claude Pascal und Martial Raysse beginnen. Die Figur von Arman vollendete er noch persönlich.
  • März 1960

    Erste Aktion mit „Peintures de feu [Feuerbilder]“ im Versuchszentrum des französischen Gasunternehmens Gaz des France in La Plaine-Saint-Denis.
  • 6.6.1962

    Am 6. Juni 1962 starb Yves Klein unerwartet im Alter von nur 34 Jahren an den Folgen seines dritten Herzinfarktes. Klein verstarb nur wenige Monate nach seiner spektakulären Hochzeit und hinterließ die im sechsten Monat schwangere Rotraud.
  • 1965

    Die Gipsabgüsse von Arman, Raysse und Pascal wurden mit Zustimmung seiner Witwe von der Fonderie Susse in Paris in Bronze gegossen. Rotraud Klein autorisierte von jeder Figur sechs Verkaufs- und sechs Vorzugsexemplare.
  • Nach Kleins Tod begann ein Streit der Erben Kleins mit Werner Ruhnau um dessen Miturheberschaft beim Gelsenkirchener Blau. Ab dem Jahr 2006 führten und verloren Kleins Witwe Rotraut Klein-Moquay (*1938, geborene Uecker; 1968 heiratete sie Daniel Moquay) und sein Sohn Yves Klein junior mehrere Prozesse gegen den Architekten. Laut Ruhnau konnte das IKB-Blau wegen seiner Feuergefährlichkeit in Gelsenkirchen nicht verwendet werden. Daher wurde aus Gelsenwasser, Caparol-Binder und einem Ultramarinpigment ein eigenes Blau entwickelt.
Alexandra Matzner
Gründerin von ARTinWORDS * 1974 in Linz, Studium der Kunstgeschichte, Geschichte und Romanistik in Wien und Rom. Seit 1999 Kunstvermittlerin in Wien, seit 2004 Autorin für verschiedene Kunstzeitschriften. Jüngste Publiktionen entstanden für das Kunsthaus Zürich, Schirn Kunsthalle Frankfurt, Albertina und Belvedere in Wien.