Pablo Picasso (1881–1973) und Max Beckmann (1884–1950) sind Schlüsselfiguren der Moderne. Beide leisten in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts entscheidende Beiträge zu einer Neudefinition der Möglichkeiten und der Aufgaben gegenständlicher Malerei. Auf breiter Basis und im Rahmen einer Ausstellung miteinander vergleichen konnte man ihre Werke und damit ihre künstlerischen Haltungen und Auffassungen indes noch nie.
Deutschland | Wuppertal: Von der Heydt-Museum
17.9.2023 – 7.1.2024
Das Von der Heydt-Museum war das erste Museum weltweit, das ein Gemälde von Pablo Picasso erworben hat, und zwar im Jahr 1911. Und eines der Schlüsselwerke Max Beckmanns, sein „Selbstbildnis als Krankenpfleger“ (1915), wurde schon 1925 durch den Barmer Kunstverein für den öffentlichen Kunstbesitz in Wuppertal gesichert.
Beckmann und Picasso, die die bewegte Epoche vom Fin de Siècle über zwei Weltkriege bis in die Zeit nach 1945 durchlebten, haben mit ihrer Kunst unseren Blick auf das 20. Jahrhundert geprägt. Von unterschiedlichen Voraussetzungen ausgehend, gelangten sie eigenständig zu individuellen Lösungen großer Fragen der Kunst und kreisen mit ihrem Schaffen um Kernfragen der menschlichen Existenz. Trotz unterschiedlicher künstlerischer Auffassungen berühren ihre Positionen sich dabei immer wieder auf überraschende Weise.
Die erste Einzelausstellung von Max Beckmanns in Paris fand vom 16. März bis zum 30. April 1931 in der Galerie de la Renaissance, Rue Royale, statt. Die Ausstellung fand Beachtung, jedoch distanzierte sich die Kritik in der Pariser Tagespresse: „quelque chose comme un Picasso germanique“ (Le Figaro) und „cette grandeur-là, nous manquons d'instruments pour la mesurer“ (Claude Roger-Marx in Le Bravo). Picasso und Vollard besuchten die Ausstellung. Beckmann zeigte sich hocherfreut über seinen Erfolg, wurde die Ausstellung doch im Anschluss in der Galerie Le Centaure in Brüssel gezeigt.
Wenngleich beide Künstler, Beckmann und Picasso, einander wohl nie persönlich begegnet sind, auch nicht während Beckmanns mehrfachen Paris-Aufenthalten, nahmen sie einander gegenseitig wahr. Tatsächlich fühlte Beckmann sich von Picassos beispiellosem Erfolg in der internationalen Kunstwelt lebenslang herausgefordert und angespornt. Nur zu gern hätte er seine Bilder neben denen seines heimlichen Rivalen ausgestellt gesehen. Von Picasso wiederum ist überliefert, dass er Beckmanns Werk schätzte. Nach dem Besuch von dessen erster Ausstellung in Paris 1931 soll er über ihn gesagt haben: „Il est très fort.“
Das Von der Heydt-Museum Wuppertal und das Sprengel Museum Hannover haben sich zusammengetan, um diese Gegenüberstellung erstmals zu ermöglichen. Das Von der Heydt-Museum ist mit der ersten Station der Gemeinschaftsausstellung offizieller Partner des internationalen Projekts „Celebration Picasso 1973–2023“, das 2023 an den 50. Todestag des Künstlers erinnert (→ Pablo Picasso: Ausstellungen 2023).
Quelle: Von der Heydt-Museum, Wuppertal