Pablo Picasso
Wer war Pablo Picasso?
Pablo Picasso (1881–1973) war ein spanischer Maler, Grafiker und Bildhauer. Er gilt als einer der bedeutendsten Künstler des 20. Jahrhunderts. Seine überbordende Produktivität brachte ein Gesamtwerk von mehr als 15.000 Gemälden, 3.200 Keramiken, 7.000 Zeichnungen, 1.200 Skulpturen und 20.000 Druckgrafiken. Picasso kam als Sohn des Malers und Zeichenlehrers José Ruiz Blasco und dessen Ehefrau Maria Picasso y Lopez in Malága zur Welt. Ab 1901 nutzte er den aus Italien stammenden Namen seiner Mutter als Künstlernamen, da ihn die zwei „S“ faszinierten und er ihn für wohlklingender hielt. Der Ruhm Picassos ist mit der Erfindung des Kubismus – gemeinsam mit George Braques – verknüpft. Sein Gemälde „Les Demoiselles d‘Avignon“ (März–Juli 1907, MoMA) avancierte in den 1920er Jahren zur Ikone der Moderne.
Blaue und Rosa Periode
Der frühreife Künstler löste sich 1901 vom Akademismus und den Avantgarden in Barcelona und Paris (→ Pablo Picasso und Henri de Toulouse-Lautrec). Er entwickelte nach dem Selbstmord seines Freundes Casagemas die sogenannte Blaue Periode (→ Pablo Picasso: Blaue Periode), der 1906 die Rosa Periode (→ Pablo Picasso: Rosa Periode) folgte. Wählte Picasso in der Blauen Periode Bettler, Mütter mit Kindern (aus dem Gefängnis St. Lazare), Absinthtrinker als Motive seiner Bilder, so wandte er sich ab 1906 Gauklern, Harlekinen zu. Die charakteristische blaue bzw. rosa Färbung der Werke wird als Ausdruck von Melancholie und Hoffnung gedeutet. Im Sommer 1906 verbrachte Pablo Picasso mit Fernande Olivier einige Wochen im katalonischen Gosol, wo er sich der Aktmalerei zuwandte und zu voluminösen Körpern gelangte. Die Gemälde „Das Leben“ und „Die Gauklerfamilie“ sind die Hauptwerke dieser ersten beiden Stilphasen im Werk von Pablo Picasso.
Erfindung des Kubismus
Das Schlüsselwerk der Moderne ist Picassos Gemälde „Les Demoiselles d’Avignon“ (1907), auf dem er erstmals Figuren aus verschiedenen Perspektiven gleichzeitig zeigte. Damit legte er einen Grundstein für den ab 1908 gemeinsam mit Georges Braque entwickelten Kubismus. Ausgehend von den Überlegungen Paul Cézannes und afrikanischer Plastik, zerlegten Picasso und Braque die Bildgegenstände in Facetten und quaderförmige Strukturen. Volumen und Rhythmus wurden wichtiger als die Farbigkeit, die zugunsten einer nahezu monochromer Farbgebung reduziert wurde. Dem analytischen Kubismus folgte ab 1912 der synthetische, für den die beiden Maler die Methode des Collagierens in ihren Gemälden einsetzten. Mit ihren Experimenten lösten Picasso und Braque eine Welle an Begeisterung aus – zumindest in einer kleinen Gruppe Pariser Avantgardisten. Zu den Kubisten (zweiten Ranges) zählen Juan Gris, Robert Delaunay und Fernand Léger, die auch als die „Salonkubisten“ bekannt wurden.
Zurück zur Klassik und Liaison mit dem Surrealismus
Ab 1917 löste sich Pablo Picasso vom Kubismus und wandte sich dem Klassizismus von Ingres zu. Auslöser waren die erste öffentliche Präsentation von „Les Demoiselles d’Avignon“ und seine Arbeit für das Ballett „Parade“ für die Truppe von Sergei Diaghilev. Picasso gestaltete Bühnenbild, Kostüme und Vorhang – und traf seine erste Ehefrau Olga (→ Picassos erste Frau: Olga Picasso). Nach der Hochzeit 1918 und dem Ende des Ersten Weltkriegs war Picasso – neben Henri Matisse – zum führenden Maler Frankreichs avanciert. Auch seine internationale Reputation war während der 1910er Jahre enorm gestiegen. Maurice Raynal publizierte 1921 die erste Monografie über Pablo Picasso in München. 1923 erschien in der Zeitschrift „The Arts“ das erste bedeutende Interview von Picasso. Christian Zervos, der Gründer von „Cahiers d’art“ wurde ab 1932 der Herausgeber des Werkkatalogs.
1922 lernte Picasso die dadaistischen und surrealistischen Dichter André Breton, Louis Aragon und Tristan Tzara kennen, wobei Breton nicht nur „Les Demoiselles d’Avignon“ an einen Gönner verkaufte, sondern Picasso auch für die Bewegung des Surrealismus anzuheuern versuchte. Der ältere Maler hatte bereits 1921 Besuch seines jüngeren Landsmannes Joan Miró erhalten. Pablo Picasso setzte sich in seiner Kunst mit dem Surrealismus auseinander und stellte mit der Gruppe aus, ohne sich je zur Gruppierung zugehörig zu fühlen.
Das Liebesleben von Picasso war lebenslang von seiner überbordenden Männlichkeit geprägt, wobei sich der Maler durchaus darin gefiel, wenn sich zwei Frauen um ihn im wahrsten Sinn des Wortes prügelten. 1927 traf er die damals 15-jährige Marie-Thérèse Walter (1909–1977), die zuerst sein Modell und dann seine Geliebte wurde. Als sie 1935 ihre gemeinsame Tochter María de la Concepción, genannt Maya, zur Welt brachte, ließ sich die Affäre nicht mehr verheimlichen, und Olga verließ mit Paulo Picasso. Zwischen 1936 und 1943 hatte er eine Beziehung mit Dora Maar, dann folgten Françoise Gilot (1943–1953) und Jacqueline Roque, die Picasso nach Olgas Tod am 2. März 1961 heiratete.
Erste Retrospektiven und Guernica
Die nationale wie internationale Bekanntheit des Malers aus Spanien war Anfang der 1930er Jahre so gestiegen, dass er 1932 zwei selbst kuratierte Einzelausstellungen ausgerichtet bekam: Der ersten Retrospektive in der Galerie Georges Petit in Paris (16.6.–30.7.) folgte eine zweite im Kunsthaus Zürich (11.9.–13.11. → Picasso. Die erste Museumsausstellung 1932). Diese Erfolge wurden vom Ausbruch des Spanischen Bürgerkriegs 1936 überschattet. Zum Direktor des Prado ernannt, beauftragte ihn die republikanische Regierung mit dem Gemälde „Guernica“ für den spanischen Weltausstellungspavillon 1937 (→ Picasso: Guernica). Während des Zweiten Weltkriegs hielt sich Picasso in Südfrankreich auf und trat am 5. Oktober 1944 der Kommunistischen Partei Frankreichs bei.
Picasso im Zweiten Weltkrieg
Die Phase 1939 bis 1945 im Werk von Picasso ist weniger bekannt und populär als andere Phasen in dessen Karriere (→ Düsseldorf | K20: Picasso 1939–1945). Auffallend an den Gemälden und Plastiken ist, dass sie keine Opfer, Waffen oder Kämpfe zeigen. Stattdessen beschäftigte sich der Künstler tagtäglich mit Stillleben, Porträts, Landschaftsbildern und Akten. Die dunklen Vanitas-Motive der Stillleben erzählen auf ihre Weise von Tod und Tragödien. Das lässt an eine Beobachtung von Christian Zervos denken. Picassos Biograf stich die „beispiellose Fähigkeit, sich für die Dinge in seiner Umgebung zu begeistern“ hervor. Er zählte zwischen 1937 und 1945 über 2.200 Gemälde, was die energiegeladene Produktivität des Spaniers eindrucksvoll unter Beweis stellt. Und dennoch: Schlichtheit und Banalität der gewählten Themen prallt auf eine formale Gewalt und Zerstörung der Integrität so mancher Form. In der jüngeren Forschung wurden drei Werke benannt, die unmittelbar den Krieg thematisieren: das Theaterstück „Wie man Wünsche beim Schwanz packt“ (1941), die Skulptur „Mann mit Schaf“ (1943) und das Gemälde „Das Leichenhaus“ (1945).
Die Kriegsjahre 1939 bis 1945 bedeuteten im Werk Picassos einen Wendepunkt. Picasso hatte sich – im Unterschied zu vielen anderen Künstlern – bewusst entschieden, in Paris zu bleiben. Die Allgegenwart von Tod, Leiden und Angst sublimierte der Maler in einem rauen, schonungslosen und bisweilen wenig gefälligen Stil. Auffallend sind die ungestümen Verzerrungen, die Picasso den Bildgegenständen und Menschen in seinen Bildern auferlegte. Zum Symbol der Hoffnung wird für ihn der „Mann mit Schaf“, eine antiheroische Figur als Beschützer der Schwachen und damit ein Gegenbild zu Brekers Skulpturen, die Picasso im Juli 1942 in der Orangerie des Tuileriengartens gesehen hatte. Als Reaktion darauf schuf er „Mann mit Schaf“, und stellte sich damit in Nachfolge von Auguste Rodins „Johannes der Täufer“.
Obschon während der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Paris Picassos Werke als „entartet“ diffamiert wurden – genauer: ab dem 22. November 1940 – und aus diesem Grund nicht mehr ausgestellt werden durften, arbeitete der Maler wie besessen an Ölgemälden und Plastiken weiter. Unmittelbar vor Kriegsbeginn am 3. September 1939 war Picasso von Paris aus nach Südwestfrankreich geflohen, kehrte aber im August 1940 in die von den Deutschen besetzte Hauptstadt zurück. Bis zur Befreiung von Paris im August 1944 lebte er dort zurückgezogen in seinem Atelier.
„Ich habe nicht den Krieg gemalt, weil ich nicht zu der Sorte von Malern gehöre, die wie ein Fotograf etwas darzustellen suchen. Aber ich bin sicher, dass der Krieg Eingang genommen hat in die Bilder, die ich geschaffen habe.“1 (Pablo Picasso in einem Interview mit Peter Whitney, August 1944)
Von der „Fliegenden Taube“ zur Friedenstaube
Nach dem Zweiten Weltkrieg zählte Pablo Picasso zu den berühmtesten lebenden Künstlern seiner Zeit. Er nahm mehrfach an Weltfriedenskongressen teil (1948, 1950). Für den Weltfriedenskongress in Sheffield 1950 entwarf er die Lithografie „Fliegende Taube“, die als Friedenstaube zum Symbol des Friedens schlechthin wurde (→ Picasso: die Erfindung der Friedenstaube).
Späte Werke
Ab 1953 wurde der Jahrhundertmaler in unzähligen Retrospektiven geehrt. Daraufhin beschäftigte er sich in seinem Spätwerk mit berühmten Bildern aus der Kunstgeschichte wie „Die Frauen von Algier“ von Eugène Delacroix, „Las Meninas” von Diego Velázquez, „Der Raub der Sabinerinnen“ nach Poussin und Jacques-Louis David oder „Frühstück im Freien“ nach Edouard Manet (→ Picasso. Malen gegen die Zeit). Der Abstraktion öffnete sich der Malerstar jedoch zeitlebens nie, obwohl er bei einigen bahnbrechenden künstlerischen Entwicklungen des 20. Jahrhunderts impulsgebend war:
„Es gibt keine abstrakte Kunst. Man muss immer mit etwas anfangen. Nachher kann man alle Spuren der Wirklichkeit entfernen. Dann besteht ohnehin keine Gefahr mehr, weil die Idee des Dinges inzwischen ein unauslöschliches Zeichen hinterlassen hat." (Pablo Picasso über seine Ablehnung der Abstraktion)
Pablo Picasso und Jacqueline Roque lernten einander 1952 kennen, als Jacqueline Gehilfin der Keramikerin Suzanne Ramié (1905–1974) war. Im gleichen Sommer kühlte die Beziehung Picassos zu Françoise ab und er kehrte Ende Oktober 1952 allein nach Paris zurück. Mehrere Monate hinweg wechselte er seine Aufenthaltsorte zwischen Vallauris und Paris. Im August 1953 führt Picasso auf Einladung des Ehepaares Lazerme mit Maya und Paul nach Perpignan am Fuß der östlichen Pyrenäen, wo er die inzwischen geschiedene Jacqueline wiedertraf. Nach der Rückkehr trennte sich Françoise von ihm und kehrte mit den Kindern nach Paris zurück. Erst im folgenden Jahr stand Jacqueline erstmals Modell für Pablo Picasso (Juni und Oktober 1954). In einer Reihe von Porträts kombinierte er Elemente des Kubismus und des synthetischen Stils, der für ihn charakteristisch war. Die Bildnisse sind als formale Kontraste aufgefasst: großflächige Gestaltung (v.a. im Hintergrund) steht neben zeichnerisch durchgearbeiteten Partien, kubistische Formzertrümmerung im Gesicht und antikisches Volumen, dekorative Muster treffen auf spärlich bemalte Leinwand. Die Bilder sind allesamt präzise auf den Tag genau datiert, was die hohe Produktivität des inzwischen über 70-jährigen Malers offenlegt – aber auch dessen fast zwanghaftes Arbeiten im Atelier. Im September trennte er sich endgültig von Françoise und zog mit Jacqueline und deren Tochter Catherine in Paris zusammen.
Jacqueline wurde das Modell für Picassos Abwandlungen der „Frauen von Algier“ (1954) nach Eugène Delacroix (15 Gemälde und zwei Lithografien), die vom Tod Henri Matisses inspiriert waren. Nach dem Tod seiner Ehefrau Olga (11. Februar) erwarb der nunmehr weltberühmte Künstler die Villa „La Californie“ mit einem weitläufigen Garten mit tropischen Bäumen über Cannes. Hier drehte der Dokumentarfilmer Henri-Georges Clouzot im Atelier den Film „Le mystère Picasso“, der den zeichnenden Picasso bei der Arbeit beobachtet. Eines der wichtigsten Bilder des folgenden Jahres ist „Jacqueline im Atelier“ (2.–8. April, Sammlung Rosengart, Luzern), gefolgt von der 58-teiligen Serie zu „Las Meninas“ (17.8.–30.12.) nach Diego Velázquez, Bildnisse von Jacqueline als „Lola aus Valence“ von Edouard Manet.
Im September 1958 tausche Picasso die „Villa Californie“ gegen das Schloss Vauvenargues aus, da immer mehr Zaungäste den „Mythos Picasso“ sehen wollten. Schloss Vauvenargues liegt am Fuß der Mont Sainte-Victoire in der Nähe von Aix-en-Provence. Der letzte Lebens- und Arbeitsort Picassos sollte ab Juni 1961 die Villa Notre-Dame-de-Vie in der Nähe des Dorfes Mougins in den Bergen oberhalb von Cannes werden. Kurz zuvor, am 2. März 1961 hatten er und Jacqueline geheiratet. Im folgenden Jahr entstand am 6. Januar „Sitzende Frau mit gelbgrünem Hut“ (6.1.1962, Sammlung Catherine Hutin-Blay), dem allein in diesem Jahr über 70 Porträts in den Medien Malerei, Zeichnung, Keramik und Grafik folgten. In den folgenden elf Jahren, die Picasso bis zu seinem Tod am 8. April 1973 noch blieben, kreiste sein Werk um die Alten Meister – wie Rembrandt van Rijn – und Jacqueline. Am Abend vor seinem Tod überarbeitete er noch den stark abstrahierten „Liegenden weiblichen Akt und Kopf“ (Privatbesitz). Die überbordende Sexualität und Virilität von Picassos Spätwerk, wird hier in einer geometrisch-stilisierenden Darstellung gebändigt.
Tod
Pablo Picasso starb am 8. April 1973 in Mougins im Alter von 91 Jahren an einem Herzinfarkt. Er wurde im Garten seines Schlosses Vauvenargues bei Aix-en-Provence beigesetzt.
Picasso hinterließ kein Testament, weshalb unter den Erben ein erbitterter Rechtsstreit losbrach. Der französische Staat zog die Erbschaftssteuer in Form von Gemälden ein und begründete damit das Picasso-Museum in Paris (1985 eröffnet). Picassos viele Beziehungen und unehelichen Kinder wie der Fotograf Claude Picasso und die Designerin Paloma Picasso aus der Beziehung mit Francoise Gilot sowie die Enkel seines ehelichen Sohn Paulo Picasso sind erbberechtigt.
1976 wurde der Nachlass des Künstlers auf 3,75 Milliarden Franc (ca. 696 Millionen Euro) geschätzt. Dazu gehörten Häuser, Grundbesitz, Ateliers, diverse Immobilien und Picassos eigene private Kunstsammlung mit wertvollen Bildern von befreundeten oder von ihm sehr bewunderten Künstlern, wie Matisse, Miró, Modigliani, Cézanne und van Gogh. Der eigene künstlerische Nachlass des berühmten spanischen Malers wird auf einen Wert von 1,275 Milliarden Franc geschätzt. Er umfasst: 1885 Gemälde, 7.089 Zeichnungen, 19.134 Grafiken, 3.222 Keramik-Arbeiten, 1.228 Skulpturen und Objekte, sowie 175 Skizzenbücher mit rund 7.000 Zeichnungen, die Picasso häufig als Skizzen zu großen Arbeiten angefertigt hat.
Der Erben war kein glückliches Leben beschieden. Pablito, Picassos Enkel, versuchte sich unmittelbar nach dem Tod des Großvaters zu vergiften. Er starb mehrere Monate später. Picassos Sohn, Paulo (1921-1975), erlag 1975 seiner Drogen- und Alkoholsucht. Marie-Thérèse Walter, die langjährige Geliebte des Malers, erhängt sich 1977; und Picassos zweite Ehefrau, Jacqueline Roque, erschoss sich 1986.
Pablo Picassos Frauen: Ehefrauen und Freundinnen
- Fernande Olivier (1881–1966): Pablo Picasso und die geschiedene Pariserin Fernande Olivier lernten einander im Herbst 1904 kennen. Bis 1911 führten sie eine Beziehung und lebten miteinander.
- Eva Gouel (geb. Marcelle Humbert, 1885–1915): 1911–1915
- Olga Chochlowa (1891–1955): 1. ⚭ 1918, russische Tänzerin und Mutter von Paulo Picasso; 1937 trennte sich Pablo Picasso von ihr und lebte mit Marie-Thérèse Walter und ihrer gemeinsamen Tochter zusammen. Dennoch ließ er sich nie von Olga scheiden. → Picassos erste Frau: Olga Picasso
- Marie-Thérèse Walter (1909–1977): 1926–1936; erste Begegnung am 8. Januar 1927 vor den Galeries Lafayette, Modell und Mutter von María de la Concepción, genannt Maya Picasso (* 5. Oktober 1935)
- Dora Maar (1907–1997): 1936–1943, Fotografin und Malerin, Surrealistin und Kommunistin. Dora Maar dukomentierte die Arbeit an „Guernica“.
- Françoise Gilot (* 1921): 1943–1953, französische Malerin und Grafikerin. Gilot lebte ab 1948 mit Picasso in Vallauris in Südfrankreich. Sie ist die Mutter von Paloma und Claude Picasso.
- Jacqueline Roque (1927–1986): 2. ⚭ 2. März 1961, Als Jacqueline Picasso kennenlernte, war sie 46 Jahre jünger als der Malerstar und Keramikverkäuferin bei Madoura in Vallauris, in dessen Atelier Picasso seit 1946 keramische Arbeiten schuf.
Kinder
- Paulo Picasso (1921–1975)
- María de la Concepción, genannt Maya Picasso (* 5.10.1935)
- Claude Picasso (* 15.5.1947)
- Paloma Picasso (* 19.4.1949)
Beiträge zu Pablo Picasso
Picasso
Pablo Picasso
Wer war Pablo Picasso?
Pablo Picasso (1881–1973) war ein spanischer Maler, Grafiker und Bildhauer. Er gilt als einer der bedeutendsten Künstler des 20. Jahrhunderts, dessen Produktivität ein Gesamtwerk von mehr als 15.000 Gemälden hervorbrachte. Picasso kam als Sohn des Malers und Zeichenlehrers José Ruiz Blasco und dessen Ehefrau Maria Picasso y Lopez in Malága zur Welt. Ab 1901 nutzte er den aus Italien stammenden Namen seiner Mutter als Künstlernamen, da ihn die zwei „S“ faszinierten und er ihn für wohlklingender hielt. Der Ruhm Picassos ist mit der Erfindung des Kubismus – gemeinsam mit George Braques – verknüpft. Sein Gemälde „Les Demoiselles d‘Avignon“ (März–Juli 1907, MoMA) avancierte in den 1920er Jahren zur Ikone der Moderne.
Blaue und Rosa Periode
Der frühreife Künstler löste sich 1901 vom Akademismus und den Avantgarden in Barcelona und Paris (→ Pablo Picasso und Henri de Toulouse-Lautrec). Er entwickelte nach dem Selbstmord seines Freundes Casagemas die sogenannte Blaue Periode (→ Pablo Picasso: Blaue Periode), der 1906 die Rosa Periode (→ Pablo Picasso: Rosa Periode) folgte. Wählte Picasso in der Blauen Periode Bettler, Mütter mit Kindern (aus dem Gefängnis St. Lazare), Absinthtrinker als Motive seiner Bilder, so wandte er sich ab 1906 Gauklern, Harlekinen zu. Die charakteristische blaue bzw. rosa Färbung der Werke wird als Ausdruck von Melancholie und Hoffnung gedeutet. Im Sommer 1906 verbrachte Pablo Picasso mit Fernande Olivier einige Wochen im katalonischen Gosol, wo er sich der Aktmalerei zuwandte und zu voluminösen Körpern gelangte. Die Gemälde „Das Leben“ und „Die Gauklerfamilie“ sind die Hauptwerke dieser ersten beiden Stilphasen im Werk von Pablo Picasso.
Efindung des Kubismus
Das Schlüsselwerk der Moderne ist Picassos Gemälde „Les Demoiselles d’Avignon“ (1907), auf dem er erstmals Figuren aus verschiedenen Perspektiven gleichzeitig zeigte. Damit legte er einen Grundstein für den ab 1908 gemeinsam mit Georges Braque entwickelten Kubismus. Ausgehend von den Überlegungen Paul Cézannes und afrikanischer Plastik, zerlegten Picasso und Braque die Bildgegenstände in Facetten und quaderförmige Strukturen. Volumen und Rhythmus wurden wichtiger als die Farbigkeit, die zugunsten einer nahezu monochromer Farbgebung reduziert wurde. Dem analytischen Kubismus folgte ab 1912 der synthetische, für den die beiden Maler die Methode des Collagierens in ihren Gemälden einsetzten. Mit ihren Experimenten lösten Picasso und Braque eine Welle an Begeisterung aus – zumindest in einer kleinen Gruppe Pariser Avantgardisten. Zu den Kubisten (zweiten Ranges) zählen Juan Gris, Robert Delaunay und Fernand Léger, die auch als die „Salonkubisten“ bekannt wurden.
Zurück zur Klassik und Liaison mit dem Surrealismus
Ab 1917 löste sich Pablo Picasso vom Kubismus und wandte sich dem Klassizismus von Ingres zu. Auslöser waren die erste öffentliche Präsentation von „Les Demoiselles d’Avignon“ und seine Arbeit für das Ballett „Parade“ für die Truppe von Sergei Diaghilev. Picasso gestaltete Bühnenbild, Kostüme und Vorhang – und traf seine erste Ehefrau Olga (→ Picassos erste Frau: Olga Picasso). Nach der Hochzeit 1918 und dem Ende des Ersten Weltkriegs war Picasso – neben Henri Matisse – zum führenden Maler Frankreichs avanciert. Auch seine internationale Reputation war während der 1910er Jahre enorm gestiegen. Maurice Raynal publizierte 1921 die erste Monografie über Pablo Picasso in München. 1923 erschien in der Zeitschrift „The Arts“ das erste bedeutende Interview von Picasso. Christian Zervos, der Gründer von „Cahiers d’art“ wurde ab 1932 der Herausgeber des Werkkatalogs.
1922 lernte Picasso die dadaistischen und surrealistischen Dichter André Breton, Louis Aragon und Tristan Tzara kennen, wobei Breton nicht nur „Les Demoiselles d’Avignon“ an einen Gönner verkaufte, sondern Picasso auch für die Bewegung des Surrealismus anzuheuern versuchte. Der ältere Maler hatte bereits 1921 Besuch seines jüngeren Landsmannes Joan Miró erhalten. Pablo Picasso setzte sich in seiner Kunst mit dem Surrealismus auseinander und stellte mit der Gruppe aus, ohne sich je zur Gruppierung zugehörig zu fühlen.
Das Liebesleben von Picasso war lebenslang von seiner überbordenden Männlichkeit geprägt, wobei sich der Maler durchaus darin gefiel, wenn sich zwei Frauen um ihn im wahrsten Sinn des Wortes prügelten. 1927 traf er die damals 15-jährige Marie-Thérèse Walter (1909–1977), die zuerst sein Modell und dann seine Geliebte wurde. Als sie 1935 ihre gemeinsame Tochter María de la Concepción, genannt Maya, zur Welt brachte, ließ sich die Affäre nicht mehr verheimlichen, und Olga verließ mit Paulo Picasso. Zwischen 1936 und 1943 hatte er eine Beziehung mit Dora Maar, dann folgten Françoise Gilot (1943–1953) und Jacqueline Roque, die Picasso nach Olgas Tod am 2. März 1961 heiratete.
Erste Retrospektiven und Guernica
Die nationale wie internationale Bekanntheit des Malers aus Spanien war Anfang der 1930er Jahre so gestiegen, dass er 1932 zwei selbst kuratierte Einzelausstellungen ausgerichtet bekam: Der ersten Retrospektive in der Galerie Georges Petit in Paris (16.6.–30.7.) folgte eine zweite im Kunsthaus Zürich (11.9.–13.11. → Picasso. Die erste Museumsausstellung 1932). Diese Erfolge wurden vom Ausbruch des Spanischen Bürgerkriegs 1936 überschattet. Zum Direktor des Prado ernannt, beauftragte ihn die republikanische Regierung mit dem Gemälde „Guernica“ für den spanischen Weltausstellungspavillon 1937 (→ Picasso: Guernica). Während des Zweiten Weltkriegs hielt sich Picasso in Südfrankreich auf und trat am 5. Oktober 1944 der Kommunistischen Partei Frankreichs bei.
Von der „Fliegenden Taube“ zur Friedenstaube
Nach dem Zweiten Weltkrieg zählte Pablo Picasso zu den berühmtesten lebenden Künstlern seiner Zeit. Er nahm mehrfach an Weltfriedenskongressen teil (1948, 1950). Für jenen in Sheffield 1950 entwarf er die Lithografie „Fliegende Taube“, die als Friedenstaube zum Symbol des Friedens schlechthin wurde (→ Picasso: die Erfindung der Friedenstaube).
Späte Werke
Ab 1953 wurde der Jahrhundertmaler in unzähligen Retrospektiven geehrt. Daraufhin beschäftigte er sich in seinem Spätwerk mit berühmten Bildern aus der Kunstgeschichte wie „Die Frauen von Algier“ von Eugène Delacroix, „Las Meninas” von Diego Velázquez, „Der Raub der Sabinerinnen“ nach Poussin und Jacques-Louis David oder „Frühstück im Freien“ nach Edouard Manet (→ Picasso. Malen gegen die Zeit). Der Abstraktion öffnete sich der Malerstar jedoch zeitlebens nie, obwohl er bei einigen bahnbrechenden künstlerischen Entwicklungen des 20. Jahrhunderts impulsgebend war:
„Es gibt keine abstrakte Kunst. Man muss immer mit etwas anfangen. Nachher kann man alle Spuren der Wirklichkeit entfernen. Dann besteht ohnehin keine Gefahr mehr, weil die Idee des Dinges inzwischen ein unauslöschliches Zeichen hinterlassen hat.“ (Pablo Picasso über seine Ablehnung der Abstraktion)
Pablo Picasso und Jacqueline Roque lernten einander 1952 kennen, als Jacqueline Gehilfin der Keramikerin Suzanne Ramié (1905–1974) war. Im gleichen Sommer kühlte die Beziehung Picassos zu Françoise ab und er kehrte Ende Oktober 1952 allein nach Paris zurück. Mehrere Monate hinweg wechselte er seine Aufenthaltsorte zwischen Vallauris und Paris. Im August 1953 führt Picasso auf Einladung des Ehepaares Lazerme mit Maya und Paul nach Perpignan am Fuß der östlichen Pyrenäen, wo er die inzwischen geschiedene Jacqueline wiedertraf. Nach der Rückkehr trennte sich Françoise von ihm und kehrte mit den Kindern nach Paris zurück. Erst im folgenden Jahr stand Jacqueline erstmals Modell für Pablo Picasso (Juni und Oktober 1954). In einer Reihe von Porträts kombinierte er Elemente des Kubismus und des synthetischen Stils, der für ihn charakteristisch war. Die Bildnisse sind als formale Kontraste aufgefasst: großflächige Gestaltung (v.a. im Hintergrund) steht neben zeichnerisch durchgearbeiteten Partien, kubistische Formzertrümmerung im Gesicht und antikisches Volumen, dekorative Muster treffen auf spärlich bemalte Leinwand. Die Bilder sind allesamt präzise auf den Tag genau datiert, was die hohe Produktivität des inzwischen über 70-jährigen Malers offenlegt – aber auch dessen fast zwanghaftes Arbeiten im Atelier. Im September trennte er sich endgültig von Françoise und zog mit Jacqueline und deren Tochter Catherine in Paris zusammen.
Jacqueline wurde das Modell für Picassos Abwandlungen der „Frauen von Algier“ (1954) nach Eugène Delacroix (15 Gemälde und zwei Lithografien), die vom Tod Henri Matisses inspiriert waren. Nach dem Tod seiner Ehefrau Olga (11. Februar) erwarb der nunmehr weltberühmte Künstler die Villa „La Californie“ mit einem weitläufigen Garten mit tropischen Bäumen über Cannes. Hier drehte der Dokumentarfilmer Henri-Georges Clouzot im Atelier den Film „Le mystère Picasso“, der den zeichnenden Picasso bei der Arbeit beobachtet. Eines der wichtigsten Bilder des folgenden Jahres ist „Jacqueline im Atelier“ (2.–8. April, Sammlung Rosengart, Luzern), gefolgt von der 58-teiligen Serie zu „Las Meninas“ (17.8.–30.12.) nach Diego Velázquez, Bildnisse von Jacqueline als „Lola aus Valence“ von Edouard Manet.
Im September 1958 tausche Picasso die „Villa Californie“ gegen das Schloss Vauvenargues aus, da immer mehr Zaungäste den „Mythos Picasso“ sehen wollten. Schloss Vauvenargues liegt am Fuß der Mont Sainte-Victoire in der Nähe von Aix-en-Provence. Der letzte Lebens- und Arbeitsort Picassos sollte ab Juni 1961 die Villa Notre-Dame-de-Vie in der Nähe des Dorfes Mougins in den Bergen oberhalb von Cannes werden. Kurz zuvor, am 2. März 1961 hatten er und Jacqueline geheiratet. Im folgenden Jahr entstand am 6. Januar „Sitzende Frau mit gelbgrünem Hut“ (6.1.1962, Sammlung Catherine Hutin-Blay), dem allein in diesem Jahr über 70 Porträts in den Medien Malerei, Zeichnung, Keramik und Grafik folgten. In den folgenden elf Jahren, die Picasso bis zu seinem Tod am 8. April 1973 noch blieben, kreiste sein Werk um die Alten Meister – wie Rembrandt van Rijn – und Jacqueline. Am Abend vor seinem Tod überarbeitete er noch den stark abstrahierten „Liegenden weiblichen Akt und Kopf“ (Privatbesitz). Die überbordende Sexualität und Virilität von Picassos Spätwerk, wird hier in einer geometrisch-stilisierenden Darstellung gebändigt.
Picasso Museen
Bis heute weithin sichtbares Zeichen von Picassos Bedeutung sind die drei Museen in seinem Namen: 1960 machte das Museu Picasso in Barcelona den Anfang (Eröffnung 1963), gefolgt vom Musée Picasso Antibes 1966 und dem Musée Picasso Paris 1985. Als Pablo Picasso am 8. April 1973 in Mougins verstarb, war er 1971 der erste lebende Künstler, dem die Ehre zuteilwurde im Louvre auszustellen: Anlässlich seines 90. Geburtstags wurden die Werke des Altmeisters in der Großen Galerie des Musée du Louvre präsentiert.
„Kunst wäscht den Staub des Altags von der Seele.“ (Pablo Picasso)
Pablo Picassos Frauen: Ehefrauen und Freundinnen
- Fernande Olivier (1881–1966): Pablo Picasso und die geschiedene Pariserin Fernande Olivier lernten einander im Herbst 1904 kennen. Bis 1911 führten sie eine Beziehung und lebten miteinander.
- Eva Gouel (geb. Marcelle Humbert, 1885–1915): 1911–1915
- Olga Chochlowa (1891–1955): 1. ⚭ 1918, russische Tänzerin und Mutter von Paulo Picasso; 1937 trennte sich Pablo Picasso von ihr und lebte mit Marie-Thérèse Walter und ihrer gemeinsamen Tochter zusammen. Dennoch ließ er sich nie von Olga scheiden. → Picassos erste Frau: Olga Picasso
- Marie-Thérèse Walter (1909–1977): 1926–1936; erste Begegnung am 8. Januar 1927 vor den Galeries Lafayette, Modell und Mutter von María de la Concepción, genannt Maya Picasso (* 5. Oktober 1935)
- Dora Maar (1907–1997): 1936–1943, Fotografin und Malerin, Surrealistin und Kommunistin. Dora Maar dukomentierte die Arbeit an „Guernica“.
- Françoise Gilot (* 1921): 1943–1953, französische Malerin und Grafikerin. Gilot lebte ab 1948 mit Picasso in Vallauris in Südfrankreich. Sie ist die Mutter von Paloma und Claude Picasso.
- Jacqueline Roque (1927–1986): 2. ⚭ 2. März 1961, Als Jacqueline Picasso kennenlernte, war sie 46 Jahre jünger als der Malerstar und Keramikverkäuferin bei Madoura in Vallauris, in dessen Atelier Picasso seit 1946 keramische Arbeiten schuf.
Kinder
- Paulo Picasso (1921–1975)
- María de la Concepción, genannt Maya Picasso (* 5.10.1935)
- Claude Picasso (* 15.5.1947)
- Paloma Picasso (* 19.4.1949)
Beiträge zu Pablo Picasso
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- Zitiert nach: Peter D. Whitney, Picasso is safe: The artist was neither a traitor to his painting nor his country, in: San Francisco Chronicle, 3. September 1944. Whitney, Kriegskorrespondent dieser Zeitung, war der erste US-amerikanische Journalist, der Picasso nach der Befreiung von Paris interviewte. Nachdruck von Alfred Barr, 1945, zit. nach: Gertje Utley, Picasso. The Communist years, New Haven 2000, S. 31.