Pablo Picasso

Wer war Pablo Picasso?

Pablo Picasso (Málaga 25.10.1881–8.4.1973 Mougins) war ein spanischer Maler, Grafiker und Bildhauer. Er gilt als einer der bedeutendsten Künstler des 20. Jahrhunderts. Seine überbordende Produktivität brachte ein Gesamtwerk von mehr als 15.000 Gemälden, 3.200 Keramiken, 7.000 Zeichnungen, 1.200 Skulpturen und 20.000 Druckgrafiken. Picasso kam als Sohn des Malers und Zeichenlehrers José Ruiz Blasco und dessen Ehefrau Maria Picasso y Lopez in Malága zur Welt. Ab 1901 nutzte er den aus Italien stammenden Namen seiner Mutter als Künstlernamen, da ihn die zwei „S“ faszinierten und er ihn für wohlklingender hielt. Der Ruhm Picassos ist mit der Erfindung des Kubismus – gemeinsam mit George Braques – verknüpft. Sein Gemälde „Les Demoiselles d‘Avignon“ (März–Juli 1907, MoMA) avancierte in den 1920er Jahren zur Ikone der Moderne.

„Bilder, ob fertig oder nicht, sind Seiten meines Tagebuchs und als solche haben sie ihre Bedeutung. Die Zukunft wird die Seiten aussuchen, die sie für wichtig hält.“1 (Pablo Picasso)

Kindheit und frühestes Werk

Pablo Picasso wurde am 25. Oktober 1881 als erstes Kind von José Ruiz Blasco (1838-1913) und María Picasso y López in Málaga geboren. Don José war Zeichenlehrer an der örtlichen Kunstgewerbeschule und Kurator des Museums. Er war groß und blond und strahlte das Flair eines Engländers aus; Picassos Mutter war klein und dunkelhaarig.

Am 15. Dezember wurde Pablos älteste Schwester Lola geboren, die zu den ersten Modellen des Malers gehörte. Drei Jahre später, 1887, wurde die zweite Schwester Conceción (Conchita) geboren.

Im Alter von sieben Jahren begann Picasso zu malen und zu zeichnen. Mit seinem Vater besuchte er Stierkömpfe und vollendete „Pikator“, sein erstes bekanntes Bild. Es zeigt einen Stierkampf.

Im September 1891 zog die Familie Ruiz Picasso nach La Coruña (Galicien) an der Atlantikküste, da Don José dort eine Stelle als Kunstlehrer an einer Gewerbeschule angenommen hatte. Pablos Schwester Conchita starb an Diphterie. Der Junge studierte Malen und Zeichnen bei seinem Vater. Dieser erlaubte ihm, Details an seinen eigenen Gemälden zu beenden.

Ausbildung

Ab 1892 war Picasso an der Kunstschule von La Coruña im Fach Schmuckzeichnen eingeschrieben; er besuchte die Klasse für Zeichnen und Ornamentik. Nach einem Jahr stieg er in die Klasse für Figurenzeichnen bzw. Aktzeichnen (1893) und Figurenzeichnen (Abteilung Gips), Gipsabdruck und Malerei und Kopie der Natur (1894) auf. Zusätzlich malte und zeichnete er Kriegsszenen, Bildnisse seines Vaters und seiner Mutter sowie Landschaftsskizzen aus der Umgebung.

Der 13-jähige Picasso führte Tagebücher, die er „La Coruna“ und „Asul y Blanco [Blau und Weiß]“ nannte. Er illustrierte sie mit Porträts und Karikaturen; noch signierte Picasso mit „P. Ruiz“. Nachdem Picasso in eine neue Klasse der Akademie gewechselt war, zeichnete er nach Gipsmodellen. Die Perfektion in der Wiedergabe von Licht und Schatten sowie der Proportionen überwältigte Picassos Vater derart, dass er seinem Sohn mit der Erklärung, er selbst werde nie mehr malen, seine eigene Palette, Pinsel und Farben übergeben haben soll.

Im Frühjahr 1895 wurde Don José als Lehrer an die Kunstakademie, Escuela Provincial de Bellas Arte (La Llotja), in Barcelona, Katalonien, berufen und zog sofort um. Die Familie folgte am Ende des Schuljahres im September. Im Sommer besuchte Picasso Madrid und verbrachte die Ferien in Málaga (Juli). Pablo zeichnete unterwegs den Prado im Regen und sah zum ersten Mal Gemälde von Diego Velázquez, Francisco de Zurbarán (→ Francisco de Zurbarán und Juan de Zurbarán) und Francisco de Goya. Während einer Schiffsreise längs der Mittelmeerküste nach Barcelona entstanden kleine Seestücke von Alicante sowie Valencia und Ansichten von Cartagena.

Im September 1895 zog die Familie in die Carrer Christina 3 (Ecke Llauder) in der Nähe der Akademie von Barcelona. Pablo trat in die Akademie ein (Immatrikulationsnummer 108) und durfte die erste Klasse überspringen. Die Zulassungsarbeit für die fortgeschrittenen Klassen in klassischer Kunst und Stillleben, einen akademischen Männerakt in Grafit, für den er einen Monat Zeit gehabt hätte, schuf er an nur einem Tag.
Im Winter 1895/96 malte Picasso sein erstes großes Bild im akademischem Stil: „Die Erstkommunion“ (Museu Picasso, Bacelona). Sein Vater stand ihm für die männliche Figur Modell. Weiters entstanden Landschaftsstudien der Umgebung.

Picassos erste Ausstellungsbeteiligung fand im April 1896 statt: Er konnte „Die Erstkommunion“ zusammen mit Bilder von Santiago Rusiñol, Ramón Casas und Isidro Nonell in Barcelona ausstellen. Im Frühjahr 1896 experimentierte Picasso mit Porträts seiner Familie, er porträtierte seinen Vater, seine Mutter, Tanate Pepa, Großmutter Doña Iñes und seine Schweaster Lola aber auch Manuel Pallarés, den er kennengelernt hatte. Dieser katalanische Maler aus Horta im Ebrotal, wurde für Picasso der „Führer durch Barcelona“. Im Sommer 1896 hielt sich Pablo Picasso wieder in Málaga auf, wo er sich mit Landschaften und Stierkampfbildern beschäftigte.

Noch vor seiner glänzend bestandenen Aufnahmeprüfung an der Akademie San Fernando in Madrid im Oktober 1897 entstand das Gemälde „Wissenschaft und Barmherzigkeit“ (Anfang 1897, Museu Picasso, Barcelona). Sein Vater stand ihm für die Figur des Arztes Modell. Auf der nationalen Kunstausstellung im Juni in Madrid wurde es lobend erwähnt - später gewann Picasso damit in Málaga die Goldmedaille. Das Bild des Studenten wurde Seite an Seite mit einem Werk des Porträtisten und Direktors der Akademie, Antonio Caba, ausgestellt. Den Sommer verbrachte Pablo Picasso erneut in Málaga, wo er um seine Kusine warb. Don José bat seine Brüder um Geld, um Pablo nach Madrid schicken zu können.

Im September 1897 reiste Picasso nach Madrid (zum ersten Mal alleine unterwegs). Im Oktober stellte er die Aufnahmezeichnungen für die Oberklasse der Königlichen Akademie San Fernando innerhalb eines Tages fertig. Damit setzte er seine außergewöhnliche Begabung erneut unter Beweis. Picasso begann daraufhin ein Malereistudium an der Akademie San Fernando (Matrikel-Nummer 9). Das Wunderkind besuchte die traditionswürdige Institution sporadisch bis 1899. Er wohnte in der Calle San Pedro Martir 5. Im Herbst/Winter 1897 zeigte er sich vor seinen Freunden von als Individualist und lehnte beispielsweise den Pointillismus mit seinem strengen maltechnischen Zugang kategorisch ab (→ Postimpressionismus | Pointillismus | Divisionismus). Stattdessen würdigte er die Alten Meister im Prado, die er kopierte. In einem Brief an einen Freund (Bas) in Barcelona schrieb er:

„Hätte ich einen Sohn, der Maler werden will, so würde ich ihn nicht in Spanien leben lassen [oder ...] ihn nach Paris schicken, sondern nach München, wo man die Malerei ernsthaft studiert, ohne modischen Firlefanz wie Pointillismus und ähnliches zu beachten. [...] Ich woll keiner starren Schule folgen, denn das führt nur zu Gleichmacherei unter den Anhängern. [...] Das Museum der Maler ist schön. Velasquez ist erste Klasse. Einige Köpfe Grecos sind herrlich. Murillo überzeugt nicht immer. Tizians 'Dolorosa' ist gut; einige schöne Porträts von van Dyck hängen hier. Rubens' Feuerschlangen sind ungeheuerlich; von Teniers hängen einige sehr gute, kleine Bilder von Säufern, und überall 'Madrilleñitas' - so schön, dass keine Türkin sich mit ihnen vergleichen kann.“2

Als Picasso im Winter 1897 die Akademie verließ, hatte er Streit mit seinem Vater. Im Spätfrühling 1898 erkrankte der Kunststudent an Scharlach, weshalb er im Mai nach Barcelona zurückkehrte, um dort zu genesen. Den Sommer verbrachte er in Horta de Ebro, wo sein Freund Pallarès wohnte; zudem hielt sich Picasso mehrere Monate im Santa-Barbara-Gebirge auf. Zweitweilige lebten die beiden in einer Berghöhle. Picasso zeichnete die Pinienwälder, den Berg Santa Bárbara und die Häuser von Horta.

El Quatre Gats

Erst im Februar 1899 kehrte der jugendliche Maler nach Barcelona zurück, wo er sich im Atelier des Bruders seines Freundes Josep Cardona in der Carrer de Escudíllers Blancs 2 niederließ. Picasso wurde Mitglied der Gruppe „El Quatre Gats [Die vier Katzen]“ (eröffnet 12.6.1897 von Pere Romeu), wo er Jaime Sabartès und Carlos Casagemas kennenlernte. Weitere Bekanntschaften waren der Sammler Carlos Junyer-Vidal, der Bildhauer Manolo Hugué, die Brüder Angel und Mateu Fernandéz de Soto, der Schriftsteller Jaime Sabartés (sein späterer Sekretär und lebenslanger, enger Freund), zudem der Philosoph und Kritiker Eugenio d'Ors, der Maler und Dramatiker Santiago Rusiñol, der Kunsthistoriker Miguel Utrillo und der Maler Ramón Casas, Isidre Nonell, Angel und Mateu Fernández de Soto, Sebastiàn und Carles Junyer Vidal. Durch Casas lernte Picasso das Werk Théolphile Steinlens und Henri de Toulouse-Lautrecs kennen. Picassos engster spanischer Freund wurde Ramon Pichot (Pixot), dessen wohlhabende Familie ihm Unterkunft und Verpflegung gewährte.3

Im Juni gründeten Utrillo und Casa gemeinsam die Zeitschrift „Pél i Ploma [Pinsel und Feder]“, in der Artikel über El Greco erschienen. Zudem werteten die Herausgeber die Romantik wie die Gotik wieder auf. Mit Rocardo Canals Hilfe entstand Picassos erste Radierung: „El Zurdo“, einen Pikator darstellend.

Anfang des Jahres 1900 bezog Picasso ein Atelier gemeinsam mit Carles Casagemas in der Carrer Riera de Sant Joan 17 in Barcelona. Im Februar stellte Picasso im „El Quatre Gats“ aus: einige Zeichnungen, hauptsächlich Porträts von Freunden, Schriftstellern und Malern, und das Gemälde „Der letzte Augenblick“ (vermutlich identisch mit „Wissenschaft und Nächstenliebe“). In „La Vanguardia“ erschien ein Bericht über die Ausstellung. Als am 24. Februar die Zeitung eine Liste von Künstlern veröffentlichte, deren Werke für die Pariser Weltausstellung vorgeschlagen wurde, fanden sich auch mehrere Bilder von „Pablo Ruiz“ darunter. „Der letzte Augenblick“ wurde für die Ausstellung dann auch wirklich ausgewählt (ab 1.5.). Im Sommer veröffentlichten die Zeitschriften „Joventut“ (12.7.) sowie „Catalunya Artistica“ insgesamt drei Zeichnungen Picassos.

Erste Aufenthalte in Paris

Pablo Picasso und Henri de Toulouse-Lautrec

Gemeinsam mit seinem Freund Carlos Casagemas reiste Picasso im Oktober 1900 erstmals nach Paris. Dort bezog er das frühere Atelier von Nonell in der Rue Gabrielle 49 am Montmartre. Neben den beiden zählten auch noch der Bildhauer Paco Durio und Manolo Hugué zur spanischen Kolonie. Sie besuchten die Weltausstellung und sahen bei Kunsthändlern Werke von Paul Cézanne, Henri de Toulouse-Lautrec, Edgar Degas, Paul SignacPierre Bonnard und Edouard Vuillard. Mit „Le Moulin de la Galette“ malte Picasso sein erstes Bild in Paris. Er interessierte sich sehr für die Kunst von Toulouse-Lautrec und wandte sich dem Theater zu, indem er in „Tänzerin in Blau“ die Commedia dell'arte-Figur des Pierro zeichnete. Picasso hatte Anfang des Jahres in Barcelona auf einem Faschingshandzettel erstmals diese Figur dargestellt.

Picasso lernte die Kunsthändler:innen Pere Mañach und Berthe Weill kennen; Mañach bot ihm monatlich 150 Francs im Austausch gegen Bilder und Weill kaufte drei Stierkampf-Pastelle. Casagemas verliebte sich in das Modell Germaine (eigentlich Laure Gargallo).

Am 20. Dezember 1900 kehrten Picasso und Casagemas wieder nach Barcelona zurück, wo er Weihnachten mit seiner Familie verbrachte. Silvester verbrachte Picasso mit Casagemas in Malága, Mitte Januar 1901 fuhr er nach Madrid. Dort hörte er vom Selbstmord Casagemas in einem Pariser Café - in Gegenwart Manuel Pallarès, Manolos und Germaine Florentins (geb. Gargallo) (17.2.). Elf Tage später veröffentlichte „Catalunya Artistica“ einen Nachruf auf Casagemas, zusammen mit einer Zeichnung Picassos. Für die neu gegründete Zeitschrift „Arte Joven“ sollte Picasso Kunstredakteur und Illustrator sein, jedoch erscheinen nur fünf Ausgaben (Nullnummer am 10.3., Heft 4 am 1.6.). Bevor Picasso selbst wieder nach Paris reiste, verbrachte er noch den April in Barcelona. Dort entstanden einige Ölgemälde in strichartiger Pinselführung und mit reinen Farben.

Im Mai 1901 reiste Picasso wieder nach Frankreich - diesmal mit Jaume Andreu Bonsoms - und wohnte am Boulevard de Clichy 130, in jenem Haus, wo Casagemas sein Atelier hatte. In den folgenden Monaten arbeitete Picasso häufig am Thema Paris bei Nacht, wie die Bilder „Die Absinth-Trinkerin“, „Picasso mit Zylinder“, „French Cancan“ und „Im Moulin Rouge“ belegen. Miguel Utrillo stellte Picassos Pastelle in der Sala Paré in Barcelona aus; im begleitetenden Text nannte der Autor den Maler nur „PICASSO“. 1901 hatte Picasso seine erste große Ausstellung gemeinsam mit dem baskischen Maler Iturrino in der Pariser Galerie Vollard (25.6.-14.7.), organisiert von Mañach, der Kritiker Coquio schrieb das Katalogvorwort. Trotz Vollards späterer Beteuerung, die Ausstellung sei erfolglos gewesen, wurden noch vor der Eröffnung 15 der farbintensiven, an Vincent van Gogh geschulten Bilder verkauft. Picasso setzte seine gestische Malerei in schwarz umrahmte Flächen, wodurch der „Farbfenster-Stil“ entsteht. Der Kritiker Félicien Fagus schrieb eine Lobrede in „La Revue Blanche“:

„[Picasso] ist eine brillante Neuentdeckung. [...] Wie alle wahren Maler vergöttert er die Farbe um ihrer selbst willen, und jeder Inhalt hat seine eigene Farbe. [...] Jeder Einfluss besteht nur vorübergehend. [...] Man sieht, dass Picasso in seinem Drang noch eine Zeit gefunden hat, einen persönlichen Stil zu prägen; seine Persönlichkeit ist in diesem Drang begründet, in dieser jugendlichen, heftigen Spontaneität (er ist noch nicht einemal zwanzig und malt jeden Tag drei Bilder).“4

Im Rahmen der Ausstellung lernte Picasso über Mañach den Dichter und Maler Max Jacob (1876-1944) kennen, der ihn mit Guillaume Apollinaire bekannt machte. Im Spätsommer malte Picasso „Beschwörung (Casagemas' Begräbnis)“, das an El Grecos „Begräbnis des Grafen Orgaz“ erinnert. Zwei weitere Bilder beschäftigen sich mit dem Thema des verstorbenen Freundes. In der Folge tendieren Picassos Werke immer mehr zu Blautönen: „Das blaue Zimmer“, das in seinem Atelier am Boulevard de Clichy entstand, trägt den Farbton im Titel. In diesem Winter stellte sich Picasso im „Selbstbildnis“ (1901, Musée Picasso, Paris) dar und malte fünf Porträts seines Freundes Sabartés und des gerade in Paris eingetroffenen Mateu Fernández de Soto. Zirkus- und Harlekin-Themen tauchen in Picassos Werk auf - „Zwei Gaukler (Harlekin und Gefährte)“ sowie „Harlekin (Gaukler mit aufgestützten Händen)“ (The Metropolitan Museum of Art, NY); zudem malte er eine Serie von „Maternités“. Erst Ende Januar 1902, nachdem Picasso Geld von seiner Familie erhalten hatte, kehrte er nach Barcelona zurück.

In Barcelona zog er in ein von Angel Fernández de Soto in der Carrer Conde del Asalto 10 (heute: Carrer Nou de la Rambla, 1. Etage) gemietetes Atelier, das er sich mit einem anderen Künstler teilte. Nun gebrauchte Picasso eine nahezu monochrome blaugrüne Palette. Armut und seelische Depressionen sind die Themen seiner Bilder wie „Frau mit blauem Schal“, „Schlafende Trinkerin“ und „Zwei Frauen in einer Bar“. Bedrückte Mütter mit niedergeschlagenen Augen oder lebensmüde Sexarbeiterinnen beschäftigten den jungen Maler. In „El Quatre Gats“ traf Picasso seine alten Freunde wieder. In dieser Zeit lernte er den Bildhauer Julio González kennen, mit dem ihn eine lebenslange Freundschaft verband. Über sein Bild „Zwei Schwestern“ schrieb er an Max Jacob in Paris:

„Nach der Zeichnung, die ich Dir schicke [Zwei Schwestern], möchte ich ein Bild malen. Sie entstand nach einer Hure von St. Lazare und einer Mutter.“5

Picassos zweite Ausstellung in Paris - gemeinsam mit Bernard-Lemaire - wurde in der Galerie Berthe Weill (1.-15.4.1902) organisiert, während er sich in Barcelona aufhielt. Zu sehen waren unter anderem „Das blaue Zimmer“, „Jurtisane mit Juwelencollier“ und „Jungfrau mit goldenen Haaren“, Die Bedeutung von Paris für Picasso zeigt sich, dass der junge Maler bereits im Oktober 1902 wieder dort lebte. Er kehrte mit Sebastián Junyer-Vidal zurück und malte die „aleluya“-Serie, in der er die Reise schildert. Picasso teilte sich ein kleines Zimmer mit Max Jacob am Boulevard Voltaire 87. Der Maler arbeitete nachts und schlief bis mittags; diesen Arbeitsstil behielt er bis ans Ende seines Lebens bei. Jacob und er waren so arm, dass Picasso keine Leinwände kaufen konnte und sich aufs Zeichnen beschränken musste.

Mañach organisierte eine weitere Ausstellung bei Berthe Weill, diesmal zusammen mit Ramón Pichot, einem Freund aus Barcelona, und zwei Franzosen, Girieud und Launay. Es waren mehrere Bilder der Blauen Periode zu sehen. Der symbolistische Dichter Charles Morice schrieb im „Marcure de France“ über die „starke Traurigkeit“, die aus Picassos Werken spricht, dennoch hätte der Maler „Kraft, Begabung und Talent“ (Dezember).

Blaue Periode

Pablo Picasso: Blaue Periode

Der frühreife Künstler entwickelte nach dem tragischen Selbstmord seines Freundes Casagemas die sogenannte Blaue Periode, der 1906 die Rosa Periode folgte. Wählte Picasso in der Blauen Periode Bettler, Mütter mit Kindern (aus dem Gefängnis St. Lazare), Absinthtrinker als Motive seiner Bilder, so wandte er sich ab 1904/05 Mutterschaftsbildern, Gauklern, Harlekinen zu. Die charakteristische blaue bzw. rosa Färbung der Werke wird als Ausdruck von Melancholie und Hoffnung gedeutet. Die Gemälde „Das Leben“ und „Die Gauklerfamilie“ sind die Hauptwerke dieser ersten beiden Stilphasen im Werk von Pablo Picasso.

La Vie [Das Leben]

Erstmals präsentierte Pablo Picasso Werke der Blauen Periode Ende 1902 in einer Gruppenausstellung bei Berthe Weill (15.11.-15.12.). Das Jahr 1903 verbrachte er in Barcelona; er zog wieder in das Atelier an der Calle de la Riera de Sant Joan, das er sich mit Casagemas geteilt hatte. Im Frühjahr 1903 begann er mit Skizzen für „La Vie [Das Leben]“ (Cleveland Museum of Fine Arts). Anfangs hatte der Künstler sich selbst noch in der männlichen Rolle gesehen. In der endgültigen Version trat sein Freund Casagemas an diese Stelle. „La Vie [Das Leben]“ wurde im Frühjahr/Sommer 1903 vollendet wie auch das Porträt seines Schneiders Soler. In den folgenden 14 Monaten entstanden über 50 Werke, darunter „Celestina“ (Musée Picasso Paris), die einäugige Kupplerin in Fernando de Royas Theaterstück, „Der alte Gitarrespieler“ (The Art Institute of Chicago) und „Das Mahl des Blinden“ (The Metropolitan Museum of Art), die an El Greco erinnern. Zudem widmete sich Picasso einer Serie von Karikaturen mit Bordellthemen.

Picasso im Bateau-Lavoir

Im Januar 1904 mietete Pablo Picasso ein Atelier in der Calle del Commercio in Barcelona. Im Frühjahr reiste er mit dem Maler Sebastià Junyer Vidal nach Paris, wo er in der Rue Ravignan 13 ein verfallenes Ateliergebäude bezog, das von Max Jacob „Bateau-Lavoir [Wäscherei-Schiff]“ getauft wurde. Picasso übernahm das Atelier von Paco Durio im obersten Stock - ohne Gas oder Strom. Da es direkt unter dem Dach gelegen ist, ist das Atelier im Winter „eiskalt und zugig“, im Sommer unerträglich heiß.6 Seine nächsten Freunde sind Ricardo Canals und dessen Frau, Manolo Hugué, dessen Frau Totote und Ramón Pichot mit Germaine, wegen der sich Casagemas umgebracht hatte. Picassos Kollegen im Bateau-Lavoir sind u. a. Kees van Dongen, Amedeo Modigliani, Georges Braque, Juan Gris und Pablo Gargallo.

Der Harlekin

In der Nähe, am Fuß des Montmartre, befand sich der Zirkus Médrano, den Picasso und seine Freunde drei bis viermal in der Woche besuchten. Im Frühjahr und Sommer 1904 malte Picasso die letzten Bilder der „Blauen Periode“, darunter „Die Büglerin“ und die Gouache „Frau mit Haarhelm (Die Frau des Akrobaten)“. Im Sommer hatte Picasso eine Liaison mit einer wenig bekannten Frau namens Madeleine. Wahrscheinlich stand sie dem Künstler Modell für „Frau mit Haarhelm“. Durch diese Beziehung wurde Picasso zu weiteren Bildern zur Mutterschaft inspiriert. Das führte schließlich zum Motiv der Harlekinfamilie.

In diesem Jahr lernte der Spanier André Salmon, Guillaume Apollinaire und Fernand Olivier (Herbst) kennen. Nachdem sich Picasso von Madeleine getrennt hatte, wurde Fernande für die nächsten Jahre seine Geliebte. Picasso radierte „Das frugale Mahl“ vielleicht mit Hilfe von Ricardo Canals oder Eugène Delâtre, der für Clovis Sagot und Père Soulier sowie andere Kunsthändler:innen eine kleine Auflage druckte. Fernand Olivier taucht im Aquarell „Betrachtung [Meditation]“ erstmals im Werk Picassos auf. Seine letzte Ausstellung in der Galerie Berthe Weill präsentierte ein Dutzend Bilder, die in den drei Jahren zuvor entstanden waren.

Rosa Periode

Pablo Picasso: Rosa Periode

Bereits im Herbst 1904 änderte Picasso seinen Stil und entwickelte mithilfe von Mutterschaftsbildern die sog. Rosa Periode. In der Pariser Galerie Serruier am Boulevard Haussmann stellte er im Frühjahr 1905 erste Bilder dieser neuen Phase aus (25.2.-6.3.1905); insgesamt acht Seiltänzer-Bilder sind im Katalog aufgeführt, mit einem Vorwort von Charles Morice, Apollinaire schrieb zwei Kritiken in „La Revue immoraliste“ (April) und „La Plume“ (15.5. mit fünf Illustrationen Picassos).

Im Frühjahr 1905 entstand „Die Gaukler (Die Gauklerfamilie)“ (National Gallery of Art, Washington), „Zwei Gaukler mit Hund“, „Harlekinfamilie“, „Junger Akrobat auf einem Ball“, „Akrobatenfamilie mit Affen“. Picasso beendete 14 Kaltnadelradierungen und Radierungen zum Thema der Seiltänzer, darunter „Salome“. Erneut arbeitete Picasso mit Delâtre zusammen; Ambroise Vollard druckte 1913 eine Luxusausgabe. Das Zirkusthema inspirierte Picasso auch zu seiner ersten Plastik: „Der Narr“, von Vollard in Bronze gegossen.

Lapin Agile

Picasso besuchte häufig das Bistro „Lapin Agile“, das einem Mann namens Frédé gehörte. Dessen Tochter war zusammen mit ihrer zahmen Krähe das Modell für eine Zeichnung und ein Pastell, „Frau mit Krähe“. Frédé erhielt zur Dekoration des Bistros das Bild „Im Lapin Agile“, auf dem Picasso als Harlekin, Pichots Frau Germaine als seine Begleiterin und Frédé als Gitarrespieler dargestellt sind.

Schoorl

Auf Einladung des jungen Schriftstellers Tom Schilperoots hielt sich Picasso im Sommer 1905 einen Monat im holländischen Schoorl auf. Dort entstand „Die drei Holländerinnen“ (Musée national d'art moderne/Musée Picasso, Paris).

Leo und Getrude Stein

Im Herbst 1905 wurden Picassos Bilder unbeschwerter, darunter „Madame Canals“, „Knabe mit Pfeife“, „Frau mit Fächer“ und „Junges Mädchen mit Blumenkorb“. Die beiden letzten Werke kauften Gertrude Stein und ihr Bruder Leo, der zuvor schon „Akrobatenfamilie mit Affen“ erworben hatte. Der Händler Sagot machte den Künstler mit den beiden Sammerln bekannt. Obwohl das Gemälde Gertrude nicht gefiel, folgten beide Geschwister Picassos Einladung in dessen Atelier im Bateau-Lavoir, wo die Geschwister für 800 Franc gleich mehrere Bilder kauften. Daraufhin besuchte Picasso den Salon der Steins häufiger. Einige Monate später malte er Porträts von Leo Stein und dessen Neffen Allan (beide The Baltimore Museum of Art).

„Da war eine Couch, wo jeder saß und schlief, da war ein kleiner Küchenstuhl, auf dem Picasso beim Malen saß, da war eine große Staffelei und da waren viele Bilder und da war ein Foxterrier.“7 (Gertrude Stein über Picassos Atelier)

Am 18. Oktober 1905 eröffnete der Salon d'Automne mit dem Aufruhr rund um den Fauvismus. Zudem konnte man dort eine Retrospektive der Werke Ingres' mit dem „Türkischen Bad“ sehen, eine Galerie mit zehn Werken von Paul Cézanne und drei Bilder des „Zöllners“ Henri Rousseau, darunter „Der hungrige Löwe“.

Kurze Zeit später wandte sich Picasso dem Bild „Der Tod des Harlekin“ zu und begann im Winter das „Porträt von Gertrude Stein“ (The Museum of Modern Art, New York), das erst im folgenden Jahr vollendet wurde. Die angehende Schriftstellerin musste an die 80- oder 90-mal dafür sitzen.

Das Anfang 1906 gemalte Bild „Knabe, ein Pferd führend“ (The Museum of Modern Art) zeigt eine neue Farbigkeit: Die Rosatönung der Werke aus dem Jahr 1905 weicht einer stärker Terracotta- und Grauförbung. Das Bild spiegelt sein Interesse für griechische Kunst und Cézannes Badende; es gehört zu einer Serie von Zeichnungen, Aquarellen und Gemälden, die in der Komposition „Die Wasserstelle“ ihren Höhepunkt hätte finden sollen (nie ausgeführt). Vor Mai 1906 besuchte Picasso die Ausstellung der kurz zuvor in Osuna ausgegrabenen iberischen Skulpturen und Reliefs aus dem 3. bis 6. vorchristlichen Jahrhundert.8 Anfang März konnte er die meisten Bilder der Rosa Periode an den Kunsthändler Vollard verkaufen.

Über Getrude Stein lernte Pablo Picasso im Frühjahr 1906 Henri Matisse kennen. Matisse stellte im April im Salon des Indépendants sein Bild „Le bonheur de vivre [Die Lebensfreude]“ aus, welches die Geschwister Stein erwarben und vom Künstler in ihrem Salon aufhängen ließen. Kurz darauf lernte Picasso auch André Derain kennen. Da Picasso mit dem Kopf seines Gertrude Stein-Porträts unzufrieden war, übermalte er ihn; im Herbst stellte er es ohne eine weitere Sitzung fertig. Weiters entstanden erste Bilder, in denen er Haarpflege thematisierte, darunter die Plastik „Sich kämmende Frau“. Die Plastik, die erste große Skulptur Picassos, entstand im Atelier des Bildhauerfreundes Paco Durrio in Bateau-Lavoir, der eine Gauguin-Sammlung besaß und Picasso mit dessen Werk bekannt machte.9 Der Vorwurf seiner Kollegen, seine Bilder würden immer „noch viel zu sehr an Lautrec anklingen“, versetzte Picasso allerdings in Rage.10 Angestachelt von dieser Kritik, setzte Picasso an zur „Ermordung der Anatomie“11 (Apollinaire) und zur „Einführung farbiger Formen, die die äussere Welt nicht mehr abbilden, sondern sie nur noch bedeuten wollen“12 (Kahnweiler).

Gósol

Mit seiner Freundin Fernande Olivier reiste Picasso Anfang Mai nach Barcelona, wo er sie seiner Familie vorstellte, und Mitte Mai in das nordkatalonischen Gósol (in der Provinz Lleida, Pyrenäen). Dort verbrachte Pablo Picasso einige Wochen und wandte sich der Aktmalerei zu. Neben den Akten mit voluminösen Körpern schuf Picasso auch das Gemälde „Zwei Brüder“ und „La Toilette“ (Albright Knox Art Gallery, Buffalo). Im großen Bild „Der Harem (Akte in Rosa)“ (The Cleveland Museum of Art) gruppierte Picasso die Akte, allerdings sind die Frauen noch nicht so entpersonalisiert wie in den folgenden Werken. Picasso skizzierte in Gósol die Landschaft und Bauern. Er begann das Bild „Die Brotträgerin“ (Philadelphia Museum of Art), das er im Herbst 1905 in Paris vollendete. Die „iberische“ Stilisierung der Köpfe ist von den Figuren aus Osuna beeinflusst. Seinen Aufenthalt brach der Künstler abrupt ab, da in der Umgebung Typhus ausbrach.

Einfluss der iberischen Skulptur

Zurück in Paris vollendete Picasso die Bilder „La Coiffure“ (The Metropolitan Museum of Art) und „Sich kämmende Frau“ (Privatbesitz). Der plastische, abstrahierte Kopf ähnelt den maskenhaften Köpfen seiner beiden Selbstporträts, die kurz darauf entstanden (Musée Picasso Paris, „Selbstbildnis mit Palette“, Philadelphia Museum of Art). Sie zeigen den wachsenden Einfluss der iberischen Skulptur. Gegen Jahresende schuf er „Zwei Frauenakte“ (MoMA), in denen die Stilisierung und das reliefartige Modellieren bis zum Extrem getrieben sind. Mit der monumentalen Personendarstellung und der autonomen Anwendung von Hell/Dunkel erwies Picasso dem in Oktober verstorbenen Cézanne seine Referenz.

Eine Serie gemalter und gezeichneter Selbstporträts, die Picasso rund um seinen 25. Geburtstag am 25. Oktober 1906 schuf, sollen einen neuen Picasso zeigen. Er stellt sich als sonnengebräunter Dionysos im Unterhemd dar. Cézannes „Selbstbildnis mit Palette“ lieferte dafür teilweise die Anregung.13 Einige Monate später - im Februar oder März 1907 - zeigt sich der Künstler in einem schweren Tweedmantel mit Fischgrätmuster. Die Veränderung der Selbstwahrnehmung dürfte mit seiner Arbeit an „Demoiselles d'Avignon“ in Zusammenhang stehen, beschrieb Salmon Picasso in dieser Phase als „Klausner“. Völlig zurückgezogen zeichnete und skizzierte er unentwegt.14

Kubismus

Das Schlüsselwerk der Moderne ist Picassos Gemälde „Les Demoiselles d’Avignon“ (1907 → Les Demoiselles d’Avignon), auf dem er erstmals Figuren aus verschiedenen Perspektiven gleichzeitig zeigte. Doch statt das Gemälde auszustellen, „versteckte“ Picasso es - mit der Vorderseite an eine Wand gelehnt in seinem Atelier im Bateau-Lavoir. Erstmals öffentlich zu sehen war es in der vom Dichter und Kunstkritiker André Salmon 1916 organisierten Ausstellung „L’art moderne en France“ in Räumlichkeiten, die Paul Poiret, Modeschöpfer und maßgebliche Förderer der Moderne, zur Verfügung stellte.

Mit den „Demoiselles“ legte Picasso einen Grundstein für den ab 1908 gemeinsam mit Georges Braque entwickelten Kubismus. Ausgehend von den Überlegungen Paul Cézannes und afrikanischer Plastik, zerlegten Picasso und Braque die Bildgegenstände in Facetten und quaderförmige Strukturen. Volumen und Rhythmus wurden wichtiger als die Farbigkeit, die zugunsten einer nahezu monochromer Farbgebung reduziert wurde. Dem analytischen Kubismus folgte ab 1912 der synthetische, für den die beiden Maler die Methode des Collagierens in ihren Gemälden einsetzten. Mit ihren Experimenten lösten Picasso und Braque eine Welle an Begeisterung aus – zumindest in einer kleinen Gruppe Pariser Avantgardisten. Zu den Kubisten (zweiten Ranges) zählen Juan Gris, Robert DelaunaySonia Delaunay-Terk und Fernand Léger, die auch als die „Salonkubisten“ bekannt wurden.

Erfindung des Kubismus

Im Winter 1907 widmete sich Pablo Picasso weiterhin der Aktmalerei. Zum Teil durch „Lebensfreude“ von Matisse angespront zeichnete er Skizzen für eine monumentale Figurengruppe mit Matrosen, die ein Bordell betreten. Von Géry-Piéret, Apollinaires Sekretär, kaufte Picasso Anfang März zwei iberische Köpfe, die dieser im Louvre gestohlen hatte. Im „Kopf des Medizinstudenten“ spiegelt sich das Studium dieser Plastiken im stilisierten, schneckenförmischen Ohr und anderen Gesichtszügen. Dieser findet sich auch in der Bordell-Komposition mit sieben Personen: fünf Frauenakte mit einem in der Mitte sitzenden Matrosen und links ein Medizinstudent (vielleicht einen Schädel haltend); auf einer anderen Skizze ist der Matrose nackt, und der Student hält ein Buch.

Durch Derains große „Badende“ (Centre Pompidou, Paris) und Matisses „Blauer Akt (Erinnerung an Biskra)“, die beide ab 20. März 1907 am Salon des Indépendants ausgestellt waren, wurde Picasso weiter angestachelt. Beide Werke wurden von den Steins gekauft.
Ende April 1907 begann Picasso mit der Arbeit an dem großformatigen Gemälde „Les Demoiselles d'Avignon“. Die endgültige Aquarellstudie zeigt in ihrem „iberischen“ Studium fünf weibliche Figuren. Der Matrose fehlt nun und der Student wurde durch eine nackte, einen Vorhang hebende Frau ersetzt. Ab Mitte Mai beschäftigte sich Picasso mit Einzelmotiven zu diesem großformatigen Gemälde. Picasso ging zu größerer Schematisierung und eckigeren Strukturen über. Ähnliche Tendenzen werden in „Selbstbildnis“ und „Frauenbüste“ sichtbar. Als sich Picasso mit diesen Fragen beschäftigte, besuchte er im Mai oder Juni 1907 das Völkerkundemuseum im Palais du Trocadéro, wo er die afrikanischen Skulpturen als „Offenbarung“ erlebte. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte sich Picasso nicht für Werke aus Sub-Sahara-Afrika interessiert, obwohl Matisse und Derain schon begonnen hatten, sie zu sammeln. Einen weiteren Einfluss empfing Picasso von der Cézanne-Retrospektive mit 79 Aquarellen in der Galerie Bernheim-Jeune, Paris (17.-29.6.), der auf dem Salon d'Automne eine Gedächtnisretrospektive mit 56 Werken folgte (ab 1.10.). Anfang Juli entstand die endgültige Fassung von „Les Demoiselles d'Avignon“. Picasso übermalte zwei Figuren auf der rechten und eine auf der linken Seite unter dem Einfluss afrikanischer Arbeiten (auch wenn er es später leugnete). Freund:innen und Bekannte sahen das Bild in seinem Atelier, jedoch wurde es erst 1916 zum ersten Mal im Pariser Salon d'Antin bei der Ausstellung „Art Moderne en France“ ausgestellt. André Salmon gab ihm den Titel unter dem es heute bekannt ist. Er bezieht sich auf einen privaten Scherz Picassos, der seinen Freunden von einem stadtbekannten Bordell in der Calle d'Avinyo in Barcelona erzählt hat. Picasso lehnte den Titel später ab.

Im Sommer 1907 lernte Picasso den Kunsthändler Daniel-Henry Kahnweiler kennen, der im Februar eine Galerie in der Rue Vignon 18 eröffnet hatte. Kahnweiler besuchte das Bateau-Lavoir und sah „Les Demoiselles“. Picasso schuf erste Nachträge zu „Les Demoiselles: Akt mit erhobenen Armen [Die Tänzerin von Avignon]“. In der Folge schuf er Bilder in leuchtenden Farben.

Im Oktober oder November 1907 lernte Picasso über Apollinaire Georges Braque kennen. Braque sah „Les Desmoiselles“, worauf er einige von Cézanne beeinflusste Landschaften zur Seite legte und einen monumentalen Akt malte, in dem er die Erfahrungen von Picasso, Cézanne und Matisse miteinander verband. Picasso selbst überarbeitete seinen „Großen Akt“ (bis Anfang Juni 1908 in L'Estaque). In der ersten Jahreshälfte 1908 arbeitete Picasso an leuchtenden „afrikanischen“ Studien mit drei oder fünf Frauenakten und Stillleben. Letztere setzte Picasso mit zunehmend einfachen geometrischen Formen um.

Im August 1908 reiste Picasso mit Fernande nach La Rue des Bois, 60 Kilometer nördlich von Paris, wo er den frühen Herbst verbrachte. Er malte dort Figuren und Landschaften. Die ersten zeigen einen abnehmenden Einfluss der afrikanischen Skulpturen, letztere den Einfluss von Rousseau und Cézanne. Im September bot Braque dem Salon d'Automne sechs Landschaften aus L'Estaque an. Alle wurden abgewiesen. Matisse soll als Mitglied der Jury geagt haben, Braque nutze „kleine Kuben“, womit erstmals eine Beobachtung gemacht war, die zur Prägung des Begriffs Kubismus führte. Diese Bilder aus L'Estaque, die ersten kubstistischen Gemälde, stellte Baque in Kahnweilers Galerie aus (ab 9.11.). Die Ausstellung erregte Aufsehen in Künstlerkreisen.

Im November organisierten Picasso und Fernande Olivier ein Bankett zu Ehren des Zöllners Rousseau, dessen „Bildnis einer Frau (Yadwigha)“ (Musée Picasso, Paris) Picasso von Père Soulier gekauft hat. Zu den Teilnehmer:innen gehörten Apollinaire, Marie Laurencin, Salmon, Braque und Gertrude Stein. Picasso meinte zu Braque:

„Sie und ich sind die größten Maler unserer Zeit, Sie im ägyptischen, ich im modernen Stil.“15

Die beiden Maler freundeten sich erst im Winter 1908/09 wirklich miteinander an. Picasso hatte in dieser Zeit die ursprüngliche „afrikanische Riefelung“ durch erdfarbene, grüne oder graue Bildflächen in einem flachen Relief ersetzt. Das erinnert an die Struktur von Braques Bildern aus L'Estaque. Er schuf „Sitzender Männerakt“ sowie „Badende“; letzteres zeigt erstmals einen „doppelten Kopf“ (Frontalansicht deutet ein inneres Profil) in Picassos Werk. Anfang 1909 entstand die letzte Fassung von „Obstschale und Brot auf einem Tisch“ (Kunstmuseum basel), und Picasso nahm das Harlekin-Thema erneut auf.

Horta de Ebro: analytischer Kubismus

Im Mai 1909 kehrte Picasso mit Fernande nach Spanien zurück. Er hielt sich kurz in Barcelona auf, um seine Eltern zu besuchen und alte Freund:innen zu sehen. Er porträtierte Manuel Pallarés, mit dem er sich das Atelier teilte. Er reist auch erstmals wieder nach Horta de Ebro (heute: Horta de San Juan), das er elf Jahre zuvor mit Pallarés zum ersten Mal besucht hatte.

Die Zeit in Horta gehört zu den produktivsten in Picassos Karriere. Er begann eine Landschaftsserie, wobei die ersten Bilder an Cézanne erinnern. Sie sind Picassos erste Werke des analytischen Kubismus! Dieser wird charakterisiert durch eine reliefartige Modellierung und räumlich sprunghafte Übergänge. Mehrere Porträts von Fernand gilpfeln in „Frauenbüste mit Blumenstrauß (Fernande)“ (Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf) und „Frau mit Birnen“ (Privatbesitz). Die im Herbst entstehende Plastik von Fernando bezieht sich auf dieses Bild. „Stillleben mit Anisflasche“ ist das letzte Bild aus Horta. Picasso teilte die Ebenen in kleinere Einheiten auf. Mit diesen Gemälden kehrte Picasso im September wieder nach Paris zurück.

Boulevard de Clichy

Im September oder Oktober 1909 zog Picasso aus dem Bateau-Lavoir an den Boulevard de Clichy 11 in der Nähe der Place Pigalle. Das Atelier hatte Nordlicht, und von der Wohnung aus konnte Picasso auf die Bäume der Avenue Frochot schauen. Der Künstler und seine Freundin hatten nun ein Speisezimmer und wurden von einem Dienstmädchen bedient.16 Das Atelier wurde schnell mit einem Louis-Philippe-Sofa, einem niedrigen Kaminstuhl, Wandteppichen, Musikinstrumenden und einem kleinen Bild von Corot eingerichtet. Sonntagnachmittags gaben Picasso und Fernand Einladungen. Dennoch sollte Picasso hier nicht glücklich werden. Im Herbst malte Picasso Stillleben, darunter „Fächer, Salzfass und Melone“ (The Cleveland Museum of Art), sowie „Mädchen mit Mandoline“, für das Fanny Tellier Modell saß.

Im Frühjahr 1910 schloss Picasso die Porträts von „Ambroise Vollard“ (Puschkin Museum, Moskau) und „Wilhelm Uhde“ (Privatbesitz) ab. Tritz der fortgeschrittenen kubistischen Segmentierung oder „Analyse“ sind die Porträtierten wiedererkennbar. Picasso unterteilte die Flächen in noch nuanciertere Ebenen und reduzierte die Raumkonstruktion zugunsten einer stärker malerischen Behandlung der Facetten. Die erste internationale Ausstellungsbeteiligung hatte Picasso im April/Mai 1910 mit vier Bildern auf einer Gruppenausstellung in der Galerie Müvészház in Budapest, darunter auch „Frau mit Mandoline“ (1909, später von Schtschukin gekauft). Im Mai präsentierte er kubistische Werke in der Galerie Notre-Dame-des-Champs in Paris.

Cadaqués

Ende Juni 1910 reiste Picasso mit Fernande nach Cadaqués an der katalanischen Küste, um dort die Ferien zu verbringen. Pichot war schon dort. Sie mieteten ein Haus am Meer. Derain und seine Frau stießen kurz darauf dazu. Picasso entwickelte zu „Saint-Matorel“, einem Theaterstück von Max Jacob, vier Radierungen, die Kahnweiler 1911 veröffentlichte. Im Sommer 1910 entstanden Bilder mit vertrauten Themen, die allerdings fast unkenntlich sind, da sich Picassos Stil dem Unfigürlichen annäherte. Seine Gemälde sind weniger „lesbar“ als die späteren des analytischen Kubismus vom Herbst/Winter 1911/12. „Frau mit Mandoline“ (Sammlung Ludwig), „Frauenakt“ und „Der Ruderer“ (Privatsammlung) kündigten den weiterentwickelten analytischen Kubismus an. Letzte Spuren einer reliefartigen Oberfläche tilgte Picasso zugunsten eines lichtvoll-flachen Raums. Die Bildebenen erscheinen fragmentarischer und transparenter; die dargestellten Gegenstände erscheinen abstrahierter. Picasso legte über das Motiv einen umfassenden Rhythmus und verband die Gesamtform mit der Flächigkeit des Bildträgers.17

Ausstellungserfolge

Im Sommer und Herbst 1910 stellte Picasso auf der Sonderbund-Ausstellung in Düsseldorf (16.7.-9.10.) sowie in der Galerie Thannhauser in München (1.-15.9.) aus. Die Grafton Galleries, London, zeigten „Junges Mädchen mit Blumenkorb“ (1905), „Bildnis Clovis Sagot“ und sieben weitere Bilder im Rahmen der von Roger Fry organisierten Ausstellung „Manet und die Nach-Impressionisten“ (8.11.1910-15.1.1911).

Anfang September 1910 kehrte Picasso nach Paris zurück. Kahnweiler beurteilte die Werke als „unvollendete Ölbilder“. Das daraufhin entstandene „Bildnis Daniel-Henry Kahnweiler“ (The Art Institue of Chicago) zählt zu den Höhepunkten des Kubismus. Im „Paris-Journal“ erschien André Salmons Kritik der letzten Ausstellung, wahrscheinlich der in der Galerie Vollard.

Die Galerie Paul Cassirer in Berlin zeigte zwei Bilder in einer Gruppenausstellung (Januar/Februar 1911). Die erste Picasso-Ausstellung in den USA wurde in „291“, Littler Galleries of the Photo-Secession in New York, organisiert: Picasso stellte 83 Aquarelle und Zeichnungen aus. Edward Steichen, Marius de Zayas und Frank Burty Havilland trafen die Auswahl aus Werken aus den Jahren 1905 bis 1910. Steichen, der Inhaber der Galerie, erwarb die Zeichnung „Frauenakt“.

Allerdings fehlte Picasso am Salon des Indépendants, da er sich entschlossen hatte, in Salons überhaupt nicht auszustellen! Deshalb fehlte er am 21. April 1911, wo Robert Delaunay, Albert Gleizes, Marie Laurencin, La Fresnaye, Fernand Léger, Jean Metzinger, Francis Picabia, Le Fauconnier, Alexander Archipenko und Marcel Duchamp eine Manifestation des Kubismus veranstalteten. Picasso verunglimpfte diese Künstler als „Salon-Kubisten“.

Stattdessen stellten er und Braque in der Berliner Sezession aus (ab 1.5.), zu sehen war unter den vier Bildern von vor 1907 „La Coiffure“ (1906). Das selbe wiederholte sich im Oktober, als Picasso und Braque im Salon d'Automne fehlten (ab 1.10.), der Salon allerdings eine große Kubismus-Abteilung hatte. Die beiden Maler beteiligten sich an „Moderne Kunst Kring“ im Amsterdamer Stedelijk Museum (6.10.-5.11.). Picasso war mit neuen Bildern vertreten, darunter „Bildnis Clovis Sagot“ (1909). Im Winterhalbjahr 1910/11 erreichte Picassos Kubismus einen hohen Grad an Abstraktion. Er bediente sich über einige Jahre hinweg ähnlicher formaler Mittel, wie spätere ungegenständlich arbeitende Künstler. Im Unterschied zu ihnen verleugnete Picasso jedoch nie die Beziehung seiner Bildgegenstände zur Wirklichkeit.

Im Januar 1912 waren vier Arbeiten Picassos auf der „Jack of Diamonds“-Ausstellung in Moskau zu sehen. Ein Monat später bezogen „Der Blaue Reiter“ Braque und Picasso in ihre „Zweite Ausstellung“ in der Galerie Goltz in München mit ein. Picasso präsentierte fünf Arbeiten. Sein Frühwerk war in der Galerie Dalmau in Barcelona zu sehen (ab 12.2.).

Céret

Anfang Juli 1911 reiste Picasso nach Céret, einer kleinen Stadt in den französischen Pyrenäen, wo Manolo in der alten Villa Maison Delcros lebte. Picasso bezog den ersten Stock und arbeitete allein bis Anfgang August. Charakteristisch sind die kleinen, nebeneinander gesetzten Striche und die lichtvolle Wiedergabe des Raums. Dann trafen Braque, Fernande und Max Jacob ein. In „Stillleben mit Fächer“ verstärkte Picasso den - von Braque eingeführten - Gebrauch von Buchstaben die kubistische Ambiguität zwischen Oberfläche und Tiefe. Picasso und Braque arbeiteten in diesen Jahren eng zusammen. Braque prägte dafür das Bild der „angeseilten Bergsteiger“. Picasso malte den „Akkordeonspieler“ (Guggenheim Museum), den Höhepunkt der Céret-Serie, und Braque „Der Portugiese“, bei dem er die Buchstaben schablonierte. Diese Neuerung übernahm Picasso im Herbst.

Rückgabe der iberischen Köpfe

Am 23. August 1911 las Picasso in der Zeitung vom Diebstahl der „Mona Lisa“ Leonardo da Vincis. Das „Paris-Journal“ bis ein Lösegeld an. Als Reaktion erhielt das Louvre von einer anonymen Person (Géry-Piéret) die im vergangenen Mai gestohlenen phönizischen Kopf zurück - und das Magazin berichtete über den Diebstahl zweier iberischer Köpfe im Jahr 1907. Über „Paris-Journal“ gaben Apollinaire und Picasso die Artefakte dem Museum zurück. Daraufhin wurde Géry-Piéret im Zusammenhang mit dem Raub der „Mona Lisa“ verdächtigt und festgenommen. Nach vier Tagen Verhör erwies sich seine Unschuld, doch die Zeitungen spielten die „Zwei-Statuen-Affäre“ noch lange hoch. Als Ausländer fürchtete Picasso um seinen Status; er wurde aber nie behelligt.

Eva Gouel

Die Beziehung zu Fernande verschlechterte sich. Bei den Steins traf Picasso Eva Gouel (Marcelle Humbert), welche die Gefährtin des polnischen Malers Louis Marcoussis war. Die beiden gingen eine heimliche Beziehung ein.

„Die Mandolinspielerin“ (Fondation Beyeler) und „Mann mit Mandoline“ (Musée Picasso Paris) zeigen Picasso auf dem Höhepunkt des analytischen Kubismus. Im Winter 1912 widmete er „Ma Jolie [Frau mit Zither oder Gitarre]“ (MoMA) seiner neuen Liebe Eva. Er schrieb seinen Kosenamen auf die Leinwand, den er aus dem Schlager „Chanson dernière“ entnahm: „Oh Manon, ma jolie, mon coeur te dit bonjour.“ Ab Februar malte Picasso hauptsächlich Stillleben, darunter drei ovale Formate. In ihnen wandte sich der Maler fast vollständig von der Abstraktion von „Ma Jolie“ ab. Dennoch fuhr er fort, ihren Namen auf seine Bilder zu schreiben - dazu noch Zeitungstitel, Alkohol-Markenzeichen und Werbeslogans. Er und Braque begeisterten sich sehr für die Pionierleistungen der Luftfahrttechnik und die Brüder Wright. In drei Stillleben schrieb Picasso „Notre avenir est dans l'air [Unsere Zukunft liegt in der Luft]“.

Apollinaire hielt anlässlich des Salons des Indépendants fest, dass der nicht repräsentierte Picasso bedeutenden Einfluss auf die anderen Künstlern ausübte (ab 20.3.); Juan Gris stellte eine „Hommage à Picasso“ aus.

Kubistische Skulptur und Collagen

Im Frühjahr 1912 schuf Picasso das Objekt „Gitarre“, eine Konstruktion aus Blech und Draht (Maquette aus Karton, MoMA). Damit entstand das dreidimensionale Gegenstück zur kubistischen Malerei. Diese revolutionäre Anwendung von traditionellen Verfahren wie Modellierung und Ritzen eröffnete neue Möglichkeiten der kubstischen Plastik und Skulptur.

Im Mai erstellte Picasso seine erste Collage, „Stillleben mit Rohrstuhl“. Auf die Oberfläche des Bildes klebte Picasso ein mit einem Rohrgeflecht bedrucktes Wachstuch. Das ist das erste Auftauchen von trompe l'oeil Elementen in seiner Malerei.

Sorgues-sur-l'Ouvèze

Am 18. Mai reiste Picasso mit Eva nach Céret. Kurz zuvor hatte die Galerie Dalmau in Barcelona eine Kubismus-Ausstellung ohne Braque und Picasso organisiert (20.4.-10.5.). Die Presse schrieb über seinen Ausschluss und seine Ankunft in Katalonien. Ramón und Germaine Pichot waren in Céret. Da sie mit Fernande in Verbindung standen, reiste Picasso am 21. Juni mit Eva wieder ab und fuhr über Avignon (23.6.) nach Sorgues-sur-l'Ouvèze. Am 25. Juni sandte er Kahnweiler seine Adresse. Braque und dessen Fau Marcelle kahmen im Juli nach.

Als Picasso Anfang September 1912 nach Paris zurückkehrte, zog er in ein neues Atelier in der Boulevard Raspail 242, das Kahnweiler für ihn gefunden hatte. Er löste sein Atelier im Bateau-Lavoir auf, wo noch Werke lagerten. Während Picassos Abwesenheit erfand Braque das erste „papier collé [aufgeklebtes Papier]“, indem er eine Tapete mit vorgetäuschter Holzmaserung nutzte.

Am 13. September hielt sich Picasso wieder in Sorgues auf. Er arbeitete dort an „Der Dichter“ und „L'Aficionado [Der Torero]“ (beide Kunstmuseum Basel). Am Übergang zum synthetischen Kubismus standen die verhärteten und verflachten Formen des Analytischen Kubismus. Picasso stellte das in Céret begonnene Bild „Violine und Trauben“ mit einem der Holzmaserung auf Tapete äquivalenten trompe l'oeil wurde fertiggestellt. Im Oktober krehte Picasso mit Eva nach Paris zurück.

Der Erfolg Picassos zeigt sich an mehreren internationalen Ausstellungsteilnahmen im September und Oktober 1912: bei Mánes in Prag (September/Oktober), Grafton Galleries, London (5.10.-31.12.), bei Moderne Kunst Kring im Stedelijk Museum, Amsterdam (6.10.-7.11.). In Wien stellte ihn die Galerie Miethke aus (Januar/Februar 1913). Die Galerie Thannhauser organisierte die erste große Retrospektive mit 76 Gemälden und 38 Aquarellen, Zeichnungen und Radierungen aus der Zeit von 1901 bis 1912 (Februar 1913).

Im Herbst arbeitete Picasso an ersten papiers collés; Braque hatte diese Technik bereits im Spätsommer 1912 eingesetzt. Im Unterschied zur Collage wahrt das papier collé die „Einheit der Mittel“, während die Collage ausdrücklich die Mischung der Gattungen vorsieht.18 Es ging Picasso um das Vortäuschen einer nicht existierenden Realität. Wie in „Violine“ bestand die ganze Serie aus Zeitungspapier und flach gemalten, linear ausgerichteten Bildebenen. Räumliche Illusion spielt keine Rolle mehr. Arbeitete so bis Frühjahr oder Sommer 1913. Er fotografierte das Werk während der Entstehung. Zuerst zeichnete er die Komposition, klebte dann Zeitungsfetzen darauf und zog überdeckte Linien mit Kohle nach.
Die zweite, kurz danach begonnene Serie von papiers collés bestand aus großflächigem Buntpapier, oft auf gefärbtem Grund. Am 18. Dezember bestätigte Picasso Kahnweiler in einem Brief, dass er drei Jahre lang nur ihm Bilder verkaufen würde.

Für Apollinaires Gedichtband „L'Alcools“ entwarf Picasso das Titelblatt mit einem kubistischen Porträt des Autors, der Band erschien im April. Apollinaires Aufsatz „Die moderne Malerei“ erschien in „Der Sturm“; darin beschrieb er Picassos Collagen und Pappkonstruktionen. Der Dichter definierte den Kubismus als „neue Ganzheit mit formalen Elementen, die nicht der realen Vision, sondern der Konzeption entstammen“. Sein bedeutendes Buch „Les Peintres cubistes: Méditations esthétiques“ erschien am 17. März 1912 in Paris.

Synthetischer Kubismus

Im Frühjahr 1913 führte Picasso seine Experimente mit papiers collés weiter fort. Sie sind farbiger und abstrakter. Eine weitere Serie, abstrahiert und vereinfacht, führt zum Ölgemälde „Geometrische Komposition: Die Gitarre“ (Musée Picasso, Paris).

In Céret vollendete er „Mann mit Gitarre“ (MoMA). Die fragmentarischen Motive des analytischen Kubismus setzt er in große, flache, farbige Formen um, in „Zeichen“ der Objekte. Gertrude Stein verkaufte „Drei Frauen“, um dieses Bild zu erwerben. Zurück in Paris vollendete der Maler „Frau in einem Sessel sitzend“, das einzige Werk, das die Farben des analytischen Kubismus mit der Schematisierung des synthetischen Kubismus verbindet. Er malte „Kartenspieler“ (MoMA), die er Anfang 1914 vollendete, das viele trompe l'oeil Elemente, Collagetechnik und pointillistische Punktierungen enthielt.
Gegen Jahresende kam der russische Künstler Wladimir Tatlin nach Paris, um Picasso zu treffen. Er kannte die kubistischen Arbeiten des Spaniers aus der Sammlung Schtschukin in Moskau. In den folgenden Monaten besuchte er häufig Picassos Atelier und sah dessen Konstruktionen. Nach seiner Rückkehr nach Moskau schuf Tatlin seine ersten kubistischen Konstruktionen.

Im Frühjahr schuf Picasso die Assemblage „Stillleben“ aus bemaltem Holz auf einem halbkreiförmigen Tablett mit echten Polsterfransen. Im Juni reisten der Künstler und Eva nach Avignon, wo sich die Derains und Braques in der Nähe von Montfavet und Sorgues auf. Sie hatten allerdings Schwierigkeiten, eine Wohnung zu mieten, weshalb sie im Hotel lebten. Dort führte Picasso seine Relief-Konstruktionen fort. Sein persönliches Glück mit Eva und der finanzielle Erfolg schlagen sich in den Bildern des Sommers 1914 nieder: Picasso wählte eine reiche Farbgebung und tendierte zum pointillistischen Farbauftrag. Dies wird als „Rokokokubismus“ bezeichnet.

Erster Weltkrieg

Als am 2. August 1914 der 1. Weltkrieg ausbrach, wurden Braque und Derain eingezogen. Picasso verabschiedete sie am Bahnhof. Kahnweiler hielt sich bis Mitte Dezember in Rom und danach in der Schweiz auf; Getrude Stein lebte in England. Kahnweilers Galerie in Paris wurde mit seinem Besitz - einschließlich der Bilder von Braque und Picasso - beschlagnahmt. Apollinaire beantragte die französische Staatsbürgerschaft, um in die Armee einzutreten.

Noch im Herbst zeichntete Pablo Picasso eine Serie von Männern, die sich gegen eine Balustrade, einen Tisch, einen Stuhl lehnen. Stilistisch erprobte der Maler neue Wege vom Naturalismus bis zum Kubismus. So ist die Zeichnung „Bildnis Ambroise Vollard“ mit fotografischem Realismus ausgeführt (August).

Ende Oktober oder Anfang November 1914 kehrte Picasso nach Paris zurück, das jedoch zu einer tristen Stadt geworden war. Der junge, robuste Picasso wurde misstrauisch beobachtet. Seine Einstellung zum Krieg war ambivalent. Zum einen fühlte er sich seinen deutschen Galeristen Kahnweiler und Thannhauser verbunden - in Frankreich wurde der Kubismus daher mit den boches in Verbindung gebracht. Der Blick aus seinem Atelier fällt auf den Friedhof Montparnasse, was ihn ernüchterte. Seine Stillleben aus dieser Zeit haben düstere Farben. Daneben arbeitete er an der Konstruktion „Mandoline und Klarinette“.

Die erste Jahreshälfte 1915 ist geprägt von der Taufe Max Jacobs (Picasso übernahm die Patenschaft und schenkte ihm „Über die Nachfolge Christi“ von Thomas a Kempis). Evas Gesundheit verschlechterte sich, und Braque wurde im Krieg verwundet. Im November wurde Eva in ein Krankenhaus nach Auteuil gebracht. In Kahnweilers Abwesenheit verkaufte Léonce Rosenberg BIlder, obwohl dieser keinen Zugang zu den beschlagnahmten Gemälden hatte. Picasso schrieb an Gertrude Stein nach Mallorca:

„Mein Leben ist die Hölle. Eva wird von Tag zu Tag kränker. Ich fahre ins Krankenhaus und verbringe die meiste Zeit in der Métro. [...] Trotzdem habe ich einen 'Harlekin' gemalt, der für meine Begriffe und die von anderen der beste von allen ist. Rosenberg hat ihn.“19 (Picasso an Gertrude Stein, Dezember 1915)

Der „Harlekin“ (MoMA), auf den sich Picasso in diesem Brief bezog, ist der Hauptwerk einer langen Serie über den Spaßmacher. Innerhalb des synthetischen Kubismus, der in „Die drei Musketieren“ von 1921 seinen Höhepunkt finden würde, ist eine Rückorientierung.

Jean Cocteau

Der junge Dichter Jean Cocteau besuchte gemeinsam mit dem Komponisten Edgar Varèse Picassos Atelier während seines Armeeurlaubs. Er sah den „Harlekin“, bevor das Bild an Rosenberg ging. Am 14. Dezember starb Eva. Sie wurde von einer kleinen Gruppe von Freund:innen bestattet, darunter Max Jacob und Juan Gris.

Im April und Mai besuchte Cocteau Picasso erneut. Diesmal trug er unter dem Mantel ein Harlekinkostüm, das er zurückließ (1923 nalte Picasso seinen Freund Jacinto Salvado damit). Am 1. Mai malte er Cocteaus Porträt, der plante, für die „Ballets Russes“ unter der Regie von Serge Diaghilew mit der Musik von Erik Satie ein Ballett zu schreiben. Picasso sollte die Dekorationen entwerfen. Ende Mai brachte Cocteau den Impressario in die Rue Schoelcher zu Picasso. Sie diskutierten die Pläne für das Ballett „Parade“. Picasso hatte sich nicht nicht entschieden. Er vollendete „Mann, gegen einen Tisch gelehnt“, in dem er Collagetechnik in Malerei übersetzte.

Im Juni oder Juli zog Picasso nach Montrouge, weiter entfernt vom Montparnasse, wo er weiterhin seine Abende verbrachte. Häufig gin er mit Erik Satie nach Hause, der in Arceuil wohnte. Sie diskutierten Ballettpläne. Der Maler entschied sich am 24. August zur Mitarbeit an „Parade“. Seine Kostüme reduzieren die Tänzer:innen auf Figuren und Puppen.

Zur Veröffentlichung von „Der ermordete Dichter“, in dem der Bildhauer nach dem Vorbild Picasso geformt ist, organisierte der Maler am 31. Dezember 1916 ein Bankett. Nachdem Guillaume Apollinaire an der Spanischen Grippe verstorben war (9.11.1918), modellierte ihm der Spanier „ein tiefsinniges Standbild aus Nichts, wie die Poesie und wie der Ruhm“.

Am 17. Februar 1917 fuhren Picasso und Cocteau nach Rom, um sich Diaghilew und den „Ballets Russes“ anzuschließen. Picasso hielt sich acht Wochen in Italien auf. In einem Atelier an der Via Margutta machte er Skizzen für Bühnenbild und Kostüme. Der Künstler verbrachte viel Zeit mit Diaghilew, Léonide Bakst. Der Spanier porträtierte und karikierte sie. Während der Proben und Vorstellungen der Truppe lernte er die Ballerina Olga Koklowa kennen. Er reiste nach Neapel und Pompeji.

Als die Truppe nach Paris zurückkehrte, überwachte Picasso persönlich die Ausführung der Kostüme und arbeitete mit den Malern der Kompanie am Vorhang. Das Stück hatte am 18. Mai Premiere im Théâtre du Châtelet, Paris. Als der Vorhang sich hob, wurden die Zuschauer:innen mit Geräuschen von Dynamos, Sirenen, Schnellzügen, Flugzeugen und Schreibmaschinen, gefolgt von einem rhythmischen Stampfen, begrüßte. Der französische und der amerikanische Impressario erschienen. Sie trugen zehn Fuß hohe, aus eckigen Kuben aufgebaute Röhren auf dem Rücken, die des Franzosen symbolisieren die Bäume auf den Boulevards, die Figurinen des Amerikaners türmen sich hoch wie ein Wolkenkratzer. Der dritte Impressario ist ein Pferd; zwei Tänzer sind in seinem Bauch versteckt. Es gibt noch vier weitere Tänzer:innen: den chinesischen Zauberer, das kleine amerikanische Mädchen und die beiden Akrobaten.

Einige Zuschauer:innen buhten und riefen: „Salles boches! [Dreckige Deutsche]“ Sie nahmen das Ballett als kubistische Manifestation und deswegen als unfranzösisch an. Juan Gris lobte es trotzdem und schrieb Maurice Raynal an die Front, es sei „bescheiden, fröhlich und vor allem komisch“. Im Programmheft zum Ballett erklärte Apollinaire, die Fusion von Picassos Entwürfen und Massines Choreografie erreichten einen „Surrealismus [surréalisme]“, der den Ausdruck eines neuen Geistes darstellte.

Olga Picasso

Picassos erste Frau: Olga Picasso

Da er in Olga verliebt war, folgte Picasso Anfang Juni der Truppe nach Madrid und Barcelona. Dort trat sie vom 23. bis zum 30. Juni auf. Picasso porträtierte den Dirigenten Ernest Ansermet. Als die Truppe nach Südamerika fruh, blieb Olga bei Picasso.

Von Juni bis November 1917 malte Picasso zehn Bilder sowohl im naturalistischen wie im synthetisch-kubistischen Stil. Olga stand ihm Modell für das realistische Porträt „Olga Picasso mit Mantilla“ und für „Olga Picasso im Sessel“. Danach kehrte er mit Olga gemeinsam nach Montrouge zurück. Der Kontakt mit den „Ballets Russes“ führte zu häufigen gesellschaftlichen Begegnungen mit der großen Welt und zur Veränderung des Lebensstils. Ende des Jahres nutzte Picasso eine pointillistische Malweise; er malte mehrere Bilder vom Harlekin und eine Paraphrase von Le Nains Bild „Bauernmahlzeit“.

Am 12. Juli 1918 heirateten Olga und Pablo Picasso in der russisch-orthodoxen Kirche in der Rue Daru, Paris. Trauzeugen waren Cocteau, Max Jacob und Apollinaire. Die FLitterwochen verbrachte das Paar in La Mimoseraie, dem Besitz von Mme. Erranzuriz in Biarritz. Während des Aufenthalts traf Picasso die Händler Paul Rosenberg und Georges Wildenstein, deren Frauen er porträtierte. Er zeichnete „Badende“ im Stil von Ingres und malte eine kleine Version in Öl.

Mitte November zogen Picasso und seine Frau in die Rue La Boetie 23. Der zweite Stock beherbergte das Atelier und die Sammlung seiner Bild sowie afrikanischer Kunst, der erste Stock ihre private Wohnung mit von Olga ausgesuchten Möbeln.

Neoklassizismus

Ab 1917 löste sich Pablo Picasso vom Kubismus und wandte sich dem Klassizismus von Ingres zu. Auslöser waren die erste öffentliche Präsentation von „Les Demoiselles d’Avignon“ und seine Arbeit für das Ballett „Parade“ für die Truppe von Sergei Diaghilev. Picasso gestaltete Bühnenbild, Kostüme und Vorhang – und traf seine erste Ehefrau, die Tänzerin Olga Khokhlova (→ Picassos erste Frau: Olga Picasso). Picasso ließ 1917 die harten Tage auf dem Montmartre hinter sich und wurde dank der Verbindungen seiner chilenischen Gönnerin Eugenia Errázuriz, die ihn seinem neuen Händler Paul Rosenberg vorstellte, zu einem der gefragtesten Maler in Paris (neben Henri Matisse). Der Künster zählte bereits seit zwei Jahrzehnten zur Avantgarde in Paris und prägte mit seinen schweren Figuren u.a. die Brasilianerin Tarsila do Amaral. Auch seine internationale Reputation war während der 1910er Jahre enorm gestiegen. 1923 erschien in der Zeitschrift „The Arts“ das erste bedeutende Interview von Picasso. Es wurde auf Spanisch geführt und auf Englisch übersetzt.

Im Februar 1920 arbeitete Pablo Picasso an den Entwürfen für „Pulcinella“ (Primiere an der Pariser Oper am 15.5.). Er schuf die Kostüme; die Choreografie war war von Massine, Musik von Strawinsky nach Pergolesi, Libretto von Massine und Diaghilew nach einem frühen neapolitanischen Text. Die endgültige Ausstattung ist kubistisch, aber die Kostüme lehnen sich an die Commedia del'arte an. In den Wochen nach der Premiere von „Pulcinella“ (15.5.) zeichnete Picasso Porträts der drei Komponisten Satie, Strawinsky und Manuel de Falla.

Picasso lud Max Jacob im Februar zu einer Vorstellung von „Tricorne“ in die Oper ein, aber der Dichter wurde auf dem Weg dorthin von einem Auto angefahren. Picasso besuchte Jacob im Krankenhaus, sah ihn danach jedoch nur noch selten. Die Rückkehr von Kahnweiler aus seinem Exil nach Frankreich (22.2.), war für den Maler von großer Bedeutung: Noch im gleichen Jahr veröffentlichte der Kunsthänder „Der Weg zum Kubismus“ (München) und im September 1920 in der Rue d'Astorg 29 eine neue Galerie, die er nach seinem Freund und Partner André Simon benannte.

Mitte Juni 1920 reisten Picasso und Olga nach Juan-les-Pins an der Côte d'Azur. Dort setzte er die Arbeit an einer Serie flächiger Gouachen mit geometrischen Strukturen in lebhaften Farben fort, die er im Mai in Paris begonnen hatte. Er stellte Figuren der Commedia dell'Arte dar: Pierrot und Harlekin im Café, Pulcinella liest „Le Populaire“, Pierrot und Harlekin stehen nebeneinander, Harlekind legt seinen Arm über Pierrots Schulter - noch 1923 saß ihm der katalanische Maleri Jacinto Salvado im Kostüm Modell für Harlekin-Porträts im neoklassizistischen Stil. Neben den Harlekin-Bilder von 1920 malte Picasso Landschaften und arbeitete an einer Reihe monumentaler Akte mit verzerrter Perspektive, darunter „Drei Badende“. Äußerst weiblich proportionierte Badende, Ruhende oder Spielende am Strand wurden zu einigen der zentralen Themen in seiner klassizistischen Epoche. Das Bademotiv ist nicht zuletzt auf die intensive Auseinandersetzung mit der Kunst von Jean Auguste Dominique Ingres zurückzuführen.

Im September vollendete Picasso eine Serie von Zeichnungen mit Thema „Nessor und Deianeira“. Er behauptete dass ihn der Süden zu mythologischen Themen inspirieren würde. Ende September kehrten die Picassos nach Paris zurück. Im Laufe des Jahres hatte der Maler Ausstellungen in der Galerie Valori Plastici, Rom, und in der Galerie Paul Rosenberg, Paris.

Maurice Raynal publizierte im April 1921 die erste Monografie über Pablo Picasso in München, die ein Jahr später auch in Frankreich erscheinen würde. Kurz zuvor, am 4. Februar 1921, war sein erster Sohn, Paolo, zur Welt gekommen. Getrude Stein schrieb ein Geburtstagsbuch für den Kleinen. Picasso malte zwei Selbstbildnisse und das Bild einer Mutter mit Kind.

Mitte April 1921 brauchte Diaghilew eine Ausstellung für eine Suite von andalusischen Tänzen und Liedern. Er bat Picasso, einen seiner ersten Entwürfe für „Pulcinella“ dafür benützen zu dürfen. Allerdings wandte er sich mit seinem Anliegen zuerst an Juan Gries. Dieser war gerade erst von einer schweren Krankheit genesen und traf sich mit dem Impressario. Als Picasso zusagte, musste Gris bekümmert zurücktreten. Am 22. Mai fand die erste und einzige Pariser Aufführung von Diaghilews „Cuadro Flamenco“ mit Bühnenbild und Kostümen von Picasso im Théâtre de la Gaîté-Lyrique, Paris, statt. Die Musik arrangierte Manuel de Falla.

Am 30. Mai 1921 fand die Versteigerung der Sammlung Wilhelm Uhdes im Hôtel Drouot statt. Die französische Regierung hatte sie während des Kriegs beschlagnahmt. Es waren 13 Werke Picassos darunter, u.a. das kubistische „Bildnis Wilhelm Uhde“, das „Mädchen mit Mandoline“ (1910) und eine ovale „Violine“ (1912). Die Versteigerung aller 78 Werke brachte 247.000 Francs, fast das Dreifache des erwarteten Betrags. Braque ohrfeigte Paul Rosenberg, da er außer sich war, dass ein Galerist an der Auktion teilnahm. Braque fürchtete, dass die Preise der Künstler für ihre aktuellen Arbeiten gedrückt werden könnten.
Kurz darauf fand die Versteigerung der ehemaligen Sammlung Kahnweiler statt, die 1914 ebenfalls beschlagnahmt worden war: Darunter waren 36 Gemälde Picassos. Kahnweiler kaufte einige Werke selbst zurück. Die zweite Versteigerung (17./18.11.1921), die dritte (4.7.1922) und die vierte (7.-8.5.1923) brachten mehr als 46 weitere Werke Picassos auf den Kunstmarkt. Seine kubistischen Bilder erzielten geringere Erlöse als seine aktuellen Werke.

Fontainebleau

Im Sommer 1921 richtete sich Pablo Picasso mit seiner Familie in einer Villa in Fontainebleau ein. Er malte zwei versionen von „Drei Musikanten“, welche den Gouachen aus dem vorhergehenden Sommer sehr verwandt sind. In „Drei Frauen an der Quelle“ nutzte Picasso einen neoklassizistischen Stil, um drei überlebensgroße Figuren friesartig anzuordnen. Auch in den folgenden Monaten beherrschen monumentale Figuren seine Werke, darunter „Die Leküre des Briefes“ und „Große Badende“. Rückkehr nach Paris im September.

Dinard

Im Sommer des folgenden Jahres malte er in Dinard eines seiner letzten Bilder mit monumentalen Figuren: „Laufende Frauen am Strand“. Zwei Jahre später verwendete Diaghilew die Komposition für den Vorhang zu seinem Ballett „Train bleu“. Der Impressario bat Picasso, die Dekorationen für die neue Produktion „L'Après-mini d'un faune“ zu entwerfen. Da Picasso sehr einfache Zeichnungen einreichte, wurden sie zurückgewiesen.

In Dinard porträtierte Picasso Olga und Paolo. Der Sommeraufenthalt musste Ende September vorzeitig abgebrochen werden, da Olga erkrankte. Sie musste operiert werden.

Antigone

Am 20. Dezember 1922 fand die Premiere von Jean Cocteaus „Antigone“ (nach Sophokles) im Théâtre de l'Atelier statt. Die Kostüme entwarf Coco Chanel (→ Madrid | Museo Thyssen-Bornemisza: Picasso und Chanel). Picasso lieferte den Bühnenbildentwurf erst ein oder zwei Tage vor der Premiere in Form einer zerknautschten Zeichnung ab.

Picasso und der Surrealismus

Anfang des Jahre 1922 lernte Picasso die dadaistischen und surrealistischen Dichter André Breton, Louis Aragon und Tristan Tzara kennen, wobei Breton nicht nur „Les Demoiselles d’Avignon“ für 25.000 Francs an seinen Gönner, den Sammler ud Couturier Jacques Doucet, verkaufte, sondern Picasso auch für die Bewegung des Surrealismus anzuheuern versuchte. Der ältere Maler hatte bereits 1921 Besuch seines jüngeren Landsmannes Joan Miró erhalten. Pablo Picasso setzte sich in seiner Kunst mit dem Surrealismus auseinander und stellte mit der Gruppe aus, ohne sich je zur Gruppierung zugehörig zu fühlen.

Die Surrealisten, allen voran André Breton, waren überzeugt, dass der Kubismus überwunden sei. Tristan Tzara hingegen schloss sich der Dada-Erklärung, der Kubismus sei tot, nicht an. Am 7. Juli 1923 fand die „Soirée du 'coeur à barba“, eine Dada-Veranstaltung om Théâtre Michel mit Filmen von hans Richter und Man Ray sowie Musik von Eric Satie, Strawinsky, Darius Milhaud und Georges Auric statt. Während der Soirée schreit plötzlich jemand: „Picasso tot auf dem Schlachtfeld!“ Dies sollte sich auf den „Tod“ des Kubismus beziehen. Breton war entrüstet und sprang auf die Bühnen, um Picasso zu verteidigen. Die Veranstaltung endete, als die Polizei eintraf.

Cap d'Antibes

Picasso verbrachte den Sommer 1923 mit seiner Familie in Cap d'Antibes. Seine Mutter, Doña Maria, kam zu Besuch und wurde von ihm porträtiert genauso wie sein Sohn Paolo auf einem Esel (Radierung nach Fotografie von 1023). Der amerikanische Maler Gerald Murphy und seine Frau besaßen eine Villa in Antibes. Picasso freundete sich mit beiden an und hielt Murphys Frau in einigen Zeichnungen fest. Zum Freundeskreis gehörte auch Graf Etienne de Breaumont. Fotogtrafien einer Strandpartie bei La Garoupe zeigen eine frühliche Runde. Traf Breton und radierte dessen Porträt als Frontispiz für dessen „Clair de Terre“, das im gleichen Jahr erschien. Im September kehrte Picasso wieder nach Paris zurück.

Im Jahr 1924 entstanden die Konstruktion aus bemaltem Blech und Draht, „Gitarre“. Picasso malte einige monumentale Stillleben in kühne, von manchen als dekorativ bezeichneter, kubistischer Manier („Das rote Tischtuch“, „Mandoline und Gitarre“).

Mercure & Le Train bleu

Am 18. Juni 1924 hatte das Ballett „Mercure“ Premiere im Pariser Théâtre de la Cigale. Picasso entwarf dafür Bühnenbild und Kostüme. Die Musik steuerte Satie bei, die Choreografie Massine. Das Ballett gehörte zu einer Reihe avantgardistischer Veranstaltungen unter dem Titel „Les Soirées de Paris“ und wurde von Massine und Graf Etienne de Beaumont produziert. Das Ballett hat keine Handlung und besteht aus drei Bildern: „Nacht“, „Das Bad“ und „Raub der Proserpina“. Picasso schuf sogenannte „practicables“, Dekorationen, die von den Tänzer:innen hin und her bewegt werden konnten.
Mehrere Surrealisten protestierten gegen Picassos Mitwirktung und nannten das Ereignis eine Wohltätigkeitsveranstaltung für die internationale Aristokratie - während sie im Programmheft als Wolhtätigkeitsveranstaltung für russische Flüchtlinge bezeichnet wurde. Breton und andere Surrealisten, die von Picassos einfallsreichen Entwürfen beeindruckt waren, veröffentlichten im „Paris-Journal“ (20.6.) eine Entschuldigung. Diese „Hommage à Picasso“ wurde von Aragon, Auric, André Boiffard, Breton, Robert Denos, Joseph Delteil, Max Ernst, Francis Gérard, Max Morise, Pierre Naville, Benjamin Péret, Francis Poulenc, Soupault und Roger Vitrac unterzeichnet.

Am 20. Juni 1924 hatte „Le Train bleu [Der blaue Zug]“ mit Diaghilews Ballets Russes im Théâtre des Champs Elysées Premiere. Buch von Cocteau, Musik von Milhaus, Bühnenbild von Henri Laurens, Kostüme von Coco Chanel und Choreografie von Bronslawa Nijinska. Picasso gestaltete den Vorhang mit einer vergrößerten Version von „Laufende Frauen am Strand“ (1922).

Juan-les-Pins

Den Sommer 1924 verbrachte Picasso mti Olga und Paolo in der Villa La Vigie in Juan-les-Pins. Er füllte ein Skizzenbuch mit über 40 Federzeichnungen, die Konstellationen von Punkten in einem Netz von Linien darstellen. Zwei Zeichnungen wurden in der zweiten Nummer von „La Révolution surréaliste“ veröffentlicht (15.1.1925) und 16 Zeichnugnen erschienen als Holschnittillustrationen in Balzacs „Le Chef-d'œuvre inconnu“ (1931 bei Vollard).

„Einige Anhänger der surrealistischen Schule haben in meinem Skizzenbuch einige Federzeichnungen überrascht, wo nur Punkte und Linien waren. Der Punkt ist, ich bewundere Astronomiekarten sehr. Sie erscheinen mir schön, abgesehen von ihrer ideologischen Bedeutung.“20 (Pablo Picasso, 1926)

Als im Oktober 1924 Breton das „Manifest des Surrealismus“ veröffentlichte, definierte er den Surrealismus vor allem als Automatismus. Im Dezember gründeten Pierre Naville und Benkamin Péret die Zeitschrift „La Révolution surréaliste“ in Paris. In der ersten Nummer zeigten sie eine Reproduktion der Konstruktion „Gitarre“ und ein Porträtfoto Picassos von Man Ray. Reverdy veröffentlichte „Pablo Picasso“ sowie Cocteau sein „Le Secret professional“ mit einer Porträtzeichnung des Autors von Picasso.

Der Tanz

Im Frühjahr 1925 begann Picasso mit der Arbeit an „Der Tanz“ (The Tate Gallery, London), das er bis Juni abschloss. Als Antithese zu seinen neoklassizistischen Zeichnungen von Tänzer:innen ist dieses Gemälde ausgesprochen expressionistisch. Picasso malte es, als die Ehe mit Olga unter immer größeren Konflikten stand. Der Maler schloss es kurz vor dem Tod seines alten Freundes Ramón Pichot ab, dessen Profil im Fenster rechts im Bild zu sehen ist.

Das Werk wurde in der vierten Nummer von „La Révolution surréaliste“ abgebildet; dort findet sich auch die erste Abbildung von „Les Demoiselles d'Avignon“ (1907). Im gleichen Heft veröffentlichte Breton erste Abschnitte aus dem Manifest „Le Surréalisme et la peinture [Der Surrealismus und die Malerei]“. Dabei erwähnte er Picasso:

„Wir betrachten ihn als einen der unsere, auch wenn es unmöglich ist - ja, es wäre auch unverschämt -, ihm gegenüber die schönungslose Kritik zu üben, die wir sonst äußern. Wollte man eine moralische Richtlinie für den Surrealismus aufstellen, müsste man sagen, er muss erst einmal das überwinden, was Picasso schon hinter sich gelassen hat und noch hinter sich lassen wird.“21 (André Breton)

Doppelte Köpfe in Juan-les-Pins (1925)

Den Sommer 1925 verbrachte Picasso mit Olga und Paolo in Juan-les-Pins. Er malte dort „Atelier mit Gipskopf“, eine komplexe Komposition rund um Paolos Puppentheater. Das Motiv des doppelten Kopfes wiederholt sich in einer Gipsbüste mit Armen. Kopf und Arme nehmen die Fragmente eines Soldaten in „Guernica“ vorweg. In „Frau mit Skulptur“ hat die Frau den doppelten Kopf, nicht aber die Skulptur. Picasso beendete „Die Umarmung“ (Musée Picasso, Paris); es ist das am meisten expressionistische und zugleich ungehemmteste Bild Picassos. Seine Stimmung ist aggressiver als in „Der Tanz“.

La Peinture Surréaliste [Die surrealistische Malerei]

Als am 14. November 1925 die Ausstellung „La Peinture Surréaliste“ in der Galerie Pierre eröffnet wurde, war Picasso vertreten. Diese erste Gruppenausstellung der Surrealisten umfasste noch Werke von Hans Arp, Giorgio de Chirico, Max Ernst, Paul Klee, André Masson, Joan Miró, Man Ray und Pierre Roy. Picasso zeigte nur kubistische Werke.

Picassos Werk von 1926 ist äußerst heterogen. Zu Jahresbeginn malte er „Der Hutmacherladen“ (Centre Geroges Pompidou, Paris), eine Grisaille-Arbeiten, in der er auf der gekurvten kubistischen Formensprache einen dekorativen, gestischen Rhythmus entwickelte. Kurz darauf entstand „Maler und Modell“, ebenfalls monochrom.
Im Frühjahr setzte sich Picasso mit fast völlig abstrakten Assemblagen über das Thema Gitarre auseinander: Eine Assemblage fertigte er aus einem alten Hemd, eine andere aus einem Scheuertuch, das mit Nägeln durchbohrt ist, die auf die Betrachtenden zeigen (Musée Picasso, Paris). Für eine dritte Assemblage durchbohrt ein Holzstab ein Stück Stoff, das auf ein Brett genagelt ist; sie wurde in „La Révolution surréaliste“ (15.6.) abgebildet. Den Widersprucht macht Cocteaus Publiaktion „Rappel à l'ordre“ komplett. In der Sammlung kritischer Werke befindet sich auch sein Essay „Picasso“. Das Buch wurde zum wichtigsten Dokument der katholischen Bewegung zur Wiederbelebung des Neoklassizismus, angeführt durch Jacques Maritain.

Marie-Thérèse Walter

Das Liebesleben von Picasso war lebenslang von seiner überbordenden Männlichkeit geprägt, wobei sich der Maler durchaus darin gefiel, wenn sich zwei Frauen um ihn im wahrsten Sinn des Wortes prügelten. Im Januar 1927 traf er die damals 15-jährige Marie-Thérèse Walter (1909–1977), die zuerst sein Modell und sechs Monate später seine Geliebte wurde. Das erste bekannte Bild von Marie-Thérèse stammt jedoch erst aus dem Jahr 1932. Wahrscheinlich wollte Picasso seine Liaison vor Olga geheimhalten.

Ab Februar 1929 entstand eine Serie mit wild aussehdenden Frauenköpfen, darunter „Frauenbüste mit Selbstbildnis“. Diese Werke scheinen die Spannungen in Picassos Ehe aufzunehmen und zu verarbeiten. Im Mai entstanden „Akt im Sessel“ (5.5.1929, Musée Picasso, Paris) und die Lithografie „Figur“, während der Ferien in Dinard malte er „Badende mit Strandball“.

Im Herbst 1930 richtete er in der Rue La Boetie 44 eine Wohnung für Marie-Thérèse ein; er selbst wohnte mit Olga in Nr. 23. Ab 1931 taucht Marie-Thérèse immer häufiger in Picassos Bildern auf: Er malte am 7. Dezember 1931 „Der Bildhauer“, das einen Künstler zeigt, der prüfend eine Büste von Marie-Thérèse betrachtet. Mit „Der rote Sessel“ verewigte er seine Freundin mit zwei Gesichtern. Zwischen Januar und März 1932 malte Picasso eine Serie schlafender Frauen, für die Marie-Thérèse posierte: „Der Traum“, „Der Traum (lesend)“, „Akt auf schwarzer Couch“ und „Der Spiegel“. Höhepunkt der Serie ist „Mädchen vor einem Spiegel“ (14.3.), da darin die schwarzen Konturen und die organischen Formen der Stillleben von 1931 wiederkehren. Das Spiegelbild zeigt die Frau als Doppelgesicht mit düsterem aber lebensvollem Ausdruck. Eine große Retrospektive in der Galerie Georges Petit wurde von der Presse kritisch aufgenommen, Picassos Niedergang betrauert (16.6.-30.7.); im Kunsthaus Zürich wurde die Ausstellung positiv aufgenommen (→ Picasso. Die erste Museumsausstellung 1932). Im Sommer saß Marie-Thérèse für Frauenköpfe in Boisgeloup Modell, während Olga und Paolo Ferien in Juan-les-Pins machten.

Als Marie-Thérèse am 5. Oktober 1935 ihre gemeinsame Tochter María de la Concepción, genannt Maya, zur Welt brachte, ließ sich die Affäre nicht mehr verheimlichen, und Olga verließ mit Paolo Picasso. Obwohl sie sich zu einer Scheidung entschlossen, wurde die Klage aber wegen komplizierter gemeinsamer Besitzansprüche zurückgestellt. Olga zog mit Paolo ins Hôtel California. Marie-Thérèse wohnte bei ihrer Mutter.Picasso, der dieser Zeit als die „schlimmste“ seines Lebens bezeichnete, bliebt im Sommer 1935 in Paris. Am 13. Juli schrieb er an Sbartés in Südamerika, zu ihm zu ziehen, um sich um seine geschäftlichen Angelegenheiten zu kümmern.

Zwischen 1936 und 1943 hatte er eine Beziehung mit Dora Maar, dann folgten Françoise Gilot (1943–1953) und Jacqueline Roque, die Picasso nach Olgas Tod am 2. März 1961 heiratete.

Minotaurus

Erstmals im Werk Picassos taucht der Minotaurus in der gleichnamigen Collage auf Leinwand vom 1. Januar 1928 auf. Sie zeigt zwei Beine, die aus dem Kopf eines Stiers herauswachsen. In den folgenden Jahren spielt das mythische Wesen eine immer größere Rolle im Werk des Spaniers.

Skulpturen

Zu Jahresbeginn 1928 setzte sich Picasso erneut mit dem dreidimensionalen gestalen auseinander. Er modellierte „Badende (Metamorphose I)“, eine Skulptur mit teigartig gearbeiteten Formen. Sie ist Picassos erste dreidimensionale Arbeit seit 1914. Als Vorlagen dienten Zeichnungen vom Sommer 1927 in Cannes.

Einfache, geometrische Formen aus geraden Linien tauchen in den Entwürfen für Drahtplastiken wieder auf; zuvor hatte er sie in dem Gemälde „Das Atelier“ eingesetzt gehabt. Vermutlich im März erneuerte Picasso seine Bekanntschaft mit Julio González, einem Bildhauer aus Barcelona, den er bereits 1902 kennengelernt hatte. Picasso wollte ihn wohl als Mitarbeiter für sein Projekt eines Apollinaire-Denkmals gewinnen. Während der nun folgenden Atelierbesuche erlernte Picasso von Gonzales die Schweißtechnik. Im Oktober 1928 entstand die bemalte Metallplastik „Kopf“, für die der Maler bereits seit März Studien anfertigte. Daneben entstand im Atelier von Gonzalez in der Rue de Médéah auch die „Drahtkonstruktion“, die erste von vier Drahtskulpturen, die Kahnweiler gerne als „Raumzeichnungen bezeichnete“. Picasso reichte zwei dieser Drahtkonstruktionen mit den dazugehörigen Skizzen als mögliche Entwürfe für ein Apollinaire-Denkmal ein, das über drei Meter hoch sein soll. Aber das Komitee, das mit der Plastik beauftragt ist, lehnte den Entwurf als zu radikal ab.

Tériade berichtete in „L'Intransigéant“ über einen Besuch bei Picasso, bei dem ihm der Künstler anhand von Drahkonstruktionen und seinem Skizzenbuch von 1927 aus Cannes sein Kunstwollen erklärte:

„Es gibt nicht ein einziges Gemälde oder eine einzige Zeichnung von mir, die nicht exakt eine Vision der Welt wiedergeben. Eines Tages möchte ich einmal meine Zeichnungen synthetischer Formen neben Zeichnungen ausstellen, in denen ich das gleiche Objekt in klassischer Manier dargestellt habe. Da würden Sie sehen, wieviel Werk ich auf Exaktheit lege.“22 (Picasso zu Tériade)

Im Winter 1929 arbeitete Picasso weiter in Golzalez' Atelier. Er begann die Metallskulptur „Die Frau im Garten“. Im Winter 1930 schuf er ebendort die beiden Metallskulpturen „Kopf“ und „Die Frau im Garten“. Die Skulptur „Frauenkopf“ erhielt im Februar 1931 wirklich Gegenstände - zwei Salatsiebe - als Attribute.

Im Mai 1931 nahm Picasso das neu erworbene Schloss Boisgeloup in Besitz. Dort ließ er im ehemaligen Stall ein großes Bildhauer-Atelier einrichten, wo er mit Gonzalet an geschweißten Metallskulpturen arbeitete. Zudem arbeitete Picasso wieder in Ton und Gips. Im Herbst schnitzte er sogar eine Reihe kleiner Frauenfiguren mit überlanger Gestalt, die er später in Bronze gießen ließ.

„Es gibt nur einen Turm einer Kathedrale, der uns einen Punkt am Himmel signalisieren kann, an dem unsere Seele in Schwebe bleibt. [...] Wie in der Angst der Nacht uns die Sterne die Hoffnungspunkte am Himmel anzeigen, so zeigt uns auch dieser bewegungslose Pfeil eine unendliche Zahl. Diese Punkte im Unendlichen waren die Vorläufer dieser neuen Kunst: „im Raum zeichnen.“23 (Julio González, 1931/32)

Metamophosen

Picassos Malerei von 1930 ist noch immer heterogen. Er malte „Sitzende Badende“, eine Frau mit „knochiger Struktur“ deren Kopf an eine Gottesanbeterin erinnert. Am 7. Februar stellte Picasso „Kreuzigung“ fertig. Er behandelte das Thema ohne religiöse Ambitionen. Es ging ihm darum, Qual und den Schmerz des Ereignisses zu vermitten (Wiederaufnahme des Themas im herbst 1932). Damit nahm der Maler jene Gewalt und jenes Leid vorweg, das er in „Guernica“ und „Das Beinhaus“ wenige Jahre später thematisieren sollte. Der Kopf der Magdalena findet eine Parallele in der furchterregenden Figur der Charlotte Corday in „Frau mit Stilett“ (1931). Albert Skira beauftragte den Künstler mit 30 radierten Illustrationen für Ovids „Metamorphosen“ (13.9.-25.10.); das Buch erschien 1931. Michel Leiris wies 1930 bereits auf die Wirklichkeitswiedergabe Picassos:

„für Picasso [geht] es viel weniger darum, die Realität neu zu machen, um sie neu zu machen, als um das unvergleichlich wichtigere Ziel, alle ihre Möglichkeiten, alle ihre Verzweigungen auszudrücken, um sie ein wenig näher zusammenzudrücken, um es wirklich zu berühren.“24

Mit den beiden großen Stillleben „Krug und Obstschale“ und „Stillleben auf einem Leuchtertisch“ (22.2.-11.3.1931) führte Picasso die dicke schwarze Kontrulinie in seine Malerei ein. Die lebhaften Farben und organischen Formen des zweiten Bildes erinnern an den Körper von Marie-Thérèse, die er später in „Mädchen vor einem Spiegel“ darstellte. Im Juni 1931 malte er „Die Lampe“ in Boisgelpoup, wo es keinen elektrischen Strom gab. Auf dem Bild ist eine Gipsbüste von Marie-Thérèse zu sehen. Im Laufe des Jahres und im folgenden modellierte er mehrere Köpfe und Büsten, die er zum Teil als Zeichnungen oder Drucke wiederholte.

In den Jahren 1933 und 1934 entstanden hauptsächlich Druckgrafiken. Vom Mai 1935 bis zum Frühjahr 1936 malte Picasso überhaupt nicht. So arbeitete er im Frühjahr 1935 an seinem bisher anspruchsvollsten Radierungszyklus, der „Minotauromachie“, in der er das Stierkampfthema und den Minotaurus miteinander verband. Der weibliche Torrero, der 1933 zum erstenmal auf einem Gemälde aufgetaucht war, liegt nun quer über einem Pferd, dem die Eingeweide herausquellen und das in „Guernica“ wieder eingesetzt wird.

Christian Zervos

Christian Zervos, der Gründer von „Cahiers d’art“ (Januar 1926) wurde ab 1932 der Herausgeber des Werkkatalogs von Picasso. Die beiden hatte ab der ersten Nummer der „Cahiers“ zusammengearbeitet. Man kann sogar sagen, dass bis zu seinem Lebensende Zervos' Arbeit um Picassos Werk kreiste.

Im Jahr 1932 kuratierte Picasso zwei Einzelausstellungen selbst: Der ersten Retrospektive in der Galerie Georges Petit in Paris (16.6.–30.7.) folgte eine zweite im Kunsthaus Zürich (11.9.–13.11.1932).

Dora Maar

Während der Sommerferien 1936 in Mougins bei Cannes lernte Picasso die junge Fotografin Dora Maar (geb. Markowitch) kennen, die sich in Saint Tropez aufhielt. Sie war unter den vielen Freunden, die ihn während des Sommers besuchten, darunter Zervos mit Frau, Roland Penrose, Man Ray, Paul Rosenberg, die Eluards, René Char. Dora Maar und Picasso waren einander bei Paul Eluard vorgestellt worden und hatte Picasso bereits im Atelier fotografiert. Gemeinsam entdeckten sie Vallauris, wo seit der Römerzeit Töpferwaren hergestellt werden. Noch im gleichen Sommer wurde Dora Maar Picassos Geliebte.

Im Herbst 1936 half Dora Maar Picasso bei der Anfertigung von Schaffendrucken - eine dirkte Belichtungstechnik, die er im Sommer von man ray erlernt hatte. Picasso porträtierte Dora Maar zum ersten Mal. Sie half ihm auch ein neues Atelier in der Rue des Grands-Augustins 7 im zweiten Stock eines Gebäudes, das Georges Bataille als Treffpunkt der Gruppe Contre-attaque benutzt hatte, zu finden. Dort entstanden sowohl eine Serie von Portäts von Marie-Thérèse Walter (Januar bis März) als auch „Badende mit Buch“ (Februar) sowie „Zwei Akte am Strand“ (Mai).

Guernica

Picasso: Guernica

Die nationale wie internationale Bekanntheit des Malers aus Spanien war Anfang der 1930er Jahre enorm gestiegen. Diese Erfolge wurden vom Ausbruch des Spanischen Bürgerkriegs am 18. Juli 1936 überschattet. Picasso bekämpfte General Franco und dessen Machtübernahme. So radierte er am 8. und 9. Januar 1937 den Zyklus „Traum und Lüge Francos“ und schrieb dazu ein Gedicht. Das sartische Werk besteht aus zwei Platten, jede in neun Szenen unterteilt, die von rechts nach links gelesen werden müssen. Picasso schildert Franco als ziemlich schlaffe Figur mit Saugnäpfen, der seine Pferde und sogar den Pegasus tötet. Der spanische Stier bekämpft die lächerliche Figur. Die letzten vier Szenen der zweiten, am 7. Juni vollendeten Platte stehen mit Skizzen zu „Guernica“ in Verbindung, da sie nach der Bombardierung der Stadt entstanden sind.

Von den Republikanern zum Direktor des Prado ernannt, beauftragte ihn die Regierung mit einem Gemälde für den spanischen Weltausstellungspavillon 1937. Nachdem am 26. April deutsche Flugzeuge drei Stunden lang die baskische Stadt Guernica bobardiert hatten, hatte Picasso sein Thema gefunden: „Guernica“. Am 1. Mai begann er in seinem neuen Atelier mit den Skizzen, wobei er viele Motive aus früheren Werken verarbeitete. Insgesamt entstanden über 50 Studien. Am 11. Mai umriss der Künstler die Komposition auf der Leinwand. Während der Arbeit nahm Picasso viele Änderungen und Platzverschiebungen der Figuren und Tiere vor. Die Leinwand hat 7,76 Meter Länge. Dora Maar fotografierte innerhalb von drei Wochen (ab 11. Mai) sieben verschiedene Zustände des Werks. Mitte Juni wurde es im Spanischen Pavillon angebracht (Eröffnung 12.7.). Ein von Picasso modellierter „Frauenkopf“ wurde neben den Stufen des Ausgangs aufgestellt, die „Frau mit Vase“ stand in der Ausstellung.

Im Sommer 1937 beschäftigte sich weiterhin mit dem Guernica-Motiv. Zervos veröffentlichte ein Sonderheft zu „Guernica“ für „Cahiers d'art“ (Bd. 12, Nr. 4-5) mit Fotos von Dora Maar über die einzelnen Zustände des Bildes, ergänzt um Artikel von Zervos und Jean Cassou, Georges Duthuit, Michel Leiris und Pierre Mabille sowie Gedichten von José Bergamin und Paul Eluard („La Victoire de Guernica“). Picasso reiste mit Dora Maar nach Mougins; er fuhr mit seinem Hispana-Suiza-Auto mit dem Hund Kazbek und seinen Malutensilien. Im Hotel Vaste Horizon, wo sich auch das Ehepaar Eluard aufhielt, bezog er das einzige Zimmer mit Balkon und arbeitete jeden Tag. Dort entstanden Porträts von Dora Maar und Nusch Eluard. Während des Aufenthalts besuchte sie Paul Rosenberg und wählte mehrere Bilder zum Verkauf in seiner Galerie.

Nach seiner Rückkehr nach Paris im September machte Picasso Mitte Oktober eine Reise in die Schweiz. Dort besuchte er Paul Klee, der ernsthaft erkrankt ist. Zwischen Oktober und Dezember 1937 entstanden „Weinende Frau“ und die kleine Gouache „Die Flehende“, die als zwei der letzten Arbeiten zu „Guernica“ gelten. Das Museum of Modern Art entschließt sich Picassos „Les Desmoiselles d'Avignon“ für 24.000 Dollar erwerben. Das New Yorker Museum verkaufte deshalb noch rasch ein Reiterbild von Edgar Degas (für 18000 Dollar). Die restliche Summer wurde von Jacques Seligmann und Cesar de Hauke, Mitbesitzer der Galerie Jacques Seligman & Co. aufgestellt. Am 19. Dezember musste Picasso in den USA als Direktor des Prado die Kunstpolitik der Republikaner verteidigen. Franco hatte die propagandistische Nachricht verbreiten lassen, dass Spaniens Kunstschätze misshandelt hätten:

„Als Direktor des Prado Museums [versichere ich Ihnen], dass die demokratische Regierung der Spanischen Republik alle Maßnahmen ergriffen habt, um Spaniens Kunstschätze während dieses grausamen und ungerechten Krieges zu schützen. [...] Künstler, die mit geistigen Werken arbeiten und leben, sollten einem Konflikt nicht gleichgültig gegenüberstehen, bei die höchsten Werke der Zivilisation und Humanität auf dem Spiel stehen.“25 (Pablo Picasso)

Vom 4. bis 29. Oktober 1938 fand eine Ausstellung von „Guernica“ sowie 67 Studien in den Londoner New Burlington Galleries statt. Die Schau stand unter Schirmherrschaft des National Joint Committee for Spanish Relief. Roland Penrose und ein Komitee von Politikern, Wissenschaftlern, Künstlern und Dichtern übernahmen die Vorbereitungen. Anschließend wurden die Bilder in der Whitechapel Gallery im Londoner East End gezeigt. Arbeiter drängten in Scharen in die Galerie. Zwei weitere Ausstellungen fanden in Leeds und Liverpool statt. Danach verließen die Bilder Großbritannien wieder.

Vom 5. bis zum 29. Mai 1939 wurde „Guernica“ und verwandte Arbeiten in der New Yorker Valentine Gallery ausgestellt. Diesmal stand die Ausstellung unter der Schirmherrschaft des „American Artists' Congress for the benefit of the Spanish Refugee Relief Compaign“ unter dem Vorsitz von Signey Janis. Die Werke gingen danach für eine vom „Motion Picture Artists Commitee“ geförderten Schau in die Stendhal Gallery, Los Angeles (10.21.8.1939). Weitere Ausstellungen im Arts Club of Chicago und im Museum of FIne Arts von San Francisco, bevor die Bilder im Novmeber zur Picasso-Retrospektive des MoMA in New York zurückgingen. Dort war es vom 15. November 1939 bis zum 7. Januar 1940 gemeinsam mit 343 weiteren Arbeiten zu sehen.

Zweiter Weltkrieg

Während des Zweiten Weltkriegs hielt sich Picasso in Südfrankreich auf und trat am 5. Oktober 1944 der Kommunistischen Partei Frankreichs bei.

Die Phase 1939 bis 1945 im Werk von Picasso ist weniger bekannt und populär als andere Phasen in dessen Karriere (→ Düsseldorf | K20: Picasso 1939–1945). Auffallend an den Gemälden und Plastiken ist, dass sie keine Opfer, Waffen oder Kämpfe zeigen. Stattdessen beschäftigte sich der Künstler tagtäglich mit Stillleben, Porträts, Landschaftsbildern und Akten. Die dunklen Vanitas-Motive der Stillleben erzählen auf ihre Weise von Tod und Tragödien. So verarbeitete er etwa die sich ankündigende Niederlage der spanischen Republikaner nach der verlorenen Ebroschlacht gegen die Truppen Francos in „Der Fasan“ (13.12.1938, Albertina, Wien). Das lässt an eine Beobachtung von Christian Zervos denken. Picassos Biograf stich die „beispiellose Fähigkeit, sich für die Dinge in seiner Umgebung zu begeistern“ hervor. Er zählte zwischen 1937 und 1945 über 2.200 Gemälde, was die energiegeladene Produktivität des Spaniers eindrucksvoll unter Beweis stellt. Und dennoch: Schlichtheit und Banalität der gewählten Themen prallt auf eine formale Gewalt und Zerstörung der Integrität so mancher Form. In der jüngeren Forschung wurden drei Werke benannt, die unmittelbar den Krieg thematisieren: das Theaterstück „Wie man Wünsche beim Schwanz packt“ (1941), die Skulptur „Mann mit Schaf“ (1943) und das Gemälde „Das Leichenhaus“ (1945).

1938

Im Jahr vor dem Kriegsausbruch entwickelte Picasso sein Werk anhand von Porträts unter anderem seiner Tochter Maya, Darstellungen des Hahnes (ab März), der lebensgroßen Collage „Frauen bei der Toilette“ (Frühjahr) und Bildern von sitzenden Frauen weiter. Besonders auffallend ist das Ausschmücken der Formen mit dünnen Linien, welche Korb- oder Flechtwerk oder auch Spinnenetze nachahmen, bzw. des „doppelten Gesichts“. Ab April taucht das Stilmittel der Linien in einer Reihe von Gemälden mit dem Motiv der sitzenden Frau auf. Am 24. Mai malte er Dora Maar in „Sitzende“, wobei er einen Hut aus Flechtwerk einfügte und das Gesicht im Profil gestaltete - aber mit beiden Augen, Ohren und Nasenlöchern.

Den Sommer 1938 verbrachte Picasso gemeinsam mit Dora Maar erneut in Mougins im Hôtel Vaste Horizon. Er malte dort Porträts von Nusch und Dora aber auch von einer Jungen Frau namens Ines, die im Hotel arbeitete. Ende September kehrt das Paar gemeinsam mit Ines als Haushälterin nach Paris zurück. Das malerisches Werk dieses Sommers ist von Freizeitverhalten (Eiswaffeln, Lutschern) geprägt.

Mitte Oktober wandte sich Picasso mehreren Stillleben mit Stierköpfen zu. Ein schwerer Ischiasanfall zwang Picasso, bis Weihnachten das Bett zu hüten. Sabartés kam jeden Tag zu Besuch und bat, ihn als Adeligen des 16. Jahrhunderts mit Halskrause zu porträtieren. Trotz seiner Schmerzen schuf Picasso eine Zeichnung, wenige Monate später setzte er die Komposition in Öl um.

Kriegsbeginn

Noch bevor der Zweite Weltkrieg begann, fürchtete Picasso um seine Familie in Spanien. Am 13. Januar 1939 starb seine Mutter; Ende des Monats ergab sich Barcelona Franco, Madrid fiel im März. Picassos Neffen Fin und Javier Vilato kämpften auf Seiten der Republikaner. Am 21. Januar 1939 malte Picasso seine beiden Freundinnen Marie-Thérèse und Dora Maar in der gleichen Pose - jede allerdings mit einer anderen Morphologie. Mit „Frauenkopf mit zwei Profilen“ (1.4.) verschob Picasso das Gesicht extrem.

Den Sommer 1939 verbrachten Picasso und Dora Maar in Antibes, wo sie eine Wohnung von Man Ray mieteten (sie fuhren mit dem Train Bleu hin). Als Ambroise Vollar, Picassos langjähriger Freund und Händler bei einem Autounfall starb, kehrte der Maler zur Beerdigung nach Paris zurück (22.7.). Als er am 28. Juli wieder in den Süden reiste, lud er Sabartés ein mitzukommen. Dort zeigte er Sabartés die Küstenstädte Monte Carlo, Nizza, Cannes und Mougins. Picasso wohnte in gemieteten Wohnungen und malte, indem er die Wände mit Bahnen von Leinwand behängt hatte. Die Vormittage verbrachte er mit Freund:innen und Familie am Strand. „Nächtlicher Fischfang in Antibes“, das er bei nächtlichen Spaziergängen entdeckt hatte, entstand im August. Am 25. August kehrten Sabartés, Picasso und Dora Maar mit dem Zug nach Paris zurück. Der Chauffeur fuhr mit den Gemälden im Auto zurück.

Royan

Nachdem am 1. September 1939 NS-Deutschland in Polen eingefallen war und zwei Tage später Großbritannien und Frankreich den Krieg erklärt hatten, verließ Picasso Paris. Er fuhr im Auto gemeinsam mit dem Chauffeur Marcel, Dora Maar, Sabartés und dessen Frau sowie dem Hund Kazbec nach Royan an der Antlantikküste bei Bordeaux. Er wohnte im Hôtel du Tigre mit Dora; Marie-Thérèse und Maya hielten sich bereits in der Villa Gerbier de Joncs auf. Da die beiden Frauen dies rasch herausfanden, führte das Arrangement bald zu großen Konflikten. Da Picasso als Ausländer galt, ließen ihn die lokalen Behörden nicht in Ruhe. Am 7. September kehrte Picasso deshalb für einen Tag nach Paris zurück, um eine Aufenthaltsgenehmigung für Royan zu erhalten. Für etwa eineinhalb Monate arbeitete Picasso in Royan, wo er Porträts von Dora Maar und Marie-Thérèse schuf. Mitte Oktober kehrte der Maler erneut für zwei Wochen nach Paris zurück: Dort kümmerte er sich um Farbennachschub und eine Lagermöglichkeit für die Bilder in einem Banktresor. Brassai fotografierte den Künstler im Auftrag von „Life“, wie dieser seine Cafés (Flore, Brasserie Lipp) besuchte und in seinem Atelier posierte. Brassai durfte ihm nicht beim Malen zusehen.

Zu Jahresbegonn 1940 mietete Picasso ein Atelier im vierten Stock der Villa Les Voilliers mit Blick aufs Meer und über die Belle-Epoque-Häuser der Stadt. Picasso lebte in Royan, verließ die Stadt jedoch immer wieder, um nach Paris zurückzukehren (5.-29.2., Mitte März-Mitte Mai). Dort besuchte der Freunde, die nicht zum Kriegsdienst eingezogen worden sind: Brassai, Georges Hugnet, Man Ray, das Ehepaar Zervos, Eluard. Breton und Aragon dienten. In Paris füllte er Skizzenbücher mit Entwürfen für das Gemälde „Sich kämmende Frau“ (1948 veröffentlicht unter „Carnet de dessins de Picasso“). Ende März wieder in Royan malte Picasso 1940 Stillleben, die vom Fischmarkt beeinflusst sind und die dort erhältlichen Fische und Meeresfrüchte zeigen.

Als am 12. Mai 1940 die deutsche Armee die französische Grenze überschritt, kehrte Picasso nach Royan zurück. Am Tag vor seiner Abreise traf er zufällig Matisse; zu seiner Überraschung war dieser auf dem Weg zu seinem Schneider. Der etwas trockene Dialog führte dazu, dass Picasso meinte, die französischen Generäle „von der Ecole des Beaux-Arts“ seien. Am 16. Mai kehrten Picasso und Dora Maar nach Royan zurück. Die Stadt war in der Zwischenzeit mit Flüchtenden aus Belgien und aus dem Norden überfüllt. Die Deutschen besetzten Paris am 14. Juli 1940; acht Tage später unterzeichnete Pétain das Waffenstillstandsabkommen mit Deutschland. Am 23. Juni besetzten die deutschen Truppen Royan. Da Picasso die Präsenz der Truppen für gefährlich hielt, kehrte er mit Sabartés im Auto nach Paris zurück. Dora reiste mit dem Zug. Marie-Thérèse und Maya blieben zurück.

Im Herbst 1940 gab Picasso die Wohnung in der Rue La Boetie für die Dauer des Krieges auf und wohnte im Atelier in der Rue des Grands-Augustins. Der Maler besuchte häufig die geheizten Cafés. Er installierte einen Ofen im Atelier, doch bald hatte er nichts mehr zum Heizen. Er lehnte jedoch alle Angebote einer Sonderbehandlung seiten der Deutschen ab: „Ein Spanier friert nie.“ Deutsche Offiziere, die seine Werke sehen sollten, erhielten von ihm Postkarten von „Guernica“. Französische Soldaten beschädigten einige Plastiken in Boisgeloup (Gipsmodelle).

Obschon während der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Paris Picassos Werke als „entartet“ diffamiert wurden – genauer: ab dem 22. November 1940 – und aus diesem Grund nicht mehr ausgestellt werden durften, arbeitete der Maler wie besessen an Ölgemälden und Plastiken.

Hunger und Angst in Picassos Werk ab 1941

Die Kriegsjahre 1939 bis 1945 bedeuten im Werk Picassos einen Wendepunkt. Picasso hatte sich – im Unterschied zu vielen anderen Künstlern und mehreren Angeboten, ins Ausland zu fliehen – bewusst entschieden, in der französischen Hauptstadt zu bleiben. Bis zur Befreiung von Paris im August 1944 lebte er dort zurückgezogen in seinem Atelier.

„Ich habe den Krieg nicht gemalt, weil ich nicht zu der Sorte von Malern gehöre, die wie ein Fotograf etwas darzustellen suchen. Aber ich bin sicher, dass der Krieg Eingang genommen hat in die Bilder, die ich geschaffen habe. Spätere werden die Historiker vielleicht nachweisen, dass mein Stil sich unter dem Einfluss des Krieges geändert hat. Ich selbst weiß es nicht.“26 (Pablo Picasso in einem Interview mit Peter Whitney, August 1944)

Die Allgegenwart von Tod, Leiden und Angst sublimierte der Maler in einem rauen, schonungslosen und bisweilen wenig gefälligen Stil. Auffallend sind die ungestümen Verzerrungen, die Picasso den Bildgegenständen und Menschen in seinen Bildern auferlegte. Roland Penrose schrieb über den Ursprung der Scheusale in Picassos Kunst:

„Picasso brauchte sich nicht auf alte Legenden zu berufen, um seine Ungeheuer entwickeln zu können. Sie konnten mit gleicher Gewalt als ein Ausdruck von Elend und Provokation in seinem eigenen Lieben und Hassen entstehen. Er unterlag großen emotionalen Belastungen, als es nach der Trennung von seiner ersten Frau Olga zu brutalen, durch ihre Eifersucht auf seine neue Geliebte - Dora Maar - ausgelösten Attacken kam, und sein Schaffen reflektiert seine Wut und seine Leidenschaft. Die Zerstörung des menschlichen Körpers nahm groteske und grauenvolle Formen an. Die Monster erwuchsen nun seiner eigenen Phantasie und waren um viele persönlicher als zuvor in einem mythologischen Bild des Minotaurus.“27

Zwischen dem 14. und 17. Januar 1941 schrieb Picasso die Farce „Le Désir attrapé par la queue [Wie man die Wünsche beim Schwanz packt]“, die am 19. März 1944 von Künstler:innen gelesen wurde und in „Messages II“ erschien. Als Quelle seines Stücks bezeichnete Picasso Alfred Jarrays „Ubu cocut“. Die Charaktere sind von Kälte, Hunger und Liebe gequält. Ihre Versuche, ihre Bedürfnisse zu stillen, enden unausweichlich in Enttäuschungen. Held des Stücks ist Plumfuß, der in einem „Kunst“-Atelier lebt. Zwiebel ist ein Rivale um die Gunst der Heldin namens Tärtchen. Außerdem setzte Picasso seine Experimtente mit automatischen Gedichten fort und bedeckte ganze Blätter mit einer imaginären Kalligrafie.

Im Frühjahr 1941 kehrten Marie-Thérèse und Maya kehrten nach Paris zurück und zogen in eine Wohnung am Boulevard Henri-IV, wo Picasso sie an jedem Wochenende beuchte. Zur Unterhaltung seiner Tochter zeichnete er kleine Szenen.
Die im Sommer entstandenen Gemälde zeigen Frauen und Kinder mit Speisen, „Knabe mit Languste“ und „Frau mit Artischoke“ (Sammlung Ludwig). Die Frau wird als Sinnbild für Schrecken und Grauen des Zweiten Weltkriegs gedeutet, als Metapher für den gebrochenen, entseelten, von unsäglichem Leid geplagten Menschen. Deshalb erinnert die Artischoke mehr an eine mittelalterliche Waffe als an ein Gemüse.
Weil er Paris nicht verlassen durfte, um in Boisgeloup zu arbeiten, wandelte er das Bad von Les Grans-Augustins in ein Bildhauer-Atelier um. Er erklärte Brassau, dass dies der einzige warme Platz im Mietshaus sei. Picasso schuf dort zahllose kleine Skulpturen aber auch die große Plastik „Frauenkopf“ nach dem Modell von Dora Maar (1959 wurde sie auf dem alten Friedhof von Saint-Germain-des-Prés in Paris zum Gedenken an Apollinaire aufgestellt). Obschon es die Order gab, dass alle Plastiken eingeschmolzen werden mussten, halfen Picassos Freunde ihm, die Gipsmodelle auf Handwagen in die Gießerei zu bringen.

Zum Symbol der Hoffnung wird für ihn der „Mann mit Schaf“, eine antiheroische Figur als Beschützer der Schwachen und damit ein Gegenbild zu Brekers Skulpturen, die Picasso im Juli 1942 in der Orangerie des Tuileriengartens gesehen hatte. Als Reaktion darauf schuf er ab Juli „Mann mit Schaf“ (1943), und stellte sich damit in Nachfolge von Auguste Rodins „Johannes der Täufer“.

Im Folgejahr überarbeitete er die „L'Histoire naturelle“ von Buffon, die 1942 mit 31 Tier-Aquatintaradierungen von Picasso erschienen war. Im Januar '43 schenkte er Dora Maar ein Exemplar, in dem er über 40 Seiten mit bärtigen Männern und imaginären Tieren übermalt hat. Auf das Frontispiz zeichnete er Dora als Vogel und schrieb auf die Seite daneben: „Per Dora Maar tan rébufond [Für Dora Maar, die sehr schöne]“, ein katalanisches Wortspiel mit dem Namen des Autors.
Im Februar und März 1943 arbeitete Picasso im Bildhauer-Atelier in der Rue des Grands-Augustins28, wo er Assemblagen aus gefundenen Objekten herstellte, darunter „Die blühende Gießkanne“ (Gips, Metallteile, Holz, Nägeln, Gießkanne) oder „Stierkopf“ aus Fahrradsattel und Lenkstange. Beide wurden später in Bronze gegossen.

Im Sommer 1944 malte Picasso Stadtlandschaften von Paris sowie mehrere Stillleben mit einer Tomatenstaude (ab 27.7. Zeichnungen und ab Mitte August neun Gemälde). Als Mitte August nach dem Rückzug der Deutschen die Straßenkämpfe zwischen der Widerstandsbewegung und der Regierung heftiger wurden, zog Picasso zu Marie-Thérèse und Maya an den Boulevard Henri-IV. Zwischen dem 24. und 29. August schuf er ein Aquarell und eine Gouache nach Poussins „Bacchanal“ aber auch realistische Kohlezeichnungen von Maya. Am 25. August 1944 wurde Paris befreit, und Picasso konnte in sein Atelier zurückkehren.

Ab Herbst 1944 überfluteten Besucher:innen aus den USA und Großbritannien das Atelier des Künstlers. Seine alten Freund:innen, die den Krieg überlebt hatten, kamen auch auf Besuch. Robert Capa und Lee Miller dokumentierten seine Arbeiten dieser Monate. Am 5. Oktober verbreitete das Magazin „L'Humanité“ die Nachricht, dass sich Picasso der Kommunistischen Partei Frankreichs angeschlossen habe. Am Salon d'Automne stellte Picasso in einem eigenen Saal 74 Gemälde und fünf Skulpturen auf (ab 6.10.). Es ist der erste Salon, in dem Picasso je ausgestellt hat. Er bedeutete die erste offizielle Anerkennung, die der Spanier von seinen französischen Kollegen erhalten hat. Allerdings kam es zu heftigen Kundgebungen gegen den Maler in der Ausstellung, darunter Studierende der Ecole des Beaux-Arts und Konservative. In einem Interview für das New Yorker Magazin „New Masses“ erklärte Picasso seinen Beitritt zur Kommunistischen Partei Frankreichs:

„[Es ist] die logische Schlussfolgerung meines ganzen Lebens, meiner ganzen Arbeit. [...] Immer bin ich Verbannter gewesen, jetzt bin ich es nicht mehr; bis zu dem Tage, da Spanien mich wieder willkommen heißen wird, hat die französische Kommunistische Pareit mir ihre Arme geöffnet, und ich habe in ihren Reihen alle die angetroffen, die ich am meisten schätze, die größten Wissenschaftler, die größten Dichter, all die schönen Gesichter der Pariser Rebellen, die ich während der Augusttage sah; ich bin wieder unter meinen Brüdern.“29 (Picasso in einem Interview mit PolGaillard, in: New Masses, 24.10.1944)

Françoise Gilot

Im Mai 1943 traf Picasso erstmals die junge Malerin Françoise Gilot, die ihn im Laufe der beiden nächsten Monate ins einem Atelier besuchte. Im Sommer verließ sie Paris in Richtung Süden (Rückkehr im November). Picasso wandte sich wieder der Malerei zu; Ende des Jahres tauchte Gilot erstmals in Picassos Bildern auf.

1945–1953

Das Beinhaus

Anfang des Jahres 1945 schuf Pablo Picasso sein zweiten Anti-Kriegs-Gemälde: „Das Beinhaus“ in Grautönen und mit kubistischer Technik. Es gilt als Gegenstück zu „Guernica“. Zervos fotografierte das Bild im Februar in einer frühen Phase; die Arbeit zog sich über April und Mai hin. Die Veränderungen wurden von Zervos fotografisch festgehalten. Dora Maar erinnerte sich später, dass das Bild auf einem zeitgenössischen, spanischen Film beruhte, der die Vernichtung einer Familie in ihrer Küche zeigte. Picasso widmete sich weiter der Malerei und schuf eine Serie von Stillleben, die auf die Entbehrungen und Ängste der Besatzungszeit anspielen, darunter „Krug, Kerze und Kasserolle“ (16.2.), „Stillleben mit Schädel, Kauch und Tonkrug“ (16.3.). Im Mai fügte Picasso das Stillleben mit Kurg und Kasserolle im oberen Bereich des „Beinhauses“ hinzu. Später wies Picaso auch auf Fotos aus Konzentrationslagern als Inspirationsquellen hin. Allerdings hatte er die Komposition bereits angelegt gehabt, als diese veröffentlicht wurden.

Im Sommer wurde das Ballett „Le Rendez-vous“, für das Picasso den Vorhang entworfen hatte, herausgebracht. Der Maler reiste mit Dora Maar nach Cap d'Antibes, während Francoise in die Bretagne ging. Der Künstler besuchte mit Dora das befestigte Dorf Ménerbes in Vaucluse und ihre ein altes, in die Wallmauer des Ortes hineingebautes Haus für den Preis eines Stilllebens. Das Haus überschrieb er Dora Maar als Eigentum.

Lithografie

Am 2. November 1945 entdeckte Pablo Picasso die Technik der Lithografie im Atelier von Fernand Mourlot, den er durch Vermittlung Braques kennengelernt hatte. Dort machte Picasso die erste von mehr als 200 Lithografien der folgenden dreieinhalb Jahre. Dabei experimentierte er mit den unterscheidlichsten Techniken und Materialien wie Druchschlagpapier, Kreidestift, Tusche, Lavierung, Abschabungen, Übertragungen von Platte auf Stein. Ihn faszinierte die Möglichkeit, „Metamorphosen eines Bildes“ festzuhalten, indem er mehrere Arbeitsphasen des Bildes auf dem Wege zur endgültigen Fassung druckte. Die erste Lithografie zeigt ein Porträt von Francoise, die er am 26. November zum erstenmal seit Juli wiedersah. Zwischen 5. Dezember 1945 und 17. Januar 1946 entstanden elf Zustände einer Lithografie eines Stiers mit wachsenden Abstraktionsgrad bis hin zur Umrisslinie.

Picasso in der Kommunistischen Partei Frankreichs

Im Mai malte Picasso Maurice Thorez, den Führer der französischen Kommunistischen Partei, in einem realistischen Porträt. Bei ihrem X. Parteitag würdigte die Kommunistische Partei den Maler, während sie gleichzeitig zuzm Realismus in der Kunst aufrief.

Françoise Gilot

Françoise erholte sich vom Bruch des Ellenbogens im Süden, wo sie im Haus des Druckers Louis Fort in Golfe-Juan wohnte. Picasso besuchte die Künstlerin dort Mitte März 1946; gemeinsam besuchten sie Matisse in Nizza. Ende April kehrte Picasso mit Françoise nach Paris zurück. Das Paar lebte ab diesem Zeitpunkt zusammen, seine neue Geliebte wurde zu einem wichtigen Modell in Picassos Werk, darunter für „Frauenblume“ (5.5.), „Francoise als Sonne“ (15.6., Lithografie). Anfang Juli reisten sie nach Ménerbes, wo sie in dem Haus von Dora Maar wohnten. Während der Abendspaziergänge begeisterte sich Picasso für Eulen auf der Suche nach Beute; bald tauchten die Vögel in seinen Bildern auf. Täglich erhielt Picasso Briefe von Marie-Thérèse Walter, was Francoise als unterträglich empfand. Sie wollte abreisen. Nach drei Wochen fuhren sie weiter nach Cap d'Antibes, wo sie die Sammlerin und Kunstmäzenin Marie Cuttoli trafen. Anfang August reisten sie nach Golfe-Juan nach Louis Fort; dort wurde Francoise schwanger. Im Laufe des Monats traf Picasso am Strand Romuald Dor de la Souchère, den Kurator des Museums von Antibes im Palais Grimaldi. Picasso erhielt das Angbot, einen Arbeitsraum im Museum zu beziehen. Doch stattdessen entschloss sich der Künstler, das Museum selbst auszumalen: Er malte in zwei Monaten an 22 Wandbildern (auf Sperrholz und Hartfaserplatte), ein Jahr später erängzte er es um das letzte Werk. Themen sind Stillleben mit Meerestieren, Studien der Einwohner:innen, das arkadische „Lebensfreude“ und „Odysseus und die Sirenen“. In dieser Zeit wurde das Palais Grimaldi von den Musées Nationaux in Musée Picasso umbenannt. Picasso und Francoise kehrten erst Ende November wieder nach Paris zurück.

Nach der Geburt ihrer zwei Kinder kühlte die Beziehung zwischen Francoise und Picasso Ende 1952 merklich ab. Die Künstlerin zog im März 1953 für drei Monate mit den Kindern allein nach Paris, um Bühnenbild und Kostüme für ein Ballett zu entwerfen. Im Sommer kehrte Francoise nach Vallauris zurück, wo Picasso eine Serie von Köpfen, Büsten und „Sitzende“ nach ihr gestaltete. Mitte August lernte er die frisch geschiedenen Jacqueline Roque kennen; Ende September verließ ihn Francoise. Sie nahm Claude und Paloma nach Paris mit, die von nun an in die Ecole Alsacienne gingen. Francoise bezog eine neue Wohnung in der Rue Gay-Lussac. Picasso wohnte weiterhin in seinem Atelier in der Rue des Grands-Augustin.

Friedenstaube & Keramiken

Friedentaube

Picasso: die Erfindung der Friedenstaube
Picasso – Von den Schrecken des Krieges zur Friedenstaube

Ab Januar 1947 nahm Pablo Picasso das Eulenmotiv sowohl in Gemälden als auch in Lithografien auf. Er schuf Drucke von mythologischen Geschöpfen, die an Motive aus dem vergangenen Sommer in Antibes erinnern, malte Porträts von Ines und ihrem Kind sowie Bilder von Tauben, welche die „Friedenstaube“ von 1949 vorwegnehmen.

Picasso nahm mehrfach an Weltfriedenskongressen teil: Am 25. August 1948 flog er in Begleitung Eluards zum Friedenskongress der Intellektuellen nach Wroclaw, Polen. Er unterstützte die öffentliche Erklärung für den in Chile verfolgten Pablo Neruda und besuchte Auschwitz.

Im Februar 1949 wählte Aragon die Lithografie einer Taube (9.1.1949) als Motiv für das Plakat zum Friedenskongress, der im Aptil in Paris stattfinden solle. Das Bild wurde rasch als „Friedenstaube“ bekannt. Als am 19. April Francoises und Pablos Tochter zur Welt kam, nennen sie das Kind Paloma - nach der „Friedentaube“ auf Plakaten in der ganzen Stadt.

Für den 2. Weltfriedenskongress in Sheffield 1951 entwarf er am 9. Juli die Lithografie „Fliegende Taube“, die als Friedenstaube zum Symbol des Friedens schlechthin wurde.

„Meinen letzten Besuch machte ich am 21. Juni 1944, vor fast einem Jahr! Zwei Monate später, am 25. August, wurde Paris befreit, und vom gleichen Tage an setzte ein Sturm auf Picassos Atelier ein […] Seine mutige Haltung hatte ihn zum Vorbild gemacht, und die ganze Welt wollte ihn als Symbol der wiedergewonnenen Freiheit begrüßen. Dichter, Maler, Kunstkritiker, Museumsdirektoren und Schriftsteller kletterten als Offiziere oder einfache Soldaten der alliierten Armeen die steile Treppe in Scharen hinauf. Man stieß und drängte sich bei ihm. Picasso ist in China, in Sowjetrussland nun ebenso berühmt wie er es schon seit seiner großen New Yorker Ausstellung in den Vereinigten Staaten war. Seit Monaten genießt er gutmütig seinen weltweiten Ruhm, er ist liebenswürdig zu den Journalisten, zu den Fotografen und selbst zu den Neugierigen, die ihn ‚leibhaftig‘ sehen wollen.“30 (Brassaï  über Pablo Picasso, 12. Mai 1945)

Keramiken

Nach der Geburt von Claude (15.5.1947), seinem ersten Kind mit Francoise, fuhren Picasso und seine neue Familie nach Golfe-Juan. In Vallauris begann er im August mit der Anfertigung von Keramiken. Im Sommer zuvor war er Georges Ramié aus der Töpferei Madoura begegnet. Im Alter von 66 Jahren entdeckte der Künstler eine neue Welt unbegrenzter Formmöglichkeiten, welche die Verbindung von Plastik und Malerei beinhaltete: das Erfinden neuer Formen und das Malen auf einer nicht ebenen Fläche. Laut Kahnweiler wollte Picasso auch Henri Laurens von den Vorzügen der Keramik überzeugen:

„Sie müssen sich mit Keramik beschäftigen. Es ist wunderbar! Ich habe einen Kopf gemacht. Man kann ihn von jeder Seite anschauen, er ist flach. Natürlich ist es die Malerei, die ihn flach erscheinen lässt - er ich nämlich bemalt. Ich habe erreicht, dass er durch die Malerei von jeder Seite flach wirkt. Was sucht man eigentlich in einem Gemälde? Die Tiefe, den größtmöglichen Raum. Bei einer Plastik muss man zu erreichen suchen, dass sie für den Betrachter von allen Seiten flach wirkt.“31

Im Laufe von wenigen Monaten vollendete Picasso nahezu 2.000 Keramiken, darunter „Stier“. Dies führte zur Wiederbelebung der Keramik-Industrie der Stadt, die seit dem Ersten Weltkrieg im Verfall begriffen war. Mit Ausnahme einer kurzen Reise nach Paris verbrachte Picasso die Wintermonate im Süden. Im November 1948 stellte die Maison de la Pensée Francoise, Paris, 149 Keramiken Picassos aus. Christian Zervos widmete Picasso den gesamten Jahrgang 23 der „Cahiers d'Art“ (1948) und bildete 450 keramische Arbeiten ab.

Im Frühjahr 1949 mietete Picasso eine alte Parfümerie an der Rue du Fournas als Maler- und Bildhaueratelier und als Lager von Keramiken. Im Herbst dieses Jahres wandte er sich wieder intensiver der Bildhauerei zu, die nahezu das gesamte Jahr 1950 in Anspruch nahm.

Im Jahr 1951 arbeitete Picasso an einer Reihe von Eulen-Darstellungen.

Plastiken

Im Winter 1950 feierte Picasso die Schwangerschaft von Francoise im neuen Atelier mit der „Schwangeren“. Hierfür modellierte er den Körper aus Ton und formte die Brüste und den Bauch aus Keramiktöpfen (zwei Versionen in Bronze von 1955 und 1959). Außerdem entstand die Terrakottafigur „Frau mit gekreuzten Armen“.

Bei Spaziergängen auf dem Feld in der Nähe seines Ateliers und in Vallauris, sammelte Picasso verschiedenste Objekte, die er 1951 zu Assemblagen verarbeitete. „Ziege“ hat beispielweise einen Rücken aus einem Palmenblatt, den Brustkorb aus einem Weidenkorb, Euter aus zwei Blumentöpfen. „Frau mit Kinderwagen“ besteht aus Kuchenformen, Terrakotta und Herdplatte, der Kinderwagen ist echt.

Friedenskapelle in Vallauris

Aus Empörung über den Korea-Krieg beschloss Pablo Picasso im April 1952, eine säkularisierte Kapelle in Vallauris (14. Jahrhundert) zum Friedenstempel umzugestalten. Picasso plante zwei große Wandbilder über Krieg und Frieden. Bis zum 14. September füllte er zwei Skizzenbücher und ein Notizbuch mit über 250 Studien dazu. Im Dezember stellte er die beiden großen Gemälde fertigt; sie wurden 1954 angebracht.

Späte Werke

Picasso. Malen gegen die Zeit

Ab 1953 wurde der Jahrhundertmaler in unzähligen Retrospektiven geehrt. Dies ermöglichte ihm, sich mit seiner eigenen künstlerischen Entwicklung auseinanderzusetzen. Daraufhin beschäftigte er sich in seinem Spätwerk mit berühmten Bildern aus der Kunstgeschichte wie „Die Frauen von Algier“ von Eugène Delacroix, „Las Meninas” von Diego Velázquez, „Der Raub der Sabinerinnen“ nach Poussin und Jacques-Louis David oder „Frühstück im Freien“ nach Edouard Manet. Der Abstraktion öffnete sich der Malerstar jedoch zeitlebens nie, obwohl er bei einigen bahnbrechenden künstlerischen Entwicklungen des 20. Jahrhunderts impulsgebend war:

„Es gibt keine abstrakte Kunst. Man muss immer mit etwas anfangen. Nachher kann man alle Spuren der Wirklichkeit entfernen. Dann besteht ohnehin keine Gefahr mehr, weil die Idee des Dinges inzwischen ein unauslöschliches Zeichen hinterlassen hat." (Pablo Picasso über seine Ablehnung der Abstraktion)

Pablo Picasso und Jacqueline Roque lernten einander 1952 kennen, als Jacqueline Gehilfin der Keramikerin Suzanne Ramié (1905–1974) war. Im gleichen Sommer kühlte die Beziehung Picassos zu Françoise ab und er kehrte Ende Oktober 1952 allein nach Paris zurück. Mehrere Monate hinweg wechselte er seine Aufenthaltsorte zwischen Vallauris und Paris.

Bis zum 3. Februar 1954 schuf Picasso weitere Zeichnungen zum Thema Maler und Modell, daneben Zirkus-, mythologische und Harlekin-Themen. Im April traf Picasso Sylvette David, eine 21-jährige Frau, die für ihn Modell stand. In einem Monat entstanden etwa 40 Zeichnungen und Ölgemälde von ihr. Am 2. und 3. Juni schuf er drei Porträts von „Madame Z“ nach Jacqueline Roque. In der Maison de la Pensée Française, Paris, war die Ausstellung „Picasso: Deux Périodes, 1900-1914, 1950-1954“ zu sehen. Ausgestellt waren Werke aus der Sammlung von Gertrude Stein im Besitz von Alice B. Toklas und Bilder aus der Sammlung Schtuschukin als Leihgabe russischer Museen. Ein Schtschukin-Erbe versuchte, die während der Russischen Revolution 1917 vom ehemaligen Besitzer konfiszierten Bilder beschlagnahmen zu lassen. Dies misslang, aber die sowjetische Gesandtschaft zog die Werke wieder zurück. Deshalb waren sie nur wenige Tage ausgestellt. Picasso ersetzte die russischen Werke durch Leihgaben aus seiner eigenen Sammlung.

Der Künstler besuchte den Stierkampf in Vallauris - mit Penrose, Cocteau, Prévert, Françoise und den Kindern sowie Jacqueline Roque. Im August 1953 führt Picasso auf Einladung des Ehepaares Lazerme mit Maya und Paul nach Perpignan am Fuß der östlichen Pyrenäen; die in er Zwischenzeit geschiedene Jacqueline kam unerwartet dazu. Nach der Rückkehr trennte sich Françoise von ihm und kehrte mit den Kindern nach Paris zurück. Als André Derain am 8. September bei einem Autounfall in der Nähe seines Hauses in Chambourcy ums Leben kam, kehrte Picasso mit Jacqueline nach Paris zurück. Ihr Zusammenleben begann im Atelier Grands-Augustins. Der Maler erneuerte alte Freundschaften. Weitere Todesfälle 1954 trafen Picasso tief, allen voran der Tod von Henri Matisse (3.11.1954), Maurice Raynal und Henri Laurens.

Vielleicht als Huldigung gegenüber Matisse, dessen Odaliske er bewunderte, begann Picasso eine Serie nach Delaxroix' „Frauen von Algier“. Eine der Figuren beschäftigte ihn besonders, da sie ihn an Jacqueline erinnerte. Bis zum 14. Februar 1955 entstanden 15 Ölgemälde und zwei Lithografien.

Porträts von Jacqueline

Im Juni und Oktober 1954 stand Jacqueline erstmals Modell für Pablo Picasso. In einer Reihe von Porträts kombinierte er Elemente des Kubismus und des synthetischen Stils („Picasso-Stil“), der für ihn charakteristisch war. Die Bildnisse sind als formale Kontraste aufgefasst: großflächige Gestaltung (v.a. im Hintergrund) steht neben zeichnerisch durchgearbeiteten Partien, kubistische Formzertrümmerung im Gesicht und antikisches Volumen, dekorative Muster treffen auf spärlich bemalte Leinwand. Die Bilder sind allesamt präzise auf den Tag genau datiert, was die hohe Produktivität des inzwischen über 70-jährigen Malers offenlegt – aber auch dessen fast zwanghaftes Arbeiten im Atelier. Im September trennte er sich endgültig von Françoise und zog mit Jacqueline und deren Tochter Catherine in Paris zusammen.

La Californie

Eineinhalb Jahre nach dem Tod seiner Ehefrau Olga (11. Februar 1954 in Cannes) erwarb der nunmehr weltberühmte Künstler die Villa „La Californie“. Es ist eine Villa mit einem weitläufigen Garten mit tropischen Bäumen (Eukalyptus, Palmen) über Cannes mit Blick auf Golfe-Juan und Antibes. Picasso stellte im Garten Skulpturen auf und hielt sich die Ziege Esmeralda und den Hund Yan. Sein Atelier verlegte er in einen Raum mit Blick auf den Garten, den er auch häufig malte (z.B. „Das Atelier“, 1.4.1956). Viele alte Freund:innen besuchten Picasso in Südfrankreich: Kahnweiler, Michel und Louise Leiris, der Stierkämpfer Luis-Miguel Dominguín und dessen Frau.

Im Sommer 1955 drehte Henri-Georges Couzot den Film „Le Mystère Picasso [Das Mysterium Picasso]“ in den Victorine Studios in Nizze. Er zeigt den Maler beim Arbeiten und schuf bedeutende Aufnahmen, während Picasso auf einer Glasplatte arbeitete. Zudem malte er im Film die beiden Bilder „Strand bei La Garoupe“.

Eines der wichtigsten Bilder des Jahres 1955 ist „Jacqueline im Atelier“ (2.–8. April 1955, Sammlung Rosengart, Luzern), gefolgt von der 58-teiligen Serie zu „Las Meninas“ (17.8.–30.12.) nach Diego Velázquez, gefolgt von „Jacqueline als Lola aus Valence, nach Edouard Manet“ (4.10.) und „Jacqueline in türkischer Weste“ (20.11.).

Im Februar 1956 lebte Picassos lebenslange Faszination für die Badenden wieder auf, am 16. Februar 1956 malte er das große Bild „Zwei Frauen am Strand“ (Musée National d'Art Moderne, Paris), gefolgt von einem weiteren im September. Die Badenden aus dem späteren Werk wurden als flächige Hiolzskupturen ausgeführt und später in Bronze gegossen. Seinen 75. Geburtstag feierte der Künstler in Vallauris mit Madoura-Töpfern (25.10.). Er erhielt Ehrenbezeugungen aus Moskau, wo Ilja Ehremburg ihm zu Ehren auch eine Ausstellunge mit Gemälden aus Staatsbesitz organisierte. Nach der russischen Intervention in Ungarn unterschrieb Picasso jedoch einen gemeinsamen Protest mit Edouard Pignon, Hélène Parmelin und sieben anderen an das Zentralkomitee der französischen KP; der Brief wurde in „Le Monde“ veröffentlicht.

Im März 1957 eröffnete Louise Leiris mit Picassos Bildern von 1955/56 die neuen Räume der Kahnweiler Galerie in der Rue de Monceau 47. Aus diesem Anlass Malte er Porträts von seinem alten Freund. Das MoMA, New York, widmete dem Maler ebenfalls eine zweiteilige Ausstellung zum 75. Geburtstag (4.5.-8.9.), die dann ins Art Institute of Chicago (29.10.-8.12.) und im Philadelphia Museum of Art (6.1.-23.2.1958) wandert. Während des Sommers war in Arles eine Ausstellung von Zeichnungen, Gouachen und Aquarellen seit 1898 zu sehen (Musée Réattu, Katalog von Douglas Cooper).

In der zweiten Jahreshälfte 1957 arbeitete Pablo Picasso im obersten Stock von La Californie an mehr als 40 Variationen von Velazquez' „Las Meninas“.

Im Herbst erreichte ihn die Nachricht, dass er für die UNESCO die Empfangshalle für die Delegierten im Pariser Hauptquartier ausschmücken solle. Am 6. Dezember 1957 entstanden erste Gouache-Studien in seinem Atelier; die Leinwand auf der Staffelei zeigt die Darstellung der hölzernen Badenden von 1956. Ab dem 15. Dezember schlossen sich zahlreiche Skizzen mit Atelier und Badenden an, am 18. Januar 1958 entschied sich Picasso erst, welches Thema er ausarbeiten wollte: der Sturz des Ikarus (Werktitel auf Anregung von Georges Salles).
Am 29. Januar 1958 entstand die endgültige Studie für das UNESCO-Wandgemälde. Es zeigt Ikarus vor dem Hintergrund eines Seestücks. Wie ein Vogel oder ein Flugzeugt taucht er ins Wasser, Badende beobachten ihn vom Strand aus. Die Arbeit soll aus einer Reihe Platten zusammengesetzt werden, die 100 m² Wand bedecken sollen. Bis zum 29. März war das Wandgemälde vollendet und wurde im öffentlichen Schulhof von Vallauris ausgestellt.

Von 19. April bis zum 9. Juni 1958 malte Picasso „Die Bucht von Cannes“, vom Fenster seiner Villa aus gesehen. Das Thema beschäftigte den Maler in mehreren Werken.

Schloss Vauvenargues

Im September 1958 kaufte Picasso das Schloss Vauvenargues aus dem 14. Jahrhundert am Fuß der Mont Sainte-Victoire in der Nähe von Aix-en-Provence. Er tauschte im Februar 1959 die „Villa Californie“ gegen das Schloss, da immer mehr Zaungäste den „Mythos Picasso“ sehen wollten. Die Räume füllte der Künstler mit Bildern und Skulpturen aus Paris. Er arbeitete dort zeitweilig bis in das Frühjahr 1961. So entstanden dort zwischen dem 10. und 30. April 21 Gemälde, darunter „El Bobo, nach Velazquez ud Murillo“.

Auch wenn sich Picasso im Sommer 1959 hauptsächlich in La Californie aufhielt, so malte er auf Schloss Vauvenargues eine Variation von Manets „Frühstück im Grünen“, „Frühstück im Freien, nach Manet“ (Vauvenargues, 3.3.-20.8.). Am 29. September 1959 besuchte Cocteau Picasso und wurde Zeuge folgender Unterhaltung:

„Picasso ruft Kahnweiler an: ‚Ich habe Sainte-Victoire gekauft.‘ (Die Domäne umfasst tausend Hektar) welche?‘, fragt Kahnweiler, der glaubt, Picasso hätte eines von Cézannes Bildern erstanden. ‚Das echte‘, antwortet Picasso, ‚ich habe die Vorlage gekauft.‘ […] In Vauvenargues war ich von diesem Instinkt Picassos fasziniert, der ihn immer wieder zu dieser prunkvollen Armut Spaniens zieht. Er wird in seinem Schloss kampieren wie es die Zigeuner lange Zeit in der Alhambra in Granada taten. Rundherum erinnert die kahle Landschaft an die Kastiliens, an Toledo. Das Kreuz auf dem Gipfel der Sainte-Victoire unterstreicht diese Ähnlichkeit. Picassos Ethik wird von der Furcht vor Bequemlichkeit und von der Suche bestimmt. Das egal was, egal wie, um jeden Preis. Wenn die Armut viel Geld kosten würde, würde er sich dafür ruinieren. Er kauft das Leere, um es mit seiner Person zu füllen.“32 (Jean Cocteau, Tagebucheintrag 29.9.1958)

Im Herbst 1959 experimentierte er mit dem Linolschnitt (ausgestellt in der Galerie Louise Leiris, 15.6.-13.7.1960), den er 1962 und 1963 besonders aufgreifen würde. Im Laufe des Jahres erschien „La Tauromaquia“ von José Delgado mit 26 Aquatintaradierungen und Radierungen Picassos.

Im Februar 1960 arbeitete Picasso an einer Serie von Akten beim Baden oder Füßewaschen. Er kündigte an, sich erneut mit dem Thema Maler und Modell auseinandersetzen zu wollen, war ihn in den folgenden zehn Jahren intensiv beschäftigen würde. Die flächige Form von „Badender mit Sandschaufel“ (Vauvenargue, 12.4.1960) weist auf die Skulptur aus gefalztem Blech von 1961 voraus.

Die Tate Gallery, London, widmete Picasso eine große Retrospektive seines gesamten Schaffens; zu sehen waren 270 Arbeiten, der Katalog wurde von Sir Roland Penrose verantwortet (6.7.-18.9.). Das Museo Picasso, Barcelona, erhielt auf Veranlassung von Sabartés formelle Statuten (27.7.1960, zugänglich ab 9.3.1963).

Ab 15. Oktober 1960 arbeitete Picasso an ersten Entwürfen für die malerische Gestaltung der Wände des Colegio de los Arquitectos in Barcelona. Die von traditionellen katalanischen Tänzen und Festen inspirierten Zeichnungen wurden später in die Technik der Betonsgravur auf die Wände des Gebäudes übertragen (Einweihung April 1962).

Sein Händler Lionel Prejger regte Picasso im November 1960 an, Modelle aus ausgeschnitenem und gefaltetem Karton zu großflächigen Metallskulpturen zu schaffen. Picasso arbeitete mit dieser Methode in den folgenden drei Jahren.

Villa Notre-Dame-de-Vie

Der letzte Lebens- und Arbeitsort Picassos sollte ab Juni 1961 die Villa Notre-Dame-de-Vie in der Nähe des Dorfes Mougins in den Bergen oberhalb von Cannes werden. Kurz zuvor, am 2. März 1961 hatten er und Jacqueline geheiratet.Im Laufe des Jahres arbeitete Picasso mit ausgeschnittenem, gefalztem und bemaltem Blech: „Frau mit Hut“, „Der Stuhl“ und „Frau mit ausgestreckten Armen“.

Im folgenden Jahr entstand am 6. Januar „Sitzende Frau mit gelbgrünem Hut“ (6.1.1962, Sammlung Catherine Hutin-Blay), dem allein in diesem Jahr über 70 Porträts in den Medien Malerei, Zeichnung, Keramik und Grafik folgten. Anlässlich seines 80. Geburtstags im im Oktober zuvor ehrten viele Galerien und Museen den Künstler weltweit: Galérie Louise Leiris (26.1.-24.2.), neun New Yorker Galerien (25.4.-12.5.), das MoMA (14.5.-18.9.).

Im August 1962 erhielt Picasso Besuch vom Ballettmeister der Pariser Oper, Serge Lifar, der den Künstler um die Ausstattung für das Ballett „Icqre [Sturz des Ikarus]“ bat. Picasso stellte die Gouachen bis zum 28. August fertig. Im Laufe des Jahres schuf Picassi mehr als einhundert Graifken, meist Linolschnitte, dazu eine Reihe von Frauenköpfen als Skulpturen. Das wichtigste Werk aus diesem Jahr ist aber die Grisaille-Version von „Raub der Sabinerinnen“.

Ab Oktober 1963 arbeitete Picasso mit den Brüdern Aldo und Piero Crommelynck in deren neuen Gravierwerkstatt in Mougins zusammen. Der Künstler hatte mit Aldo schon in den 1940er Jahren in Lacourières Werkstatt gearbeitet. Von seinen Freunden starben Braque (31.8.) und Cocteau (11.10.).

Das Jahr 1964 war von Ausstellungen und vor allem Françoise Gilots Veröffentlichung „Life with Picasso [Leben mit Picasso]“ (gemeinsam mit Carlton Lake) geprägt. Picasso versuchte wütend, die französische Ausgabe zu verhindern - doch er scheiterte daran, da er eine Person des öffentlichen Interesses war. Brassai publizierte seine „Convesations avec Picasso [Gespräche mit Picasso]“. Retrospektiven in der Art Gallery of Toronto (11.1.-16.2.) und in Montreal (1 Monat Laufzeit), in der Galérie Louise Leiris (15.1.-15.2.), im Nationalmuseum für Moderne Kunst, Tokyo (23.5.-5.7.) bestätigten den Ruhm des Künstlers.
Das künstlerisch bedeutendste Werk aus dem Jahr 1964 ist die Fertigstellung des Modells für die 20 Meter hohe Skulptur vor dem Civic Center in Chicago. Der Auftrag erging vom Architekturbüro Skidmore, Owings and Merrill (1963). Das Werk entstand nach einem „Frauenkopf“ von 1962. Das Werk wurde 1967 enthüllt.

Im Sommer/Herbst 1965 waren Ausstellungen im Musée des Augustins, Toulouse (22.6.-15.9.), und der Sala Gaspar, Barcelona (15.7.-18.8.), zu sehen. Anlässlich der Schau „Picasso et le théâtre“ in Toulouse wurden Ende Juni 1965 Vorstellungen von „Parade“, „L'Après-midi d'un Faune“ und „Le Tricorne“ gegeben.

Ende 1965 unternahm Picasso seine letzte Reise nach Paris, als er wegen eines Magengeschwürs im American Hospital in Neuilly operiert werden musste (November). Nicht einemal der Eröffnung der Ausstellung „Hommage à Pablo Picasso“ (November 1966), die von der französischen Regierung unter der Leitung von Jean Leymarie veranstaltet und von André Malraux eingeweiht wurde, nahm der Künstler teil. Diese große Retrospektive umfasste 700 Werke: Gemälde im Grand Palais, Zeichnungen, Skulpturen ud Keramik im Petit Palais; 171 Druckgrafiken in der Bibliothèque Nationale. Die Skulpturen erregten besonderes Aufsehen, da sie zum großen Teil aus Picassos Privatsammlung stammten und noch nie öffentlich ausgestellt worden waren. Am 20. Januar 1967 lehnte der Künstler die Aufnahme in die französische Ehrenlegion ab.

Im Frühjahr 1967 musste Picasso - nach zwölf Jahren Abwesenheit - sein Atelier an der Rue des Grands-Augustins in Paris räumen. Die Tate Gallery, London, organisierte unter der Leitung von Sir Roland Penrose eine größere Ausstellung von Skulpturen und Keramiken (9.6.-3.8.); anschließend im MoMA, New York, zu sehen (11.10.1967-1.1.1968).

Nach dem Tod von Sabartés am 13. Februar 1968 stiftete Picasso dem Museu Picasso in Barcelona die Serie „Les Ménines“. Ein Monat später begann der Künstler sich wieder mit Drucken zu beschäftigen: Innerhalb von sieben Monaten entstanden 347 Radierungen, in denen Picasso Motive aus dem Zirkus, vom Stierkampf, aus dem Theater (u.a. „La Celestina“) verarbeitete. Höhepunkt der Serie ist eine Gruppe erotischer Szenen des Liebesaktes, die durchaus humorvoll verstanden werden wollen. Picasso druckte die Radierungen mit Aldo und Piero Crommelynck in deren Werkstatt in Mougins. Sechzehn der „Celestina“-Radierungen wurden im April 1969 in „El entierro del Conde de Orgaz“ in Barcelona veröffentlicht; Picasso verfasste dazu einen Text.

Im Januar 1970 stiftete die Picasso-Familie in Barcelona alle Gemälde und Plastiken aus ihrem Besitz dem Museu Picasso in ihrer Heimatstadt. Yvonne Zervos starb am 20. Januar; davor hatte sie noch eine Ausstellung neuerer Werke Picassos im Palais des Papes in Avignon organisiert (1.5.-1.10.). Der Katalog mi6 167 Ölgemälden und 45 Zeichnungen aus der Zeit von Januar 1969 bis Ende Januar 1970 wurde nun von Christian Zervos geschrieben (starb am 12. September 1970 an einem Herzinfarkt). Die großen Ausstellungen des Jahres 1970 fanden im MoMA („Picasso: Master Printmaker“, 15.10.-29.11.) und im Los Angeles County Museum of Art („Picasso. The Cubist Epoch“, 15.12.1971-21.2.1971; danach im MoMA, 7.4.-7.6.1971) statt. „Four Americans in Paris: The Collections of Gertrude Stein und Her Family“ (16.12.1970-1.3.1971) im MoMA, New York, stellte die Sammlung der berühmten Schriftstellerin vor: Als Gertrude Stein 1946 verstarb, wurde ihre Sammlung Alice B. Toklas treuhänderisch übergeben. Nach deren Tod 1967 ging die Sammlung wieder an die Erb:innen von Gertrude Stein, die sie einer Sammlergemeinschaft verkauften: John Hay Whitney, S. Paley und André Meyer erwarben etwa 47 Werke, davon 38 von Picasso. Jedes Mitglied verpflichtete sich, mindestens ein Bild nach der Wahl des Museums dem MoMA zu vermachen. Diese Werke wurden zusammen mit vielen anderen aus dem ehemaligen Besitz Gertrude Steins 1970/71 im MoMA ausgestellt. Im Winter 1971 schenkte Picasso dem MoMA die „Gitarre“ von 1912, seine erste Metallkonstruktion.

Aus Anlass seines 90. Geburtstags stellte der Louvre eine Auswahl an Picasso-Werken in seiner Grand Galerie aus (25.10.1971). Picasso arbeitete 1971/72 in Mougins vor allem an Zeichnungen und Druckgrafiken. 1972 stiftete der Künstler dem MoMA, das eine Picasso-Ausstellung mit Werken aus dem eigenen Bestand organisierte (23.1.-2.4.1972), eine zwei Meter hohe Version seiner „Drahtkonstruktion“ von 1928, die für das Apollinaire-Denkmal geplant war. Außerdem gab er die Erlaubnis und wählte das Material für eine vier Meter hohe Version - jene Höhe, die nach seiner Ansicht das Denkmal ursprünglich hätte haben sollen. Diese steht nun im Skulpturenpark des Museums.

Am Abend vor seinem Tod überarbeitete er noch den stark abstrahierten „Liegenden weiblichen Akt und Kopf“ (Privatbesitz). Die überbordende Sexualität und Virilität von Picassos Spätwerk, wird hier in einer geometrisch-stilisierenden Darstellung gebändigt.

„Warum, glauben Sie, datiere ich alles, was ich mache? Weil es nicht genügt, die Arbeiten eines Künstlers zu kennen, man muss auch wissen, wann, warum, und unter welchen Bedingungen er sie schuf. Es wird sicher eines Tages eine Wissenschafte geben [...], die sich mit dem neuen schöpferischen Menschen befasst, um neue Erkenntnisse über den Menschen befasst, um neue Erkenntnisse über den Menschen im Allgemeinen zu gewinnen. [...] Ich denke oft an diese Wissenschaft, und es ist mir wichtig, der Nachwelt eine möglichst vollständige Dokumentation zu hinterlassen.“33 (Pablo Picasso)

Tod & Erbe

Pablo Picasso starb am 8. April 1973 in Mougins im Alter von 91 Jahren an einem Herzinfarkt. Er wurde am 10. Aptil im Garten seines Schlosses Vauvenargue bei Aix-en-Provence beigesetzt. Picassos Witwe stellte die Bronze „Frau mit Vase“ auf sein Grab.

„Jedes Mal, wenn ich ein Bild beginne, habe ich das Gefühl, mich ins Leere zu stürzen. Ich weiß nie, ob ich wieder auf die Beine komme. Erst später beginne ich, die Wirkung meiner Arbeit genauer einzuschätzen.“34 (Pablo Picasso, 1932)

Picasso hinterließ kein Testament, weshalb unter den Erben ein erbitterter Rechtsstreit losbrach. Der französische Staat zog die Erbschaftssteuer in Form von Gemälden ein und begründete damit das Picasso-Museum in Paris (1985 eröffnet). Picassos viele Beziehungen und unehelichen Kinder wie der Fotograf Claude Picasso und die Designerin Paloma Picasso aus der Beziehung mit Francoise Gilot sowie die Enkel seines ehelichen Sohn Paulo Picasso sind erbberechtigt.
1976 wurde der Nachlass des Künstlers auf 3,75 Milliarden Franc (ca. 696 Millionen Euro) geschätzt. Dazu gehörten Häuser, Grundbesitz, Ateliers, diverse Immobilien und Picassos eigene private Kunstsammlung mit wertvollen Bildern von befreundeten oder von ihm sehr bewunderten Künstlern, wie Matisse, Miró, Modigliani, Cézanne und van Gogh. Der eigene künstlerische Nachlass des berühmten spanischen Malers wird auf einen Wert von 1,275 Milliarden Franc geschätzt. Er umfasst: 1885 Gemälde, 7.089 Zeichnungen, 19.134 Grafiken, 3.222 Keramik-Arbeiten, 1.228 Skulpturen und Objekte, sowie 175 Skizzenbücher mit rund 7.000 Zeichnungen, die Picasso häufig als Skizzen zu großen Arbeiten angefertigt hat.

Der Erben war kein glückliches Leben beschieden. Pablito, Picassos Enkel, versuchte sich unmittelbar nach dem Tod des Großvaters zu vergiften. Er starb mehrere Monate später. Picassos Sohn, Paulo (1921-1975), erlag 1975 seiner Drogen- und Alkoholsucht. Marie-Thérèse Walter, die langjährige Geliebte des Malers, erhängt sich 1977; und Picassos zweite Ehefrau, Jacqueline Roque, erschoss sich 1986.

Pablo Picassos Frauen: Ehefrauen und Freundinnen

  • Fernande Olivier (1881–1966): Pablo Picasso und die geschiedene Pariserin Fernande Olivier lernten einander im Herbst 1904 kennen. Bis 1911 führten sie eine Beziehung und lebten miteinander.
  • Eva Gouel (geb. Marcelle Humbert, 1885–1915): 1911–1915
  • Olga Chochlowa (1891–1955): 1. ⚭ 1918, russische Tänzerin und Mutter von Paulo Picasso; 1937 trennte sich Pablo Picasso von ihr und lebte mit Marie-Thérèse Walter und ihrer gemeinsamen Tochter zusammen. Dennoch ließ er sich nie von Olga scheiden. → Picassos erste Frau: Olga Picasso
  • Marie-Thérèse Walter (1909–1977): 1926–1936; erste Begegnung am 8. Januar 1927 vor den Galeries Lafayette, Modell und Mutter von María de la Concepción, genannt Maya Picasso (* 5. Oktober 1935)
  • Dora Maar (1907–1997): 1936–1943, Fotografin und Malerin, Surrealistin und Kommunistin. Dora Maar dukomentierte die Arbeit an „Guernica“.
  • Françoise Gilot (*26.11.1921): 1943–1953, französische Malerin und Grafikerin. Gilot lebte ab 1948 mit Picasso in Vallauris in Südfrankreich. Sie ist die Mutter von Paloma und Claude Picasso.
  • Jacqueline Roque (1927–1986): 2. ⚭ 2. März 1961, Als Jacqueline Picasso kennenlernte, war sie 46 Jahre jünger als der Malerstar und Keramikverkäuferin bei Madoura in Vallauris, in dessen Atelier Picasso seit 1946 keramische Arbeiten schuf.

Kinder

  • Paulo Picasso (4.2.1921–5.6.1975)
  • María de la Concepción, genannt Maya Picasso (*5.10.1935)
  • Claude Picasso (*15.5.1947)
  • Paloma Picasso (*19.4.1949)

Literatur zu Picasso

Literatur zu Pablo Picasso

  • Pablo Picasso | Max Beckmann: Mensch – Mythos – Welt (Ausst.-Kat. Von der Heydt-Museum Wuppertal, 17.9.2023–7.1.2024; Sprengel Museum Hannover, 17.2.–16.6.2024), Berlin 2023.
    • Reinhard Spieler, PICASSO – BECKMANN: vom Suchen, Finden und Festhalten. Ein Streifzug durch zwei künstlerische Lebenswelten, S. 33–49.
  • PICASSO. Meisterwerke in der Albertina, hg. v. Klaus Albrecht Schröder und Matthias Frehner (Ausst.-Kat. Albertina, Wien, 17.3.–18.6.2023) Wien 2023.
  • Ina Conzen, Pablo Picasso, München 2023.
  • Cécile Godefroy, Picasso et la préhistoire, in: Arts et préhistoire (Ausst.-Kat. Musée de l’Homme, Paris, 16.11.2022–24.7.2023), Paris 2022, S. 204–233.
  • Fernande & Françoise. Erinnerungen an Picasso Kunstmuseum Pablo Picasso Münster, hg. v. Markus Müller für das Kunstmuseum Pablo Picasso Münster (Ausst.-Kat. 1.10.2022–22.1.2023), Münster / Köln 2022.
  • Pablo Picasso: Kriegsjahre 1939 bis 1945, hg. v. Susanne Gaensheimer und Kathrin Beßen (Ausst.-Kat. Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen / K20, Düsseldorf 2020), Köln 2020.
  • Picasso. Blaue und Rosa Periode, hg. v. Raphaël Bouvier (Ausst.-Kat. Fondation Beyeler, Basel, 3.2.–26.5.2019; Musée d’Orsay, Paris, 18.9.2018-6.1.2019), Berlin 2019.
  • Picasso und Deutschland: Die Sammlung Würth in Kooperation mit dem Museo Picasso Málaga, hg. v. José Lebrero Stals (Ausst.-Kat. Museo Picasso, Málaga 2015/2016; Kunsthalle Würth, Schwäbisch Hall 2016), Künzelsau 2016.
  • Daniel J. Schreiber, Picasso – Mann und Frau (Ausst.-Kat. Museum Berggruen, Berlin 2015/2016), Berlin 2015.
  • Picasso. Malen gegen die Zeit, hg. v. Werner Spies (Ausst.-Kat. Albertina, Wien 2006/2007; Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen / K20, Düsseldorf 2007), Ostfildern 2006.
  • Hermann Mildenberger (Hg.), Arkadische Welten: Pablo Picasso und die Kunst des Klassizismus, München u. a. 2003.
  • Werner Spies, Picasso. Das plastische Werk, Stuttgart 1998.
  • John Richardson, Picasso : Leben und Werk. In Zusammenarbeit mit Marilyn McCully, München 1997.
  • Annemarie Zeiller, Guernica und das Publikum. Picassos Bild im Widerstreit der Meinungen, Berlin 1996.
  • Picassos Welt der Kinder, hg. v. Werner Spies (Ausst.-Kat. Kunstmuseum Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf, 9.9.–3.12.1995;
    Staatsgalerie Stuttgart, 16.12.1995–10.3.1996) München 1995.
  • Ingo F. Walther (Hg.), Carsten-Peter Warncke (Autor), Picasso 1881–1973, 2 Bde., Köln 1993.
  • Picasso. Die Sammlung Ludwig. Zeichnungen, Gemälde, Plastische Werke, hg. v. Evelyn Weiss und Maria Teresa Ocaña (Ausst.-Kat. Museu Picasso, Barcelona, 11.11.1992–31.1.1993 ; Museum Ludwig, Köln, 27.2.–16.5.1993 ; Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg, 18.6.–10.10.1993), München 1992 (Wiederabdruck 2001).
  • Klaus Herding, Pablo Picasso. Les Demoiselles d’Avignon. Die Herausforderung der Avantgarde, Frankfurt a. M. 1992.
  • John Richardson, Picasso, Leben und Werk 1, 1881–1906, München 1991.
  • Late Picasso: Paintings, Sculptures, Drawings, Prints 1953–1972 (Ausst.-Kat. Tate Gallery London 1988), London 1988.
  • Fernande Olivier, Souvenirs intimes, hg. v. Gilbert Krill, Paris 1988.
  • Pierre Daix, Picasso créateur. La Vie intime et l’œuvre, Paris 1987.
  • Brassaï, Gespräche mit Picasso, Reinbek bei Hamburg 1985.
  • Primitivism in the 20th Century Art - Affinity of the Tribal and the Modern, hg. v. William Rubin (Ausst.-Kat. Museum of Modern Art, New York), New York 1984.
  • Pablo Picasso - Das plastische Werk - Werkverzeichnis der Skulpturen, hg. v. Werner Spies und Christine Piot (Ausst.-Kat. Nationalgalerie Berlin (West), 7.10.–27.11.1983; Kunsthalle Düsseldorf, 11.12.1983–29.1.1984), Köln 1983.
  • Picasso. Über Kunst. Aus Gesprächen zwischen Picasso und seinen Freunden, ausgewählt von Daniel Keel, Zürich 1982.
  • Josep Palau i Fabre, Picasso. Kindheit und Jugend eines Genies. 1881–1907, München 1981.
  • Pablo Picasso, hg. v. William Rubin, mit einer Chronologie von Jane Fluegel (Ausst.-Kat. Museum of Modern Art, New York, 22.5.–16.9.1980), München 1980. → herausragende Zusammenstellung der Chronologie!
  • Picasso und Braque: Die Geburt des Kubismus, hg. v. William Rubin (Ausst.-Kat. Museum of Modern Art, New York), New York 1980.
  • Françoise Gilot und Carlton Lake, Leben mit Picasso, München 1980.
  • Ron Johnson, The early sculpture of Picasso 1901-1904, New York / London 1976.
  • Picasso - Aus dem Museum of Modern Art, New York, und aus Schweizer Sammlungen, hg. v. Franz Meyer (Ausst.-Kat. Kunstmuseum Basel), Basel 1976.
  • Pierre Daix, Picasso. Der Mensch und sein Werk, Paris 1973.
  • Roland Penrose, John Golding (Hg.), Picasso 1881-1973 - Picasso in Retrospect, mit Beiträgen von Daniel-Henry Kahnweiler, Robert Rosenblum, Alan Bowness, Michel Leiris u.a., London 1973.
  • Georges Bloch, Pablo Picasso: Catalogue de l’œuvre gravé et lithographié, 3 Bde., Bern 1971–1975.
  • Pierre Daix und Georges Boudaille, Picasso. Blaue und Rosa Periode, München 1966.
  • Georges Brassai, Gespräche mit Picasso, Reinbeck 1966.
  • Daniel-Henry Kahnweiler, Picasso. Keramik, Hannover 1958.
  • Fernande Olivier, Picasso und seine Freunde, Zürich 1957.
  • Christian Zervos, Pablo Picasso: Œuvre de 1899–1972, 33 Bde., Paris 1932–1978.
  • Michel Leiris, Neueste Gemälde von Picasso, in: Documents, 2. Jg., Heft. 2 (1930).
17. Februar 2024

Paris | Musée de l’Orangerie: Sammlung Museum Berggruen Picasso – Klee – Matisse – Giacometti | 2024

97 Werke der Sammlung Museum Berggruen in Paris, darunter die Hauptwerke „Der Gelbe Pullover“ (1939) und „Großer Liegender Akt“ (1942) von Pablo Picasso, „Madame Cézanne“ (1885) von Paul Cézanne und „Die Seilspringerin“ von Henri Matisse (1952).
27. Dezember 2023
Max Ernst, Der Hausengel (Lenbachhaus, München)

München | Lenbachhaus: Surrealismus + Antifaschismus Aber hier leben? Nein Danke. | 2024/25

Der Surrealismus war eine politische Bewegung von internationaler Reichweite und internationalistischer Haltung. Das Lenbachhaus arbeitet deshalb mit dem zentralen Begriff des Antifaschismus. Die Ausstellung sieht sich als Bündelung von Versuchen, einen immer noch eng definierten und politisch verharmlosten surrealistischen Kanon zu revidieren
10. November 2023
Edvard Munch, Das weinende Mädchen, Detail, 1909 (LWL-Museum für Kunst und Kultur, Münster © LWL/Neander)

Münster | LWL-Museum: Akte – Nudes Radikal nackt | 2023/24

Akte aus der Tate London und des LWL-Museums, präsentiert in thematischen Gruppen vom historischen Akt, von den privaten und modernen Aktdarstellungen sowie surrealen Körpern bis hin zu politisch aufgeladenen und fragilen Darstellungen des nackten Körpers.
19. Oktober 2023
Picasso, Faun, Vogel und Pferd, 1936 (Musée Picasso, Paris)

Paris | Centre Pompidou: Picasso. Zeichnungen Picassos gezeichnetes „Tagebuch“ | 2023

Nahezu 1.000 Werke – Notizbücher, Zeichnungen und Drucke – werden für die Ausstellung zusammengestellt. Die Zeichnungen werden teils erstmals präsentiert und bieten eine Art zwanghaft geführtes „Tagebuch“ zum Lesen.
13. Oktober 2023
Pablo Picasso, Violon, Detail, 1915, geschnittenes, gefaltetes und bemaltes Blech, Eisendraht, 100 x 63,7 x 18 cm (Musée national Picasso, Paris)

Hamburg | Hamburger Kunsthalle: Das Relief von Rodin bis Picasso Herausragend! | 2023/24

Mit rund 130 Exponaten – Reliefs, Skulpturen, Plastiken und Gemälden – von über 100 Künstler:innen aus Europa und den USA nimmt die Ausstellung die Ausprägungen des Reliefs von 1800 bis in die 1960er Jahre in den Blick.
8. Oktober 2023
Edgar Degas, Die Büglerin, Detail, um 1869, Öl-Lw; 92.5 x 73.5 cm (Neue Pinakothek München, Bayerische Staatsgemäldesammlungen, 14310)

Cleveland | Cleveland Museum of Art: Degas und die Wäscherin Frauen, Arbeit & Impressionismus | 2023

Degas schuf von den 1850ern bis 1902 etwa 30 Darstellungen von Wäscherinnen, welche das Cleveland Museum of Art erstmals vereint.
1. Oktober 2023
Pablo Picasso, Drei Frauen am Brunnen, Detail, Fontainebleau, Sommer 1921, Öl-Lw, 203.9 x 174 cm (MoMA, New York, Gift of Mr. and Mrs. Allan D. Emil. 332.1952)

New York | MoMA: Picasso in Fontainebleau Suche nach Klassik | 2023/24

Die Sommermonate 1921 verbrachte Pablo Picasso in Fontainebleau, einem noblen Vorort von Paris. Diese Zeit stellte für den Künstler eine Zeit enormer Kreativität dar.
30. September 2023
Jasper Johns, 2014, Foto: John Lund

Basel | Kunstmuseum Basel: Jasper Johns — Der Künstler als Sammler Von Cézanne bis de Kooning | 2023/24

Circa 80 Zeichnungen aus der Sammlung von Jasper Johns zeigen zum Großteil den menschlichen Körper - von Cézanne, Picasso, de Kooning zu Kollwitz, Duchamp und Sol LeWitt.
17. September 2023
Picasso - Beckmann, Von der Heydt-Museum 2023

Wuppertal | Von der Heydt-Museum: Pablo Picasso – Max Beckmann Mensch, Mythos, Welt | 2023

Das Von der Heydt-Museum war das erste Museum weltweit, das 1911 ein Gemälde von Pablo Picasso erworben hat. Erstmals ermöglicht das Museum in Wuppertal einen Vergleich mit Werken von Max Beckmann.
13. September 2023
Picasso, Frauenakt mit verschränkten Armen, Studie für Les Demoiselles d'Avignon, Frühjahr 1907, Öl/Lw, 90,5 x 71,5 cm (Musée Picasso, Paris, Inv.-Nr. MP16)

Paris | Musée du Luxembourg: Gertrude Stein und Picasso Erfindung einer Sprache | 2023/24

Indem die Ausstellung im Musée du Luxembourg die Komplizenschaft der beiden Kunstschaffenden untersucht, ermöglicht sie den Erfindungsreichtum von Picasso und Gertrude Stein nachzuzeichnen - und zeigt auch ihre Zeitgenossen und künstlerischen "Nachkommen" von Matisse, Gris und Duchamp über Johns & Rauschenberg zu Warhol und Bob Wilson.
2. September 2023
Henri Matisse, Interieur in Collioure (oder La Sieste), Detail, 1905 (Sammlung Gabriele und Werner Merzbacher, Dauerleihgabe im Kunsthaus Zürich © Succession H. Matisse / 2022, ProLitteris, Zurich)

Basel | Kunstmuseum Basel: Matisse, Derain und ihre Freunde Pariser Avantgarde 1904–1908 | 2023/24

Überblick zur Entwicklung des Fauvismus mit weiblicher Beteiligung! Das Kunstmuseum Basel stellt die Malerinnen Émilie Charmy und Marie Laurencin vor und gibt erstmals Einblick in die Aktivitäten der Galeristin Berthe Weill.
1. September 2023
Marc Chagall, Daphnis et Chloé, Detail, 1961 (Folkwang Museum, Essen © VG Bild-Kunst, Bonn 2022)

Essen | Folkwang Museum: Chagall, Matisse, Miró Made in Paris | 2023

Basierend auf der Sammlung des Museum Folkwang, die um internationale Leihgaben erweitert wird, präsentiert die Ausstellung herausragende Werke, darunter „Jazz“ von Henri Matisse, „La Tauromaquia“ von Pablo Picasso, „A toute épreuve“ von Joan Miró oder die Radierungen Marc Chagalls zur hebräischen Bibel.
15. Juni 2023
Pablo Picasso, Sirenenlied, 1957, Terrakotta in Form einer Meerjungfrau mit dickem, gebogenem Griff, verziert mit Engalba und Metalloxiden (Museu del Disseny, Barcelona © Succession Picasso, VEGAP, Madrid, 2023)

Barcelona | Museu del Disseny: Picasso und die spanische Keramik Picassos Testament | 2023

Picassos Bewunderung und seine Begegnung mit Lluís Maria Llubià führten dazu, dass Picasso 16 Keramiken an die Kunstmuseen von Barcelona schenkte. Sie werden 2023 zusammen mit spanischen Keramiken gezeigt.
24. Mai 2023
Yves Klein, Relief éponge bleu (Kleine Nachtmusik), 1960, Städel Museum, Frankfurt am Main, © The Estate of Yves Klein / VG Bild-Kunst, Bonn 2022

Frankfurt | Städel Museum: Das Relief von Rodin bis Picasso Herausragend! | 2023

Die Möglichkeiten des Reliefs von 1800 bis in die 1960er Jahre, von Thorvaldsen bis Bontecou.
12. Mai 2023
Pablo Picasso, Le Moulin de la Galette, Detail, Paris, ca. November 1900, Öl/Lw, 89.7 x 116.8 cm (Solomon R. Guggenheim Museum, New York, Thannhauser Collection, Gift, Justin K. Thannhauser 78.2514.34. Photo: Midge Wattles, Solomon R. Guggenheim Foundation, New York Solomon R. Guggenheim Museum, New York © 2023 Estate of Pablo Picasso / Artists Rights Society (ARS), New York)

New York | Guggenheim Museum: Der junge Picasso in Paris Le Moulin de la Galette | 2023

Rund um Picassos „Le Moulin de la Galette“ (ca. November 1900) analysiert die Ausstellung die künstlerische Produktion des Spaniers während seiner ersten beiden Aufenthalte in Paris.
6. Mai 2023
Picasso, Buste d´Homme, 1969, Detail (Horten Collection, Wien)

Wien | Horten Museum: Picasso, Chagall, Klein und ihre Zeit Rendez-vous in Paris und der Côte d’Azur | 2023

Sammlungskünstler:innen und ihre Lebensorte in Frankreich von Paris bis in den Midi. Mit Werken von Picasso, Chagall, Klein, Braque, Dubuffet, Laurencin, Léger, Poliakoff, Renoir, Signac, Soutine, de Saint Phalle uvm. | 2023
4. April 2023
Pablo Picasso, Die orangefarbene Bluse – Dora Maar [Le corsage orange – Dora Maar], 21.04.1940, Öl auf Leinwand, 73 × 60 cm (Sammlung Würth, Foto: Volker Naumann, Schönaich © Succession Picasso/Bildrecht, Wien 2022)

Wien | Leopold Museum: Highlights der Sammlung Würth Amazing | 2023

Hans-Peter Wipplinger stellt eine für das Leopold Museum maßgeschneiderte Auswahl vom Impressionismus bis in die Kunst der Gegenwart zusammen. Obschon Malerei triumphiert wird auch die Skulptur thematisiert werden. Das Publikum darf sich freuen auf Charakteristisches von Max Liebermann, Metamalerei von Gerhard Richter bis Anselm Kiefers Aufarbeitung der Vergangenheit, österreichische Kunst der 1950er bis in die 1980er sowie einige Vertreter der französischen Avantgarde.
25. März 2023
Paul Cézanne, Badende (Les Grandes Baigneuses), Detail, um 1894–1905, ÖlLw, 127.2 × 196.1 cm (© National Gallery, London)

London | National Gallery: Cézanne, Klimt, Mondrian, Picasso und die Moderne Europas Radikale Kunst nach dem Impressionismus | 2023

Die National Gallery in London zeigt mit „After Impressionism [Nach dem Impressionismus]“ in acht Räumen, wie moderne Strömungen der Klassischen Moderne fernab von Paris entwickelt wurden.
24. März 2023
Joachim Lutz, Ruchera (Höhle), Detail, Simbabwe, 1929, Aquarell auf Papier (© Frobenius-Institut Frankfurt am Main)

Darmstadt | Hessisches Landesmuseum: Urknall der Kunst Höhlenmalerei und Moderne | 2023

Für die Künstler der Moderne war die Entdeckung der Höhlenmalereien ein Schlüsselerlebnis. Die Ausstellung stellt die Felszeichnungen in den Dialog mit Werken von Joan Miró, Paul Klee, Pablo Picasso, Hans Arp, Willi Baumeister und André Masson und schlägt den Bogen zur Kunst von Joseph Beuys.
16. März 2023
Pablo Picasso, Frau mit Vogel und Flötenspieler, 9. November 1967, Öl auf Leinwand, 130 x 162 cm © Succession Picasso/VBK, Wien, 2006, R. & H. Batliner Art Foundation.

Wien | Albertina: Picasso. Zum 50. Todestag 18 Gemälde und 50 Druckgrafiken | 2023

Anlässlich seines 50. Todestages gedenkt die ALBERTINA Pablo Picasso mit zentralen Werken aus allen wichtigen Phasen: „Die Trinkerin“ aus der Blauen Phase von 1902 bis zu späten Wierken, wie etwa „Nackte Frau mit Vogel und Flötenspieler“ und Druckgrafiken.
26. Februar 2023
Pablo Picasso, Café in Royan, 15.8.1940, Öl und Ripolin auf Leinwand (Musée Picasso, Paris, Donation Pablo Picasso, 1979, MP187)

Charlotte | Mint Museum: Picassos Landschaften Außerhalb der Grenzen | 2023

Die erste amerikanische Wanderausstellung zu diesem Thema, „Picasso Landscapes: Out of Bounds“, bietet neue Einblicke in den Erfindungsreichtum und die Wirkung der vielfältigen Phasen der Landschaftsmalerei des Künstlers.
26. Februar 2023
Pablo Picasso, Picador, 1954, steinzeugähnlicher heller Ton, Glasuren, Engobe, Dm 6,5 cm (Kulturstiftung Sachsen-Anhalt, Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale), Foto: Punctum/Bertram Kober © Succession Picasso/ VG Bild-Kunst, Bonn 2022)

Halle | Kunstmuseum Moritzburg Halle: Der andere Picasso Keramische Arbeiten und Werke auf Papier | 2023

Anlässlich des 50. Todestags des Künstlers am 8. April 2023 präsentiert die Ausstellung mit etwa 100 Arbeiten auf Papier und Keramiken weniger bekannte Facetten des Schaffens des weltberühmten Meisters der Moderne.
22. Februar 2023
Pablo Picasso, Steinwerfende Frau [Femme lançant une pierre], Paris, 8.3.1931, Öl/Leinwand (Musée national Picasso-Paris, Pablo Picasso Acceptance in Lieu, 1979. MP133)

Paris | Musée de l’homme: Picasso und die Urgeschichte Einfluss prähistorischer Kunst | 2023

Das Musée de l’homme in Paris zeigt 2023 den Spanier inspiriert von prähistorischer Kunst.
18. Februar 2023
Pablo Picasso, Le peintre et son modèle, 26.3.1963, Öl auf Leinwand, 130 x 162 cm (Esther Grether Familiensammlung, © Succession Picasso / 2022, ProLitteris, Zürich)

Riehen | Fondation Beyeler: PICASSO. Künstler und Modell Letzte Bilder | 2023

Im Rahmen der internationalen Feierlichkeiten rund um das fünfzigste Todesjahr von Pablo Picasso präsentiert die Fondation Beyeler eine konzentrierte Auswahl von späten Gemälden Picassos, die sich mit dem Bild von Künstler und Modell befassen.
21. Oktober 2022
Kees van Dongen, Comedia, um 1925 (Heidi Horten Collection)

Wien | Heidi Horten Collection: LOOK Mode in der Kunst trifft auf Look der Sammlerin | 2022/23

Die erste Themenausstellung der Heidi Horten Collection stellt die Museumsgründerin Heidi Goëss-Horten selbst und einen wesentlichen Aspekt ihrer Sammlung in den Mittelpunkt: MODE.
14. Oktober 2022
Picasso, Violine und Musikblatt, Herbst 1912, Papiere und Partitur auf Karton geklebt, Gouache, 78 x 65 cm (Paris, Musée Picasso, M.P. 368)

Brüssel | Königliche Kunstmuseen: Picasso & Abstraktion Pendelbewegung zwischen Abstraktion und Figuration | 2022/23

Zum allerersten Mal wird Picassos komplexe Beziehung zur Abstraktion anhand von mehr als 140 außergewöhnlichen Werken vorgestellt.
12. Oktober 2022
Pablo Picasso, Mann mit einer Klarinette, Detail, 1911/12, Öl/Lw, 106 x 69 cm (Museo nactional Thyssen-Bornemisza, Madrid © Sucesión Pablo Picasso, VEGAP, Madrid)

Madrid | Museo Thyssen-Bornemisza: Picasso und Chanel Kunst und Mode zwischen Kubismus und Neo-Antike | 2022

Die Ausstellung zeigt den Einfluss des Kubismus auf Chanels Stil, wie Olga Picasso zum Chanel-Model wurde, und thematisiert die Zusammenarbeit von Picasso und Chanel am Theater: Antigone & Le Train bleu.
1. Oktober 2022

Münster | Kunstmuseum Pablo Picasso: Fernande und Françoise Musen, Modelle, Biografinnen | 2022/23

Die Ausstellung widmet sich der Rezeptions- und Publikationsgeschichte beider Memoiren und beleuchtet, wie sie auf die Betrachtung von Picassos Werk Einfluss genommen haben.
11. Juni 2022
Pablo Picasso, Selbstbildnis, Detail, Ende 1901 (Kunstmuseum Basel © Foto: RMN-Grand Palais/Mathieu Rabeau © Succession Picasso, 2021 ProLitteris, Zurich)

Basel | Kunstmuseum: Picasso – El Greco 40 Gegenüberstellungen von Meisterwerken

Das Kunstmuseum Basel beleuchtet in 40 Gegenüberstellungen die Auseinandersetzung Pablo Picassos (1881–1973) mit dem auf Kreta geborenen Altmeister El Greco (1541–1614).
3. Juni 2022
Jean-Auguste-Dominique Ingres, Madame Moitessier, 1856, Öl auf Leinwand, 120 x 92.1 cm (© The National Gallery, London) und Pablo Picasso, Frau mit Buch, 1932, Öl auf Leinwand, 130.5 x 97.8 cm (The Norton Simon Foundation, Inv.-Nr. F.1969.38.10.P © 2020 Estate of Pablo Picasso)

London | National Gallery: Picasso – Ingres Picassos „Frau mit Buch” trifft Ingres` „Madame Moitessier“ | 2022

Zum ersten Mal wird Pablo Picassos „Frau mit einem Buch“ (1932) aus dem Norton Simon Museum in Pasadena, Kalifornien, mit Jean-Auguste-Dominique Ingres‘ „Madame Moitessier“ (1856) gemeinsam ausgestellt.
19. April 2022
Maya Ruiz-Picasso im Musee Picasso-Paris, 2022

Paris | Musée Picasso: Maya Ruiz-Picasso Tochter Pablos in Porträts & Hauptwerke ihrer Sammlung

María de la Concepción (*5.9.1935) ist die erste Tochter von Pablo Picasso und schenkte dem Musée Picasso-Paris eine Reihe von Werken, die 2022 zum ersten Mal ausgestellt werden.
5. März 2022
Franz Marc, Die Blauen Fohlen, Detail, 1913 (Kunsthalle Emden)

Tübingen | Kunsthalle: Herzstücke. Sammlung Kunsthalle Emden Expressiv-figurative Kunst zu Gast

Expressiv-figurative Kunst des 20. Jahrhunderts: Von bekannten Meisterwerken des deutschen Expressionismus mit Künstlern der Künstlergruppen „Die Brücke“ und „Der Blauer Reiter“ über die expressiven Tendenzen der Nachkriegszeit bis in die 1990er Jahre.
12. Januar 2022
Chéri Samba, J’aime la coleur, 2003 (The Jean Pigozzi Collection of African Art, Genf)

Münster | Picasso Museum: Schwarze Moderne – Afrika und die Avantgarde Klassische Moderne und ihre südlichen Vorbilder | 2022

In der aus über 80 Exponaten bestehenden Ausstellung „Schwarze Moderne – Afrika und die Avantgarde“ treffen die Werke afrikanischer Künstler auf Malerei, Skulptur, Grafik, Fotografie und Film der Klassischen Moderne Europas.
24. September 2021
Pablo Picasso, Massaker in Korea, 1951 (Musée Picasso Paris)

Köln | Museum Ludwig: Der geteilte Picasso Der Künstler und sein Bild in der BRD und der DDR

Die Welt war in zwei Lager geteilt, und Picasso eignete sich als Galions- und Projektionsfigur für beide Systeme und in beiden deutschen Staaten. Das Museum Ludwig analysiert die politische Dimension seiner Werke und stellt die Frage nach der sozialen Rolle von Kunst.
21. September 2021
Valentin Serow, Iwan Abramowitsch Morosow, Moskau 1910

Paris | Fondation Louis Vuitton: Morosow Sammlung Ikonen der modernen Kunst erstmals in Paris

2021 überlässt die Fondation Louis Vuitton für fünf Monate die gesamte Galerie den Meisterwerken aus der Sammlung der Brüder Michail Abramowitsch Morosow (1870–1903) und Ivan Abramowitsch Morosow (1871–1921).
16. September 2021
Amedeo Modigliani, Junge Frau in Hemd, Detail, 1918 (Albertina, Wien, Sammlung Batliner)

Wien | Albertina: Modigliani – Picasso „Revolution des Primitivismus” in Paris

Amedeo Modigliani (1884–1920) ist als Maler, Zeichner und Bildhauer einer der wichtigsten Künstler des frühen 20. Jahrhunderts. Anlässlich der 100. Wiederkehr seines Todestags widmet die Albertina dem Mitstreiter der Klassischen Moderne im Herbst 2020 eine Ausstellung.
19. August 2021
Calder - Picasso

Atlanta | High Museum of Art: CALDER – PICASSO Dialog über Fläche, Raum, Leere und gemeinsame Motive

Die interessante Schau trifft Aussagen über gemeinsame Interessen, Fragestellungen, Motive und vor allem philosophische Diskurse. „Calder – Picasso“ gelingt ein überraschender Dialog zweier Titanen des 20. Jahrhunderts, der tief in die Kunst der Jahrhundertmitte einführt!
21. Mai 2021
Pablo Picasso, Die Frauen von Algier (Version L), Detail, 1955, Öl auf Leinwand (© Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie / Jens Ziehe, © VG Bild-Kunst, Bonn 2019)

Berlin | Museum Berggruen: Pablo Picasso. Les Femmes d’Alger Picassos „Die Frauen von Algier” in Berlin rekonstruiert

Das Museum Berggruen ist das einzige öffentliche Museum in Europa, in dem ein Gemälde der Serie „Les Femmes d’Alger [Die Frauen von Algier]“ (Winter 1954/55) zu sehen ist. Rund um das Bild „Die Frauen von Algier (Verision L)“ (1955) werden Gemälde und Arbeiten auf Papier Picassos Umgang mit Delacroix' Komposition und die Nachfolge aufzeigen.
12. März 2021
Pablo Picasso, Bacchanal mit Stier, 1959 (Kunsthalle Bremen – Der Kunstverein in Bremen, © Succession Picasso / VG Bild-Kunst, Bonn 2019)

Bremen | Kunsthalle Bremen: Picasso Picassos Bremer Galerist und die Druckgrafik-Sammlung der Kunsthalle Bremen

Die Kunsthalle Bremen erwarb als eines der ersten deutschen Museen nach 1945 Werke des Künstlers. Die Ankäufe kamen durch den Bremer Galeristen Michael Hertz zustande, der Picassos Grafik exklusiv in Deutschland vertrat. Heute besitzt Bremen eine der bedeutendsten Sammlungen druckgrafischer Arbeiten Pablo Picassos.
30. Dezember 2020
Auguste Rodin, Der Kuss, Detail, 1886 (Musée Rodin, Paris)

Paris | Musée Rodin: Picasso Rodin

Die Gegenüberstellung der beiden berühmten Künstler Auguste Rodin (1840–1917) und Pablo Picasso (1881–1973) inszeniert bereits bekannte Berührungspunkte, stellt aber auch neue Beobachtungen vor.
17. Dezember 2020
Picasso, Kuss, Detail, 1969 (Musée Picasso, Paris)

Paris | Musée Picasso: Picasso Rodin

„Picasso-Rodin“ wird überraschende Übereinstimmungen in den kreativen Prozessen beider Künstler aufzeigen. Die vom Picasso-Museum Paris und dem Musée Rodin organisierte Ausstellung zu Pablo Picasso und Auguste Rodin bietet eine einzigartige Begegnung zweier außergewöhnlicher Künstler, deren formale Erfindungen einen Wendepunkt in der modernen Kunst markieren.
29. Februar 2020
Pablo Picasso, Stillleben mit Stierschädel, Detail, 1942 (Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf, © Succession Picasso / VG Bild-Kunst, Bonn, 2019, Foto: Walter Klein, Düsseldorf)

Düsseldorf | K20: Picasso 1939–1945 Werke und Leben Pablo Picassos während des Zweiten Weltkriegs

Die Ausstellung „Picasso 1939–1945“ im K20 erzählt mit Gemälden, Skulpturen, Zeichnungen und Zeitdokumenten aus den Jahren 1939 bis 1945 von dem Menschen Pablo Picasso während des Zweiten Weltkriegs und den Widersprüchen des Alltags in diesen Zeiten.
26. Januar 2020
Pablo Picasso, Kopf einer Frau, 4. Dezember 1962, Bleistift auf geschnittenem und gefaltetem Papier, 42 x 26.5 cm (Musée national Picasso-Paris, Pablo Picasso gift in lieu, 1979, MP1850. Photo © RMN-Grand Palais (Musée national Picasso-Paris) / Béatrice Hatala. © Estate of Pablo Picasso / Artists Rights Society (ARS), New York)

London | Royal Academy of Arts: Picasso und Papier

Pablo Picassos lebenslange Beschäftigung mit Papier ist Gegenstand der wegweisenden Ausstellung „Picasso und Papier“. Mit fast 300 Werken aus der gesamten Karriere des Künstlers bietet „Picasso und Papier“ neue Einblicke in den kreativen Geist und die Arbeitsweise von Picasso (Frühjahr 2020).
22. Juli 2019
Pablo Picasso, Kopf einer Frau, 4. Dezember 1962, Bleistift auf geschnittenem und gefaltetem Papier, 42 x 26.5 cm (Musée national Picasso-Paris, Pablo Picasso gift in lieu, 1979, MP1850. Photo © RMN-Grand Palais (Musée national Picasso-Paris) / Béatrice Hatala. © Estate of Pablo Picasso / Artists Rights Society (ARS), New York)

Cleveland Museum of Art: Picasso auf Papier Skizzen, Drucke, Collagen, Papierskulpturen zeigen den unermesslichen Erfindungsreichtum Picassos

Pablo Picassos langjährige Beschäftigung mit Papier ist Gegenstand der wegweisenden Ausstellung Picasso and Paper. Mit fast 300 Werken aus der gesamten Karriere des Künstlers bietet „Picasso auf Papier“ neue Einblicke in den kreativen Geist und die Arbeitsweise von Picasso.
16. Juli 2019
Anthony Caro, Table Piece CCXXIX, 1975, Stahl mit Rostanflug, lackiert, 61 x 167,6 x 50,8 cm (Sammlung Hubert Looser, © 2019 Courtesy of Barford Sculptures)

Kunsthaus Zürich: Picasso – Gorky – Warhol aus der Sammlung Hubert Looser Skulpturen und grafische Werke zwischen Fläche und Raum

Eine im Jahr 2018 erneuerte Kooperation garantiert auf 20 Jahre die Präsenz von 70 Gemälden, Skulpturen, Installationen und Zeichnungen in der Ende 2020 fertiggestellten Kunsthaus-Erweiterung. Im herbst 2019 zeigen Skulpturen und Arbeiten auf Papier das komplexe Verhältnis von Fläche und Raum in der modernen Kunst.
3. April 2019
Pablo Picasso, Minotaure aveugle guidé par une Filette dans la Nuit [Der blinde Minotaurus von einem Mädchen durch die Nacht geführt], Detail, 1934, Abzug 1939, Radierung und Aquatinta auf Vergépapier, 24,7 x 34,7 cm (Städel Museum, Frankfurt am Main, Graphische Sammlung © VG Bild-Kunst, Bonn 2018)

Städel: Picasso. Druckgrafik als Experiment Innovation und Virtuosität in allen druckgrafischen Techniken

Pablo Picasso bediente sich scheinbar mühelos aller Gattungen, Techniken und Materialien und beschritt dabei häufig neue Wege - auch in der Druckgrafik.
6. März 2019
Pablo Picasso, Madame Z (Jacqueline mit Blumen), Detail, 2. Juni 1954, Öl/Lw, 100 x 81 cm (Sammlung Catherine Hutin, © Succession Picasso/VG Bild-Kunst, Bonn 2018)

Museum Barberini: Picasso. Das späte Werk. Aus der Sammlung Jacqueline Picasso Zweite Ehefrau als Lieblingsmodell und viele unbekannte Spätwerke

Pablo Picasso (1881–1973) schuf in den letzten zwei Jahrzehnten seines Lebens mehr Bildnisse von seiner zweiten Ehefrau Jacqueline als je zuvor von einem anderen Modell. Das Museum Barberini zeigt Schätze aus dem Privatbesitz seiner Stieftochter Catherine Hutin.
1. Februar 2019
Pablo Picasso, Akrobat und junger Harlekin [Acrobate et jeune arlequin], Detail, 1905, Gouache auf Karton, 105 x 76 cm (Privatsammlung © Succession Picasso / ProLitteris, Zürich 2018)

Der frühe PICASSO – Blaue und Rosa Periode Kreisen um die menschliche Figur

Anhand von Menschenbildern zeichnet die Fondation Beyeler in dieser chronologischen Schau die Entwicklung von Picassos Blauer und Rosa Periode nach!
27. November 2018
Marc Chagall, Le violoniste [Der Geigenspieler], Detail, 1912/13 (© Marc Chagall, c/o Pictoright Amsterdam/Chagall, Collection Stedelijk Museum Amsterdam, on loan from the Cultural Heritage Agency of the Netherlands)

Stedelijk Museum: Chagall, Picasso, Mondrian in Paris Kunst der Migranten in Paris (1900–1950)

Zwischen 1900 und 1950 lebten unzählige Künstlerinnen und Künstler mit Migrationshintergrund in Paris – darunter Marc Chagall, Pablo Picasso und Piet Mondrian. Das kulturelle Klima im kosmopolitischen Paris der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts versprach – mit Ausnahme der Kriegszeiten – Freiheit, Offenheit im Kampf gegen Nationalismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus. Das Stedelijk Museum Amsterdam erzählt eine Geschichte des Andersseins, der Verbundenheit aber auch der Suche nach einem Weg durch eine polarisierte Gesellschaft und Kunstwelt.
24. Mai 2018
Pablo Picasso, Fliegende Taube im Regenbogen, 1952, Lithografie (© Succession Picasso, Paris / VG Bild-Kunst, Bonn 2018)

Picasso – Von den Schrecken des Krieges zur Friedenstaube Variationen des Friedenssymbols und seine Rezeption

Pablo Picasso setzte sich in seiner Kunst intensiv mit Krieg und Frieden auseinander. Für den ersten Weltfriedenskongress 1949 entwarf er eine Taube, die sich in der Folgezeit zu einem wirkungsmächtigen Friedenssymbol entwickelte. Die Ausstellung im Picasso-Museum Münster präsentiert verschiedene Variationen der Taube und thematisiert darüber hinaus die Rezeptionsgeschichte seiner Friedensbilder.
9. Mai 2018
Pablo Picasso, Mädchen mit Blumenkorb, Detail, 1905, 154,6 x 66,1 cm (Privatsammlung)

Rockefeller-Auktion: Picasso für 115 Mio. & 7 neue Rekorde Erster Tag der Rockefeller-Auktion brachte 646 Millionen Dollar

Bei $ 115,000.000.- fiel gestern Nacht der Hammer für Picassos „Fillette à la corbeille fleurie [Junges Mädchen mit Blumenkorb]“ (1905). Damit wurde das Gemälde aus der Rosa Periode zwar nicht zum teuersten Picasso, brachte aber – angesichts seines frühen Entstehungsjahres – brach aber die erwartete (oder erhoffte) Marke von 100 Millionen Dollar. Neue Weltrekord-Preise für weitere sieben Maler: Monet, Matisse, Corot, Delacroix, Seguin, Morandi und Redon.
30. Januar 2018
Pablo Picasso

Pablo Picasso: Lebenslauf | Biografie Leben und Werk des spanischen Malers in Kurzbiografie und Chronologie

Picassos Lebenslauf als Kurzbiografie und als ausführliche Chronologie: Die wichtigsten Informationen zu Ausbildung, Frauen, Kinder, wichtige Werke, Ausstellungen, Freunde, Häuser, Museen.
30. Januar 2018
Picassos Signatur

Pablo Picasso: Steckbrief alle wichtigen Daten in Kurzform

Pablo PIcassos Steckbrief gibt an: ganzer Name, Eltern, Geschwister, Ausbildung, Frauen, Kinder, Stilphasen, Lebensdaten - und gezielte Hinweise zu weiterführenden Beiträgen.
23. Januar 2018
Pablo Picasso, Akt auf rotem Grund, Detail, Paris 1906, Öl/Lw, 81 x 54 cm (Musée de l‘Orangerie)

Pablo Picasso: Rosa Periode Gaukler, Harlekine und rosa Akte

Ende 1904 belebte Pablo Picasso seine Farbskala wieder, dennoch blieb etwas von der melancholischen Stimmung in den Gemälden erhalten. Seine Modelle fand Picasso nun in der Welt der Gaukler, der Harlekine und Seiltänzer, französisch „Saltimbanques“.
23. Januar 2018
Pablo Picasso, Das Leben [La vie], Detail, Barcelona Mai 1903 (Cleveland Museum of Art)

Pablo Picasso: Blaue Periode Melancholie und düstere Stimmung

Mit der sogenannten Blauen Periode (1901–1905) gelang Pablo Picasso erstmals, einen eigenständigen Stil zu entwickeln und sich vom Akademismus wie auch den Einflüssen der Avantgarde aus Barcelona und Paris zu lösen.
12. Januar 2018
Cecil Beaton, Pablo Picasso, rue La Boétie, Paris, 1933 © The Cecil Beaton Studio Archive at Sothenby’s

Pablo Picasso 1932 – Liebe, Ruhm, Tragödie Marie-Thérèse Walter als träumendes Mädchen

Pablo Picasso nannte das Jahr 1932 das „Wunderjahr“: Das Musée Pablo Picasso und die Tate Modern analysieren alle 12 Monate – ein Monat nach dem anderen. Was erlebte Picasso zwischen dem 1. Januar und dem 31. Dezember 1932, und wie beeinflusste das seine künstlerische Produktion?
22. Oktober 2017
Pablo Picasso, Die Kunden, Paris 1901, Öl/Lw, 47,3 x 62,4 cm (Museum of Art, Rhode Island School of Design, Providence. Legat von George Pierce Metcalf) © Sucesiòn Pablo Picasso, VEGAP, Madrid, 2017.

Pablo Picasso und Henri de Toulouse-Lautrec Vorbildwirkung mit lebenslangen Folgen

Pablo Picasso (1881‒1973) und Henri de Toulouse-Lautrec (1864‒1901) sind einander nie begegnet. Als der 19-jährige Picasso zum ersten Mal Mitte Oktober 1900 in Paris ankam, war der Franzose bereits krank und starb wenig später am 9. September 1901 im Alter von nur 36 Jahren. Und dennoch hat Toulouse-Lautrecs radikales Werk einen immensen Eindruck auf den jungen Spanier hinterlassen. Die unkonventionellen Themen, die der heute so berühmte Grafiker und Maler aus Südfrankreich wählte, lassen dessen Verbundenheit mit der Welt der Künstler, Artisten und Unterwelt genauso erkennen, wie sie das Pariser Nachtleben feiern und die Schattenseiten der käuflichen Liebe enthüllen. Wie sehr diese Bilder den jungen Picasso prägten, wurde schon von dessen Freunden, Kritikern erkannt und gilt in der Forschung als Grundlage.
31. Mai 2017
Pablo Picasso, Mère et enfant au bord de la mer [Mutter und Kind am Strand], Frühling 1921, Öl auf Leinwand, 142,9 x 172,7 cm (The Art Institute of Chicago, Restricted gift of Maymar Corporation, Mrs. Maurice L. Rothschild, and Mr. and Mrs. Chauncey McCormick; Mary and Leigh Block Fund; Ada Turnbull Hertle Endowment; through prior gift of Mr. and Mrs. Edwin E. Hokin 1954.27 Photo (C) Art Institute of Chicago, Dist. RMN-Grand Palais / image The Art Institute of Chicago)

Picassos erste Frau: Olga Picasso Pablo Picassos Ehefrau (1917–1935), Tänzerin, Muse, Modell

Olga Picasso (1891–1955), der lesenden, melancholisch nachdenklichen Frau in den Bildern ihres Mannes Pablo ist erstmals im Pariser Musée Picasso eine Ausstellung gewidmet. Die russische Balletttänzerin und Mutter des gemeinsamen Sohnes Paul war ab 1917 Picassos wichtigstes Modell, an dem er seine realistische „Klassische Phase“, oder „Olga Periode“, seine surrealistischen Experimente erprobte. Olga und Pablo Picasso lebten von 1917 bis 1935 zusammen, dann trennte sich das Paar, bliebt aber bis zum Tod Olgas (1955) verheiratet.
18. Februar 2017
Pablo Picasso, Guernica, Detail, Paris, 1. Mai bis 4. Juni 1937, Öl auf Leinwand, 349,3 x 776,6 cm (Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofia © Sucesión Pablo Picasso, VEGAP, Madrid, 2017)

Picasso: Guernica Ausstellung zum 80. Geburtstag des Gemäldes im Museo Reina Sofia, Madrid

„Guenica“, Pablo Picassos 27 Quadratmeter großer Aufschrei gegen das Bombardement der gleichnamigen Stadt im Baskenland, wurde 1937 im Spanischen Pavillon auf der Weltausstellung in Paris erstmals dem Publikum gezeigt. Zum 80. Geburtstag des Gemäldes richtet das Museo Reina Sofia in Madrid, wo sich das Werk seit 1992 befindet, eine Werkmonografie aus. Unter dem Titel „Pity and Terror in Picasso: The Path to Guernica“ zeigen die Kuratoren Timothy James Clark und Anne M. Wagner etwa 150 Gemälde Picassos.
21. September 2016
Pablo Picasso, Frau mit gefalteten Händen, 1907, Musée national Picasso – Paris (links); Mutter mit Kind, 1907, Musée national Picasso – Paris (rechts), Ausstellungsansicht „Fremde Götter. Faszination Afrika und Ozeanien“ im Leopold Museum 2016/17, Foto: Alexandra Matzner © Bildrecht.

Picasso war ein Afrikaner! Afrikanische Kunst und Primitivismus in der Moderne

Was bedeutet(e) die Entdeckung der afrikanischen Kunst und etwas später der ozeanischen Kunst für die Entwicklung der Moderne in Europa? Die brüske Antwort Picassos lautete 1923: „Afrikanische Kunst? Die kenne ich nicht!“ Dass diese harsche Abwehr mitnichten des Pudels Kern beschreibt, ist in den letzten Jahren auch durch Ausstellungsprojekte vielfach herausgearbeitet worden. Der hohe Grad an Stilisierung und Abstraktion, der allerdings nicht als Zeichen für fehlenden Realismus in der afrikanischen Kunst gedeutet werden darf, irritierte und begeisterte das europäische Publikum. Dass die Radikalität der künstlerischen Produktion im frühen 20. Jahrhundert, ihre Brüche mit den Traditionen und ihre Formfindungen nicht ohne die Auseinandersetzung mit der als „primitiv“, d. h. nicht von der europäischen Zivilisation verbildeten, gesammelten und wertgeschätzten Kunst entstehen hätte können, muss nach diesem Museumsbesuch zweifelsfrei anerkannt werden.
5. August 2016
„La femme au miroir“ in Jena, Cover des Ausstellungskatalogs

Französische Druckgrafik von Manet bis Picasso

Eine interessante Auswahl französischer Druckgrafik aus der Coninx-Stiftung Zürich – von Werken der Impressionisten bis Pablo Picasso – ist derzeit in der Kunstsammlung Jena zu sehen. Gezeigt werden 77 Druckgrafiken von den Impressionisten, Nabis und der Schule von Paris sowie 46 Werke von Pablo Picasso.
4. Februar 2013
Poster Picasso/Duchamp - He was wrong, Detail, 2012 © Moderna Museet.

Picasso/Duchamp

Picasso und Duchamp steigen erstmals in den Ring! Zumindest inszeniert das Stockholmer Moderna Museet derzeit Picasso als den „Maler“ gegen Duchamp als das „Gehirn“. Kuratorin Annika Gunnarsson spielt mit dem Gedanken, zwei der wichtigsten Künstler des 20. Jahrhunderts wie Boxer gegeneinander antreten zu lassen.
4. Oktober 2011
Picassos Zeichnungen 1890-1921

New York | Frick Collection: Picassos Zeichnungen (1890–1921) Tradition neu erfinden | 2011

Die Sommermonate1921 verbrachte Pablo Picasso in Fontainebleau, einem noblen Vorort von Paris. Diese Zeit stellte für den Künstler eine Zeit enormer Kreativität dar.
12. Januar 2011
Pablo Picasso, Taube mit Olivenzweig, 28. Dezember 1961, Courtesy Saint-Denis, Musée d'art et d'histoire und Irène Andréani © Succession Picasso/VBK, Wien 2010.

Picasso: die Erfindung der Friedenstaube

Der Spanier in Paris, der unbeugsame und unkorrumpierbare Künstler, der von den Nationalsozialisten als „entartet“ eingestuft worden war, erreichte nach 1944 weltweit Kultstatus, was nicht nur mit seiner künstlerischen Arbeit zu tun hatte, sondern auch seinem (wenig bekannten) politischen Engagement. Im Oktober 1944 trat Pablo Picasso (1881-1973) der kommunistischen Partei Frankreichs (der PCF) bei und blieb deren Mitglied bis zu seinem Tod.
17. Oktober 2010
Zürcher Kunstgesellschaft Kunsthaus Zürich (Hg.): Picasso. Die erste Museumsausstellung 1932, 2012, Prestel Verlag

Picasso. Die erste Museumsausstellung 1932 Wendepunkt zum modernen Ausstellungsbetrieb

Die erste Museumsausstellung von Pablo Picasso 1932 im Kunsthaus Zürich ist nicht nur als Wegmarke in der Rezeption des Künstlers, sondern auch als Wendepunkt zum modernen Ausstellungsbetrieb zu sehen. Eindrucksvoll und selbstkritisch präsentieren Tobia Bezzola, Christian Geelhaar, Simonetta Fraquelli und Michael FitzGerald die Entstehungsgeschichte jener Ausstellung, die die Beziehung zwischen zeitgenössischer Kunstproduktion, Kunsthändlern, Sammlern und Museum völlig veränderte.
15. September 2006
Pablo Picasso, Die Umarmung, 1. Juni 1972, Öl auf Leinwand, 130 x 195 cm © Succession Picasso/VBK, Wien, 2006, Larry Gagosian, Foto: Robert McKeever.

Picasso. Malen gegen die Zeit Das Alterswerk des Malers

Mann und Frau werden eins – oder doch nicht? Phallus und Vagina stehen einander in der Mitte des Bildes diametral gegenüber. Kaum ist erkennbar, zu welchem Körper welches Bein gehört, wie die deutlich ausgezeichneten Brüste links oder der Bauchnabel rechts mit der Anatomie der Figuren in Übereinstimmung zu bringen ist. Der linke, wohl weibliche Körper streckt einen Arm nach oben, während der rechte mit seinen Armen sein Gesicht verdeckt. Obwohl die Körper orgiastisch miteinander verschränkt sind, will doch kein rechtes Gefühl einer glücklichen Vereinigung aufkommen. „Die Umarmung“ ist das letzte Gemälde, das Picasso am 1. Juni 1971 fertig stellte.
  1. Picasso. Über Kunst. Aus Gesprächen zwischen Picasso und seinen Freunden, ausgewählt von Daniel Keel, Zürich 1982, S. 8; zit. n. Markus Müller, Gemalte und geschriebene Tagebücher. Das Bild Picassos aus Perspektive seiner schreibenden Musen, in: Fernande & Françoise. Erinnerungen an Picasso Kunstmuseum Pablo Picasso Münster, hg. v. Markus Müller für das Kunstmuseum Pablo Picasso Münster (Ausst.-Kat. 1.10.2022–22.1.2023), Münster / Köln 2022, S. 9.
  2. Zitiert nach 1980, S.
  3. John Richardson, Picasso, 1997, S. 12. Pichot sollte später jene Germaine heiraten, wegen der sich Picassos Freund Casagemas das Leben nahm. Gemeinsam eröffneten sie in der Nähe des Bateau Lavoir ein Restaurant
  4. Zitiert nach Picasso 1980, S. 29.
  5. Zitiert nach Picasso 1980, S. 46.
  6. Daniel-Henry Kahnweiler, in: Die Welt, 23.1.1968, zit. nach: Wilfried Wiegand, Pablo Picasso in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten, Reinbek bei Hamburg 1973, S. 42.
  7. Zitiert nach Ursula von Kardorff, Adieu Paris, München 1974, S. 47.
  8. Für die Debatte um den Einfluss Gauguins vs. der iberischen Skulptur siehe: Johnson 1976, S. 251 und Primitivism in the 20th Century Art - Affinity of the Tribal and the Modern, hg. v. William Rubin (Ausst.-Kat. Museum of Modern Art, New York), New York 1984, S. 254 und 258.
  9. Ron Johnson, The early sculpture of Picasso 1901-1904, New York / London 1976, S. 56.
  10. Richardson 1991, S. 478.
  11. Apollinaire 1913, S. 37.
  12. Kahnweiler 1920, o. S.
  13. John Richardson, Picasso, 1997, Einführung, S. X.
  14. Ebenda.
  15. Zitiert nach Picasso 1980, S. 89.
  16. Beschreibungen finden sich in Fernand Olivier, Picasso et ses amis, Paris 1933.
  17. Franz Meyer, Bildkommentare, in: Picasso - Aus dem Museum of Modern Art, New York, und aus Schweizer Sammlungen, hg. v. Franz Meyer (Ausst.-Kat. Kunstmuseum Basel), Basel 1976, S. 42.
  18. Picasso und Braque: Die Geburt des Kubismus, hg. v. William Rubin (Ausst.-Kat. Museum of Modern Art, New York), New York 1980, S. 30.
  19. Zitiert nach Picasso 1980, S. 179.
  20. Zit. n. Pablo Picasso, Lettres sur l'art, in: Ogoniok, Moskau, Nr. 20, 16. Mai 1926. Aus dem Russischen von C. Motchoulsky übersetzt, in: Formes, Nr. 2, Februar 1930.
  21. André Breton, in: La Révolution surréaliste, Heft 4, 1925.
  22. Zitiert nach Picasso 1980, S. 255.
  23. Zit. n. Julio González, Picasso und die Kathedralen, Picasso-Bildhauer, 1931–1932, Manuskript, IVAM-Archiv, Julio González Center, Valencia.
  24. „pour Picasso, il s’agit beaucoup moins de refaire la réalité dans le seul but de la refaire, que dans celui, incomparablement plus important, d’en exprimer toutes les possibilités, toutes les ramifications imaginables, de manière à la serrer d’un peu plus près, à vraiment la toucher.“ Zitiert nach Michel Leiris, Neueste Gemälde von Picasso, in: Documents, 2. Jg., Heft. 2 (1930).
  25. Zitiert nach Picasso 1980, S. 309.
  26. Zitiert nach: Peter D. Whitney, Picasso is safe: The artist was neither a traitor to his painting nor his country, in: San Francisco Chronicle, 3. September 1944. Whitney, Kriegskorrespondent dieser Zeitung, war der erste US-amerikanische Journalist, der Picasso nach der Befreiung von Paris interviewte. Nachdruck von Alfred Barr, 1945, zit. nach: Gertje Utley, Picasso. The Communist years, New Haven 2000, S. 31.
  27. Zitiert nach Roland Penrose, John Golding (Hg.), Picasso 1881-1973 - Picasso in Retrospect, mit Beiträgen von Daniel-Henry Kahnweiler, Robert Rosenblum, Alan Bowness, Michel Leiris u.a., London 1973, S. 179.
  28. Bei Rubin; Spies hingegen geht davon aus, dass das Werk in Vallauris mit einer späteren Datierung: Pablo Picasso - Das plastische Werk - Werkverzeichnis der Skulpturen, hg. v. Werner Spies und Christine Piot (Ausst.-Kat. Nationalgalerie Berlin (West), 7.10.-27.11.1983; Kunsthalle Düsseldorf, 11.12.1983-29.1.1984), Köln 1983, S. 303.
  29. Zitiert nach Picasso 1980, S. 353.
  30. Brassaï, Gespräche mit Picasso, Reinbek bei Hamburg 1985, S. 113.
  31. Daniel-Henry Kahnweiler, Picasso. Keramik, Hannover 1957, o. S.
  32. Zitiert nach: Jean Cocteau, Vollendete Vergangenheit [Le Passé défini], 1958, 309, München 1989, S. 315.
  33. Georges Brassai, Gespräche mit Picasso, Reinbeck 1966 [Paris 1964], S. 79ff.
  34. Zit. n. Pablo Picasso, in Christian Zervos, Pablo Picasso. I. Werke von 1895 bis 1906, Paris, Cahiers d'Art; 1932, S. XVII.