New York | David Zwirner: Toba Khedoori 2023 | ARTinWORDS
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New York | David Zwirner: Toba Khedoori Gitter und Pflanzen | 2023

Toba Khedoori, Untitled, 2021 © Toba Khedoori. Foto: Evan Bedford. Courtesy the artist, David Zwirner und Regen Projects, Los Angeles

Toba Khedoori, Untitled, 2021 © Toba Khedoori. Foto: Evan Bedford. Courtesy the artist, David Zwirner und Regen Projects, Los Angeles

David Zwirner freut sich, eine Ausstellung neuer und aktueller Arbeiten von Toba Khedoori in der 537 West 20th Street in New York anzukündigen. Im Anschluss an die umfangreiche Ausstellung der Künstlerin im Fridericianum, Kassel, werden die Hauptwerke Khedooris seit 2017 gezeigt.

Durch einen sorgfältigen, zeitaufwändigen Prozess, der Malerei und Zeichnung verbindet, schafft Toba Khedoori komplexe, kontemplative Kompositionen, die unter anderem Fassaden, Pflanzen, Gitter, Fenster und Türen darstellen. Die Motive scheinen in Zeit und Raum gefangen zu sein – als ob sie in einer Grenzsituation existieren würden. Toba Khedooris führt ihre Arbeiten hauptsächlich auf riesigen Wachspapierbögen aus, auf denen sich für eine neutrale Sprache der Objekthaftigkeit und natürlicher Formen einsetzt.

Obwohl Khedooris Betonung des Fragments Assoziationen mit dem Fotografischen verstärkt, entziehen sich die einzigartigen visuellen und erfahrungsbezogenen Qualitäten ihrer Arbeit einer direkten Analogie zu anderen Medien und Formaten. Wie der Künstler und Schriftsteller Julien Bismuth feststellte, ist jedes der fragmentarischen Themen von Khedoori „sowohl in sich geschlossen als auch von dem getrennt, was es vollständig machen würde.“ Khedooris Werke können einer spezifischen Form der Abstraktion zugeschrieben werden, wobei in diesem Sinn Abstraktion nicht als „Freiheit von Darstellungsqualitäten“, sondern als „der Prozess, etwas zu entfernen“, verstanden wird.1

Toba Khedoori bei David Zwirner 2023

Die Werke in dieser Ausstellung zeigen das gleiche Maß an anspruchsvollen und ausgesuchten Details wie an methodischer Strenge. Einige Zeichnungen zeigen Äste, Blätter, Ranken oder Palmwedel auf, die in einigen Bereichen dicht und in anderen spärlich gruppiert sind. Toba Khedoori priorisiert gleichermaßen die Blätterbäume oder verdrehten Ranken sowie den umgebenden Negativraum und erzeugt so ein wahrnehmungsmäßiges Hin-und-Herspringen zwischen Figur und Grund. Die Werke vermitteln ein Gefühl der Bewegung, nicht durch Gestik, sondern durch Energie. In allen Kompositionen sorgen der Detailreichtum, der Maßstab und die Feinheit der Palette der Künstlerin für nuancierte Seherlebnisse, die sich verändern, wenn man sich dem Werk nähert oder sich von ihm entfernt.

Zwei aktuelle großformatige geometrische Gitterarbeiten sind ebenfalls in der Ausstellung zu sehen. Zu diesem Motiv kehrte Khedoori im Laufe ihrer Karriere immer wieder zurück: Das Raster – eine grundlegende Konstruktion der Moderne, die die Bildebene von jeglichen narrativen Resonanzen befreien soll – betont das inhärente Spiel zwischen Figuration und Abstraktion im Werk der Künstlerin. Wie lassen sich diese beiden scheinbar so gegensätzlichen Auffassungen voneinander unterscheiden? Der Kontrast zwischen Gitter-Bildern und anderen Werken der Ausstellung erinnert auf subtile Weise an den konstitutiven Gegensatz zwischen geometrischer und organischer Abstraktion in der modernen Kunst. Wie bei ihren Naturmotiven verstärkt die diskrete Präzision von Khedooris Rastern deren visuelle Intensität. Die serielle Wiederholung einer begrenzten Anzahl von Blautönen im ersten der beiden Werke und individualisierter Graustufenverläufe im anderen verwandelt die inhärent statische Form des Rasters in aktive, pulsierende Grundflächen.

Ein kleines Leinwand-Gemälde, das eine fragmentarische Ansicht einer Reihe teilweise eingestürzter Gebäude zeigt, vermittelt die Möglichkeiten von Organischem und Geometrischem in der Ausstellung. Für diese Arbeit – die auf einem Foto des vom Krieg zerrütteten Ost-Ghouta in Syrien basiert – kehrte Khedoori die Tonwerte ihrer Bildquelle um und hebt so die Innenräume der Gebäude hervor. Hier gerät die Struktur der Gebäude mit ihrer gitterartigen Anordnung der Fenster durch die Lesbarkeit und Beschwörung des Sozialen und Politischen in Unordnung und unterstreicht, wie Khedoori sich mit der Realität auseinandersetzt: Bedeutet das abstrahieren der Motive auch eine Art von Verdrängung?

Quelle: David Zwirner New York

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  • Toba Khedoori, Untitled, 2021 © Toba Khedoori. Foto: Evan Bedford. Courtesy the artist, David Zwirner und Regen Projects, Los Angeles

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  1. Julien Bismuth , Drawing by Design: Über eine aktuelle Ausstellung mit Werken von Toba Khedoori, in: Toba Khedoori (Ausst.-Kat David Zwirner, New York, 2013), S. 9.
Alexandra Matzner
Gründerin von ARTinWORDS * 1974 in Linz, Studium der Kunstgeschichte, Geschichte und Romanistik in Wien und Rom. Seit 1999 Kunstvermittlerin in Wien, seit 2004 Autorin für verschiedene Kunstzeitschriften. Jüngste Publiktionen entstanden für das Kunsthaus Zürich, Schirn Kunsthalle Frankfurt, Albertina und Belvedere in Wien.