Ausgangspunkt der Ausstellung „Monument to My Paper Body [Monument für meinen Papierkörper]“ von Ulrike Müller bildete die Einladung an die in New York lebende Künstlerin, eine ortsspezifische Intervention für die beiden gegenüberliegenden, 9 mal 14 Meter hohen Wände im Lichtturm des Ludwig Forum Aachen zu konzipieren. Entstanden sind die Wandbilder „Paper Body (ghost)“ und „Paper Body (pointer)“, beide von 2023: temporäre Monumentalisierungen zweier kleinformatiger Collagen, die dem Maßstab der Architektur entsprechend vergrößert als abstrakte Farbflächen, teils in Schwammtechnik, auf die Wand übertragen wurden.
Deutschland | Aachen: Ludwig Forum Aachen
9.12.2023 – 9.6.2024
Im Zusammenspiel mit einer Auswahl von Collagen und einer Gruppe von Emaille-Anhängern, den Miniatures, 2014, einem für die Ausstellung entwickelten Stoffmuster und dem Architekturmodell des Museums kommt ein komplexes Spiel von Größenverhältnissen und Materialübersetzungen in Gang, das sich in den angrenzenden Räumen fortsetzt. „Monument to My Paper Body“ stellt die Bandbreite an malerischen und räumlichen Arbeitsweisen vor, mit denen Ulrike Müller im Verlauf der letzten Jahre ihre Atelierpraxis und öffentliche Präsentations- und Vermittlungsstrategien verschränkt. Bildformate und Materialien aus dem Repertoire der Kunstgeschichte treffen dabei auf solche mit lebensweltlichem und kunsthandwerklichem Bezug und begründen einen Malereibegriff jenseits von Pinsel und Leinwand. Neben den Wandbildern werden Collagen, Monotypien, Zeichnungen, Textil- und Emaillebilder der Künstlerin vorgestellt. In den Grafikkabinetten im Untergeschoss des Museums bilden 198 Vektorzeichnungen, Diagramme ihrer seit 2010 mit Buntstift ausgeführten Vorlagenzeichnungen, einen fortlaufenden Fries, der an 21 Stellen von einzelnen in Emaille auf Stahl ausgeführten Bildern unterbrochen wird. Letztere bieten Einblicke in die Entwicklung der Motiv- und Farbkonstellationen, während der Fries Formationen und Wiederholungen inventarisiert.
Im Rahmen ihrer künstlerischen Tätigkeit arbeitet Ulrike Müller auch immer wieder an kuratorischen Projekten. Das Auflösen vermeintlich festgeschriebener Kategorisierungen, Rollen oder Genrezuschreibungen, aber auch von Kunst- und Sammlungsgeschichten zugunsten von Ambivalenzen, Instabilitäten und Gegenentwürfen sowie ein Befragen von Leerstellen und Zwischenräumen bilden dabei einen Interessensschwerpunkt. Für Monument to My Paper Body hat Ulrike Müller gemeinsam mit Eva Birkenstock in drei weiteren Ausstellungsräumen eine Sammlungspräsentation eingerichtet, welche unter Einbezug eigener Arbeiten und im Dialog mit diesen entstand. Aus kunsthistorischen Klammern gelöst, werden vertraute und weniger oft gesehene Sammlungsbestände entlang von Müllers Fragestellungen, Methoden und Interessen neu angeordnet.
„Monument to My Paper Body“ verschiebt den Begriff des Monumentalen. Die Logik der Bedeutungsbehauptung durch Vergrößerung trifft auf Fragilität, Temporalität und die Offenheit der aus Papierschnipseln gefertigten Collagen von Ulrike Müller. Der Sammlungskörper, der Körper ihrer Papierarbeiten, aber auch die sich durch die Räume bewegenden Körper der Besucher*innen werden in ein dynamisches Verhältnis gesetzt, in dem Größenverhältnisse, Wertkonstellationen und Handlungsfähigkeiten als Fragestellungen erscheinen.
Die Ausstellung in Aachen greift die von Harald Kunde initiierte Double Wall Projects-Reihe (2004–08) auf, bei der Künstler:innen im jährlich wechselnden Turnus eingeladen waren, die beiden monumentalen Wände des Museums als künstlerische Interventionsfläche zu aktivieren. Ab Dezember 2023 wird die Reihe in erweiterter Form wieder zum festen Bestandteil des Ausstellungsprogramms am Ludwig Forum Aachen (Wandmalerei 9.12.2023–9.12.2025).
Kuratiert von Eva Birkenstock, mit kuratorischer Assistenz von Mailin Haberland.
Carla Accardi, Laurie Anderson, Belkis Ayón, Lygia Clark, Nancy Graves, Alex Hay, Alfred Jensen, Bertram Jesdinsky, Jasper Johns, Imi Knoebel, Christopher Knowles, Svetlana Kopystiansky, Sol LeWitt, Lee Lozano, Rune Mields, Klaus Paier, Margit Palme, Judy Pfaff, Robert Rauschenberg, Dorothea Rockburne, Miriam Schapiro, Peter Young und Fahrelnissa Zeid