Amoako Boafo
Wer ist Amoako Boafo?
Amoako Boafo (*1984 in Accra, Ghana) ist ein Maler der Gegenwart (→ Zeitgenössische Kunst). Boafo porträtiert in seinen Gemälden Freund:innen, Bekannte und Menschen des öffentlichen Lebens, die ein gegenwärtiges Bild von schwarzer Identität und Selbstwahrnehmung repräsentieren. Der Schwarze Körper steht im Zentrum von Boafos Werk, mit dem er sich aktiv an der Neugestaltung und Neuausrichtung einer global verstandenen Vorstellung von Schwarzer Kultur, frei von äußeren Einflüssen einer weißen Mehrheitsgesellschaft, beteiligt. Charakteristisch für seinen malerischen Stil ist der starke Kontrast zwischen flächigen, ornamentalen Bildelementen und der plastischen Darstellung der porträtierten Personen, die durch den Einsatz der Fingermalerei anstelle des Pinsels realisiert wird. Im Bildaufbau oft streng frontal ausgerichtet, suchen die porträtierten Personen den direkten Blickkontakt zu den Betrachter:innen und begegnen diesen selbstbewusst auf Augenhöhe.
Amoako Boafo lebt und arbeitet in Accra, Ghana, sowie Wien.
„Die Bilder sprechen nicht, aber sie sprechen.“1 (Amoako Boafo)
Ausbildung
Amoako Boafo erhielt bis zu seinem zwanzigsten Lebensjahr keine formale Kunstausbildung. Eigentlich wollte er Tennisspieler werden. Als Kind bereits außergewöhnlich begabt im Zeichnen, schrieb sich Boafo im Ghanatta College of Art and Design ein. In den folgenden Jahren begann er Porträts zu malen und arbeitete als Sargträger, um sich das Geld für die Kunstmaterialien zu verdienen.2 Amoako Boafo studierte ab 2008 am Ghanatta College of Art and Design in Accra, wo er die Grundlagen der Malerei erlernte.
Dann kreuzte er zufällig den Weg einer Künstlerin aus Wien und erfuhr durch sie von österreichischen Stipendienmöglichkeiten. Nach zwei kurzen Aufenthalten - Sunanda [Mesquita] hatte ihm eine Ausstellungsmöglichkeit verschafft, in einem Kunstraum namens Fortuna Galerie auszustellen und die Stadt kennenzulernen3 (2013/14) - arbeitete Amoako Boafo ab 2014 an der Akademie der bildenden Künste Wien. Der Maler betont, dass er bereits Porträtist war, bevor er ankam. Ihm fehlte (noch) eine verfeinerte Technik, und er suchte einen einzigartigen persönlichen Stil. An der Wiener Akademie konnte Amoako Boafo erstmals frei experimentieren.4 Zu seinen Vorbildern zählen Lynette Yiadom-Boakye (für die Einfachheit), Kehinde Wiley, Kerry James Marshall, Henry Taylor, Toyin Ojih Odutolas (Federstriche).
Im Jahr 2017 eröffnete Amoako Boafo in Wien einen Kunstraum namens WE DEY x space, um „Schwarze und PoC-Künstler*innen zu unterstützen, die sich in Wien unsichtbar fühlen“.5 Hier sollten jene marginalisierten Stimmen zu Wort kommen, die sonst nicht gehört oder an den Rand der Gesellschaft gedrängt werden.6
Werke
„Ich suche nach Menschen, die ich kenne und die zu dieser Energie passen. Vielleicht sehe ich ein Bild von jemandem, und mir gefällt die Pose, das ist eine Inspiration. Ausgehend von der Pose, die ich verwende, muss ich dann eine Figur finden, die ich erschaffen will und die die Energie hat, nach der ich suche. Die Pose ist eine Inspiration.“7 (Amoako Boafo)
Als Teil der afrikanischen Diaspora rückt Amoako Boafo das Thema des Schwarzen Körpers in den Mittelpunkt seines künstlerischen Schaffens und beteiligt sich damit aktiv an einer Neugestaltung und Reorientierung einer global aufgefassten Vorstellung von Schwarzer Kultur, die sich freigemacht hat von den externen Einflüssen einer weißen Mehrheitsgesellschaft. In ihrem Bildaufbau oft streng frontal ausgerichtet, suchen die porträtierten Personen den direkten Blickkontakt zu den Betrachter:innen und begegnen diesen selbstbewusst auf Augenhöhe.
Kennzeichnend für seinen malerischen Stil ist der starke Kontrast von flächigen und ornamentalen Bildelementen und der plastischen Darstellung der porträtierten Personen. Mit Hilfe von Fingermalerei, statt eines Pinsels, realisiert amoako Boafo erstaunliche Linienführung. Inspiration für seine höchst subjektive Art, Haut zu malen, sind Selbstporträts von Egon Schiele.
Auszeichnungen und Preise
- 2008: Bester Porträtmaler seines Jahrgangs am Ghanatta College of Art and Design
- 2017: Walter Koschatzky Kunst-Preis
- 2019: STRABAG -Artaward International
Literatur zu Amoako Boafo
- Amoako Boafo. Proper Love, hg. v. Stella Rollig und Sergey Harutoonian (Ausst.-Kat. Unteres Belvedere, Wien, 25.10.2024–12.1.2025), Wien 2024.
- Mit Beiträgen von Ekow Eshun, Sergey Harutoonian, Mahret Ifeoma Kupka, Stella Rollig, Taiye Selasi, Vasilena Stoyanova
- Chris Gruener / Larry Ossei-Mensah (Hg.), Amoako Boafo: Soul of Black Folks (Ausst.-Kat. Museum of the African Diaspora, San Francisco; Contemporary Arts Museum Houston), Petaluma 2023.
- mit Beiträgen von Eddie Chambers, Allison Glenn, Elena Gross, Hesse McGraw, Aja Monet, Larry Ossei-Mensah, Moses Sumney, Sally A. Nuamah und Monetta White
- Roberts Projects (Hg.), Amoako Boafo, Los Angeles 2022.
- mit Beiträgen von Osei Bonsu, Rachel Cargle, Mutombo Da Poet, Aja Monet, Paul Schimmel und Camille Weiner
- Osei Bonsu, „Amoako Boafo“, in: Osei Bonsu /
- African Art Now: Fifty Pioneers Defining African Art for the Twenty-First Century, hg. v. Alison Starling (Ausst.-Kat. Tate Gallery, London), London 2022, S. 48–53.
- Dieter Buchhart, Amoako Boafo, in: The New African Portraiture. The Shariat Collections: Kunsthalle Krems, hg. v. Florian Steininger (Ausst.-Kat. Kunsthalle Krems), Krems 2022, S. 22–27.
- When We See Us: A Century of Black Figuration in Painting, hg. v. Koyo Kouoh (Ausst.-Kat. Zeitz Museum of Contemporary Art Africa, Kapstadt), London 2022, S. 132.
Beiträge zu Amoako Boafo
- Zitiert nach Sergey Harutoonian, Die Bilder blicken uns an. Wie Amoako Boafo die gegenwärtige Vorstellung und gesellschaftliche Wahrnehmung von Schwarzer Identität prägt, in: Amoako Boafo. Proper Love, hg. v. Stella Rollig und Sergey Harutoonian (Ausst.-Kat. Unteres Belvedere, Wien, 25.10.2024–12.1.2025), Wien 2024, S. 9.
- Taiye Selasi, Die Wiener „Sukzession“, in: Amoako Boafo. Proper Love, hg. v. Stella Rollig und Sergey Harutoonian (Ausst.-Kat. Unteres Belvedere, Wien, 25.10.2024–12.1.2025), Wien 2024, S. 29–33, hier S. 31.
- Ekow Eshun im Gespräch mit Amoako Boafo, in: Amoako Boafo. Proper Love, hg. v. Stella Rollig und Sergey Harutoonian (Ausst.-Kat. Unteres Belvedere, Wien, 25.10.2024–12.1.2025), Wien 2024, S. 23–27.
- Amoako Boafo, S. 24.
- Taiye Selasi, S. 32.
- Sergey Harutoonian, Die Bilder blicken uns an Wie Amoako Boafo die gegenwärtige Vorstellung und gesellschaftliche Wahrnehmung von Schwarzer Identität prägt, in: Amoako Boafo. Proper Love, hg. v. Stella Rollig und Sergey Harutoonian (Ausst.-Kat. Unteres Belvedere, Wien, 25.10.2024–12.1.2025), Wien 2024, S. 9–15, hier S. 9.
- Ekow Eshun im Gespräch mit Amoako Boafo, in: Amoako Boafo. Proper Love, hg. v. Stella Rollig und Sergey Harutoonian (Ausst.-Kat. Unteres Belvedere, Wien, 25.10.2024–12.1.2025), Wien 2024, S. 23–27, hier S. 25.