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Berlin | Gemäldegalerie: Gerard ter Borchs „Galante Konversation“ Ein Meisterwerk und seine virtuosen Varianten

Gerard ter Borch, Galante Konversation, Detail (© Staatliche Museen zu Berlin, Gemäldegalerie / Christoph Schmidt)

Gerard ter Borch, Galante Konversation, Detail (© Staatliche Museen zu Berlin, Gemäldegalerie / Christoph Schmidt)

Gerard ter Borch d. J. (1617–1681) schuf mindestens zwei nahezu identische Versionen von „Galanter Konversation“, auch bekannt als „Väterliche Ermahnung“. Eines der erhaltenen Gemälde befindet sich in der Berliner Gemäldegalerie und das andere im Amsterdamer Rijksmuseum. Eine Sonderpräsentation in der Gemäldegalerie wird die beiden Bilder nach über 350 Jahren erstmals wieder zusammenführen und im direkten Vergleich nebeneinander zeigen.

„Satinstückchen“

Ter Borch spezialisierte sich ab etwa 1648 auch auf Genredarstellungen. Wie kaum ein anderer holländischer Maler seiner Zeit wusste er dabei die silbrig glänzenden Satinkleider seiner Protagonistinnen so täuschend echt und überzeugend darzustellen, dass man seinen Interieurszenen den Namen „satijntjes“, also „Satinstückchen“, gab. Seine bedeutendste Darstellung in dieser Reihe ist die „Galante Konversation“, in der das silbrige Kleid, mit dem kunstvoll in Falten gelegten, glänzenden Stoff den Mittelpunkt des Gemäldes bildet und in seiner optisch-haptischen Faszination ein besonders reizvolles Zusammenspiel mit der rätselhaften Figur in Rückenansicht eingeht.

 

Ein erfolgreiches Motiv

Von der außerordentlichen Beliebtheit der Darstellung, insbesondere der Rückenfigur im weißen Atlaskleid, zeugen nicht weniger als 24 Wiederholungen, Teilkopien und Nachahmungen. Ter Borch selbst schuf von der „Galanten Konversation“ mindestens zwei fast identische Versionen, die nun zum ersten Mal gemeinsam ausgestellt werden. Sie werden ergänzt um eine Leihgabe aus Dresden sowie zwei Leihgaben aus Privatbesitz, die ebenfalls von Ter Borch bzw. aus der Werkstatt Ter Borchs stammen und die Rückenfigur der jungen Frau in einer abgewandelten, vereinfachten Komposition wiederholen. Die aufschlussreiche Begegnung der fünf Werke erlaubt nicht nur das Studium von Ter Borchs verfeinerter und zugleich so effizienter Maltechnik im direkten Vergleich; die Präsentation wirft auch ein Schlaglicht auf die überaus geschickte Vermarktung seiner erstaunlich wandelbaren Motiverfindungen und Bilder.

 

 

Verschiedene Lesarten

Schillernd gibt sich auch das Thema der dargestellten Szene. Entgegen der früheren Lesart spricht einiges dafür, dass es sich um die Darstellung einer amourösen Verführung handelt – ein Aspekt, der auch in weiteren „Konversationsstücken“ der Gemäldegalerie seinen Niederschlag findet. Doch in der Tat liegt eine der charakteristischsten Fähigkeiten Ter Borchs in der subtilen Behandlung seiner Sujets und der bewusst gewählten Uneindeutigkeit des Moments. So erklärt sich, wie die Verführungsszene im 18. Jahrhundert den Titel „Väterliche Ermahnung“ erhalten konnte, was in der Sonderpräsentation J. G. Willes Reproduktionsstich von 1765 illustriert, der nicht zuletzt auch die Vorlage für Johann Wolfgang von Goethes berühmter Beschreibung der „herrliche(n) Gestalt im faltenreichen, weißen Atlaskleid“ in den „Wahlverwandtschaften“ bildete.

Quelle: Pressetext

 

Gerard ter Borchs „Galante Konversation“: Bilder

  • Gerard ter Borch, Galante Konversation, Detail (© Staatliche Museen zu Berlin, Gemäldegalerie / Christoph Schmidt)
  • Gerard ter Borch, Galante Konversation, auch genannt „Die väterliche Ermahnung“, um 1654, Öl/Lw, 71 × 73 cm (Rijksmuseum, Amsterdam)

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