Die größte Retrospektive zum Werk von Franz West (1947–2012) mit nahezu 200 Kunstwerken beinhaltet Arbeiten von 1972 bis 2012. Sowohl die selten ausgestellten Zeichnungen aus den frühen 1970er Jahren wie auch Wests ersten Skulpturen sind zu sehen. 1973/74 begann Franz West mit der Reihe der Passstücke und performative Skulpturen, die den Betrachter mit einbeziehen, um deren „Neurosen zu offenbaren“. Die Pappmaché-Skulpturen der 1980er Jahre sowie eine Reihe von Kollaborationen mit Künstlerkollegen, darunter Herbert Brandl, Heimo Zobernig und Albert Oehlen, zeigen ihn als Handwerker und kommunikativen Künstler. „Lemurenköpfen“, Collagen und Zeichnungen aus der späten Zeit, Modelle für Kunstwerke im öffentlichen Raum und eine Auswahl solcher Skulpturen wie auch Wests Möbel vervollständigen den Werküberblick. Stühle und Sofas des österreichischen Bildhauers werden in weiteren Museen und Institutionen im Marais aufgestellt werden, darunter dem Musée national Picasso, dem Musée Cognacq–Jay und der Bibliothèque historique de la ville de Paris.
Frankreich | Paris: Centre Pompidou, Gallery 2, Level 6 / Forum, Level 0 / Marais
12.9. – 10.12.2018
Großbritannien | London: Tate Modern
20.2. – 2.6.2019
1973/74 brachte Franz West die Skulptur in ein neues Verhältnis zum Körper, zum Verbalen und zum Betrachter. Dadurch gelang es ihm, eine völlig unerwartete Ästhetik zu schaffen. In Vorwegnahme der „Trash“-Ästhetik der 1990er Jahre hat er die Kategorien des Schönen und des Hässlichen, des Abstoßenden und Verführerischen immer wieder umgedreht.
Wie kaum ein anderer hat Franz West die Vorstellungen von Autorenschaft und Zusammenarbeit zwischen Künstlern, von bildenden Künstlern bis hin zu Schriftstellern oder Musikern, neu definiert. Die Ausstellung berücksichtigt auch die Leidenschaft von West für Musik und die Bedeutung von Philosophie und Psychoanalyse für ihn, insbesondere durch das Erbe von Ludwig Wittgenstein und Sigmund Freud.
Die Installation „Auditorium“ entstand für die documenta 9 in Kassel 1992 und ist eine Anspielung auf Freuds Psychoanalyse-Couch. Sie wird ein Programm von Performances und Diskussionen mit einem Dutzend eingeladener Gäste beherbergen: Kuratoren, Künstler, Musiker und Freunde von West, darunter Bice Curiger und Kasper König.
Kuratiert von Christine Macel, Chefkuratorin am Centre Pompidou, und Mark Godfrey, Senior Curator, International Art (Europe and the Americas) an der Tate Modern, London.
Kuratorische Assistenzen: Loïc Le Gall und Luise Willer (Centre Pompidou) und Monika Bayer-Wermuth (Tate Modern)