Josef Danhauser

Wer war Josef Danhauser?

Josef Danhauser (Wien 19.8.1805–4.5.1845 Wien) war ein österreichischer Maler und Grafiker des Biedermeier (→ Romantik). Danhauser war Porträt-, Historien- und vor allem Genremaler und zählt heute zu den beliebtesten Erzählern der 1830er und 1840er in Wien. Seine größte Bedeutung liegt auf dem Gebiet der Genremalerei, in der er neben Ferdinand Georg Waldmüller und Peter Fendi als wichtigster Maler der Biedermeierzeit in Wien gewertet wird. In seinen Werken zeigt sich eine deutliche sozial- und gesellschaftskritische Note, die er mit theatralischen Mitteln zu inszenieren verstand.

Kindheit und Ausbildung

Josef Franz Danhauser wurde am 19. August 1805 als ältester Sohn des erfolgreichen Möbelfabrikanten und Bildhauers Joseph Ulrich Danhauser und dessen Frau Johanna (geb. Lambert) im Hause Laimgrube Nr. 30 (heute: Linke Wienzeile, Nr. 16), Wien, geboren. Seine jüngeren Brüder waren Franz (1806–1845), Carl (1808–1889) und Anton (1810–1842).

Danhauser wuchs in der gepflegten Atmosphäre einer wohlhabenden, bürgerlichen Familie auf. Der wirtschaftliche Erfolg seiner Familie basierte auf Möbeln, die sein Vater mit gehämmerten Beschlägen nach französischem Vorbild verzierte. Hergestellt wurden sie in der „k.k. Lndesprivilegierten Danhauserschen Möbel Fabrik“. Sichtbar wurde der soziale Aufstieg spätestens am 25. September 1825, als Joseph Ulrich Danhauser das ehemalige Althansche Gartenpalais (später Karolysche Gartenpalais, Ungargasse 63–67) erwarb. Das Gebäude lag dem kaiserlichen Schloss Favorita (heute: Theresianum) gegenüber und war 1732 von Johann Bernhard Fischer von Erlach errichtet worden (abgerissen 1840). Auch die Möbelfabrik wurde dorthin verlegt.

Bereits in frühen Jahren zeigte er sich interessiert an Kunst, allen voran Musik. Der junge Danhauser erhielt Geigenunterricht von Joseph Mayseder (1789–1863), da sich die Eltern Hoffnung machten, dass ihr Sohn ein Violinvirtuose werden könnte. Sein Vater erteilte ihm den ersten Zeichenunterricht.

Ab am 1. November 1820 besuchte Josef Danhauser die Akademie der bildenden Künste Wien bei St. Anna, wo er bis 1826 als Schüler gelistet ist. Danhauser wurde im Fach Historienmalerei von Johann Peter Krafft ausgebildet.

Danhauser und Pyrker

Im Jahr 1826 stellte Josef Danhauser an der Akademie erste Arbeiten, drei Szenen aus der „Rudolphias“, aus. Der Heldenepos war von Johann Ladislaus Pyrker von Felsö-Eör (1772–1847), seit 1821 Patriarch von Venedig, verfasst worden. Der Autor suchte über seinen Verleger und Buchhändler Strauss nach Illustratoren seines Buches. Da Strauss jedoch jedem nur ein Freiexemplar der Dichtung zukommen lassen wollte, sprangen alle außer Danhauser ab. Insgesamt malte er fünf Bilder nach der Pyrker’schen Dichtung, die sich heute im Szépművészeti Múzeum, Budapest, befinden. Die Frage, warum Danhauser in den 1830er Jahren seine früheren Bilder wiederholte, wird sowohl mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten der Familie wie auch Nachfrage nach den Werken und Themen beantwortet:

  • Ottokar, der böhmische König, wirft seinen Handschuh vor den Kaiser Rudolph (zweite Fassung Wien Museum)
  • Die letzte Schlacht zwischen Kaiser Rudolph und König Ottokar
  • Der im Lilienfelder Schneegebirge wohnende Einsiedler prophezeit dem Kaiser Rudolph die zukünftige Größe des Hauses Habsburg
  • Wallenstein stürzt sich im Zelte Ottokars in sein eigenes Schwert, 1825 datiert
  • Ottokars Tod (erste Fassung Belvedere, Wien; zweite Fassung Budapest, 1832 datiert)

Johann Ladislaus Pyrker lud Danhauser nach Venedig ein. Am 1. März 1826 reiste dieser ab und blieb bis Juli, um in Venedig die italienischen Meister, vor allem Tizian und Veronese, zu studieren. Danhauser schrieb an seinen Vater, dass man ihm ein Zimmer mit Blick auf den Markusplatz, über dem des Patriarchen von Venedig, angewiesen habe. Don Basilio, der Sekretär des Patriarchen, sorgte sich um das Wohlergehen des jungen Wiener Künstlers. Noch im Juli kehrte er mit Pyrker über Triest nach Wien zurück.

Werke für das Lithographische Institut

Am 1. und 2. Mai 1827 hielt sich Danhauser mit seinem Vater in Prag auf. In diesem Jahr nahm er gemeinsam mit Mathias Ranftl dem verstorbenen Ludwig van Beethoven die Totenmaske ab (27.3.), was auf eine freundschaftliche Beziehung zum Komponisten hinweisen dürfte. Im Feuilleton wurde der Vorgang genau beschrieben.1 Ranftl übernahm das Rasieren des Verstorbenen, nachdem der herbeigerufene Barbier mehr als einen Dukaten für den Auftrag verlangte. In der Zwischenzeit mischte Danhauser den Gips an. An diesem Tag dürfte der Maler auch jene Zeichnung zu „Beethoven am Totenbett“ geschaffen haben, welche als Vorlage für eine häufig reproduzierte Lithografie diente; zudem schuf er Ölstudien des Antlitzes und der Hände Beethovens (Beethoven Haus, Bonn).

In den Jahren 1827/28 arbeitete Josef Danhauser gemeinsam mit Moritz von Schwind für das damals unter der Leitung Franz von Schobers stehende Lithographische Institut an einer Serie von 17 Blättern mit dem Titel „Verlegenheiten“. Danhauser soll Entwürfe für sechs der Darstellungen geschaffen haben, davon sind aber nur vier bekannt: „Die beiden Ballgäste“, „Der Schlittschuhläufer“, „Die verunglückte Mahlzeit“ und „In der Menagerie“. Letzteres zeigt einen indischen Elefanten, wie er den Hut einer Besucherin „stiehlt“.

Diese Arbeit mag ihn dazu befähigt haben, sich am 7. August 1828 mit einem weiteren Ereignis der Wiener Gesellschaft zu beschäftigen: der Ankunft einer Giraffe, einem Geschenk des Vizekönigs Mehmet Ali von Ägypten. Das exotische Tier wurde von dem 56-jährigen Cadgi Ali Siaballi begleitet, der wie auch die Giraffe zum bestaunten „Objekt“ wurde. Danhausers Darstellung, „Die Neugierigen“ (Wien Museum), ist insofern außergewöhnlich, als er seine Komposition in zwei Hälften teilte, wobei er sich in die Position des Beobachters im Gehege begab. Die rechte Hälfte zeigt die Giraffe und ihren Wärter, während sich das dicht gedrängte Publikum vor oder besser hinter den Gitterstäben um den besten Platz streitet. Das Tier verendete bereits im folgenden Jahr.

Pyrker, der nunmehr Erzbischof von Erlau (heute: Eger) geworden war, berief Danhauser am 22. November 1828 zu sich. Dort führte der Wiener Maler vor allem im Auftrag der Kirche Arbeiten aus, hatte sich sein Auftraggeber doch 1829 entschlossen, die alte Domkirche durch einen Neubau zu ersetzen. Es entstanden Porträts. Zudem nahm Danhauser Restaurierungen an Gemälden der erzbischöflichen Privatgalerie vor.

Im Frühjahr 1828 präsentierte Josef Danhauser das Gemälde „Das Scholarenzimmer“ in der Akademie­Ausstellung, von wo es für die kaiserliche Gemäldegalerie erworben wird. Auf humorvolle Weise verpackt der Wiener Maler in der Bilderzählung seine Kritik am Kopieren von Gemäl­den „alter Meister“, einem zentralen Ausbildungs­inhalt an der kaiserlichen Akademie. Um einen Hund zu erschrecken, steckt der junge Mann an der Staf­felei respektlos seinen Finger durch das Porträt. Wohl durch das Bellen alarmiert betritt ein strenger Lehrer das Studierzimmer, den Malstock wie einen Zeremonienstab in der Hand. Drastische Mittel scheinen also nötig, um das „alte“ Bild mit Leben zu füllen.

Danhauser in der Danhauser’schen Möbelfabrik

Am 9. Januar 1829 starb Danhausers Vater im Alter von 48 Jahren, weshalb er nach Wien zurückkehren musste, um gemeinsam mit seiner Mutter die Firmenleitung zu übernehmen. In der Verlassenschaft wurde bereits ein Verlust von 27.253 Gulden und 31 Kreuzern ausgewiesen. In den folgenden Jahren widmete er sich vor allem administrativen Angelegenheiten und der künstlerischen Mitarbeit in der Fabrik.

Die Familie kam in erhebliche finanzielle Schwierigkeiten, da sich die Aussichten verschlechterten und die angeblich finanzstarke Kundschaft vor allem aus Ungarn nicht zahlte. Durch eine Verlosung von Haus und Garten konnte ein Teil der Verpflichtungen 1838 eingelöst werden, die aus der Fabrik stammten. Die Familie übersiedelte in das Haus auf der Wieden Nr. 51 (heute: Paniglgasse 7).

Nationaler Durchbruch

Vom Herbst 1832 bis zum Frühjahr 1833 war Josef Danhauser wieder in Erlau tätig und nahm die Malerei wieder auf. Er erhielt den Auftrag, für Erlau das Altarbild mit dem Thema „Johannes ante portam latinam“ zu malen, das sich noch vor Ort befindet. Es zeigt den gefesselten Johannes vor seinem Martyrium. Er bereitete das Werk mit vielen Zeichnungen sehr genau vor, auch soll er einen Entwurf (verschollen) gemalt haben. Ende August 1835 war das Altargemälde vollendet. Bevor es Danhauser nach Erlau schickte, stellte er es im „ehemaligen Graf Karolyschen Palais, alte Wieden, Meierhofgasse 203, täglich, mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage, von 9 Uhr früh bis 6 Uhr abends“2 öffentlich aus.

1836 erhielt Josef Danhauser den Preis der Akademie für das Gemälde „Die Verstoßung der Hagar“, das er am 15. Januar abgeliefert hatte. Das Werk wurde für 1000 Gulden für die Kaiserliche Galerie im Oberen Belvedere (heute: Belvedere) erworben. Danhauser wandte sich nunmehr der Genremalerei zu, wobei in dieser Gattung seine bedeutendsten Werke entstanden. Erste Höhepunkte seines Werks sind „Die Frau des Fischers mit ihrem Kind“, „Der Prasser“ (1836) und „Die Klostersuppe“ (1838), „Wein, Weib und Gesang“ (1839).

Danhauser an der Wiener Akademie

1838 wurde er nach dreijähriger Wartezeit eine Stelle als Korrektor für Historienmalerei an der Akademie. In einem Brief vom 1. Oktober 1838 äußerte sich Danhauser kritisch über den mangelhaft ausgeführten Lehrplan, die schlechten Schüler und das Unverständnis seiner Vorgesetzten. Sein Atelier hatte der Künstler am Glacis 899, im Haus Konrad Grafs „nächst dem Mondschein“ (heute: Technikerstraße 7).

Am 16. September 1838 heiratete Danhauser Josephine Streit, die Tochter eines Arztes. Gemeinsam bekam das Paar drei Kinder, Josef (*1839), Marie (*1841) und Julie (*1843). Am Weihnachtsabend 1841 starb Danhausers Mutter.

1841 wurde Josef Danhauser zum Professor für Historienmalerei an der Akademie ernannt. Doch 1842 legte er sein Amt bereits wieder nieder, indem er um einen längeren Erholungsurlaub ansuchte. Er unternahm eine lange geplante Reise mit dem befreundeten Wiener Fabrikanten und Kunstmäzen Rudolf von Arthaber. Über Gastein reiste er nach Deutschland und Holland.

Im Juni 1844 stellte Josef Danhauser – nach dreijähriger Pause – zwölf Genrebilder zugunsten des Künstlerpensionsvereins im Niederländerhaus (Herrengasse 11, 1010 Wien) aus.

Tod

Josef Danhauser starb am 4. Mai 1845 in Wien an Typhus. Er wurde auf dem ehemaligen Hundsturmer Friedhof beigesetzt und erhielt nach dessen Auflassung ein Grab auf dem Wiener Zentralfriedhof.

1862 wurde die Danhausergasse in Wien-Wieden (4. Bezirk) nach dem Künstler benannt.

Literatur zu Josef Danhauser

  • Sabine Grabner, Josef Danhauser. Biedermeierzeit im Bild (= Belvedere Werkverzeichnisse, Band 1) Wien 2011.
  • Felix Czeike (Hg.), Danhauser Josef Franz, in: Historisches Lexikon Wien. Band 1, Wien 1992, S. 613.
  • Veronika Birke, Josef Danhauser (1805–1845). Gemälde und Zeichnungen (Ausst.-Kat. Graphische Sammlung Albertina), Wien 1983.
  • Franziska Schmid, Danhauser, Josef, in: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 3, Berlin 1957, S. 506 f.
  • Karl Weiß, Danhauser, Joseph, in: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 4, Leipzig 1876, S. 726–729.
  • Joseph Danhauser. Ein Bild aus dem Wiener Kunstleben, in: Österreichische Revue, Jg. 3 (1865), S. 146–165.
  • Constantin von Wurzbach, Danhauser, Joseph, in: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 3. Theil, Wien 1858, S. 153–156.
  1. Die Donau, Nr. 140 (26.5.1855), S. 863.
  2. C. J. Metzger, Das Hochaltarbild für die neuerbaute Domkirche tz Erlau, gemalt von Josef Danhauser in Wien, in: Bäuerles ‚Allgemeine Theaterzeitung‘, Nr. 173 (31.8.1835).