Der monumentale iPad-Fries „A Year in Normandie“ des international renommierten britischen Künstlers David Hockney ist erstmals in Deutschland zu sehen. Das 90 Meter lange Landschaftsbild steht im Dialog mit Hockneys Gemälden und Videoarbeiten aus Yorkshire, die sich schon seit längerem in der Sammlung Würth befinden. Bereits seit Jahren pflegen David Hockney und der passionierte Sammler Reinhold Würth einen intensiven Austausch, der in dieser Ausstellung einen vorläufigen Höhepunkt erhält.
Deutschland | Künzelsau: Museum Würth 2
3.4. – 16.7.2023
David Hockney verbrachte den Lockdown 2020/21 in seinem alten Bauernhof in der Normandie. Die Zeit der Kontemplation nutzte der Maler, um auf seinem iPad den Wechsel der Jahreszeiten zu beobachten. Auf insegesamt 200 Bildern hielt der Brite in einer nahezu unendlichen Landschaft die sich verändernde Vegetation fest. Ausgedruckt hat der vergrößerte Fries eine Länge von 90 Metern.
Als Inspirationsquellen für „A Year in Normandie [Ein Jahr in der Normandie]“ dienten David Hockney zwei kulturhistorisch verschiedene Phänomene unterschiedlicher Kontinente. Einerseits war es ein chinesisches Rollbild aus dem Metropolitan Museum, das 1983 gesehen hat. Hockney beschrieb, dass das Panorama etwa 30 Meter lang war und für ihn in einem privaten Raum ausgestellt wurde: „Es war einer der aufregendsten Tage meines Lebens“, meinte der Künstler.
Andererseits begeistert er sich für den weltberühmten Wandteppich von Bayeux. Dabei handelt es sich um eine 70 Meter lange Stickerei, die auf Leinenband gearbeitet wurde. Der Wandteppich von Bayeux thematisiert den Machtkampf um den englischen Thron, insbesondere die Schlacht bei Hastings 1066, mit der die Eroberung Englands durch die Normannen endete.
Das historische Kontinuum inspirierte den Künstler zum Format dieser Größenordnung für seine Auseinandersetzung mit seinem direkten Umfeld. Minutiös und mit intensivem Blick studierte Hockney seine Umgebung en plein air. Mit seinem ständigen Begleiter, dem iPad, übersetzte er das Gesehene in ein eindrucksvolles leuchtendes Farbband der Jahreszeiten.
Hockney lädt ein zu einem poetischen Spaziergang entlang der Felder. Man lustwandelt fast durch die Jahreszeiten. So als wäre man dabei, von den kahlen Bäumen des Vorfrühlings, wenn die Felder gerade zu sprießen beginnen und einen zarten grünen Schleier zeigen, bis zu den Blüten der Obstbäume und dem immer grüner leuchteden Gras, wenn gelbe und weiße Wildblumen auf den Feldern auftauchen. Plötzlich kommt ein Schauer auf und intensiviert die Grüntöne noch mehr. Das üppige Aufkeimen des Sommers, der gelegentlich von schweren Wolken beschattet wird, ändert die Farbigkeit der Natur grundlegend. Die kräftigen Farben des Sommers verwandeln sich allmählich in die Rot- und Ockertöne des Herbstes, während die Bäume langsam in ihren blattlosen Zustand zurückkehren, nur um im letzten Bild wieder mit Schnee bedeckt zu werden.
Einzigartig an der spektakulären Präsentation eines iPad-Gemäldes dieser Dimension ist der Dialog des Frieses aus der Normandie mit den 15 Kunstwerken Hockneys aus dem Bestand der Sammlung Würth und wenigen Leihgaben aus Privatbesitz. So trifft der Norden Englands in Künzelsau auf die nordfranzösischen Gefilde und so begegnen mitunter die vier großformatigen Ölgemälde „Three Trees near Thixendale“ im Wandel der Jahreszeiten dem Fries „A Year in Normandie“.