Małgorzata Mirga-Tas
Wer ist Małgorzata Mirga-Tas?
Małgorzata Mirga-Tas (*16.4.1978 in Zakopane, Polen) ist eine bildende Künstlerin der Gegenwart (→ Zeitgenössische Kunst). schafft hauptsächlich Skulpturen aus Karton.
Małgorzata Mirga-Tas lebt und arbeitet in einer Roma-Siedlung in Czarna Góra, Polen.
Kindheit
Małgorzata Mirga-Tas wurde am 16. April 1978 in Zakopane, Polen, geboren. Sie ist eine Bergitka-Romni und wuchs in einer Roma-Siedlung in Czarna Góra in der polnischen Region Spisz auf.
Ausbildung
Małgorzata Mirga-Tas besuchte die Kunstschule Antoni Kenar, wo sie den Kurs für Möbel besuchte. Sie schloss 2004 das Bildhauerstudium bei Jan Matejko am Institut für Bildhauerei an der Akademie der Bildenden Künste in Krakau ab.
Werke
Für ihre Zeichnungen und Gemälde verwendet Małgorzata Mirga-Tas unterschiedliche Kreide, verschiedene Farbsorten, Zeitungsausrisse, Pailletten, Karton, Stoffe und vieles mehr. Die Roma-Kultur ist für Mirga-Tas eine Inspirationsquelle, und so tauchen in ihren Werken mit ihren lebendigen Farben und den dekorativen, starken Linien entsprechende Motive und ornamentale Muster auf. In ihren jüngsten Werken widmet sie sich dem alltäglichen Leben in den Roma-Siedlungen und -Communitys.
Mirga-Tas setzt sich als Aktivistin für Roma-Communitys ein und engagiert sich in verschiedenen sozialen und künstlerischen Projekten gegen gesellschaftliche Ausgrenzung, rassistische Diskriminierung und Fremdenfeindlichkeit. Sie leitet Integrations-Workshops für Roma- und Nicht-Roma-Kinder und ist Ko-Autorin mehrerer Projekte, darunter „Romani Click“ und „Romani Art“ 2007 gründete und koordinierte sie eine internationale Vereinigung für Roma- und Nicht-Roma-Künstler_innen namens „Jaw Dikh!“. Sie organisierte die Ausstellung „Kali Berga“ (2008) und nahm auch selbst als Künstlerin daran teil. Die Ausstellung untersuchte die Situation der Rom_nja auf lokaler Ebene (zum Beispiel im polnischen Czarna Góra) wie auch in ganz Europa Małgorzata Mirga-Tas nimmt immer wieder an Konferenzen, Treffen und Projekten teil, die im Zusammenhang mit den Anliegen der Sinti und Roma stehen.
Im Jahr 2014 setzte sich Małgorzata Mirga-Tas in ihrer künstlerischen Arbeit mit dem „Samudaripe“, dem Völkermord an Sinti und Roma, auseinander. Als zentrales Werk ließe sich hier eine Skulptur mit dem Titel „Zalikierdo Drom [Die unterbrochene Reise]“ nennen, die Małgorzata Mirga-Tas in der für sie typischen Kartontechnik anfertigte. Diese Arbeit war in einer Gruppenausstellung zum Roma-Völkermord zu sehen. Die Arbeit zeigt einen verlassenen Roma-Caravan in einem Wald – eine Allegorie auf die von den Nazis während des Zweiten Weltkriegs verübten Exekutionen kompletter Roma-Familien. Die Arbeit bezieht sich darauf, dass die verfolgten Sinti und Roma mit ihren Wagen nur in den Wäldern weit weg der Städte und Dörfer ein wenig Sicherheit hatten.
Auf der 42. Malerei-Biennale „Bielska Autumn“ im Jahr 2015 wurde ihre Arbeit prominent präsentiert. Ihr wurde das Stipendium des American Government’s International Visitor Leadership Program in der Kategorie „Promoting Social Good through Arts“ verliehen.
Małgorzata Mirga-Tas großformatige und farbenreiche Textilarbeiten wurden bereits 2022 im polnischen Pavillon auf der Biennale in Venedig sowie im Fridericianum auf der documenta in Kassel präsentiert. Ihre Werke stehen für ein emanzipiertes Bild der Sinti:zze und Rom:nja mit einer neuen, selbstbewussten Ikonografie. Die Alltagsdarstellungen brechen mit den tief in der Kunstgeschichte verankerten stereotypen Fremddarstellungen von Sinti:zze und Rom:nja.
Dazu greift Mirga-Tas historische Darstellungen, Fotografien und Kunstwerke auf und stellt diesen Motive aus deren Gemeinschaft entgegen: Sujets sind dabei häufig Familie, Schwesternschaft und die Thematisierung von Geschlechterrollen. Im Gegensatz zu den oft anonymisierten Fremddarstellungen der Vergangenheit sind die von ihr gezeigten Personen meist ihr nahestehende oder ihr bekannte Sinti:zze und Rom:nja, die sie als Individuen präsentiert.
In ihrem Werk „Morning Tea“ von 2023 nimmt sie explizit Bezug auf Otto Muellers Gemälde „Zwei Zigeunerinnen mit Katze“. Mirga-Tas zeigt die Frauen in einer alltäglichen Situation – in bunter Kleidung und an der Kaffeetafel ins Gespräch vertieft. Ein Kontrast zu Muellers Darstellung, in der er die Frauen mit entblößter Brust, diskriminierend, stereotypisiert und ihren kulturellen Gewohnheiten entrissen inszeniert. Das Werk ist eine kritische und hinterfragende Antwort auf Muellers fast 100 Jahre alte Darstellungen der Sinti:zze und Rom:nja, die den Individuen eine Stimme gibt und die Gemeinschaft hervorhebt.