Otto Mueller: dt. Maler des Expressionismus | ARTinWORDS most play casino golari casino glory casino aviator glory casino game 777 casino mcw live casino benger casino glory casino login krikya casino login bangor casino pana 365 casino betvisa online casino six6s casino casino live crazy time baji live casino mag casino bjoy 7 casino login glory casino apk latest version glory casino bangladesh glory casino apps glory casino account mcw casino log in mcw casino login bangladesh megha casino

Otto Mueller

Wer war Otto Mueller?

Otto Mueller (Liebau 16.10.1874–24.9.1930 Obernigk) zählt zu den bedeutendsten deutschen Malern des Expressionismus. Zwischen 1910 und Mai 1913 arbeitete er eng mit den nach Berlin übersiedelten Brücke-Künstlern zusammen. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde er an die Staatliche Akademie für Kunst und Kunstgewerbe nach Breslau berufen, wo er bis zu seinem Tod 1930 eine Professur neben Oskar Schlemmer innehatte. Zu seinen bekanntesten Werken zählt die sogenannte „-Mappe“ von 1927. Otto Mueller war zeitlebens auf der Suche nach dem vermeintlich „Ursprünglichen“ und „Unverbrauchten“, was er in einer romantisierenden und stereotypisierenden Darstellungen von Minderheiten, allen voran den Rom:nja, und omnipräsenten Frauenakten vermeintlich fand. Daher polarisiert sein Werk bis heute und entzieht sich einer eindeutigen Einordnung.

„Hauptziel meines Strebens ist mit größtmöglicher Einfachheit, Empfindungen von Landschaft und Mensch auszudrücken.“1 (Otto Mueller, 1919)

Kindheit & Jugend

Otto Mueller wurde am 16. Oktober 1874 in Liebau im Riesengebirge (heute: Lubawka in Polen, Niederschlesien) als Sohn eines Leutnants und späteren Steuerberaters geboren. Muellers Mutter war als Findelkind von der Tante Gerhart und Carl Hauptmanns aufgenommen und als Adoptivtochter angenommen worden. Es herrschte daher zwischen den Gebrüdern Hauptmann und Otto Mueller so etwas wie ein fiktives Vetternverhältnis, jedenfalls haben die sogenannten Vettern engen Kontakt miteinander gehalten.

Er wuchs zusammen mit seiner Mutter und seinen Geschwistern auf dem Hof der Großeltern auf. 1882, als Mueller acht Jahre alt war, zog die Familie zum Vater nach Görlitz, die Ferien verbrachten sie weiterhin bei den Großeltern in Liebau. Mueller besuchte die Volksschule und ab 1884 das Gymnasium in Görlitz, das er 1890 abschloss.

Ausbildung

Im Jahr 1890 begann Otto Mueller eine Lithografenlehre. Erst besuchte er als Volontär die Görlitzer Lithografenschule, dann lernte er bei einem Lithografenmeister.

Danach studierte Otto Mueller an der Dresdner Kunstakademie (1894–1897). Mueller hielt engen Kontakt zur Familie Hauptmann, die ihn auch finanziell unterstützte. In dieser Zeit entstanden erste Porträts.

Im Jahr 1898 schloss sich ein gemeinsamer Aufenthalt mit dem befreundeten Maler Paul Kother in München und Wolfratshausen (1898/99) an. Ein Versuch, die Malklasse von Franz von Stuck zu besuchen, scheiterte aus verschiedenen Gründen. Mueller beschloss, sich autodidaktisch fortzubilden. Er studierte in der Dresdner Gemäldegalerie und, während seines Aufenthalts in Bayern in der Alten Pinakothek in München die alten Meister, darunter Darstellungen von Tizian, Giorgione, Albrecht Dürer und anderen Malern der Renaissance. Im Bezugsfeld der alten Meister reduzierte er den dargestellten Akt auf das bloße Nacktsein und den selbstbewussten Blick.

Als Otto Mueller 1899 nach Dresden zurückkehrte, machte er die Bekanntschaft mit Maria Mayerhofer, genannt Maschka. Der Maler verbrachte die nächsten Jahre oft zusammen mit Maschka an verschiedenen Orten im Riesengebirge. Das Paar heiratete 1905 in Schönfeld bei Dresden.

In den folgenden Jahren bewegte sich Otto Mueller in der Nähe der Familie Hauptmann: 1900 reiste er gemeinsam mit Gerhart
und Ivo Hauptmann nach Lausanne (Schweiz) und Pallanza (Italien). Im folgenden Jahr hielt er sich mit Gerhart Hauptmann und dessen drei Söhnen auf der Insel Hiddensee in der Östsee auf. Lebt Von 1906 bis 1907 lebte der Künstler überwiegend in Mittel-
Schreiberhau bei Carl Hauptmann.

Werke

Wenn man an die Werke von Otto Mueller denkt, at man unweigerlich „Badende im Wasser, schwimmend und plätschernd und watend, Badende am Strand, nackte Körper zwischen Schilf und Baumlaub“2 vor Augen. Der deutsche Expressionist war auf der Suche nach Ursprünglichkeit und Exotik. Beides fand er im Frauenakt, in der Freikörperkultur in der Natur aber auch in Ungarn, wo er sich mit Roma und Sinti beschäftigte. Zwischen 1908 und 1928/29 arbeitete Mueller an Motiven seiner Badenden und Akte in der Natur oder in Innenräumen. Dabei konzentrierte er sich auf einen kleinen eingeschränkten Themenkreis, den er in unterschiedlichen Varianten ausführte.

 

Berlin

Im Herbst 1907 zog Otto Mueller nach Berlin. Er wohnte zunächst bei seinen Eltern in Steglitz und dann in der Nähe, Hubertusstraße 4. Er ist Teil des »Literarischen Zirkels« um den Verleger Samuel Fischer und verbringt den Sommer mit Maschka in Sierksdorf an der Lübecker Bucht. In diesen Jahren schloss Otto Mueller Freundschaft mit Wilhelm Lehmbruck und traf Emil Orlik sowie Rainer Maria Rilke.

Mueller bezog im März 1908 eine Atelierwohnung im Dachgeschoss der Mommsenstraße 60; später übernahm Erich Heckel (November 1911) und Otto Herbig (Dezember 1919) dieses Atelier. Den Sommerurlaub 1908 verbrachte Mueller mit Maschka und seinen Schwestern auf der Insel Fehmarn. Dort entstanden eine Reihe von Darstellungen von badenden Mädchen am Strand. Wichtige Impulse dafür erhielt Mueller von den Werken Paul Cézannes. Dessen Darstellungen von Badenden erscheinen ebenso isoliert wie Muellers Figuren und sind in ein Formgefüge eingespannt, überschneiden sich dabei kaum, heben sich kontrastierend vom betont flächigen Hintergrund ab und sind mit wenigen Linien vereinfacht ins Bild gesetzt.

Die Galerie Gurlitt, Berlin, richtete 1909 Otto Muellers erste Einzelausstellung aus, gemeinsam mit Werken von Karl Hofer. In diesem Jahr malte Otto Mueller sein erstes Selbstporträt.
In der XVIII. Ausstellung der Berliner Secession war Cézannes großformatiges Gemälde „Les grandes baigneuses [Die großen Badenden]“ ausgestellt. Vermutlich ist Muellers Bild „Stehende und liegende weibliche Akte“ (um 1910) von dieser Begegnung inspiriert. Muellers Akte haben ähnliche plastisch gestaltete und raumeinnehmende Körper, die vor einem sparsam ausgestalteten Hintergrund erscheinen. Die breit gezogenen, schwarzen Konturen trennen die Figuren voneinander und lassen an Henri Matisse denken, auch wenn das Kolorit ein gänzlich anderes ist.3 Über enge Freunde wie die Bildhauerin Marg Moll (1884–1977), verheiratet mit dem Maler und späteren Leiter der Breslauer Akademie, Oskar Moll (1875–1947), hatte Mueller Zugang zu Werken des Franzosen, sammelte Marg Moll doch Matisse.

Zwei Jahre nach seiner Ankunft in Berlin nahm Mueller 1910 erstmals an der Ausstellung der Berliner Secession teil. Nach dem Eklat um Einreichungen expressionistischer Künstler gründete er gemeinsam mit anderen abgewiesenen Künstlern im April 1910 die Gruppe Neue Secession, der auch Heckel, Kirchner und Schmidt-Rottluff beitraten.

Otto Mueller und „Die Brücke“ (1910–1913)

Otto Mueller wurde 1910 mit den Mitgliedern der Gruppe „Die Brücke“ bekannt und trat der Künstlergemeinschaft noch Ende desselben Jahr als aktives Mitglied bei. Die Jury der Berliner Secession wies Muellers Gemälde - wie jene von Emil Nolde und den Brücke-Künstlern aber auch Arthur Segal, Moritz Melzer und Georg Tappert - von der Jahresausstellung 1910 zurück. Max Liebermann spottete über den Expressionismus, dass an dieser Stilrichtung „nur der Titel gut“ wäre.

Doch die Avantgarde ließ sich nicht abhalten, ihre Werke in der Galerie Macht zu präsentieren. Sie organisierten die  „Kunstausstellung Zurückgewiesener der Berliner Secession“ (Mitte Mai bis Mitte Juni 1910) im Berliner Kunstsalon Maximilian Macht, die von Publikum und Kritik rundweg abgelehnt wurde. Sofort nachdem Erich Heckel die Bilder Muellers entdeckt hatte, fuhr er in dessen Atelier, um ihn einzuladen, Mitglied der "Brücke" zu werden. Ernst Ludwig Kirchner und Max Pechstein lernten Otto Mueller ebenfalls bei der Ausstellung kennen und freundeten sich mit ihm an. Im September 1910 nahm Mueller bereits als Gast an der Ausstellung der „Brücke“ in der Galerie Ernst Arnold teil; parallel dazu waren Werke von Paul Gauguin zu sehen. Kurze Zeit später präsentierte Mueller Arbeiten auf Papier in der Schau „Graphischen Ausstellung“ der Neuen Secession Berlin I. (1.10.‒30.10.1910) unter der Leitung  von Max Pechstein.

„Otto Mueller kannte, wie wir, in der Dresdner Galerie die Temperabilder von Dürer und Cranach, von Mantegna und Antonello da Messina, die reinen leuchtenden Farben von Poussin und Vermeer, die Stücke ägyptischer Wandmalerei, um nur einige Werke zu nennen. Diese alten Meister gaben gewissermaßen ihr Einverständnis und den Beleg für die eigene Arbeitsweise. Besonders die Neigung zur ägyptischen Kunst betonte er oft, ohne je eklektisch nachahmend davon etwas in seinen Bildern zu übernehmen.“4 (Erich Heckel in einem Brief an Emmy Mueller, 1952)

Mueller variierte ein Leben lang das Thema der Badenden in einer großen Anzahl von Gemälden, Zeichnungen und Druckgrafiken. Charakteristisch für Muellers Malerei ist sein großzügiger Umgang mit Farbflächen ohne Binnenzeichnung. In den folgenden Jahren entwickelte er einen Akttypus, den er bis in die späten 1920er Jahre beibehielt: Seine gelängten, schlanken Figuren haben eckige Gliedmaßen und einen abstrahierten Umriss. Köpfe mit spitzen Kinn und schräg gestellten Augen vervollständigen Muellers lyrische, sanfte Akte. Wichtige Inspirationsquellen dafür sind sowohls Wilhelm Lehmbrucks Frauentypus als auch das Gemälde "Venus" von Lucas Cranach der Ältere (Städel Museum, Frankfurt), hatte Mueller doch eine Reproduktion dieses Werks in seinem Atelier hängen.
In Anlehnung an die altägyptische Wandmalerei des Neuen Reichs entwickelte Mueller eine besondere Technik der Leimfarben-Malerei, die seine Werke allerdings sehr fragil macht. Mit der Dresdner Brücke verbindet ihn die harmonische Existenz von Mensch und Natur.

1911 wurde Otto Mueller offizielles Mitglied der „Brücke“. Der Maler und Maschka kündigten im März ihre Berliner Wohnung und verbrachten den April bei Marie Hauptmann in Dresden. Von dort reisten sie nach Prag und hielten sich den Sommer über in Mníšek pod Brdy, Tschechien. Die Unterkunft bekamen sie vom Farbenfabrikanten Nowak gestellt. Mueller traf während dieses Aufenthalts die tschechischen Künstler Emil Filla, Bohumil Kubišta, Vincenc Beneš, Emil Artur Pittermann, Otakar Kubín und Willi Nowak; er nahm an der 2. Ausstellung Bildender Künstler in Prag teil. Kirchner kam Ende Juli für zehn Tage dazu.
Im August und September 1911 arbeitete Otto Mueller gemeinsam mit Kirchner in dessen Dresdner Atelier. Zurück in Berlin bezog Otto Mueller eine neue Atelierwohnung in der Varziner Straße 8; 1912/13 zog er in die Herwaldstraße 10 um.

Otto Mueller und „Die Brücke“ stellten im April 1912 in der Galerie Gurlitt in Berlin aus und gemeinsam mit der tschechischen Künstlergruppe „Osma [Die Acht]“ in Prag (September‒November 1912). Zudem beteiligte sich Otto Mueller an der „2. Ausstellung“ der russischen Künstlergruppe Karo-Bube in Moskau (23.1.‒ 26.2.1912) sowie an mehreren Ausstellungen des „Blauen Reiters“ (Februar 1912) und der „Internationalen Kunstausstellung des Sonderbundes westdeutscher Kunstfreunde und Künstler“ in Köln (25.5.‒30.9.1912). Eine seiner Zeichnungen (Albertina, Wien) wurde 1912 im Almanach „Der Blaue Reiter“
veröffentlicht.

Auch nach Auflösung der "Brücke" im Mai 1913 blieb Otto Mueller den Mitgliedern freundschaftlich verbunden. So besuchten er und Maschka im Sommer 1913 Kirchner auf Fehmarn; Pechstein hielt sich ebenfalls dort auf. Im Jahr 1923 arbeitete Mueller mit Heckel gemeinsam auf Föhr (Flensburger Förde).

Ebenso konnte Otto Mueller seine Ausstellungstätigkeit intensivieren: Hans Golz in München hatte ihn bereits im Oktober 1912 in seine internationale Überblicksschau „Neue Kunst. Erste Gesamt-Ausstellung“ mit zwei Werken aufgenommen. In Berlin näherte sich Mueller der Berliner Secession unter Max Liebermann und Paul Cassirer an, die ihn 1913 erstmals in der „XXVI. Ausstellung“ dem Publikum vorstellte. Weiters präsentierte Fritz Gurlitt im Januar 1914 die Ausstellung „Kollektionen: Carl Caspar / Albert Lamm / Grete Moll / Otto Mueller / T. Farwick / Margarete Heymann-Hagen“.

Otto Mueller und die ägyptische Kunst

Für die künstlerische Entwicklung Muellers wurde die erste große Sonderausstellung der Amarna-Kunst im Ägyptischen Museum im Spätherbst 1913 wichtig; die Ausgrabungen begannen im Januar 1911 und endeten im März 1914. Sie zog einen Strom von Besuchenden an und musste verlängert werden. James Simon (1851–1932), Berliner Großkaufmann, Mäzen und Mitbegründer der deutschen Orient-Gesellschaft in Berlin, finanzierte die Grabungen. Deshalb gehörten die Artefakte ihm, bevor er sie er sie als Schenkungen an das Ägyptische Museum in Berlin weitergab. Deshalb präsentierte Simon die Büste der Nofretete, die Januar 1913 durch Fundteilung nach Deutschland gebracht worden war, in seiner Villa in Berlin-Tiergarten.

Mueller hat sich mehr als einmal zu den alten Ägyptern, ihrer strengen Reliefform und ihrer Malerei als seinen Vorbildern bekannt.5 Sie haben seine Haltung zur Form wesentlich mitbestimmt:

„Hauptziel meines Strebens ist, mit größtmöglicher Einfachheit Empfindung von Landschaft und Natur auszudrücken; mir vorbildlich, auch für das rein handwerkliche, war und ist noch die Kunst der alten Ägypter.“6 (Otto Mueller)

Otto Mueller überarbeitete seine Aktdarstellungen über Jahre, um zu aussagekräftigen Kompositionen zu gelangen und fand die formalen Mittel dazu in den ägyptischen Vorbildern. Im Gegensatz dazu überließ beispielsweise Ernst Ludwig Kirchner, die Zusammenstellung der Modelle im Bild häufig dem Zufall.
Erste Anzeichen für sein Interesse sind in den Postkartenmotiven nachvollziehbar, in „Hockender, weiblicher Akt neben antiker Vase“ (1911) und „Bühnenszene, figürlich-ornamentale Komposition“ (1911). In beiden Darstellungen findet sich die Einzelfigur, die verschiedene Ansichten miteinander vereint, die sich dem Auge nicht gleichzeitig bieten. Insbesondere in den Darstellungen der hockenden Akte ist dies nachvollziehbar: mit den voreinander gestellten Füßen, der Wiedergabe des Körpers und des in manchen Kompositionen gedrehten Kopfes. Mueller ging es um das Konturieren des Körpers und seiner Verankerung im Raum, der Perspektive in der Fläche und die Integration der Figur im Bild.

 

Erster Weltkrieg

1915 wurde Otto Mueller zum Kriegsdienst eingezogen und diente in der Infanterie in Frankreich und Russland. Aufgrund einer Lungenentzündung 1917 wurde er vom aktiven Kriegsdienst befreit.

Seinen nationalen Durchbruch feierte Otto Mueller knapp nach dem Ende des Ersten Weltkriegs 1919 in Berlin. Kurz darauf wurde ihm eine Professur an der Staatlichen Akademie für Kunst und Kunstgewerbe in Breslau angeboten, die er annahm und zwischen 1919 und 1930 ausfüllte. Zu seinen Schülern zählten die Bauhäusler Emil Bartoschek und Walter Kalot.

Zigeuner-Mappe

Als Vorbereitung für die sogenannte „Zigeuner-Mappe“7 (1927) zeichnete und fotografierte Otto Mueller Mitglieder der Rom:nja-Minderheit in Ungarn und auf dem Balkan.8 Ob er auch an ihrem Leben teilnahm, wie vielfach vermutet und von seiner Schwester Emmy berichtet wurde, kann nicht bestätigt werden. Vermutlich ließ er sich zu dieser Mappe aus neun Farblithografien während eines Aufenthalts zwischen 1925 und 1927 im ungarischen Szolnok, in Spalato und Sarajevo inspirieren. In seinem Atelier in Breslau verarbeitete er seine Eindrücke in Gemälden und Grafiken.

Eingang in Muellers Werk fand die Lebenswelt der Rom:nja erstmals infolge seiner Stationierung während des Ersten Weltkriegs in Russland, wo er mit einer Gruppe der Minderheit in Kontakt kam. Danach tauchte ihre Kultur vorerst nur im Rahmen seines Interesses am Okkultismus in verschiedenen Porträts auf, für die er sich traditioneller magischer Treue- und Liebesamulette bediente. Warum sich Otto Mueller für die Rom:nja interessierte, ist bis heute nicht restlos geklärt, da der Künstler sich selbst nicht dazu geäußert hat. Sein Cousin, der Schriftsteller Carl Hauptmann, brachte mit seinem fiktiven Roman „Habakuk“ und mit „Einhart der Lächler“ 1907 das Gerücht in Umlauf, Otto Mueller habe selbst Rom:nja-Vorfahren, was sein „dunkles“ Aussehen begründen würde.9 Als Folge davon erhielten viele seiner Werke die Betitelung mit dem rassistischen „Z***“-Wort sind Resultat dieser Fremdzuschreibung.10 Weiters ist in Betracht zu ziehen, dass Otto Mueller vielleicht auch seiner bürgerlichen Existenz als Professor zu entfliehen suchte.

Die neun Blätter zeigen hauptsächlich Frauen mit schwarzen Haaren und markanten Gesichtszügen, meist sind sie halb nackt. Neben einzelnen Kinderdarstellungen scheint Muellers Interesse überwiegend weiblichen Personen gegolten zu haben, Männen tauchen nur im Familienzusammenhang auf. Seinen künstlerischen Vorlieben folgend, zeigt Mueller die Darstellten meist unter freiem Himmel, in der Natur oder vor Bauernhöfen bzw. einem Planwagen stehend. Otto Mueller zeigt seine Protagonist:innen  Allerdings gilt öffentliche Nacktheit innerhalb der Rom:nja-Kultur als Tabu.

Auf dem neunten Blatt der Serie machte er aus einer idyllischen Mutter-Kind-Szene im Titel eine „Zigeunermadonna“ - das Wagenrad im Hintergrund verwandelt sich in einen Heiligenschein. Zweifellos hat der Künstler viel Sympathie übrig für seine Modelle. Ähnlich wie Artisten und Schausteller waren und sind die Rom:nja bis heute vielen Vorurteilen ausgesetzt. Auch Mueller teilte diese antiziganistischen Sicht auf die marginalisierte Gruppe, folgen seine stereotypen Darstellungen doch dem stark romantisierten Bild der freiheitsliebenden und geheimnisvollen Nomad:innen, geschickten Musiker:innen und Schausteller:innen.

Ob sich in Muellers Darstellung der „Zigeunermadonna“ sein privates Drama um die Trennung von seiner zweiten Frau widerspiegelt? Elsbeth hatte Otto Mueller noch vor der Geburt ihres gemeinsamen Kindes verlassen und ihm keinen Kontakt zu seinem Sohn Joseph gewährt.

Tod

Im Frühjahr 1930 unternahm Otto Mueller noch eine Reise nach Dalmatien. Da sich sein Gesundheitszustand extrem verschlechterte, reiste er Anfang Juli zur Kur nach Bad Salzbrunn im Riesengebirge und heiratete noch sechs Tage vor seinem Tod seine letzte Lebensgefährtin Elfriede Timm.

Otto Mueller starb im Alter von 55 Jahren am 24. September 1930 in der Lungenklinik Obernigk bei Breslau an Lungentuberkulose.

Die Galerie Galerie Ferdinand Möller stellte 1930 eine große Anzahl von Muellers Werken aus; im Folgejahr 1931 organisierte sie auch die Gedächnisausstellung des Künstlers in Breslau und Berlin.

1931 wurde sein Nachlass unter den drei Ehefrauen aufgeteilt.

Insgesamt beschlagnahmten die Nationalsozialisten über 400 Werke von Otto Mueller. Allein 357 seiner Werke im Jahr 1937 aus deutschen Museen. 26 seiner Werke waren in der Ausstellung „Entartete Kunst“ 1937 in München zu sehen. Hauptgrund dafür waren die „Zigeuner“-Motive.11

Literatur zu Otto Mueller

  • Otto Mueller, hg. von LWL-Museum für Kunst und Kultur, Münster (Ausst.-Kat. LWL-Museum für Kunst und Kultur, Westfälisches Landesmuseum, Münster, (20.9.2024–2.2.2025) Leipzig 2024.
    • Tanja Pirsig-Marshall, Durch das Mittel der reinen Linie. Otto Muellers Kompositionen, S. 28–37.
    • Tanja Pirsig-Marshall und Ann-Catherine Weise, Polarisierend – Muellers Frauenbild, S. 38–47.
    • Isabel Fischer, Mensch und Natur im Werk Otto Muellers und der Künstlergruppe Brücke – eine postkoloniale Spurensuche, S. 48–55.
    • Valentina Bay und Anna Mirga-Kruszelnicka, Kontexte: Eine kritische Betrachtung von Otto Muellers »Zigeuner«-Mappe, S. 56–64.
  • Dieter W. Posselt, Otto Mueller (1874–1930). Zum 125. Jahrestag seiner Definition als eigenständiger Künstler 2022, Sonderband im Auftrag der Otto Mueller Gesellschaft e.V., 2022.
  • Natasha A. Kelly (Hg.), I AM MILLI. Ikonografien des  Schwarzen Feminismus, Berlin 2022.
  • Wer War Milli? Ein Gespräch mit Natasha A.Kelly, Natasha A.Kelly im Interview mit der Kunsthalle Bremen, in: Der Blog, Kunsthalle Bremen Online (2022) (https://blog.kunsthalle-bremen.de/post/684678344541896704/wer-war-milli-ein-gespräch-mit-natasha-a-kelly)
  • Hans-Dieter Mück (Hg.), Bausteine zur Werkbiographie von Otto Mueller. Teil II. Dokumente II (1874–1970). Briefe (1916–1966), Sonderband II der Otto Mueller Gesellschaft, 2021.
  • Hans-Dieter Mück (Hg.), Bausteine zur Werkbiographie von Otto Mueller. 1894–1906, Jahrbuch der Otto Mueller Gesellschaft (VI/VII), 2020.
  • Tanja Pirsig-Marshall und Mario von Lüttichau, Catalogue Raisonné. Otto Mueller (Band I: Gemälde | Paintings, Band II: Zeichnungen und Aquarelle | Drawings and Watercolours), hg. von Van Ham Art Publications, Leipzig 2020.
  • Maler. Mentor. Magier. Otto Mueller und sein Netzwerk in Breslau, hg. von Dagmar Schmengler (Ausst.-Kat. Neue Galerie im Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart, Berlin 2018), Heidelberg 2018.
  • Der böse Expressionismus. Trauma und Tabu, hg. von Jutta Hülsewig-Johnen und Henrike Mund (Ausst.-Kat. Kunsthalle Bielefeld 2017), Köln 2017.
  • Otto Mueller – Gegenwelten. Sinti und Roma in der historischen Fotografie, hg. von Nicole Fritz (Ausst.-Kat. Kunstmuseum Ravensburg 2014), Heidelberg 2014.
  • Otto Mueller, hg. von Chistiane Remm und dem Brücke Museum (Ausst.-Kat. Brücke-Museum, Berlin 2014), München 2014.
  • Einfach. Eigen. Einzig. Otto Mueller 1874–1930, im Auftrag der Otto Mueller-Gesellschaft e.V., hg. von Hans-Dieter Mück und Dieter W. Posselt, 3 Bde., Weimar 2012.
  • Hans Delfs, Mario-Andreas von Lüttichau und Roland Scotti (Hg.), Kirchner, Schmidt-Rottluff, Nolde, Nay … Briefe an den Sammler und Mäzen Carl Hagemann 1906–1940, Ostfildern-Ruit 2004.
  • Otto Mueller. Eine Retrospektive, hg. von Johann Georg Prinz von Hohenzollern, (Ausst.-Kat. Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung, München 2003), München 2003.
  • Petra Hölscher, Die Akademie für Kunst und Kunstgewerbe zu Breslau. Wege einer Kunstschule 1791–1932, Kiel 2003.
  • Frauen in Kunst und Leben der ›Brücke‹, hg. von der Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen Schloss Gottdorf (Ausst.-Kat. Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen Schloss Gottdorf, 2000), Schleswig 2000.
  • Otto Mueller und Zeitgenossen. Expressionistische Kunst in Privatbesitz, hg. vom Museum Ostdeutsche Galerie Regensburg (Ausst.-Kat. Ostdeutsche Galerie Regensburg, 1987), Regensburg-Grünstadt 1987.
  • Florian Karsch und Galerie Nierendorf (Hg.), Otto Mueller. Das Graphische Gesamtwerk, Berlin 1974.
  • Lothar-Günther Buchheim, Otto Mueller. Leben und Werk, Feldafing 1963.
  • Marg Moll, Erinnerungen an Otto Mueller, 1956 (unveröffentlichtes Manuskript, in: Sammlung und Archiv der Künstler der Ehemaligen Breslauer Akademie).
  • Ivo Hauptmann, Otto Mueller. Erinnerungen an einen alten Freund (Heft für den Freundeskreis der Landes[1]kunstschule Hamburg), Hamburg, 1953.
  • Eugen Mayerhofer, Erinnerungen Eugen Mayerhofer, Mitte der 1950er Jahre (nicht publiziert).
  • Ilse Molzahn, Erinnerungen an Otto Mueller, 1950er Jahre (nicht publiziert).
  • Emmy Mueller, Erinnerungen an Otto Mueller, Anfang der 1950er Jahre (nicht publiziert, 38 Seiten).
  • Paul Fechter, Otto Mueller (unveröffentlichtes Manuskript).
  • Rudolf Hillebrand, in: Breslauer Zeitung, 26. September 1930.
  • Paul Ferdinand Schmidt, Otto Mueller, in: Blätter der Galerie Ferdinand Möller, Heft 7, Mai 1930, Berlin 1930.
  • Paul Westheim, Otto Mueller, in: Die Gäste. Eine Halbmonatsschrift für die Künste, hg. von Franz Graetzer und Richard Lamza, Heft 1, Januar 1921.
  • Otto Mueller (Ausst.-Kat. Galerie Paul Cassirer, Berlin 1919), Berlin 1919.
  • Anna L. Plehn, Otto Mueller und Karl Hofer, in: Breslauer Zeitung, Nr.160, Breslau 1909.

Beiträge zu Otto Mueller

17. September 2024
Otto Mueller, Selbstbildnis mit Pentagramm, Detail, um 1924 (© Von der Heydt-Museum, Wuppertal, Foto: Antje Zeis-Loi, Medienzentrum Wuppertal)

Münster | LWL-Museum: Otto Mueller Auf der Suche nach dem vermeintlich „Ursprünglichen“ | 2024/25

Das LWL-Museum besitzt vier Gemälde Otto Muellers sowie eine Reihe von Grafiken, darunter eine handkolorierte Lithografie. Diese Werke sind Ausgangspunkt der Ausstellung, die einen kritischen Blick auf das Werk des Expressionisten wirft.
5. März 2022
Franz Marc, Die Blauen Fohlen, Detail, 1913 (Kunsthalle Emden)

Tübingen | Kunsthalle: Herzstücke. Sammlung Kunsthalle Emden Expressiv-figurative Kunst zu Gast

Expressiv-figurative Kunst des 20. Jahrhunderts: Von bekannten Meisterwerken des deutschen Expressionismus mit Künstlern der Künstlergruppen „Die Brücke“ und „Der Blauer Reiter“ über die expressiven Tendenzen der Nachkriegszeit bis in die 1990er Jahre.
28. September 2018
Otto Mueller, Selbstbildnis mit Pentagramm, Detail, um 1924 (© Von der Heydt-Museum, Wuppertal, Foto: Antje Zeis-Loi, Medienzentrum Wuppertal)

Otto Mueller und die Malerei der Moderne zwischen Berlin und Breslau Deutsch-polnische Kunstgeschichte der 1920er Jahre

In den 1920er Jahren gab es zwischen der schlesischen Metropole Breslau und der damaligen Reichshauptstadt Berlin einen künstlerischen Austausch von europäischer Strahlkraft. Eine besondere Rolle spielte die Akademie für Kunst und Kunstgewerbe in Breslau. Dort unterrichteten etwa der Brücke-Expressionist Otto Mueller (1874–1930), der Bauhaus-Meister Oskar Schlemmer sowie Oskar Moll.
29. Dezember 2017
Ernst Ludwig Kirchner, Artistin – Marcella, Detail, 1910, Öl/Lw, 101 x 76 cm (© Brücke-Museum Berlin, Foto: Roman März)

Die Brücke in Baden-Baden Museum Frieder Burda zeigt 120 Werke des deutschen Expressionismus

Die farbenfrohen Werke des Deutschen Expressionismus sind ein wichtiger Schwerpunkt der Sammlung Frieder Burda. Die Mehrzahl der in der Sonderausstellung ausgestellten Werke kommt aus dem Brücke Museum Berlin, ergänzt durch bedeutende Leihgaben aus internationalen Sammlungen, der Sammlung Frieder Burda und der Sammlung Franz Burda.
11. November 2017
Erich Heckel, Szene am Meer, 1912, Öl auf Leinwand, 96 x 121 cm (Von der Heydt-Museum Wuppertal, © Nachlass Otto Gleichmann, Foto: © Von der Heydt-Museum Wuppertal / Foto: Antje Zeis-Loi, Medienzentrum Wuppertal)

Bielefeld | Kunsthalle Bielefeld: Der böse Expressionismus

Die Brisanz des Expressionismus droht im Wohlgefallen zu verschwinden, weshalb die Kunsthalle Bielefeld mit „Der böse Expressionismus. Trauma und Tabu“ die wilden, antibürgerlichen Seiten der Kunstform aufdeckt.
8. Oktober 2015
Karl Schmidt-Rottluff, Boote am Wasser (Boote im Hafen), 1913 © Courtesy of Osthaus Museum Hagen & Institut für Kulturaustausch, Tübingen.

Farbenrausch. Werke des deutschen Expressionismus Einführung in Malerei und Druckgrafik

Die Ausstellung „Farbenrausch. Meisterwerke des deutschen Expressionismus“ (Leopold Museum) bzw. „Radikal subjektiv“ (Barlach Haus Hamburg) präsentiert Gemälde, Zeichnungen und Druckgrafiken aus dem Karl Ernst Osthaus Museum in Hagen/Deutschland. Das Karl Ernst Osthaus Museum in Hagen bezieht sich in seiner Gründungsidee auf den gleichnamigen Sammler und Unterstützer der Moderne und Begründe des Folkwang Museums. Nachdem Karl Ernst Osthaus 1921 verstorben war, verkauften seine Erben Sammlung und Namen jedoch nach Essen. Der Verlust traf die Bürger der Stadt tief: Ab 1927 bauten sie eine neue Museumssammlung auf und gründeten dazu den Karl Ernst Osthaus Bund. Die zeitgenössische Multimedia Installation von Virgil Widrich am Beginn der Wiener Schau berauscht sich an den Farben der expressionistischen Werke.
  1. Zitiert nach Isabel Fischer, Mensch und Natur im Werk Otto Muellers und der Künstlergruppe Brücke – eine postkoloniale Spurensuche, in: Otto Mueller 2024, S. 49–55, hier S. 49.
  2. Paul Westheim, Otto Mueller, in: Die Gäste. Eine Halbmonatsschrift für die Künste, Heft 1 /Januar 1921), S. 10–12.
  3. Siehe: Laurie A. Stein, The History and Reception of Matisse’s Bathers with Turtle in Germany, 1908–1939, in: Bulletin. St. Louis Art Museum, 22-3 (Fall 1998), S. 50–73.
  4. Brief Erich Heckel an Emmy Mueller, 1952, Nachlass Erich Heckel, Hemmenhofen; Zitiert nach: Tanja Pirsig-Marshall, Durch das Mittel der reinen Linie. Otto Muellers Kompositionen, in: Otto Mueller 2024, S. 30.
  5. Zu Otto Mueller und die Ägyptische Antike siehe: Tanja Pirsig-Marshall, Durch das Mittel der reinen Linie. Otto Muellers Kompositionen, in: Otto Mueller (Ausst.-Kat. LWL-Museum für Kunst und Kultur, Westfälisches Landesmuseum, Münster, 20.9.2024–2.2.2025), Leipzig 2024, S. 29–37.
  6. Otto Mueller, in: Otto Mueller (Ausst.-Kat. Berlin, Kunstsalon Paul Cassirer, April/Mai 1919), Berlin 1919.
  7. Wir haben uns entschlossen den originalen Titel dieser Mappe beizubehalten und ihn - nach Vorbild des LWL-Museum in Münster - durchzustreichen. Die Titel dieser Druckgrafiken beinhalten
    den Begriff „Zigeuner“, der heute als problematisch betrachtet wird, da es sich hierbei um eine vorurteilsbehaftete Fremdzuschreibung der Nicht-Rom:nja-Gesellschaft handelt.
  8. Tanja Pirsig, Otto Mueller. Mythos und Wahrheit, in: Otto Mueller. Eine Retrospektive, hg. v. Johann Georg Prinz von Hohenzollern (Ausst.-Kat., Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung, München 2003) München 2003, S. 124−132; Tanja Pirsig-Marshall, Otto Mueller. Mythos und Wahrheit, in: Otto Mueller – Gegenwelten. Sinti und Roma in der historischen Fotografie, hg. v. Nicole Fritz (Ausst.-Kat., Kunstmuseum Ravensburg, Ravensburg 2014−2015) Berlin/Heidelberg 2014, S. 12−29.
  9. Siehe: Vgl. Tanja Pirsig, Otto Mueller. Mythos und Wahrheit, in: Otto Mueller. Eine Retrospektive, hg. v. Johann Georg Prinz von Hohenzollern (Ausst.-Kat., Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung) München 2003, S. 125.
  10. Siehe Tanja Pirsig-Marshall, Otto Mueller 2024, S. 61.
  11. Siehe: Stephanie Barron, ›Entartete Kunst‹. Das Schicksal der Avantgarde im Nazi-Deutschland (Ausst.-Kat. Los Angeles County Museum of Art, Los Angeles, Calif., 17.2.–12.5.1991; International Gallery, Washington, DC, 8.10.1991–12.1.1992; Art Institute of Chicago, Chicago, Ill., 22.6.–8.9.1991; Altes Museum, Berlin, 4.3.–31.5.1992), München 1992, S. 307−310.