Die Ausstellung „Radio-Aktivität“ betrachtet, ausgehend von Bertolt Brechts Radiotheorie, ästhetisch-politische Kollektive, die eigene Organe und Kommunikationswege schufen.
„Es ist eine sehr schlechte Sache“, sagte Brecht 1932 über den Zustand des neuen Mediums Radio. „Man hatte plötzlich die Möglichkeit, allen alles zu sagen, aber man hatte, wenn man es sich überlegte, nichts zu sagen.“
Deutschland | München: Lenbachhaus
18.2. – 23.8.2020
verlängert bis 13.9.2020
Zehn Jahre nach den ersten öffentlichen Radiosendungen war Brecht desillusioniert und schlug vor, den Rundfunk umzufunktionieren, von einem Distributions- in einen Kommunikationsapparat zu verwandeln. Dieser sollte nicht nur aussenden, sondern auch empfangen, die Zuhörerinnen und Zuhörer nicht nur zum Hören bringen, sondern sie zu Sprechenden und Produzierenden machen. Seine Überlegungen zu einem „Aufstand der Hörer“ formulierte Brecht genau zu der Zeit, als das Radio in Deutschland verstaatlicht und zunehmend als Propagandainstrument instrumentalisiert wurde.
Ab dem Ende der 1960er Jahre wurde Brechts Radiotheorie heftig diskutiert. Der Grundgedanke seiner Kritik war weiterhin aktuell: Wer hat Deutungshoheit? Wer spricht und zu wem wird gesprochen? Die Utopie schrankenloser und herrschaftsfreier Kommunikation elektrisierte. Der Fokus der Ausstellung liegt auf Projekten der 1920/30er und 1960er/70er Jahre. In dieser Zeit gründeten sich verschiedene Kollektive, deren Ziel es war, Sprache nicht als gegeben hinzunehmen, sondern sie neu zu denken und Formen antinationaler und internationaler Kommunikation zu schaffen.
Kuratiert von Karin Althaus und Stephanie Weber
Max Radler, Der Radiohörer, 1930 dat., 63 cm x 49 cm (Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München, © Max Radler bzw. Rechtsnachfolge)