Paris | Louvre: Jacques-Louis David

Jacques-Louis David, Die Sabinerinnen, 1799, Öl auf Leinwand, 385 x 522 cm (Musée du Louvre, Paris)
Anlässlich seines 200. Todestages zeigt Paris eine Ausstellung zum wichtigsten Maler des Klassizismus, Jacques-Louis David (1748–1825). Da der Louvre die weltweit größte Sammlung von Gemälden und Zeichnungen dieses bedeutenden französischen Künstlers aufbewahrt, wird die Ausstellung nur dort zu sehen sein. Angefangen bei Davids sehr großformatige Gemälde versammelt der Louvre Werke aus der gesamten Schaffenszeit des Künstlers.
Jacques-Louis David im Louvre 2025/26
Jacques-Louis David
Frankreich | Paris: Musée du Louvre,
Hall Napoléon
15.10.2025 – 26.1.2026
Der Louvre organisierte im Jahr 1989die letzte David-Ausstellung. Im Herbst/Winter werden ca. 100 Werke des französischen Klassizisten ein neue Synthese zum Verständnis von seinem spannenden künstlerischen, politischen und sozialen Karriere bieten.
Das bedeutende Museum besitzt eine stattliche Anzahl von Werken Davids, allen voran „Der Schwur der Horatier“ und „Die Krönung Napoleons I. und der Kaiserin Josephine in der Kathedrale Notre-Dame in Paris, 2. Dezember 1804“1 (1806/07). Während der „Schwur der Horatier“ von der Direktion der Gebäudeverwaltung des Königs im Jahr 1784 in Auftrag gegeben worden ist, war Kaiser Napoleon I. persönlich der Auftraggeber des monumentalen Historienbildes seiner Krönung. Allein die Auftraggeber dieser beiden Bilder zeigt die künstlerische wie kulturhistorische Bedeutung Davids an der Schwelle von Monarchie, Revolution, Kaisertum bis zu seiner Emigration nach Brüssel.
Der Schwur der Horatier
„Der Schwur der Horatier“ ist in doppelter Hinsicht bedeutend, ist es doch eines der zentralen Bilder, mit dem sich die neue Ästhetik des Klassizismus (Revolutionsklassizismus, style directoire) durchgesetzte. Andererseits entzündete sich an seiner Darstellung eine Begeisterung für ein Tugendideal, das zum Vorbild einer neuen politischen Ordnung werden sollte. Die Auftraggeber hatten nur die Größe aber nicht das Thema vorgegeben. Hier konnte David selbst kreativ werden. Gespeist aus dem Geist der Aufklärung, zeigt es das puritanische Heldentum der römischen Republik. David selbst berief sich für seine Darstellung auf die literarische Quelle bei Corneilles „Horatius“, stilistisch allerdings auf Poussin. Freunde hatten David geraten, den Moment vor der Schlacht zu wählen: Der alte Horatius lässt seine drei Söhne schwören, für Rom zu siegen oder zu sterben, die allerdings bei Corneille nicht vorkommt.2 In seiner Komposition folgte David dem Vorbild des schottischen Klassizisten Gavin Thomas, der den „Schwur des Brutus“ (1763/64, New Haven, Yale Center for British Art) knapp 20 Jahre zuvor bereits dargestellt hatte. Aus Poussins „Sabinerinnen“ übernahm David die Rückenfigur am linken Bildrand, von der aus er seine Komposition entwickelte. Die Verteidigung von Freiheit und Recht, die auch vor Opfer und Gewalt nicht zurückschreckt, ist das Zentrale Thema des Bildes. Diese Thematik lag dem politisch engagierten Künstler sehr am Herzen. Seine Figuren füllte er mit klassischer Idealität: Sie sind ebenmäßig, statuarisch und doch lebend von kinetischer Kraft. Das Werk wurde rasch zum Inbegriff freiheitlicher revolutionärer Gesinnung und ein künstlerisches Bekenntnis am Beginn einer großen Karriere.
Madame Récamier
Davids Bildnisse im Louvre zeigen hingegen eine andere Auffassung als seine Historienbilder. Sie wirken in ihrer Aufmachung schlicht und naturalistisch. Jacques-Louis David gilt als Überwinder der Porträtkunst des Rokoko und Begründer eines idealistischen Naturalismus. Der strenge klassizistische Geschmack bestimmt u.a. Davids „Bildnis der Madame Récamier“, das er 1800 begann und nie vollendete. Es kam aus der Nachlassversteigerung Davids aus dessen Brüsseler Atelier in den Louvre. Die damals 23-jährige Madame Récamier (1777–1849) war eine ebenso verführerische wie geistreiche Gattin des einflussreichen Pariser Bankiers Jacques-Rose Récamier.3 David zeigt sie in einem weißen, antikischen Empirekleid mit nackten Füßen und in legerer Haltung. Einzig Kline, Schemel und Leuchter dekorieren einen sonst kahlen Raum; diese ließ David eigens für das Bildnis anfertigen. Bei der Ausführung dieses berühmten Werkes ging David einer seiner bedeutendsten Schüler zur Hand: Jean-Auguste-Dominique Ingres (1780–1867) schuf die Möbelstücke und das Gewand,4 während sich David mit dem Porträtkopf beschäftigte. Er strebte darin nach psychologischer Einfühlung und Wahrhaftigkeit. Der Farbauftrag ist halbpastos und transparent über einer weißen Grundierung. Damit gelang es David, eine zeitlose Schönheit entstehen zu lassen.
Kaiserkrönung Napoleons
Mit „Die Krönung Napoleons I. und der Kaiserin Josephine in der Kathedrale Notre Dame in Paris, 2. Dezember 1804“5 gelang David 1806/07 eine Meisterleistung auf dem Gebiet der Historienmalerei, die die Kunstgattung im gesamten 19. Jahrhundert beeinflusste. Der Maler zeigt den von ihn hochverehrten General und Politiker, wie er sich selbst am 2. Dezember 1804 in der Pariser Kathedrale Notre Dame die Kaiserkrone auf den Kopf setzte. Dafür nutzte er unzählige Studien, die er während des Ereignisses anfertigte.
Man darf gespannt sein, welche Werke der Louvre zusätzlich zu seiner einzigartigen David-Sammlung nach Paris holt!
Kuratiert von Sébastien Allard, Generalkonservator des Kulturerbes, Direktor der Gemäldeabteilung, und Côme Fabre, Konservator in der Gemäldeabteilung, Musée du Louvre.
Jacques-Louis David: alle Bilder im Louvre
- Jacques-Louis David, Charles-Pierre Pécoul, Schwiegervater des Künstlers, 1784, Öl auf Leinwand, 92 x 73 cm, Salon von 1785 (Louvre, Paris, erworben 1844, Inv.-Nr. 3706)
- Jacques-Louis David, Madame Pécoul, Schwiegermutter des Künstlers, 1784, Öl auf Leinwand, 93 x 72 cm (Louvre, Paris, erworben 1844, Inv.-Nr. 3707)
- Jacques-Louis David, Der Schwur der Horatier, 1784, Öl auf Leinwand, 330 x 425 cm, Salons von 1785 und 1791 (Louvre, Paris, aus der Sammlung Ludwigs XVI., Inv.-Nr. 3692). Das Gemälde ist von der Direktion der Gebäudeverwaltung des Königs im Jahr 1784 in Auftrag gegeben worden.
- Jacques-Louis David, Die Liebe von Paris und Helena, 1788, Öl auf Leinwand, 146 x 181 cm, Salon von 1789 (Louvre, Paris, während der Revolution beschlagnahmt, Inv.-Nr. 3696). Das Gemälde wurde vom Grafen d’Artois in Auftrag gegeben.
- Jacques-Louis David, Die Liktoren bringen Brutus die Leichen seiner Söhne, 1789, Öl auf Leinwand, 323 x 422 cm, Salons von 1789 und 1791 (Louvre, Paris, aus der Sammlung Ludwigs XVI., 1789, Inv.-Nr. 3696)
- Jacques-Louis David, Selbstbildnis, 1794, Öl auf Leinwand, 81 x 64 cm (Louvre, Paris, Schenkung Eugène Isabey, 1852, Inv.-Nr. 3705)
- Jacques-Louis David, Madame Emilie Sériziat geb. Pécoul und ihr Sohn Emile, Öl auf Holz, 131 x 96 cm, Salon des Jahres IV (1795) (Musée du Louvre, Paris, erworben 1902, R. F. 1282)
- Jacques-Louis David, Pierre Sériziat, Schwager des Künstlers, Öl auf Holz, 129 x 96 cm, Salon des Jahres IV (1795) ohne Erwähnung im Katalog (Musée du Louvre, Paris, erworben 1902, R. F. 1281)
- Jacques-Louis David, Madame Charles-Louis Trudaine, Öl auf Leinwand, 130 x 98 cm (Louvre, Paris, Legat Horace Paul Delaroche, 1890, Inv.-Nr. R. F. 670)
- Jacques-Louis David, General Bonaparte (Entwurf), 1797/98, Öl auf Leinwand, 81 x 65 cm (Louvre, Paris, Inv.-Nr. Schenkung Carlos de Beistegui, 1942; Zugang 1953, R. F. 1942-18). Dieser Entwurf des Porträts diente zur Vorbereitung eines großen Bildes, das Napoleon in Betrachtung der Alpen darstellen sollte.
- Jacques-Louis David, Madame de Verminac, geb. Henriette Delacroix, Schwester von Eugène Delacroix, 1799, Öl auf Leinwand, 146 x 112 cm (Louvre, Paris, Schenkung Carlos de Beistgui, 1942, Zugang 1953, R. F. 1942-16)
- Jacques-Louis David, Die Sabinerinnen, 1799, Öl auf Leinwand, 385 x 522 cm, ausgestellt im Louvre 1799–1804, Salon von 1808 (Musée du Louvre, Paris, erworben 1819, Inv.-Nr. 3691)
- Jacques-Louis David, Madame Récamier (unvollendet), 1800, Öl auf Leinwand, 174 x 244 cm (Louvre, Paris, erworben beim Verkauf aus dem Atelier von David, 1826, Inv.-Nr. 3708)
- Jacques-Louis David, Die Krönung Napoleons I. und der Kaiserin Josephine in der Kathedrale Notre-Dame in Paris, 2. Dezember 1804, 1806/07, Öl auf Leinwand, 621 x 979 cm (Louvre, Paris, Inv.-Nr. 3699). Das monumentale Historienbild wurde von Napoleon I. persönlich in Auftrag gegeben und am Salon von1808 ausgestellt.
- Jacques-Louis David, Leonidas an den Thermopylen, 1814, Öl auf Leinwand, 395 x 533 cm (Louvre, Paris, erworben 1819, Inv.-Nr. 3690)
- Léon-Matthieu Cochereau, Das Atelier von David, Öl auf Leinwand, 90 x 105 cm (Louvre, Paris, erworben im Salon von 1814, Inv.-Nr. 3280)