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Ulm | Museum Ulm: Barock in Ulm! Geschichte, Kunst und Kultur im 17. Jahrhundert | 2022

Johann Ulrich Hurdter, Ringende Nymphen, ca. 1670, Kunsthistorisches Museum Wien

Johann Ulrich Hurdter, Ringende Nymphen, ca. 1670, Kunsthistorisches Museum Wien

Erstmals nimmt das Museum Ulm das 17. Jahrhundert und die Kunst des Barock in den Blick. Für Ulm war es eine Zeit der Extreme: Der Dreißigjährige Krieg und seine Folgen waren auch hier spürbar. Bis zu 16.000 Menschen flüchteten sich zeitweise hinter die schützenden Mauern der Stadt; Seuchen brachen aus und Nahrungsmittel verteuerten sich. Das kulturelle Leben, das Interesse an Wissenschaft und Technik oder die Neugier auf ferne Länder gingen jedoch ungebrochen weiter und brachten eine neue Blütezeit. Der 1611 geborene David Heschler und der eine Generation jüngere Johann Ulrich Hurdter – zählen heute zu den wichtigsten Bildschnitzern ihrer Zeit und werden mit internationalen Leihgaben präsentiert.

Ulm um 1618

Zu Beginn des Dreißigjährigen Kriegs leben etwa 19.000 Menschen in Ulm. Als Reichsstadt unterstand Ulm direkt dem katholischen Kaiser Matthias aus dem Haus Habsburg; die meisten Einwohner:innen waren jedoch protestantisch. Die Textilindustrie, lange Garant für wirtschaftlichen Wohlstand, befand sich jedoch schon seit einigen Jahren im Niedergang. Trotzdem war Ulm politisch, kulturell und wirtschaftlich noch immer eine der wichtigen Städte im deutschen Süden. Zudem verfügte Ulm über ein ausgedehntes Herrschaftsgebiet: Mehr als 70 kleinere Städte und Dörfer gehörten zum Ulmer Territorium und wurden von der Reichsstadt verwaltet. Die Stadt selbst war von einem starken Befestigungsring mit Wällen, Wassergräben und Bastionen umgeben, wodurch die Reichsstadt über Verteidigungsanlagen auf dem aktuellen Stand des Festungsbaus verfügte.

Dank seiner starken Festung und vorausschauender Bündnispolitik wurde Ulm im Dreißigjährigen Krieg nie erobert. Um eine drohende Belagerung abzuwenden, schloss der Ulmer Rat im Februar 1632 einen Vertrag mit dem schwedischen König Gustav Adolf II. Bis 1635 befanden sich schwedische Söldnertruppen in der Stadt und nutzten Ulm als Operationsbasis für Feldzüge in Oberschwaben. Die Stadt musste hohe Geldzahlungen leisten und 1.200 Söldner, Proviant und Kriegsgerät für die Schweden stellen. Dafür blieb Ulm von Kriegshandlungen verschont. 

Die volle Härte des Krieges traf hingegen die Landbevölkerung im Ulmer Territorium. Immer wieder zogen plündernde und mordende Söldnertruppen der verschiedenen Kriegsparteien durch die Dörfer. Deren Bewohnern blieb oft nur noch die Flucht in die Festungsstadt Ulm. Dort brachen Seuchen aus; die Lebensmittelpreise vervielfachten sich. Besonders schlimm war die Lage 1634 nach der Schlacht bei Nördlingen, als 16.000 Menschen – Zivilisten und Soldaten – auf der Flucht vor den herannahenden kaiserlichen Truppen in die völlig überfüllte Stadt drängten.

 

Ein Komet, viele Gelehrte und eine Elefantendame

In den letzten Wochen des Jahres 1618 erhellte ein Komet den Winterhimmel. Er war größer und heller als die beiden anderen Schweifsterne, die nur wenige Monate zuvor beobachtet wurden. Kometen galten vielen Menschen als Botschaft Gottes und Zeichen bevorstehenden Unheils. Andere bezweifelten, dass sich aus den Himmelskörpern konkrete Zukunftsaussagen ableiten ließen. Im Oktober 1619 lockte der „Ulmer Kometenstreit“ zwischen Johann Baptist Hebenstreit (Leiter der städtischen Lateinschule), Conrad Dieterich (Ulmer Superintendent) und Johannes Faulhaber (Mathematiker und Festungsbauingenieur) zum gelehrten Disput nach Ulm. Unter den teilnehmenden Theologen und Naturwissenschaftler befand sich auch der junge René Descartes (1596–1650). Die gelehrte Debatte wurde angefeuert durch den Ausbruch des Dreißigjährigen Kriegs im Sommer 1618 (Südböhmen). Noch konnte niemand ahnen, dass bis dahin sich der Konflikt zum längsten, folgenreichsten und verheerendsten auf europäischem Boden entwickeln sollte.

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