Die sechste Ausgabe von „collected“ vereint Neuankäufe der Bank Austria Kunstsammlung von Carola Dertnig, Stephanie Klaura, Dorit Margreiter, Florian Pumhösl, Markus Schinwald und Nadim Vardag. White Cube bzw. Black Box stehen prototypisch für das Ausstellen und Präsentieren als Produktionsfaktoren zeitgenössischer Kunst, die von den sechs ausgestellten Künstlerinnen und Künstlern konsequent hinterfragt werden. Wie funktioniert ein Ausstellungsraum des frühen 21. Jahrhunderts? Welche Bedingungen, Hierarchien, Präsentationsformen werden durch Helligkeit bzw. Dunkelheit hervorgebracht und gleichzeitig mitgeformt?
Österreich / Wien: Kunstforum Wien
19.1.2017 – 26.3.2017
Für Kuratorin Lisa Ortner-Kreil symbolisieren White Cube und Black Box zwei höchst unterschiedlich konnotierte Ausstellungsräume zeitgenössischer Kunst dar. Das nüchterne, gleißend helle, (pseudo)sakrale Umfeld findet sich im Hauptausstellungsraum der Wiener Secession beispielhaft und auch beispielgebend umgesetzt. Die „schwarze Schachtel“ verkörpert hingegen das Dunkle, das Geheimnisvolle.
Im tresor des Kunstforums Wien zeigen sechs Künstlerinnen und Künstler, wie dieser (künstlich betonte) Gegensatz auf (oft spielerische Weise) in einen Dialog umgewandelt werden kann. „Bewegliche Bühne“ (2005) besteht aus verschieden geschnittenen Glasplatten, die Florian Pumhösel in unterschiedlichen Konstellationen auf Trägerplatten montierte. Markus Schinwald entwickelte ein skulpturales Museums-Maskottchen, das eines seiner charakteristischen Prothesen-Bilder präsentiert. Der ein hehre Musentempel als Spielwiese von Comicfiguren, auf der Leid und Zurichtung verhandelt werden. Carola Dertnigs 2015 entstandene Transfer-Leinwandbilder wurden vom österreichischen Filmemacher Ernst Schmidt jr. (1838–1988) inspiriert. Schmidt hatte 1963 den experimentellen Dokumentarfilm „P.r.a.t.e.r“ (1966) gedreht, der die Struktur von Ernst Jandls Lautgedichten visuell übertrug. Dertnig collagiert ihrerseits Filmspulen und -rollen auf ungrundierte Leinwände. Nadim Vardag überträgt die strahlende Kinoleinwand in schwarze Kohlezeichnungen, und Dorit Margreiter filmt ihr poetisches, in Schloss Buchberg installiertes cinéma-Alphabet. Die Gruppenausstellung kann auch mit einer Erstpräsentation aufwarten: Stephanie Klaura zeigt die textil-partizipatorische Arbeit „On radar? Hocus pocus – dazzle – GO!“, bei der das Publikum vor einer monumentalen Stoff-Installation in Overalls posieren kann und sich dabei im Raum „auflöst".
Kuratorin: Lisa Ortner-Kreil
Carola Dertnig
Stephanie Klaura
Dorit Margreiter
Florian Pumhösl → Florian Pumhösl
Markus Schinwald → Markus Schinwald auf der 54. Biennale von Venedig
Nadim Vardag