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Wien | Architektur.Film.Sommer 2020 Gebaute Gerechtigkeit?

Filmstill aus "There goes our Neighbourhood" © Tom Wholohan

Filmstill aus "There goes our Neighbourhood" © Tom Wholohan

Unter freiem Himmel veranstalten das Architekturzentrum Wien und movies in wonderland in Kooperation mit dem MuseumsQuartier alljährlich das internationale Filmfestival Architektur.Film.Sommer. Themenschwerpunkt ist in diesem Jahr „Gebaute Gerechtigkeit.“ Aber gibt es diese tatsächlich, oder existiert sie lediglich als abstraktes Ideal?

Von #BlackLivesMatter bis #MeToo werden seit Jahren soziale Strukturen infrage gestellt und auch räumlich zementierte Ungerechtigkeiten aufgezeigt. Dahinter steht die dringende Forderung nach einer grundlegenden Neuverhandlung des Gesellschaftsvertrags.

Die COVID-19 Pandemie hat Ungleichheiten in der Arbeitswelt und im Umgang mit Ressourcen, Wohnraum, und öffentlichem Raum noch stärker offengelegt. Zugleich war es aber während des Lock-Downs nicht nur in Wien plötzlich denkbar, mehrere Verkehrsadern der Stadt Fußgänger*innen und Radfahrer*innen zu überlassen und so jenen mehr Raum und Sichtbarkeit zu geben, die sich ressourcenschonend durch die Stadt bewegen. Braucht es wirklich das Social Distancing während einer Pandemie, um einen Schritt in Richtung räumlicher Gerechtigkeit zu gehen? Und hat sich dieses Zeitfenster für mögliche Verbesserungen mit dem Ende des Lock-Downs wieder geschlossen?

Der Architektur.Film.Sommer geht diesen und anderen Fragen nach und stellt sowohl zukunftsweisende Projekte wie auch kritische Perspektiven auf historische und gegenwärtige Entwicklungen im öffentlichen Raum zur Diskussion. An einem Dienstag und drei Mittwoch-Abenden im August widmen sich Dokumentationen, Kurz- und Animationsfilme unterschiedlichen Schwerpunkten innerhalb der Gebauten (Un-)Gerechtigkeit, die sich in Städten und ländlichen Gebieten gleichermaßen manifestiert.

Architektur.Film.Sommer 2020: Programm

Aufbrüche und Durchbrüche (11.8.2020)

Der Eröffnungsabend steht unter dem Motto „Aufbrüche und Durchbrüche“ und zeigt Strategien der Aneignung von öffentlichem Raum, das Erleben der Metropole aus der Perspektive von Kindern, sowie dem Durchbrechen der Gläsernen Decke in der Architektur des 20. Jahrhunderts. Wir begeben uns mit „City Dreamers“ auf die Spuren von vier Architektinnen, die seit über 70 Jahren die Zukunft von Städten und den Architekturdiskurs maßgeblich prägen: Phyllis Lambert (Konstukteurin des Seagram Building in New York), Blanche Lemco van Ginkel (beschützte das alte Montreal vor der Zerstörung), Cornelia Hahn Oberlander (Landschaftsplanerin, die für begrünte Dächer kömpfte) und Denise Scott Brown (prägte unser Denken über kulturelles Erbe in den Städten – gemeinsam mit ihrem Ehemann Robert Venturi).

  • Ciudad Grande (Big City), MEX 2017, 31:24 min, OmeU, R: Ana Álvarez, Tuline Gülgönen
  • Wildbad – Weltbad, AT 2019, 06:00 min, ohne Dialog, R: Susanne Mariacher
  • City Dreamers, US/CDN 2018, 81:00 min, OmU, R: Joseph Hillel (Österreichpremiere!)

Counter-Geografien (12.8.2020)

Der Abend „Counter-Geografien“ de-konstruiert den American Dream auf vielschichtige Weise: Oliver Hardt setzt in „The Black Museum“ das National Museum of African American History and Culture in Washington DC, unweit des Weißen Hauses ins Zentrum seiner Dokumentation. Selbst in einer Luxus-Wohnanlage nördlich von Peking wird die Idylle des „amerikanischen Traums“ rasch von der Realität eingeholt – in Adam James Smiths „Americaville“.

  • The Black Museum, D/US 2018, 52:00 min, OmeU, R: Oliver Hardt (Österreichpremiere!)
  • Counter Mapping, US/MEX 2018, 09:32 min, eOV, R: Adam Loften & Emmanuel Vaughan-Lee (Österreichpremiere!)
  • Americaville, CHN/US 2020, 80:00 min, OmeU, R: Adam James Smith (Österreichpremiere!)

Eingesperrt – Ausgesperrt (19.8.2020)

Am 19. August steht das Überwinden von Räumen und Grenzen im Mittelpunkt.

  • Kaputt – Broken, DE 2016, 7:00 min, OmeU, R: Alexander Lahl, Volker Schlecht
  • „Era o Hotel Cambridge“ (The Cambridge Squatter), BRA 2016, 99:00 min, OmeU, R: Eliane Caffè

Zusammen Zuhause (26.8.2020)

Der Abschlussabend, „Zusammen Zuhause“ wartet u.a. mit einem Film zur VinziRast mittendrin in Wien auf, sowie mit der Weltpremiere von Clare Lewis „There Goes Our Neighbourhood” über die Initiative einer Gruppe von Bewohner*innen zur Rettung ihres sozialen Wohnbaus in Sydney mithilfe einer Kunst-Installation.
Auch der Film “Songs Next Door” portraitiert ein Wohnprojekt, und zwar La Maladrerie nahe Paris aus einer ungewohnten Perspektive: die Bewohner*innen singen und tanzen inmitten des architektonisch eindrucksvollen Wohnbaus und liefern dabei ein höchst poetisches Bild ihres Zusammenlebens.

  • What It Takes to Make a Home, CDN 2019, 29:00 min, OmeU, R: Daniel Schwartz(Österreichpremiere!)
  • Songs Next Door, FR 2017, 26:00 min, OmeU, R: Flavie Pinatel(Österreichpremiere!)
  • Kaleidoskop Südpark, D 2019, 24:00 min, OmeU, R: Vincent Dino Zimmer(Österreichpremiere!)
  • There Goes Our Neighbourhood, AU 2018, 57:00 min, OmeU, R: Clare Lewis (Weltpremiere!)

Das Programm des Az W Sommer Filmfestivals findet ihr unter wonderland.cx sowie auf azw.at.
Kuratiert von Lene Benz (Az W) und Marlene Rutzendorfer (movies in wonderland)

Architektur.Film.Sommer 2020: Bilder

  • "Black Museum", National Museum of African American History in Washington D.C. © Alan Karchmer
  • Filmstill aus "Ciudad Grande" © Adam Wiseman
  • Phyllis Lambert, in: "City Dreamers" © Ron Milewski 1971, courtesy CCA - Phylis Lambert Fonds
  • Filmstill aus “There Goes Our Neighbourhood” © Nic Walker
  • Filmstill aus "There goes our Neighbourhood" © Tom Wholohan
  • Filmstill aus "Era o Hotel Cambridge" © Eliane Caffè

Aktuelle Ausstellungen in Wien

21. November 2023
STERNE, FEDERN, QUASTEN. Die Wiener-Werkstätte-Künstlerin Felice Rix-Ueno (1893–1967), MAK Ausstellungsansicht, 2023, MAK, Zentraler Raum MAK DESIGN LAB © MAK/Georg Mayer

Wien | MAK: Felice Rix-Ueno Sterne, Federn, Quasten der WW-Künstlerin | 2023/24

Felice Rix-Ueno (1893–1967) entwickelte einen unverwechselbaren, hochpoetischen Stil, der den Look der Wiener Werkstätte entscheidend mitprägte. Erstmals zeigt das MAK eine Einzelausstellung zu der zwischen Europa und Japan pendelnden Künstlerin.
1. November 2023
Katharina Grosse, Atelieransicht, Berlin-Spandau, 2021, Foto: Katharina Grosse, © Katharina Grosse and/und VG Bild-Kunst, 2023

Wien | Albertina: Katharina Grosse Warum Drei Töne Kein Dreieck Bilden | 2023/24

Katharina Grosse wird 2023/24 für die Pfeilerhalle der Albertina eine raumgreifende und ortsspezifische Malerei entwickeln.
24. Oktober 2023
Gottfried Helnwein, Untitled, Detail, 2005, Mischtechnik (Öl und Acryl auf Leinwand), 192 x 249 cm

Wien | Albertina: Gottfried Helnwein Realität und Finktion: Hommage zum 75. Geburtstag | 2023/24

Der Maler kündigt für Herbst/Winter 2023/24 eine Einzelausstellung in der Albertina an.
20. Oktober 2023
Gabriele Münter, Der blaue See, 1934, Öl auf Leinwand, 50 × 65 cm (Lentos Kunstmuseum Linz, Foto: LENTOS Kunstmuseum Linz/Reinhard Haider © Bildrecht, Wien 2022)

Wien | Leopold Museum: Gabriele Münter Retrospektive mit zehn Themen | 2023/24

Das Leopold Museum würdigt als erste Institution in Österreich ihr Werk im Rahmen einer umfassenden Personale. In zehn Themeninseln wird die Malerin des Expressionismus auf ihren Lebensstationen begleitet, die oft mit jeweiligem Stilwechsel oder lebhaftem Interesse an unerprobten Techniken und Sujets koinzidierten.
12. Oktober 2023
Robert Motherwell, Elegy to the Spanish Republic, 1960, Boucour Magna Farbe auf Leinwand, 28 x 38 cm (Collection of the Modern Art Museum of Fort Worth, Museum purchase, The Friends of Art Endowment Fund. Foto: Kevin Todora © 2022 Dedalus Foundation, Inc. / Artists Rights Society (ARS), New York)

Wien | Kunstforum: Robert Motherwell Malerei | 2023

Für Herbst und Winter 2023/2024 plant das Bank Austria Kunstforum Wien eine Ausstellung zum malerischen Werk von Robert Motherwell. | 2023
6. Oktober 2023
Max Oppenheimer, Die Schachpartie, 1925-30, Öl auf Leinwand, 55,2 × 78,2 cm (Oesterreichische Nationalbank, Foto Sammlung Oesterreichische Nationalbank)

Wien | Leopold Museum: Max Oppenheimer Expressionist der ersten Stunde | 2023/24

Das Leopold Museum widmet im Herbst/Winter 2023/24 dem Pionier des Wiener Expressionismus eine große Einzelausstellung, die erste seit fast 30 Jahren, um auf die Leistungen des in Wien und Prag ausgebildeten Malers aufmerksam zu machen.