Lucio Fontana (1899–1968) zählt international zu den Schlüsselfiguren der Kunst des 20. Jahrhunderts und ist als Wegbereiter neuer Formen und Konzepte, vergleichbar mit Persönlichkeiten wie Kasimir Malewitsch und Marcel Duchamp. Seine inspirierende Wirkung auf inzwischen mehrere Generationen von Künstler:innen ist unübersehbar. Dessen ungeachtet hat es in Deutschland seit fast 30 Jahren keine museale Ausstellung mehr gegeben, die Fontanas Geltung und seinem bis in die Gegenwart reichenden Einfluss gerecht wird.
Deutschland | Wuppertal
Von der Heydt-Museum
5.10.2024 – 12.1.2025
Mit „Lucio Fontana: Erwartung“ macht das Von der Heydt-Museum Fontanas komplexes Gesamtwerk anhand ausgewählter Arbeiten möglichst umfassend erlebbar: von den figurativen bis zu den konzeptuellen Arbeiten, von der Keramik bis zur Rauminstallation. Erstmals seit 30 Jahren sind rund 100 Werke aus der Fondazione Lucio Fontana, Mailand, sowie aus öffentlichen und privaten Sammlungen in Deutschland zu sehen. Die Arbeiten geben einen Einblick in das erstaunlich experimentelle und gewagte Werk Fontanas. Einen Höhepunkt der Präsentation bildet die Rekonstruktion eines seiner Environments, die trotz ihrer bedeutenden Rolle für Fontanas Denken kaum bekannt sind.
Moderne Wissenschaft und Technik inspirierten Lucio Fontana. Zum Markenzeichen seiner Kunst ist die Reihe der Schnittbilder geworden, die er mit dem Titel „Attesa [Erwartung]“ versehen hat. Mustergültig verkörpern sie seine Faszination für Licht, Raum und Material, seinen Anspruch, ins Neue und Offene aufzubrechen.
Ein Kapitel der Ausstellung ist dem Austausch zwischen Fontana und einer jüngeren Künstlergeneration gewidmet, die seine Ideen und Zukunftsvisionen aufnahmen. International sind Piero Manzoni oder Yves Klein zu nennen, für das Rheinland insbesondere ZERO-Künstler wie Heinz Mack, Otto Piene und Günther Uecker. Freundschaftlich verbunden war ihm außerdem der Düsseldorfer Fotograf Lothar Wolleh, der ikonische Porträts von ihm schuf und gemeinsam mit ihm ein Multiple realisierte.
Wegweisend, wenn nicht brisant ist Fontanas Schaffen insbesondere deshalb, weil er es ganz der Erfahrung von Raum und Zeit widmete. Angesichts einer durch die elektronischen Medien immer fluider werdenden Bildwelt erscheint seine schon 1946 gestellte Diagnose, die Geschwindigkeit sei die entscheidende Erfahrung der Moderne, heute aktueller denn je. Andererseits kann man Fontanas Arbeiten als Antithese zur potenziell totalen Überformung der realen durch die digitale Welt verstehen, verdanken sie ihre Wirkung doch einem elementar bildhauerischen, wenn auch vielfach höchst unkonventionellen Zugriff auf das Material.
Die Ausstellung entsteht in Kooperation mit der Fondazione Lucio Fontana, Mailand, kuratiert von Dr. Roland Mönig und Dr. Beate Eickhoff.
Quelle: Von der Heydt-Museum, Wuppertal