Guggenheim Bilbao: Gerhard Richter: Seestücke | ARTinWORDS
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Guggenheim Bilbao: Gerhard Richter: Seestücke Konstruierte Landschaften als Diskurs über Wahrnehmung und Romantik

Gerhard Richter, Seestück (oliv bewölkt), Detail, 1969, Öl/Lw, 80 cm x 100 cm (Privatsammlung, Italien © Gerhard Richter, WVZ 237-3)

Gerhard Richter, Seestück (oliv bewölkt), Detail, 1969, Öl/Lw, 80 cm x 100 cm (Privatsammlung, Italien © Gerhard Richter, WVZ 237-3)

Gerhard Richter (* 1932) schuf mit „Vogelfluglinie“ 1967 ein erstes Gemälde, in dem er auf Basis einer Fotografie und mit der Technik des Verwischens ein Schiff, das Meer und den Himmel thematisierte. Im folgenden Jahr begann er mit „Seestück“ (WVZ 194-23) eine Serie, die ihn bis ins Jahr 1998 begeisterte. Der langgezogene Horizont, Nebel, Wellen, Wolken, durchbrechendes Licht, subtile Farbeffekte sind die Charakteristika dieser Gemälde. Zum einen stellte sich Richter damit in die Tradition der deutschen Romantik, allen voran dem Werk von Caspar David Friedrich, aber auch der Marinemalerei, deren virtuose Darstellung von Wasser, Luft und Licht offenkundig den Maler begeistern (vgl. Aiwasowski), ohne dass er die heroischen oder dramatischen Erzählungen dieser Gemälde übernahm. Stattdessen evozieren die Seestücke von Gerhard Richter Stille und das Gefühl von und Ewigkeit.

Gerhard Richter. Seestücke im Guggenheim Bilbao

Diese Ausstellung „Gerhard Richter. Seestücke“ präsentiert im Guggenheim Bilbao erstmals eine breite Vielfalt dieser Arbeiten, in denen der Künstler sowohl auf traditionelle Quellen - wie die melancholische und stimmungsvolle Landschaft des deutschen romantischen Malers Caspar David Friedrich - als auch auf die populären Momentaufnahmen aus dem Urlaub setzt , um über Natur und visuelle Wahrnehmung nachzudenken.

Mithilfe dieser Gemälde und Zeichnungen suchte Gerhard Richter das Problem der Repräsentation zu bewältigen, indem er gemalte Oberfläche und fotografische Aufzeichnung miteinander verschmelzen lässt. Dazu malte er mit stark verdünnter Farbe, um eine Oberfläche zu erhalten, die einer Fotografie ähnelt. Wie bei vielen Polaroids hat er das Bild unscharf gestellt, um die Unterscheidung zwischen Fotografie und Gemälde zu erschweren. Bei einigen dieser Werke kombinierte Gerhard Richter Meer und Himmel aus verschiedenen Bildquellen miteinander, wodurch die Natureindrücke fast austauschbar werden.

Kuratiert von Lucía Agirre.

Guggenheim Bilbao: Gerhard Richter: Seestücke

  • Gerhard Richter, Seestück (oliv bewölkt), 1969, Öl/Lw, 80 cm x 100 cm (Privatsammlung, Italien © Gerhard Richter, WVZ 237-3)

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Alexandra Matzner
Gründerin von ARTinWORDS * 1974 in Linz, Studium der Kunstgeschichte, Geschichte und Romanistik in Wien und Rom. Seit 1999 Kunstvermittlerin in Wien, seit 2004 Autorin für verschiedene Kunstzeitschriften. Jüngste Publiktionen entstanden für das Kunsthaus Zürich, Schirn Kunsthalle Frankfurt, Albertina und Belvedere in Wien.