Edmund de Waal (* 1964 in Nottingham) beschäftigte sich im 300. Todesjahr von Johann Friedrich Böttger (1682–1719) mit den Ursprüngen der Dresdner Porzellansammlung und den Anfangsjahren der Meissener Manufaktur. Seine Erkenntnisse verarbeitete der international gefeierte Keramikkünstler und Autor in der Installation „im Goldhaus“ (2019).
Im sogenannten Goldhaus am Zwinger, auf der Jungfernbastei auf der Brühlschen Terrasse gelegen, experimentierte Böttger gemeinsam mit dem Naturforscher Ehrenfried Walther von Tschirnhaus (1651–1708) mit verschiedenen Materialien. Zuerst wollten die Alchemisten Gold und dann Porzellan machen. Damit markiert das Goldhaus eine wichtige Station auf dem Weg zum „weißen Gold“ Europas. Aufgrund der näherrückenden Kriegsgefahr wurde das Labor 1705 mit Boettger und seinen Helfern auf die Albrechtsburg nach Meissen verlegt, dann nach Königstein (1706) und wieder nach Dresden (1707). Erst 1708 notierte Böttger den Brand von weißem Porzellan in seinem Journal: Am 15. Januar 1708 um fünf Uhr nachmittags gelang der erste Weißbrand! 1710 konnte Boettger das weiße Boettger-Porzellan auf der Leipziger Messer erstmals der Öffentlichkeit vorstellen und die Meissner Manufaktur gründen.
Eine erste Präsentation der Porzellansammlung fand 1719 anlässlich der Hochzeit des späteren August III. mit Maria Josepha statt. Das „Holländische Palais“ beherbergte bereits drei Jahre später 25.000 Porzellane, die den Neubau des „Japanischen Palais“ zur Folge hatten. Dresden stieg binnen wenige Jahre zur „Hauptstadt des Porzellans“ auf, worauf mit der Neueinrichtung des Porzellankabinetts im Residenzschloss hingewiesen werden soll (→ Dresden | Residenzschloss: Porzellankabinett im Turmzimmer).
Im Anschluss an die Eröffnung der Paraderäume und des Porzellankabinetts im Residenzschloss zeigt Edmund de Waal erstmals seine neue Installation. In einem goldenen Rahmen stellt, legt, schichtet Edmund de Waal Porzellan und Gold in minimalistischer Anmutung. De Waals „im Goldhaus“ ist bis Januar 2020 im Böttgersaal der Porzellansammlung ausgestellt. Ab dem 29. November 2019 ist mit der aktuell in Venedig präsentierten Rauminstallation „The Library of Exile“ (2019) ein weiteres Werk von Edmund de Waal im Japanischen Palais in Dresden zu sehen sein.
48 Stifter*innen innerhalb der Freunde der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden e. V. geben jedes Jahr 2.500 Euro je Stifter*in, mit denen Ankäufe zeitgenössischer Kunst für die insgesamt 15 Museen des Verbundes getätigt werden können. Die Vorstandsvorsitzende MUSEIS SAXONICIS USUI Petra von Crailsheim, zeigt sich stolz darauf, dass „mit ‚im Goldhaus‘ Porzellangeschichte lebendig“ wird. Julia Weber, Direktorin Porzellansammlung, stößt laut Presseaussendung ins selbe Horn, wenn sie meint, dass Edmund de Waal „eine Brücke vom Barock ins Jetzt“ baut.