Was ist Porzellan?

Der Name Porzellan leitet sich vom vulgärlateinischen Wort porcellus ab, was Schweinchen bedeutet. Damit bezeichnete man die concha verena, eine Meeresmuschel mit der Form eines kleinen Schweinchens. Der Glanz ihrer Schale ähnelt der Oberfläche des kostbaren Porzellans. Angeblich soll Marco Polo den Begriff geprägt haben; er musste also sowohl chinesisches Porzellan wie auch die spezifische Muschel gekannt und beide miteinander verglichen haben.

Woraus besteht Porzellan?

  • 2 Teile Kaolinerde: Vor der Verarbeitung muss das Kaolin geschlämmt (d.h. mit viel Wasser versetzte), von Verunreinigungen (Steine, Gräser) befreit und dann wieder entwässert werden. Das wasserreiche Aluminiumsilikat verdichtet beim Brennvorgang das Kristallgitter und wandelt sich zum Stoff Mullit. Dieser ist für die hohe Hitzebeständigkeit, die Säureunempfindlichkeit und die Kratzfestigkeit von Porzellan verantwortlich.
  • 1 Teil Quarz in Form eines mehlfeinen Pulvers
  • 1 Teil Feldspat in Form eines mehlfeinen Pulvers

Die drei Bestandteile von Porzellan - Kaolinerde, Quarz und Feldspat - werden im Massequirl miteinander vermischt. Dann muss erneut in einer Filterpresse Wasser entzogen werden, um eine homogene Masse zu erhalten. Heute wird diese Rohmasse industriell gefertigt und von den Manufakturen angekauft (mit Ausnahme der Manufaktur von Nymphenburg). In früheren Jahrhunderten war die Herstellung der Rohmasse wichtiger Bestandteil der Produktion und auch ein Betriebsgeheimnis. Zur Lagerung der Masse wurden Massekeller errichtet, in denen bei gleichmäßiger Temperatur und Luftfeuchtigkeit die Rohmasse bis zu einem Jahr gelagert werden konnte.

Wie wird Porzellan verarbeitet?

Aus der Rohmasse kann mit Hilfe einer Töpferscheibe ein Objekt wie eine Vase gedreht werden oder, zu Masseschlicker verdünnt, in Formen Objekte gegossen werden. Wie auch immer der Rohling angefertigt wurde, danach muss er trocknen. Der erste Brand erfolgt bei ca. 900 bis 960° C, das ist der sogenannte Verglüh- oder Rohbrand. Je nach Qualität der Kaolinerde ist das Ergebnis ein weißes, rauhes, proiges und sehr wasseraufnahmefähiges Objekt. Dieses wird der Scherben genannt.

Der erste Dekorationsschritt kann eine Bemalung des Scherben mit Unterglasurfarben sein. Am bekanntesten ist die Farbe Kobalblau, da diese am längsten im Einsatz ist. Der Farbstoff widersteht den hohen Temperaturen beim Glasbrand. Wichtig ist, dass jeder Strich sitzt, da das Material die Farbe aufsaugt und keine nachträglichen Veränderungen mehr vorgenommen werden können.

Danach werden die Gefäße in eine weiße Schlickermasse getaucht, wobei der Anteil an Feldspat erhöht wird. Der anschließende Glasurbrand erfolgt bei 1350 bis 1450° C. Die weiße Schlickermasse verglast zu einem farblosen, fast porenfreien, glasig glänzenden Überzug. Dadurch kommen sowohl die weiße Grundfarbe wie auch die Bemalung brillant zur Geltung.

Der zweite Dekorationsschritt des gebrannten Objekts kann durch Vergoldung bzw. Aufglausmalerei erfolgen.

Leidenschaft Porzellan – Importware aus China

Die fragilen Materialien Porzellan und Keramik erfreuten sich in China seit dem 15. Jahrhundert großer Beliebtheit. Weit gereist und geschmückt mit fremdartigen Dekoren, wie den Blüten der Päonien (Pfingstrosen), Chrysanthemen, Rosen und Kamille, wurde die Gegenstände als exotisch betrachtet und traten seit der Renaissance den Siegeszug in die fürstlichen Sammlungen an. Die Faszination, die von den zarten Kunstwerken ausging, hielt auch bedingt durch den Ausbau der Handelswege aus dem Osten weiter an und führte zu dem Einrichten spezieller Porzellankabinetten, denen in den Raumfolgen barocker Schlossanlagen eine herausragende Bedeutung zukam. Die jesuitischen Missionare förderten zusätzlich das Interesse an der als idyllisch wahrgenommenen Fremdartigkeit Chinas und trugen zur Entfaltung der Mode der Chinoiserie im 17. Jahrhundert bei. Die kostbaren Objekte dienten mit ihren vegetabilen und floralen Dekoren als Vorlagen für paradiesisch anmutende Motive auf Stoffen und Dekorationen.

Vor Maria Theresia sammelte Kaiser Karl VI. asiatisches Porzellan und ließ damit Räume dekorieren, wie neben ihm Friedrich Karl Graf von Schönborn (1674–1746) und später Josef Wenzel Fürst von Liechtenstein (1696–1772). Maria Antonia von Czobor, eine geborene Prinzessin Liechtenstein, erwarb 1724 das sog. Piati-Dubsky’schen Hauses in Brünn (Brno, Tschechien) und ließ sich in der Folge das erste Porzellanzimmer mit europäischer Produktion einrichten (heute: MAK).

Erste Porzellanmanufakturen in Europa: Luxusgut und Tafelkultur

Seit dem späten 15. bis zum Beginn des 18. Jahrhunderts war nicht mehr nur der Besitz und das Sammeln der kostbaren Gegenstände von Interesse. Allerdings bedurfte es vieler Versuche, bis eropäische Alchemisten der Herstellung von Porzellan auf die Schliche kamen. Daher stellte die Produktion von Porzellan eine Herausforderung dar, die neben chemischem Wissen auch die Alchemie berührte, wobei die Umwandlung der Bestandteile in das Material Porzellan eine besondere Faszination ausstrahlte. Durch Initiativen des sächsischen Kurfürsten und polnischen Königs, August dem Starken, einem leidenschaftlichen Sammler des asiatischen Porzellans, wurde erstmals 1709 in Meißen Porzellan hergestellt. Das Geheimnis der Produktion, vielmehr noch die Kostbarkeit des Materials tauften es bald zum „Weißen Gold“.

Auf Meißen folgte die Gründung der Wiener Manufaktur 1718 sowie die Etablierung von Produktionsstätten in Frankreich, Italien und England. Neben der Dekoration von Kabinetten wurde Porzellan auf den Tafeln der Aristokratie präsentiert, Figuren und eine Vielzahl an kleinformatigen Geschenken geschaffen. Damit verdrängte das kostbare und dauerhafte Porzellan traditionsreiche Tafeldekorationen aus Zucker und Tragant (dem Saft des Astragalus-Strauches, der u.a. mit Zucker vermischt wurde und die daraus entstandene Masse in Formen gegossen werden konnte), um die Darbietung von Speisen zu verfeinern. Das kultivierte Tafeln sollte an alle Sinne appellieren und die dekorativen Aufsätze mit mythologischen und allegorischen Themen die Gesellschaft amüsieren. Vermehrt wurde von Porzellantellern gespeist und der Austausch der Gegenstände zwischen den Höfen förderte die Kreativität in der Produktion. Die Gestaltung des Porzellans orientierte sich an dem Zeitgeschmack und den Vorlieben der jeweiligen Epoche.