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National Gallery in London verschiebt Artemisia

Veröffentlicht von Alexandra Matzner von 17. März 2020
Artemisia Gentileschi, Selbstporträt als hl. Katherina von Alexandria, Detail, um 1615–1617, Öl/Lw, 71.5 x 71 cm (© The National Gallery, London)

Artemisia Gentileschi, Selbstporträt als hl. Katherina von Alexandria, Detail, um 1615–1617, Öl/Lw, 71.5 x 71 cm (© The National Gallery, London)

Ausstellung zu den Selbstporträts und Historien von Artemisia Gentileschi in London wegen Corona-Krise auf ungewisse Zeit verschoben. Direktor Gabriele Finaldi spricht in einer Presseaussendung von einer „schweren Entscheidung“, aber logistische und organisatorische Gründe zwangen die National Gallery in London zu diesem Schritt. Leihgebern, Sponsoren und Unterstützern spricht Finaldi seinen Dank aus, diese Entscheidung mitzutragen. Ein neuer Eröffnungstermin für London | National Gallery of Art: Artemisia Gentileschi – avisiert wäre der 6. April 2020 gewesen – kann aufgrund der unvorhersehbaren Dauer der Krise noch nicht angekündigt werden. Besucherinnen und Besucher, die bereits ein Ticket für die Ausstellung gelöst haben, werden vom Museum kontaktiert.

Jetzt ist es also offiziell! Corona – und die damit verbundenen Reisebeschränkungen sowie Ausgangssperren und Museumsschließungen – haben das erste prestigeträchtige Ausstellungsprojekt zu Fall gebracht. Wer sich bis dato gewundert hat, dass in Großbritannien das Leben noch fast so weiterlief, als ob Corona wirklich nur eine x-beliebige Grippe wäre, kann versichert sein: Der globalisierte Ausstellungsbetrieb und der ausbleibende Tourismus führen auch hier zu drastischen Entscheidungen!

 

Artemisia Gentileschi, Selbstporträt als hl. Katherina von Alexandria, um 1615–1617, Öl/Lw, 71.5 x 71 cm (© The National Gallery, London)
Artemisia Gentileschi, Selbstporträt als hl. Katherina von Alexandria, um 1615–1617, Öl/Lw, 71.5 x 71 cm (© The National Gallery, London)

 

 

Wer war Artemisia Gentileschi?

Artemisia Gentileschi war eine der berühmtesten Malerinnen des frühen Barock. Die Tochter von Orazio Gentileschi wurde in Rom geboren und am Beginn ihrer Laufbahn stark von Caravaggio beeinflusst. Im Alter von 17 Jahren vergewaltigte sie einer ihrer Lehrer, wovon man durch Gerichtsakten außergewöhnlich detailreich informiert ist (→ Artemisia Gentileschi: Biografie). Kurz darauf schuf sie mit „Susanna und die Alten“ (Schönborn, Pommersfelden) ihr erstes Historiengemälde, das sie signierte und datierte. Da sich ihr Peiniger dem Urteilsspruch, Artemisia zu ehelichen, entzog, wurde sie mit einem wenig erfolgreichen Maler aus Florenz verheiratet. Gemeinsam mit Pierantonio Stiattesi zog Artemisia nach Florenz, wo ihre internationale Karriere begann, wurde sie doch als erste Frau in die renommierte Accademia delle Arti del Disegno [Akademie der Zeichenkünste] aufgenommen. In den folgenden Jahren arbeitete Artemisia in Rom, Neapel, Venedig und London, wo sie mit ihren Historien voller starker Frauen und Heldinnen für Furore sorgte.

 

Artemisia Gentileschi, Judith enthauptet Holofernes, um 1612–1613, Öl/Lw, 158.8 × 125.5 cm (Neapol, Museo e Real Bosco di Capodimonte (Q378) © ph. Luciano Romano / Museo e Real Bosco di Capodimonte 2016)
Artemisia Gentileschi, Judith enthauptet Holofernes, um 1612–1613, Öl/Lw, 158.8 × 125.5 cm (Neapol, Museo e Real Bosco di Capodimonte (Q378) © ph. Luciano Romano / Museo e Real Bosco di Capodimonte 2016)
Artemisia Gentileschi, Susannah und die Alten, 1610, Öl/Lw, 170 × 121 cm (© Kunstsammlungen Graf von Schönborn, Pommersfelden, Inv. 191)
Artemisia Gentileschi, Susannah und die Alten, 1610, Öl/Lw, 170 × 121 cm (© Kunstsammlungen Graf von Schönborn, Pommersfelden, Inv. 191)

Alexandra Matzner
Gründerin von ARTinWORDS * 1974 in Linz, Studium der Kunstgeschichte, Geschichte und Romanistik in Wien und Rom. Seit 1999 Kunstvermittlerin in Wien, seit 2004 Autorin für verschiedene Kunstzeitschriften. Jüngste Publiktionen entstanden für das Kunsthaus Zürich, Schirn Kunsthalle Frankfurt, Albertina und Belvedere in Wien.
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