Caravaggio
Wer war Caravaggio?
Caravaggio (Mailand 29.9.1571–18.7.1610) war ein italienischer Maler des Frühbarock (→ Barock). Michelangelo Merisi da Caravaggio wurde nach dem Heimatort seiner Eltern „Caravaggio“ genannt. Caravaggio arbeitete anfangs für große Werkstätten in Rom wie jener von Cavalier d‘Arpino. Um 1600 revolutionierte er die europäische Malerei durch einen neuartigen Einsatz von Licht und Schatten sowie den Einsatz eines schonungslosen Realismus. Bereits kurz nach 1600 reagierten römische Maler auf die Neuerungen Caravaggios. Zu seinen wichtigsten Mäzenen zählten Giustiniani (1564–1637) und Kardinal Francesco Maria Del Monte (1549–1627), darüber hinaus pflegte Caravaggio auch Kontakte mit Künstlern, Dichtern und Intellektuellen seiner Zeit.
Nicht alle Kollegen waren Caravaggio freundschaftlich gesinnt (→ Caravaggio in Rom. Freunde und Feinde). Diese kulminierten im Duell Caravaggios mit Ranuccio Tomassoni, der dabei ums Leben kam. 1606 wurde Caravaggio dafür zum Tode verurteilt, seine Strafe allerdings auf Fürsprache seiner Gönner in ein Exil umgewandelt. Caravaggios treueste Förderer beauftragten ihn weiterhin mit Gemälden und verfolgten sein Schicksal mit Anteilnahme.
Caravaggismus in Europa
Während der Hochphase des europäischen Caravaggismus, also zwischen 1600 und 1630, lebten etwa 2.700 Künstler in Rom, wovon 572 Ausländer waren. Bereits kurz nach 1600 reagierten die ersten Maler in Rom auf die Neuerungen Caravaggios, darunter auch sein alter Lehrmeister Cavalier d' Arpino. Künstler wie Auftraggeber begeisterten sich für den caravaggesken Naturalismus, das Hell-Dunkel (tenebroso) und die Lichtführung, dazu ein genaues Studium der Figuren, die in ihrem jeweiligen Alter deutlich markiert sind (vor allem der Qualitäten von Haut, die unbarmherzig ausgeleuchtet werden). Die wichtigsten Caravaggisten sind in Rom, Neapel und Utrecht (Niederlande) zu finden.
Die ersten Nachfolger von Caravaggio in Rom waren Bartolomeo Manfredi, Jusepe de Ribera, Francesco del Caravaggio (bekannt als Cecco del Caravaggio), Cecco da Caravaggio und in geringerem Maße Lo Spadarino (Giovanni Antonio Galli) und Saraceni. Ihnen können Orazio Borgianni (1578–1616, ab 1602), Orazio Gentileschi und dessen Tochter Artemisia Gentileschi., Antiveduto Gramatica und Giovanni Baglione hinzugefügt werden. Ihre Gemälde zeugen von einem gemeinsamen Experiment zum Thema der isolierten Figur, der Charakterstudie, einer von Caravaggios Spezialitäten und den Malern, die ihn bewunderten.
In Neapel fiel Caravaggios Naturalismus auf besonders fruchtbaren Boden. Erste Kopien von Kompositionen Caravaggios sind von Luis Finson, genannt Finsonius, bekannt. Zu Caravaggios wichtigsten Nachfolgern in Neapel zählen Giovanni Bettista Caracciolo, genannt il Battistello, Massimo Stanzione. Vielleicht in Neapel lernte Mattia Preti die Werke des berühmten Caravaggio kennen. Als Caravaggist der zweiten Generation studierte er bereits die Nachfolger des frühe Verstorbenen in Rom.
Ein weiteres Zentrum des Caravaggismus war die niederländische Stadt Utrecht. Drei junge Maler hielten sich kurz nach 1610 in Rom auf, wo sie die Werke von Caravaggio intensiv studierten und sich an dessen Vorbild inspirierten: Hendrick ter Brugghen (1588–1629), Gerard van Honthorst (1590–1656) und Dirck van Baburen (1594/95–1624). Die Gemälde der Utrechter Caravaggisten sind typisch niederländisch, denn sie verbanden ihre holländische Herkunft mit den Neuerungen Caravaggios. Baburen und Ter Brugghen malten die hässlichen Seiten der Realität: monströse Nasen, faulende Zähne, schmutzige Fingernägel. Ter Brugghen steht sogar im zweifelhaften Ruf das hässlichste aber dadurch vielleicht auch das realistischste Bilder eines Kleinkindes im 17. Jahrhundert gemalt zu haben.
Dazu kommen noch der Spanier Jusepe de Ribera, die Franzosen Claude Vignon, Nicolas Régnier, Nicolas Tournier, Simon Vouet und Valentin de Boulogne, Georges de La Tour, wie die Flamen Gerard Seghers und Theodoor Rombouts.