Salzburg | Rupertinum: Charlotte Salomon. Leben? Oder Theater? | AiW
0

Salzburg | Rupertinum: Charlotte Salomon. Leben? Oder Theater?

Charlotte Salomon, Rupertinum 2015, Installationsansicht

Charlotte Salomon, Rupertinum 2015, Installationsansicht

Das Museum der Moderne Salzburg zeigt mit 278 Blättern eine repräsentative Auswahl des Bilderzyklus „Leben? oder Theater?“ von Charlotte Salomon (geboren 1917 Berlin, DE, verstorben 1943 Auschwitz, PL), der ein einzigartiges Dokument eines deutsch-jüdischen Lebens im Berlin der 1920er und 1930er Jahre darstellt.

Die insgesamt 1325 Gouachen des Zyklus sind zwischen 1940 und 1942 im französischen Exil entstanden, wenige Jahre bevor die 26-jährige Salomon deportiert und ermordet wurde. Leben? oder Theater? von Charlotte Salomon besticht nicht nur durch seine besondere Geschichte, sondern auch wegen der Verflechtung von Bild, Text und Musik sowie der leuchtenden Farbigkeit der Gouachen. Salomon selber nannte dieses Werk ein „Singespiel“, weil das Stück immer wieder Hinweise auf bekannte Musikstücke enthält. In der Ausstellung wird dem Rechnung getragen, indem viele dieser Musikstücke in Zusammenhang mit den jeweiligen Gouachen zu hören sein werden. 2012 war ein Teil des Bilderzyklus auf der documenta (13) zu sehen; 2014 wurde das Werk im Auftrag der Salzburger Festspiele von Marc-André Dalbavie als Oper vertont und 2015 als Ballett mit Musik von Michelle DiBucci im Musiktheater im Revier Gelsenkirchen aufgeführt. An die Aufführung bei den Festspielen 2014 wird mittels Fotografien und Kostümen der Oper erinnert.

In ihrem Lebenswerk „Leben? oder Theater?“ verarbeitete Salomon ihre Familiengeschichte und ihre Erfahrungen als jüdisches Mädchen in Berlin. Es besteht aus drei Teilen: einem Vorwort, in dem es um ihre Jugend in Berlin geht, einem Hauptteil, der von ihrer Liebe zum Gesangspädagogen Alfred Wolfsohn erzählt, sowie einem Nachwort, das ihre Exilzeit in Südfrankreich zwischen 1939 und 1942 zusammenfasst. Die Gouachen sind in einem freien, farbenfrohen Stil geschaffen, der von Einflüssen zeitgenössischer Kunst zeugt. Personen werden mit wenigen Linien charakterisiert. Sind die Szenen am Anfang noch recht detailgenau ausgearbeitet, so wird der Malstil zunehmend nervöser, als wusste Salomon, dass ihr nicht viel Zeit bleiben würde. Die Darstellungsweise erinnert teilweise an ein Storyboard für einen Film – mit verschiedenen Szenen in einer Darstellung, Ansichten von oben und plötzlichen Nahaufnahmen.

Im Juni 1943 heiratete Charlotte Salomon den österreichischen Emigranten Alexander Nagler. Einige Monate später wurden beide deportiert; die schwangere Salomon wurde bei der Ankunft in Auschwitz ermordet. Nach dem Krieg gelangte ihr Bilderzyklus in die Hände ihres Vaters und der Stiefmutter, die in den Niederlanden überlebt hatten; sie stifteten das Werk dem Jüdischen Historischen Museum in Amsterdam, wo es sich bis heute befindet.

Kuratiert von Beatrice von Bormann, Leiterin Sammlung; mit Barbara Herzog, Kuratorische Assistentin, Museum der Moderne Salzburg.
Quelle: Pressetext

Beiträge zu Künstlerinnen

21. April 2024
Kiki Smith, Sky, Detail, 2011, Jacquard-Tapisserie, 287 x 190,5 cm (© Kiki Smith, courtesy Pace Gallery, Foto courtesy the artist and Magnolia Editions, Oakland)

Remagen | Arp Museum: Kiki Smith Verwobene Welten | 2024

Die in enger Zusammenarbeit mit der Künstlerin entwickelte Schau vereint rund 50 Werke, im Zentrum stehen ihre großformatigen, gewebten Wandteppiche.
18. April 2024
Beatriz Milhazes, 0 Diamante, 2002 (Contemporary Art Collection "la Caixa" Foundation. Photo Vicente de Mello. © Beatriz Milhazes Studio)

St. Ives | Tate St. Ives: Beatriz Milhazes: Maresias Erster Überblick zur brasilianischen Künstlerin | 2024

2024 präsentiert die Tate St. Ives „Maresias“, eine große Ausstellung zum Werk der brasilianischen Künstlerin Beatriz Milhazes (*1960, Rio de Janeiro), einer der führenden abstrakten Künstlerinnen der Gegenwart.
18. April 2024
Installationsansicht der Ausstellung «Beatriz Milhazes» in der Fondation Beyeler Riehen/Basel (29. Januar bis 15. Mai 2011): Beatriz Milhazes, Summer Love, 2010, 300 x 500 cm; Autumn Love, 2010, 300 x 350 cm; Winter Love, 2010, 300 x 200 cm und Spring Love, 2010, 300 x 450 cm, Courtesy of the artist, Foto © 2011, Serge Hasenböhler, Basel

Beatriz Milhazes Brasilianische Künstlerin

Die 1960 in Rio de Janeiro geborene Künstlerin ist für ihre an den Scherenschnitten Matisses, der Pop und der Op Art sowie der Psychedelischen Kunst inspirierten Blumenbilder und ornamentale Abstraktionen weltweit bekannt geworden. 2003 hat sie Brasilien auf die Biennale von Venedig vertreten.

Aktuelle Ausstellungen

2. Mai 2024
Wassily Kandinsky, Die Lyra, 1907 (Centre Pompidou, MNAM-CCI, Dist. RMN-Grand Palais / Philippe Migeat)

Oslo | National Museum: Wassily Kandinsky Druckgrafik zwischen Märchen, Exotik und Abstraktion | 2024

Entwicklung der Abstraktion: Die Ausstellung basiert auf einer großzügigen Leihgabe des Centre Pompidou in Paris und zeigt eine Auswahl von Kandinskys frühen Werken.
26. April 2024
Amedeo Modigliani, Chaim Soutine

Potsdam | Museum Barberini: Modigliani Moderne Blicke | 2024

Amedeo Modiglianis berühmte Porträts & weibliche Akte werden auf ihr Frauenbild hin wieder neu befragt.
25. April 2024
Abraham Winterstein, Schiffsförmiger Tafelaufsatz, Augsburg, zwischen 1626 und 1630, Silber, getrieben, gegossen, punziert, vergoldet, kalt bemalt (teilweise), 56 35 x 12 cm (Bayerisches Nationalmuseum, Inv.-Nr. L 2015/63)

München | Bayerisches Nationalmuseum: Schiffspokale und Seefahrt um 1600 Symbole der Macht im globalen Zeitalter | 2024

Trinkgefäße und Tafelaufsätze in Schiffsform gehören zu den faszinierendsten Schöpfungen der Goldschmiedekunst im späten 16. und frühen 17. Jahrhundert. Prachtvoll und detailreich gearbeitet, erzählen diese außergewöhnlichen Gefäße von höfischer Tafelkultur, aber auch von Schiffsbau und Seefahrt sowie von einer durch Globalisierung und Kolonialisierung geprägten Zeit.
Alexandra Matzner
Gründerin von ARTinWORDS * 1974 in Linz, Studium der Kunstgeschichte, Geschichte und Romanistik in Wien und Rom. Seit 1999 Kunstvermittlerin in Wien, seit 2004 Autorin für verschiedene Kunstzeitschriften. Jüngste Publiktionen entstanden für das Kunsthaus Zürich, Schirn Kunsthalle Frankfurt, Albertina und Belvedere in Wien.