11.11.1863
Am 11. November 1863 wurde Paul Victor Jules Signac in der Rue Vivienne im 4. Arrondissement von Paris geboren. Sein Vater, Jules Jean Baptiste Signac, war Sattler, seine Mutter, Héloïse Anaïs Eugénie Deudon, Hausfrau. Sowohl Vater wie Großvater betrieben eine Luxus-Sattlerei und konnten Kaiser Napoleon III. zu ihren Kunden zählen. Paul Signac blieb ein Einzelkind, seine gutbürgerlichen Eltern waren liberal.
1875
Umzug in die Avenue Frochot 12 im 9. Arrondissement, in der Ecke zum Boulevard de Clichy. Die Gegend am Montmartre war für die vielen Künstler in der Nachbarschaft berühmt.
1879: Besuch der 4. Impressionisten-Ausstellung
Signac besuchte die 4. Ausstellung der Impressionisten (10.4.-11.5.) mit Werken von Gustave Caillebotte, Mary Cassatt, Edgar Degas, Claude Monet und Camille Pissarro. Signac war 15 Jahre alt und machte eine Skizze nach Degas. Er traf an der Tür Paul Gauguin, der meinte: „Man kann hier nicht kopieren, Monsieur.“
1880: Besuch von Ausstellungen von Manet und Monet
Tod des Vaters in Menton (17.3.). Großvater und Mutter verkauften die Sattlerei, Umzug nach Asnières. Besuch der Ausstellungen von Edouard Manet (3.-30.4.) und Claude Monet (Juni) im Lokal von „La Vie moderne“. Studium am Montmartre, aber Signac brach seine Studien am Ende des ersten Trimesters ab, da er sich entschloss, Maler zu werden.
1881
Begann an der Seine zu malen und auf der Seine zu segeln. Das Segeln wurde neben der Malerei Signacs zweite große Leidenschaft. Sein erstes Boot war das Paddelboot „Manet-Zola-Wagner“. Im Laufe seines Lebens besaß Signac 32 Boote und interessierte sich auch für deren Konstruktion. Eröffnung der 6. Ausstellung der Impressionisten (2.4.) mit Werken von Degas, Pissarro, Guillaumin und Raffaëlli. Eröffnung des Cabarets „Le Chat noir“ von Rodolphe Salis und Emile Goudeau (November). Signac nahm am Betrieb des Kabaretts teil, wie den „litterarischen Freitagen“ von Goudeau. Im folgenden Jahr publizierte er im Magazin „Le Chat noir“ naturalistische Novellen und Pasticci nach Emile Zola.
1882: erstes Atelier
Signac mietete sein erstes Atelier in der Rue de Steinkerque im 18. Arrondissement, das er sich mit dem Maler und Druckgrafiker Henri Rivière teilte, einem alten Schulkollegen aus dem Collège Rollin. Malte impressionistische Studien in Asnières und im Fischerhafen Port-en-Bessin (Sommer am Ärmelkanal). Traf Berthe Roblès (1862–1942), eine entfernte Cousine von Camille Pissarro, die seine Gefährtin wurde. 7. Ausstellung der Impressionisten (1.–31.3.) mit Caillebotte, Renoir, Pissarro, Sisley und Monet. Henri Rivière schrieb im „Le Chat noir“, dass er mit Freude, die zwei Jahre zuvor in „La Vie moderne“ ausgestellten Werke von Monet, gesehen hatte.
1883
Besuch des freien Ateliers von Jean-Baptiste Emile Bin (1825–1897), Schüler von Léon Cogniet und Nicolas Gosse. Zu seinem zwanzigsten Geburtstag meldete sich Signac zum Militärdienst. Kaufte bei Père Tanguy ein Gemälde von Paul Cézanne, „Vallée de l’Oise (um 1880, Privatsammlung), das während seines gesamten Lebens der Stolz von Signacs stetig wachsender Sammlung blieb.
1884: Signac traf Fénéon und Seurat
Paul Signac freundete sich mit Literaten an und traf Félix Fénéon, Gustave Kahn, Paul Adam und Joris-Karl Huysmans. Sie wurden die ersten Kritiker, die den Neo-Impressionismus verteidigten. Eröffnung der ersten Ausstellung der Artistes Indépendants (15.5.). Paul Signac traf Georges Seurat, der „Une baignade (Asnières)“ (1884, London, The National Gallery) ausstellte. Dazu lernte er auch noch Charles Angrand, Henri Edmond Cross und Albert Dubois-Pillet kennen. Gemeinsam trugen sie zur Entwicklung der Société des Artistes Indépendants bei, die offiziell am 11. Juni 1884 gegründet wurde. Die Statuten wurden am 3. Oktober veröffentlicht. Signac wurde einer der wenigen Freunde von Georges Seurat, der in diesen Jahren an „Un dimanche après-midi à l’île de la Grande Jatte“ (1884–1886, Chicago, The Art Institute) arbeitete. Monet antwortete Signac, der ihn um Rat bat (14. November). Sie trafen sich in Paris. Erste Ausstellung der Société des Artistes Indépendants (ab 10.12.). Das Gründungsmitglied Paul Signac widmete sich mit Energie der Organisation der Schau und stellte selbst „Port-en-Bessin, Le Catel“ (1884, Privatsammlung) aus.
1885
An den Ufern der Seine traf Signac Guillaumin, im Atelier des Künstlers machte Signac die Bekanntschaft mit Camille Pissarro (Frühling). Die Ausstellung zu Eugène Delacroix in der Ecole des Beaux-Arts (6.3.–15.4.), dessen Gesamtwerk in einem Œuvrekatalog von Alfred Robaut publiziert wurde, besuchten Seurat und Signac gemeinsam. Wie jeden Sommer verbrachte Paul Signac auch diesen an der Küste. Im Sommer 1885 wählte er Saint-Briac in der Bretagne, wo er eine Serie von impressionistischen Seestücken malte, die deutlich den Einfluss von Monet offenbaren („Saint-Briac. Les balises“, „Saint-Briac. Le Béchet“). Gleichzeitig hielt sich Georges Seurat in Grandcamp in der Normandie auf, wo er seine ersten Seestücke malte. Zum ersten Mal teilte er die reinen Farbtöne und trug sie in kleinen Punkten sehr regelmäßig auf. Charles Henry publizierte seine „Introduction à une esthétique scientifique“ in der „Revue contemporaine“ (August).
Winter 1885/86: Farbstudien und pointillistische Maltechnik
George Seurat widmete sich erneut „La Grande Jatte [Ein Sonntagnachmittag auf der Insel La Grande Jatte]“ (1884–1886, The Art Institute of Chicago) und übermalte das Gemälde in pointillistischer und divisionistischer Weise (Winter). Daraufhin übernahmen Camille Pissarro und Paul Signac die neue Technik. Paul Signac überarbeitete sein Bild „Les Modistes“ (Zürich, Fondation Bührle), das er im Jänner 1886 vollendete. Signac, der sich wie Seurat für die Theorien der Farbwahrnehmung interessierte, wurde von Emile David, dem Vorarbeiter in den Gobelin-Werkstätten, die Eugène Chevreul leitete, eingeladen, ihm bei „einigen einfachen Experimenten zur Reflexion des weißen Lichts“ nach den Theorien von Chevreul zu assistieren (10.12.). Wahrscheinlich handelte es sich bereits um einen zweiten Besuch.
1886: Teilnahme an der 8. Impressionisten-Ausstellung
Paul Signac malte seine ersten Gemälde in divisionistischer und pointillistischer Weise: „Les Gazomètres. Clichy“ (Melbourne, National Gallery of Victoria), „Passage de Puits Bertin. Clichy“ (unbekannter Aufenthaltsort) (März/April). Achte und letzte Impressionisten-Ausstellung (15. Mai–15. Juni): Dank der Unterstützung von Camille Pissarro und Berthe Morisot, durften Seurat und Signac im letzten Saal der Ausstellung teilnehmen. Erste öffentliche Präsentation von „Un dimanche après-midi à l’île de la Grande Jatte“ von Seurat. Daneben stellte Paul Signac „Les Modistes“ und weitere Werke aus.
Sommer–Winter 1886: Neoimpressionismus
Den Sommer verbrachte Signac in Andelys in der Normandie, wo er eine erste Serie von neoimpressionistischen Landschaften malte. In der Ausstellung der Société des Artistes Indépendants präsentierte Paul Signac Werke (21.8.–21.9.). Erste neoimpressionistische Gemälde von Albert Dubois-Pillet wurden neben jenen von Seurat, Signac und Pissarro ausgestellt. Der Begriff Neoimpressionismus (néo-impressionniste) tauchte in einem Artikel von Félix Fénéon auf (19.9.), „L’Impressionnisme aux Tuileries“ im Magazin „L’Art moderne, Bruxelles“: „La vérité est que la méthode néo-impressionniste exige une exceptionnelle délicatesse d’œil (Die Wahrheit ist, dass die neoimpressionistische Methode eine außergewöhnliche Feinfühligkeit des Auges fordert.)“. Im Oktober hielt sich Signac in Fécamp auf.
1887
Ausstellung von „Un dimanche après-midi à l’île de la Grande Jatte“ im Salon des XX in Brüssel (Februar). Signac traf Théo van Rysselberghe, der sich im folgenden Jahr der Bewegung des Pointillismus anschloss. Paul Signac kaufte ein Gemälde von Maximilien Luce, „La Toilette“ (Genève, Musée du Petit Palais), aus der III. Ausstellung der Indépendants. Beginn ihrer Freundschaft. Im Frühling malte Paul Signac an den Ufern von Clichy und Asnières, gelegentlich begleitete ihn Vincent van Gogh, der im Jahr zuvor in Paris angekommen war und sich nun dem Pointillismus zuwandte. Van Gogh traf Seurat im November anlässlich eines Besuchs der Ausstellung „du petit boulevard“. Alle drei stellten im Proberaum des Théâtre-Libre von Antoine aus (Ende November–Anfang Jänner 1888). Im Sommer hielt sich Paul Signac erstmals in Südfrankreich, in Collioure, auf.
1888
Erste Teilnahme von Signac am Salon der XX in Brüssel (Februar). Traf dort den Maler Willy Finch, den er zur Theorie des Neo-Impressionismus bekehrte. Im selben Jahr malte Henry van de Velde erste neoimpressionistische Gemälde. Im Sommer Aufenthalt im bretonischen Küstenstädtchen Portrieux.
1889
Paul Signac mietete ein Atelier in der Avenue de Clichy 20, wohin er bis 1892 montags Maler und Schriftsteller einlud. Besuchte Vincent van Gogh in der Nervenheilanstalt in Arles, verbrachte dann den Sommer in Cassis (März). Mehrere Wochen in Herblay gemeinsam mit Maximilien Luce (August–September).
1890
Im Januar in Brüssel für die Eröffnung des Salons der XX. Mit Henri de Toulouse-Lautrec widersetzte er sich dem Maler Henry de Groux, der die Gemälde von Van Gogh schlechtmachte. Das Magazin „Les Hommes d’aujourd’hui“ widmete eine Nummer (Nr. 373) Paul Signac mit einem Text von Félix Fénéon (Frühling). Ein Porträt von Seurat illustrierte das Cover. Ausstellung zum japanischen Druck in der Ecole des Beaux-Arts (25.4.–22.5.). Signac besuchte sie gemeinsam mit Arsène Alexandre, der sich erinnerte: „Wir betrachteten lange die Landschaften von Hiroshige.“ Aufenthalt in Saint-Briac (Frühling–Sommer). Tod von Albert Dubois-Pillet in Puy-en-Velay (17.7.), Tod von Vincent van Gogh in Auvers-sur-Oise (29.7.).
1891: Tod von Georges Seurat
Tod von Georges Seurat (29.3.). Signac und Camille Pissarro halfen bei der Beerdigung (31.3.). Camille Pissarro wandte sich daraufhin vom Pointillismus (Neoimpressionismus) wieder ab, um sich einem traditionelleren Impressionismus wieder zuzuwenden. Aber im gleichen Jahr entschloss sich Henri-Edmond Cross endgültig zum Neoimpressionisten zu werden. Mit Luce und Fénéon regelte Signac die Nachfolge von Seurat.
Sommer–Winter 1891
Signac publizierte in „La Révolte“ einen Artikel mit dem Titel „Impressionnistes et révolutionnaires“ (13.6.), wo er trotz seiner anarchistischen Überzeugung auf der Idee bestand, dass die Künstler die größten Revolutionäre wären, aber sie sollten in ihren Werken keine progressiven Ideen illustrieren, sondern durch ihr revolutionäres Temperament verließen sie die geschlagenen Wege, um eine neue Sprache zu erfinden. Aufenthalt in Concarneau (Sommer). Dort galt Signacs besonderes Interesse den Thunfisch- und Sardinenkuttern.
1892
Signac kam an Bord seines Schiffes Olympia im Hafen von Saint-Tropez an und entdeckte den Fischerhafen. Betört vom flirrenden Licht des Mittelmeers, beschloss er, an einen Teil des Jahres dort zu verbringen. Signac mietete das kleine Haus La Ramade am Strand von Graniers und malte seine ersten Aquarelle. Signac heiratete Berthe Roblès (1862–1942) auf dem Standesamt des 18. Arrondissement von Paris (7.11.). Eröffnung der ersten Ausstellung mit neoimpressionistischer Malerei in den Räumen des Hôtel Brébant in Paris (Dezember).
1893
Erste Pläne für ein großes, dekoratives Gemälde: „Au Temps d’Harmonie“ (Sommer), mit dem sich Signac bis zu dessen Präsentation im Salon des Artistes Indépendants 1895 beschäftigte. Dieses Gemälde ist mit ästhetischen, politischen und sozialen Grundsätzen nur so aufgeladen und einzigartig in Signacs Werk. Während eines Aufenthalts in Brüssel 1897 bot er es als Dekoration für das Maison du peuple (Volkshuis) vom Architekten Victor Horta an. Da der Architekt das Angebot nicht begeistert aufnahm, zog Signac sein Angebot wieder zurück. Erst posthum im Jahr 1942 wurde das Gemälde im Rathaus von Montreuil aufgehängt.
1893: Galerie des Neo-Impressionismus
Eröffnung der kurzzeitig nur existierenden Galerie des Neo-Impressionismus in der Rue Laffitte 20, die von Moline gegründet und von Antoine de La Rochefoucauld finanziert wurde. Rochefoucauld war selbst ein neoimpressionistischer Maler, bevor er sich die Bewegung Rose+Croix (Dezember) anschloss. Die Einladungskarte zur ersten Ausstellung verkündete das Programm: „Die neoimpressionistischen Maler Charles Angrand, Henri Edmond Cross, Maximilien Luce, Hippolyte Petitjean, Lucien, Georges und Félix Pissarro, Antoine de La Rochefoucauld, Paul Signac, Théo van Rysselberghe organisieren in der Rue Laffitte 20 eine dauernde Ausstellung ihrer Werke […] die präsentierten Werke werden jeden Monat ausgetauscht. Auf diese Ausstellungen folgen Einzelpräsentationen von Künstlern dieser Vereinigung.“
1894
Signac nahm am ersten Salon de la Libre Esthétique teil (17.2.–15.3.), der in Brüssel auf die Manifestationen von Les XX folgte. Er stellte in der Zukunft oft in diesem Salon aus, aber ohne das Engagement und die Energie, die er in Les XX investierte. In Saint-Tropez, stimuliert durch die Lektüre des Tagebuchs von Eugène Delacroix (im Jahr zuvor publiziert), entschloss sich Signac, ein eigenes Tagebuch zu beginnen (14.6.). Das ist der Beginn eines Nachdenkprozesses, der 1898 und 1899 zur Publikation des Traktates „D’Eugène Delacroix au néo-impressionnisme“ führte. Paul Signac hörte auf, seinen Werken Opus-Nummern zu geben.
1895: neo-impressionistische Maltechnik
Signacs Technik entwickelte sich: Erstmals setzte er anstelle der Punkte längere Striche ein. Auch Cross entwickelte seine Maltechnik in diese Richtung weiter. Cross reiste in den Süden und zog nach Saint-Clair. In Saint-Tropez mietete Signac die Villa La Hune, die er 1897 kaufte, und wo er sich bis 1913 mit seinen befreundeten Malern traf.
1896
Ermutigt durch den Verlauf des Gemäldes „Concarneau. Sardinenfischen (Adagio), Opus 221“ (1891, The Museum of Modern Art, New York), reiste Paul Signac nach Holland. Die Pleinairmalerei hatte er schon längst aufgegeben, weshalb er mit Aquarellfarben im Gepäck unterwegs war. Neben Amsterdam und seinen Museen besuchte er ebenfalls Rotterdam und Den Haag, Dordrecht und Veere (Zeeland). Nach Hause zurückgekehrt, wählte er als Sujets für seine Bilder aber erneut kleinere Hafenstädtchen: Volendam und Vlissingen.
November 1896: Riviera
Paul Signac bereiste die italienische Riviera zu Fuß und bewegte sich dort „inmitten von Claude Lorrains“. Diese Beobachtung in seinem Tagebuch läutete die Rückkehr zu einer stärker klassischen Bildauffassung in.
1897
Neues Appartement, im Castel Béranger von Hector Guimard, in der Rue La Fontaine 14 im 16. Arrondissement von Paris. Aufenthalt in Mont-Saint-Michel (Februar).
1898
Signac unterschrieb „un témoignage collectif de soutien à Emile Zola le félicitant de son attitude courageuse dans l’affaire Dreyfus (15.1.). Aufenthalt in London, um Werke von William Turner zu sehen (27.3.–18.4.). Mit „Capo di Noli“ entstand das erste Werk Signacs, das eine radikale Wendung in seinem Schaffen markiert. Es gibt klassische Repoussoirfiguren, und es ist mit einem breiteren Pinsel in nahezu quadratischen Strichen gemalt. Dadurch steigerte Signac die Farbkraft des Bildes. Neben Lorraine spielte die Auseinandersetzung mit Turner dafür eine essenzielle Rolle. Erste Gruppenausstellung der Neo-Impressionisten in Deutschland in der Galerie Keller & Reiner, Berlin (22.10.–20.12.). Die Gruppenausstellungen der Neo-Impressionisten vervielfachten sich jenseits des Rheins, wo sie das Interesse von Sammlern und Künstlern weckten.
1899: „D’Eugène Delacroix au néo-impressionnisme“
Signac publizierte „D’Eugène Delacroix au néo-impressionnisme [Von Eugen Delacroix zum Neo-Impressionismus]“, das er schon 1898in Auszügen in „La Revue blanche“ vorgestellt hatte. Eine gekürzte Fassung erschien auf Deutsch im Magazin „Pan“ (Juli 1898). Das gesamte Handbuch wurde 1903 auf Deutsch übersetzt und mehrere Male editiert (dt. 1910, franz. 1911, 1921, 1939). Es wurde für mehrere Generationen von Künstlern zum Nachschlagewerk über Farben. Im Jahr 1964 stellte Françoise Cachin eine kritische Ausgabe her (1978, 2005). Gruppenausstellung der Neo-Impressionisten, der Nabis und Odilon Redon in der Galerie Durand-Ruel (10.-31.3.). Beginn des Erfolgs für die Neo-Impressionisten.
1900
Paul Signac erhielt eine Fahrerlaubnis. Aufenthalt in Samois (Oktober–November). Erfolglose Teilnahme am Wettbewerb für die Dekoration des Rathauses von Asnières (Dezember).
1901/02: „Saint-Tropez“
Paul Signac malte „Saint-Tropez“ (Nationalmuseum für westliche Kunst, Tokio), eine 131 x 161,5 cm große und neuartig feierliche „blaue Arabeske (Kai, Fässer, Fischer, Netze, Ruderboote) auf stark orangefarbenem Grund (Gaus Glockenturm Tartanen; Frachtschiff, Brigg, Schoner)“. Damit löste Signac die Farbe von ihrer beschreibenden Funktion (vgl. Turner und die 15 Hafenansichten von Claude Joseph Vernet).
1902
Eröffnung der ersten Einzelausstellung Signacs in der Galerie Bing (2.6.). Der 38-jährige Maler stellte neun Gemälde, zwölf Skizzen auf Leinwand, zwei Pastelle und 100 Aquarelle aus.
1904: Venedig
Erster längerer Aufenthalt in Venedig, dem „Tor zum Orient“ (April–Mai). Die Stadt regte ihn zur 15-teiligen Serie „La Serenissima“ an., die zum überwiegenden Teil 1905entstand. Aufenthalt der Familie Matisse in Saint-Tropez, wo Signac ihm La Ramade reservierte. Einzelausstellung in der Galerie Druet (13.–31.12.).
1905
Manguin, Camoin, Marquet hielten sich in Saint-Tropez auf (Sommer). Sie besuchten Signac und Cross.
1906: Holland
Aufenthalt in Holland, Rotterdam, Maasluis, Overschie, Amsterdam (18.4.–3.5.). Aufenthalt in Marseille mit Camoin (Juli). Er fing in fünf Gemälden die kühle, von Blau dominierte Stimmung des rasch wachsenden Hafens von Rotterdam ein.
1907: Istanbul
Signac hatte eine Einzelausstellung in der Galerie Bernheim-Jeune, wo sich Fénéon von jetzt an um die zeitgenössische Kunst kümmerte (21.1.–7.2.). Reise nach Istanbul (heute: Istanbul) in der Begleitung des Malers Henri Person (28.3.–15.5.). Vor Ort hielt er den Hafen in Aquarellstudien fest. Nach seiner Rückkehr malte Paul Signac eine 10-teilige Serie, die in „Das Goldene Horn (Konstantinopel“ (1907, Privatsammlung) kulminierte.
1908: Präsident der Société des Artistes Indépendants, Venedig (2)
Zum Präsidenten der Société des Artistes Indépendants nominiert. Signac reiste nach Italien und hielt sich zum zweiten Mal in Venedig auf (Februar–April). Die zweite venezianische Serie besteht aus elf Gemälden.
1909: London
Reise nach London, zeichnete nach Gemälden von Turner. Signac ergänzte die zweite Venedig-Serie um zwei weitere Ansichten und malte eine großformatige Ansicht des Hafens von Genua; weiters schuf er zwei weitere Werke für die Konstantinopel-Serie in rosafarbenem Licht, darunter „Konstantinopel: Yeni Djami“.
1910: Konzentration auf das Aquarell
Tod von Cross (16.5.). Signac war damit der letzte Maler des Neo-Impressionismus der ersten Generation. Seine Produktion von Gemälden verlangsamte sich und er konzentrierte sich auf das Aquarellmalen.
1911
Signac hielt sich in der ersten Jahreshälfte in La Rochelle auf (23.1.–1.6.). Renoir überreichte Signac die Insignien des Chevalier der Légion d’honneur (25.10.).
1912
Sonderbund-Ausstellung in Köln (25.5. –30.9.): Auf dem ambitionierten Panorama der Moderne wurde die französische Malerei besonders geehrt. Signac und Cross repräsentierten den Neo-Impressionismus.
Herbst 1913: Beziehung von Jeanne Selmersheim-Desgrange
Signac zog nach Antibes um und mit der Malerin Jeanne Selmersheim-Desgrange (1877–1958) zusammen (September). Geburt der Tochter Ginette (2.10.). Das Haus La Hune und das Pariser Appartement überließ Signac seiner Ehefrau.
1914–1918: Erster Weltkrieg
Der Pazifist Signac war tief getroffen von den Ereignissen, hatte keinen Zugang mehr zu den zum militärischen Sperrgebiet erklärten Häfen und malte wenig. Er war in Antibes gebunden, wo auch die Bonnards lebten. Er flüchtete sich in Studien zu Stendhal (1783–1842) und erklärte dessen „Mémoires d’un touriste“ (1838) zum „schönsten Buch der Welt“.
1915: Signac wurde offizieller Marienmaler
Paul Signac wurde zum offiziellen Marienmaler ernannt. Er erhoffte sich eine Mission in französische oder italienische Häfen, was sich jedoch nicht erfüllte.
1916/17
Es entstanden einige Ansichten von La Rochelle und Antibes, das nun ein Heimathafen war.
1919
Signac mietete ein neues Appartement in Paris, in der Rue de l’Abbaye 14, bei Saint-Germain-des-Prés. Hier lebte er mit Jeanne Selmersheim-Desgrange und ihrer gemeinsamen Tochter. Beschäftigte sich erneut mit der Organisation von Ausstellungen der Indépendants. Nach Kriegsende verließ Signac Frankreich nicht mehr, sondern reiste innerhalb des Landes. Er hielt sich vor allem in Südfrankreich auf und malte Aquarelle.
1920
Signac vollendete das großformatige Gemälde „Hafen von Marseille“, bei dem er die Hinweise auf die moderne Zeit wegließ.
1921/22
Mietete ein Haus in Saint-Paul-de-Vence.
1922: erste Monografie über Paul Signac
Erste Monografie über Signac von der Malerin, Signac-Schülerin und Kunstkritikerin Lucie Cousturier bei Crès.
1924–1930
Signac mietete ein Haus in Lézardrieux, Bretagne, wo er die Sommer verbrachte.
1926
Signac mietete ein kleines Haus in Viviers, wo er sich bis zu seinem Tod regelmäßig aufhielt. Er erkundete auf den Spruen von Stendhal das Tal der Rhône, da er sich wünschte, die „Mémoires d’un touriste“ zu illustrieren. Sognac organisierte die Ausstellung „Trente ans d’art indépendant“ (20.2.-21.3.) als starkes Zeichen für die Rolle der Société des artistes indépendants für die Entwicklung der zeitgenössischen Kunst.
1927
Veröffentlichte „Jongkind“ bei Crès. In der Monografie über den holländischen Maler befindet sich ein Traktat über das Aquarellieren, in dem Signac seine Technik darlegt.
1928–1930: Werkreihe zu den Häfen Frankreichs
Mit der Hilfe des Mäzens und Sammlers Gaston Lévy (1893–1977) plante er Frankreichs Häfen in Aquarellen einzufangen. 100 Aquarelle sind in Alben eingebunden.
1931
Signac kaufte ein kleines Haus an der Spitze des Hafens von Barfleur in der Normandie.
1933
Signac richtete seine Aufmerksamkeit einmal mehr auf Concarneau und seine Sardinenfischer.
1935
Letzte Reise nach Korsika (April).
15.8.1935
Am 15. August 1935 verstarb Paul Signac in Paris im Alter von 72 Jahren an einer Blutvergiftung. Am 18. August wurde er am Friedhof Père-Lachaise in Paris beerdigt.