Quentin Massys‘ Darstellung einer alten Frau aus dem 16. Jahrhundert ist als „Die hässliche Herzogin“ bekannt. Diese Ausstellung befasst sich erneut mit dem bekannten Gesicht der Londoner National Gallery: Zum ersten Mal wird diese Arbeit mit einer verwandten Zeichnung nach Leonardo da Vinci gezeigt, die ihr gemeinsames Interesse an fantastischen, „grotesken“ Köpfen und den regen künstlerischen Austausch zwischen Italien und Nordeuropa in der Renaissance zeigt.
Großbritannien | London:
National Gallery of Art, Room 46
16.3. – 11.6.2023
„Die hässliche Herzogin“ wird in der Ausstellung wieder mit ihrem Gefährten „Ein alter Mann“ vereint, einer seltenen Leihgabe aus einer Privatsammlung. Quentin Massys zeigt uns eine Frau, die sich in Alter, Aussehen und Verhalten deutlich von anderen Frauen-Darstellungen in der Sammlung unterscheidet. Dies war eine bewusste Entscheidung des Künstlers.
Die übertriebenen Gesichtszüge, der teuflische Kopfschmuck, das tief ausgeschnittene Kleid und das faltige Decollete der „hässlichen Herzogin“ wurden von Massys bewusst eingesetzt, um ein traditionelles Hochzeitsporträt zu parodieren: Dies ist das Bilder einer alten Frau, die sich wie ein Mädchen verhält, und ihres förmlich und nüchtern gekleideten Partners – ein unerwidertes Zeichen ihrer Liebe. Man könnte denken, dass dieses Gemälde nur als grausamer Scherz diente, bei dem die Betrachter:innen aufgefordert wurden, über die Selbsttäuschung dieser Frau zu lachen. Wer jedoch hinter die Oberfläche blickt, entdeckt vielleicht eine Herzogin, die auch subversiv, wild und trotzig ist – und die Konventionen ihrer Zeit dreist zur Schau stellt. Das Gemälde begleitet den Aufstieg der weltlichen und satirischen Kunst während der Renaissance, zwei Bereiche, in denen Massys Pionierarbeit leistete.
Die Ausstellung im Herbst/Winter 2022/23 vereint Kunstwerke, die sich mit der Satire und Dämonisierung von Frauen, Alter und Gesichtsunterschieden in der Renaissance befassen.
Quelle: National Gallery London