Barbara Krafft

Wer war Barbara Krafft?

Barbara Krafft (1.4.1764–28.9.1825) war eine österreichische Malerin des Klassizismus und der Romantik sowie eine der gefragtesten Porträtmalerinnen ihrer Zeit. Neben Bildnissen des Adels und Klerus schuf sie Porträts von Bürgerlichen und ihren Familien, sowie Genrebilder und einige religiöse Sujets. Ihr kann ein Œuvre von 180 Ölgemälden zugeordnet werden, wobei fast die Hälfte dieser Arbeiten heute als verschollen gilt. Durch erhaltene Skizzen kann man auf 40 bis 50 weitere Porträts von ihrer Hand schließen.1

Ausbildung durch den Vater

Barbara Krafft wurde als Barbara Steiner 1764 in Iglau (dem heutigen Jihlava in Tschechien an der böhmisch-mährischen Grenze) als Tochter des österreichischen k. k. Kammermalers in Historie und Porträt, Johann Nepomuk Steiner (1725–1793), geboren.

Johann Nepomuk Steiner war nach einer Lehrzeit in Venedig und Rom bei Anton Raphael Mengs als Künstler erfolgreich tätig, zuerst in Mähren, dann in Wien, schuf Fresken, große Altarbilder, Staffeleistücke und Bildnisse, porträtierte Maria Theresia sowie Joseph II. Seinen drei Kindern, Franz Xaver, Barbara und Johann, gab er schon früh Zeichen- und Malunterricht. Die Mutter, Maria Anna, geborene Simon, dürfte mit der Berufswahl ihrer Kinder nicht einverstanden gewesen sein, denn sie verfügte in ihrem Testament, dass nur das Kind erbt, das einen etablierten Beruf ergreifen würde. Somit erhielt Barbara Krafft beim Tod der Mutter 1786 nur den gesetzlichen Pflichtteil, nachdem der ältere Bruder Franz Xaver Chirurg geworden war – und Universalerbe.

Spätestens 1767 übersiedelte die Familie nach Wien, wo Johann Nepomuk Steiner Mitglied der k. k. Akademie der bildenden Künste wurde. 1786 stellte die 22-jährige Barbara Steiner das erste Mal aus, das heute verschollene „Bildnis eines französischen Abbé“ erntete wegen der bereits sehr ausgeprägten individuellen Handschrift und der Könnerschaft der jungen Malerin Beifall in Wien. Bald konnte sie sich über weitere Porträtaufträge freuen.

Wichtige Lebensstationen: Wien – Salzburg – Prag – nochmals Salzburg – Bamberg

Barbara Krafft verlegte mehrere Male ihren Lebensmittelpunkt und reagierte dabei durchaus auch auf Auftrags- und politisch-gesellschaftliche Situationen.

Seit 1786 arbeitete sie in Wien, heiratete 1789 den Apotheker Josef Krafft, nahm seinen Namen an und brachte zwei Kinder zur Welt: Sohn Johann August, 1792 geboren in Wien, der später von ihr zum Maler ausgebildet wurde und als Lithograf in München tätig war und Tochter Barbara, geboren 1801 in Prag. Fortan signierte die Malerin mit „Barbara Krafft nata Steiner pinxit“, wobei sie den Vaternamen als eine Art Qualitätsmarke bis zu ihrem Tod beibehielt. 1794 zog Barbara Krafft mit Mann und Sohn nach Salzburg (1794–1996). In der fürsterzbischöflichen Residenzstadt herrschte bereits der Geist der Aufklärung. Barbara Kraffts schuf erstklassige, großformatige Repräsentationsporträts des Salzburger Adels (Graf und Gräfin Kuenberg), von Bischof Franz Xaver Altgraf von Salm-Reifferscheidt, von vornehmen Bürgerlichen und wohlhabende Kaufmannsfamilien wie den Metzgers. Ihr Stil und die noch barocke Formensprache wurden von den Auftraggebern goutiert.

1797 übersiedelte Krafft nach Prag, eine kulturell rege Stadt, größer als Salzburg, aber kleiner als Wien. Die erfolgreiche Porträtmalerin hatte kaum Konkurrenz zu fürchten, erschloss sich rasch einen Kundenkreis aus böhmischen Adelsfamilien und schuf 1801 auch ein Altarbild („Hl. Gotthard verteilt Almosen“) für die Pfarrkirche von Bubeneč in Prag.

1804 kehrte Barbara Krafft nach Salzburg zurück, fand nun ein weltliches Kurfürstentum (1803–1805) vor, das in der Zeit der französischen Besetzung wirtschaftlich und kulturell litt, ab 1810 unter bayerischer und ab 1816 endgültig wieder unter österreichischer Verwaltung stand. In diesen unsteten Jahren wurde das Bürgerporträt eine wichtige Einkommensquelle. Kraffts Auftraggeber während ihres ersten Salzburgaufenthalts hatten nun wichtige Positionen in der Stadt übernommen, was sich sicher günstig auf ihre Auftragslage auswirkte. 1821 verließ sie Salzburg, um nach Bamberg (Bayern) zu gehen, gemeinsam mit ihrem damals ebenfalls schon als Künstler arbeitenden Sohn und der noch minderjährigen, 20-jährigen Tochter. Auch in Bamberg herrschte ein reges Kulturleben und wieder fand Krafft in der gehobenen Gesellschaft ihr Klientel für zahlreiche Porträtaufträge, wobei ihr ihre rasche und doch präzise Malweise und die ausgezeichnete Beobachtungsgabe bei der Bildnismalerei zugutekam. Mindestens 42 Porträts entstanden in diesen letzten Jahren.

Am 28. September 1825 starb Barbara Krafft 61-jährig an einer Herzentzündung in Bamberg. Ihr Grab ist nicht mehr erhalten.

Barbara Kraffts berühmtestes Werk: Mozart

Barbara Kraffts berühmtestes Bildnis zeigt das Musikgenie Wolfgang Amadeus Mozart, welches sie 1819, 28 Jahre nach Mozarts Tod, schuf. Den Auftrag gab Joseph Sonnleithner, österreichischer Librettist, Theaterleiter, Archivar und Gründer der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien, nach Angaben von Mozarts Schwester Maria Anna, Nannerl, verwitwete Reichsfreiin von Berchtold zu Sonnenburg. Als Vorlage dürfte das Mozart-Familienbildnis des österreichischen Malers Johann Nepomuk della Croce von 1780/81 gedient haben. Heute ist Kraffts Mozartporträt eines der am häufigsten reproduzierten Bildnisse des Komponisten – und zierte 2016 eine exklusive Nostalgieedition der „Echten Salzburger Mozartkugeln" von Mirabell. Übrigens: als man für den Fünftausender-Schillingschein ein Mozart-Porträt suchte, fiel die Wahl auf die Bildvorlage von Barbara Krafft.

Bedeutung und Anerkennung

Barbara Krafft war eine sehr produktive Künstlerin und eine außerordentlich gefragte Porträtistin an der Schwelle gesellschaftlicher Umbrüche. Ihre aristokratischen Auftraggeberinnen und Auftraggeber und das gehobene Bürgertum schätzten ihre Malkunst. Die Porträts sind oftmals Brust- und Hüftstücke in repräsentativer Robe, mit bravouröser Pinselschrift schildert Krafft treffend das Individuelle, ohne zu idealisieren. Die gute Beobachtung und genaue Wiedergabe von Augen- und Mundpartien offenbaren viel über den Charakter der Dargestellten. Die Schilderung der Materialqualitäten, ob bei Gewand oder Schmuck, ist trotz sichtbar schneller Malweise virtuos.

Barbara Krafft schuf nicht nur Porträts, sondern auch einige religiöse Bilder und kleinformatige Genredarstellungen, sogenannte „Holländerstücke“, die Einflüsse des Niederländers Gerard van Honthorst erkennen lassen. In den Bildern „Wirtshausszene I“ und „Wirtshausszene II“, beide 1804, werden profan-derbe Szenen mit sicherem Pinselstrich eingefangen, dem Sujet entsprechend ist der Duktus gröber als bei den Porträts der eleganten Herrschaften. Bei dem außergewöhnlichen Milieubild „Der schmauchende Alte“ von 1799 kann man von einer fast schon expressiven Pinselführung sprechen.

Barbara Krafft war äußerst talentiert, für die damalige Zeit sehr selbstbewusst, hatte sicher einen ausgeprägten Willen, diesen künstlerischen Weg zu gehen und ein großes Verkaufs- und Selbstvermarktungstalent. Sie hat sich gesellschaftliche Netzwerke aufgebaut, um zu Bildnisaufträge zu kommen, organisierte Verkaufsausstellung, die sie in Zeitungen annoncierte und konnte letztendlich unabhängig, von ihrem Mann trennte sie sich während des zweiten Salzburgaufenthaltes, von ihrer Kunst leben. In Salzburg, Prag und zuletzt auch in Bamberg wurde sie als tüchtige und gute Porträtistin weiterempfohlen. Man kann wirklich von einer Künstlerinnenkarriere sprechen – zu einer Zeit, da es für Frauen besonders schwer war, in diesem Metier, generell in einem Beruf, zu reüssieren. Leider kennt man von Barbara Krafft keine (privaten) Briefe oder Tagebücher, die etwas Persönliches über die Künstlerin erzählen könnten.

Der Malerin wurde zu Lebzeiten für ihre besondere Malkunst geschätzt, ihr kraftvoller, bisweilen pastos-derber Duktus gelobt:

„Madame Krafft besitzt eine außergewöhnliche Kunst (Talent muss ich sagen) in saisiren oder treffen; ihr mißlingt kein Portrait; auch mahlt sie mit solcher Leichtigkeit, daß sie, wie erst kürzlich, vier Köpfe in etwas über 2 Stunden auf ein Bild setzte. Ihre Manier ist männlich-dreist und ihre liebste Arbeit in pastosen Strichen. Nie hat ein Frauenzimmer meines Wissens so kühn gemalt“, schrieb Johann Georg Meusel, deutscher Historiker, Lexiko- und Bibliograf, 1798.2

Das erinnert an den Nachruf des Kunsthistorikers Hans Tietze auf Tina Blau 100 Jahre später: „Dabei ist sie niemals in die süßliche Sentimentalität verfallen […], sondern erschien bis zuletzt, wenn sie unter Kollegen ausstellte, immer herber und männlicher als diese.“3

Auf eine Geschäftskarte ließ Barbara Krafft „Mitglied der k.k. Akademie der bildenden Künste in Wien“ drucken, was Ende des 18. Jahrhunderts gar nicht möglich war. Ihr Vater war Mitglied der Wiener Akademie, in der strukturellen Neuorganisation und Verwaltung der Akademie und als Porträtlehrer wie Restaurator tätig. Frauen wurde die Aufnahme auf die Kunsthochschule damals offiziell nicht gewährt – Barbara Krafft dürfte sich aber auf die Position ihres Vaters bezogen haben und ihre Ausbildung bei ihm war ihr Ausweis genug, sich Mitglied der Akademie zu nennen.4

Rezeption

Nach ihrem Tod geriet Barbara Krafft weitestgehend in Vergessenheit, das Obere Belvedere zeigte von Jänner bis März 1960 in einer Ausstellung 20 Werke in zwei Räumen und publizierte einen kleinen Katalog. Richtig umfassend wurde ihr Leben und Schaffen erst 2019 für die Ausstellung „Barbara Krafft nata Steiner 1764-1825 – Porträtistin der Mozartzeit“ im Salzburg Museum Neue Residenz, Kunsthalle aufgearbeitet. Die Schau war vom 9. November 2019 bis 9. Februar 2020 zu sehen.

Literatur zu Barbara Krafft

  • Talent kennt kein Geschlecht. Malerinnen und Maler der Romantik auf Augenhöhe, hg. v. Museum Georg Schäfer (Ausst.-Kat. Museum Georg Schäfer, Schweinfurt, 16.2.–10.5.2020, Kunstmuseum Moritzburg, Halle / Saale, In Planung 2020/21), München 2020.
  • Barbara Krafft nata Steiner 1764-1864 – Porträtistin der Mozartzeit (Ausst.-Kat. Salzburg Museums Neue Residenz, Kunsthalle, 9.11.2019–9.2.2020), Salzburg 2019.
  • Aufgeklärt Bürgerlich. Porträts von Waldmüller bis Gainsborough 1750-1840, hg. Sabin Grabner und Michael Krapf (Ausst.-Kat. Österreichische Galerie Belvedere, 25.10.2006–18.2.2007), München 2006.
  • Katalog der XLVIII. Wechselausstellung der Österreichischen Galerie (Oberes Belvedere): Barbara Krafft (1764–1825), Michael Wutky (1738–1822), Österreichische Galerie, Wien 1960.
  • Biografisches Lexikon des Kaiserthums Österreich, Band 13, 1865.

Beitrag von Karla Starecek, 26.6.2020, 11:29

Beiträge zu Barbara Krafft

Maria Angelika Weiß, Mädchenbildnis, Detail, 1826, Öl auf Leinwand, 62,5 x 49,5 cm (Museum Georg Schäfer, Schweinfurt © Museum Georg Schäfer, Schweinfurt)

Schweinfurt | Museum Georg Schäfer: Malerinnen und Maler der Romantik


Malerinnen der Romantik in Deutschland im Kontext der männlichen Kunstproduktion ihrer Zeit zu diskutieren, ist das Ziel dieser spannenden Ausstellung im Museum Georg Schäfer, Schweinfurt. Während in den Jahrhunderten zuvor Künstlerinnen im Bereich der Tafelmalerei allenfalls der Status von Ausnahmetalenten und Einzelgängerinnen zuerkannt wurde, erfolgte in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Deutschland ihr Aufbruch als eine sich durch Briefkontakte vernetzende Gruppe.
  1. Salzburg 2019, S. 12.
  2. Salzburg 2019, S. 33.
  3. Hans Tietze, in: Kunstchronik. Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe, N.F. 28. Jg, Nr 7, 10. November 1916, Sp. 59.
  4. Salzburg 2019, S. 25.