0

Bundeskunsthalle Bonn: Ausstellungen 2020 Welche Ausstellungen zeigt die Bundeskunsthalle Bonn 2020?

Bonn, Bundeskunsthalle, Ausstellungen 2020

Bonn, Bundeskunsthalle, Ausstellungen 2020

Das Ausstellungsjahr 2020 fängt in der Bundeskunsthalle Bonn am 13. März mit „Wir Kapitalisten. Von Anfang bis Turbo“ kapitalismuskritisch an, und setzt sich - Corona-bedingt im Herbst - mit „Fragments from now for an unfinished Future” (ab 30.8.) fort und kulminiert in „Julius von Bismarck. Feuer mit Feuer“ (ab 4.9.). In Punkto Gesamtkunstwerk bilden die Ausstellungen „State of the Arts. Die Verschmelzung der Künste“ (ab 16.6.) und „Doppelleben. Bildende Künstler*innen machen Musik“ (ab 23.6.) gleichsam die „Vorhut“ für die monumentale Werkschau „Max Klinger und Europa“ (ab 16.10.). Der Bundeskunsthalle Bonn ist es gelungen – zum Abschluss des Beethoven-Jahrs 2020 – Klingers epochale Beethoven-Statue aus dem Museum der bildenden Künste Leipzig als Leihgabe zugesprochen zu erhalten. Den Abschluss des Jahres 2020 in der Bundeskunsthalle Bonn bildet die Schau „Jerusalem“ (ab 27.11.).

Noch laufende Ausstellungen:

  • bis 5.1.2020 Bundespreis für Kunststudierende
  • bis 12.1.2020 California Dreams. San Francisco – ein Porträt
  • bis 16.2.2020 Martin Kippenberger. BITTESCHÖN DANKESCHÖN. Eine Retrospektive
  • bis 26.4.2020 Beethoven – Welt.Bürger.Musik → Bonn | Bundeskunsthalle: Beethoven

Stand: 13.7.2020

Welche Ausstellungen zeigt die Bundeskunsthalle Bonn 2020?

Wir Kapitalisten. Von Anfang bis Turbo (13.3.–12.7.2020, verlängert bis 30.8.2020)

Der Kapitalismus ist weit mehr als nur ein ökonomisches System. Er ist eine Gesellschaftsordnung, die unser Denken, Fühlen und Dasein seit Jahrhunderten prägt. Aus einer kulturhistorischen Perspektive betrachtet die Ausstellung die grundlegenden Eigenschaften des Kapitalismus: Rationalisierung, Individualisierung, Akkumulation, Geld und Investitionen sowie typische kapitalistische Dynamiken wie ungebremstes Wachstum und schöpferische Krisen.
Diese „DNA des Kapitalismus“ ist in einem übertragenen Sinne längst Teil unserer eigenen DNA geworden: Wie formt der Kapitalismus unsere Identität und Geschichte, zum Beispiel hinsichtlich Individualität, Zeitempfinden und materiellem Eigentum? Und können – oder wollen – wir daran etwas ändern?
Mit Objekten aus Kunst, Geschichte und Alltagskultur ermöglicht die Ausstellung eine Annäherung an ein komplexes Thema von hoher gesellschaftlicher Relevanz – und großer Lebensnähe für uns alle.

Fragments from now for an unfinished Future (20.3.–3.5.2020, 30.6.–30.8.2020)

Die Welt ist in Bewegung: Alte Ordnungssysteme wandeln sich und scheinen weniger verlässlich, sicher geglaubte Errungenschaften wie die Schaffung einer offenen, friedlichen Welt sind durch populistische Strömungen und die globale Gefährdung von Klima und Menschenrechten bedroht. Somit wird es immer wichtiger, Position zu beziehen. Dies tun vierzehn junge Kuntstipendiat*innen der Friedrich-Ebert-Stiftung, die mit ihren Fotografien, Videoarbeiten und Installationen gesellschaftliche Fragen wie Vielfalt und Migration thematisieren und für eine künstlerische Auseinandersetzung stehen, in der sich alle Künste zu Recht als Teil eines übergreifenden gesellschaftlichen Diskurses verstehen.

Mit Saskia Ackermann, Darío Aguirre, Yevgenia Belorusets, Cihan Cakmak, Soso Dumbadze, Öncü Hrant Gültekin, Raisan Hameed, Carsten Kalaschnikow, Ksenia Kuleshova, Dariia Kuzmych, Sebastian Mühl, Neda Saeedi, Amir Tabatabaei und Vilmos Veress

Kuratiert von Beate Eckstein und Annelie Pohlen.
Eine Ausstellung der Friedrich-Ebert-Stiftung

Julius von Bismarck. Feuer mit Feuer (27.3.–30.8.2020 → 4.9.2020–24.1.2021)

„Ich ziehe meine Inspiration aus der Wissenschaft und arbeite künstlerisch“, sagt Julius von Bismarck über seine Werkstrategie. Immer auf der Suche nach anderen Formen der Wahrnehmung, erforscht er mit künstlerischen Mitteln Mensch, Natur und Technologie. So setzte er sich auf einer rasant rotierenden Scheibe, seinem Egocentric System, den Fliehkräften aus, um auf diese Weise die eigene und unsere Wahrnehmung zu hinterfragen und zu manipulieren. Für seine Arbeit „Punishment“ peitschte der 36-jährige Künstler in Rio de Janeiro das Meer, in New York die Freiheitsstatue sowie die Berge in den Alpen. In den USA ging er auf Hurrikan-Jagd oder fing in Venezuela Blitze ein, um die Ästhetik der Naturgewalten zu untersuchen. So verheerend und gewaltig Naturkräfte auch sind, nehmen wir in seinen Werken auch eine grenzenlose Schönheit in der Katastrophe wahr. In der Ausstellung wird sein künstlerisches Erforschen von Waldbränden in einer multimedialen Installation, Sound und Skulpturen visualisiert. Bilder unseres Unterbewusstseins werden damit hervorgerufen und die „Psychoanalyse des Feuers“ bildgewaltig dargestellt.

State of the Arts. Die Verschmelzung der Künste (17.4.–28.6.2020; 16.6.–16.8.2020)

Die Ausstellung „State of the Arts“ präsentiert eines der spannendsten Phänomene dieser Zeit: Die Verschmelzung von darstellender und bildender Kunst. Kunst zu erleben, heißt gerade heute immer häufiger, sich nicht nur auf neue Seheindrücke einzustellen. Stattdessen steht ein umfassendes Erleben im Mittelpunkt, das sämtliche Sinne einschließt. Künstler*innen kombinieren Tanz, Performance, Poesie und Musik und laden das Publikum ein, sich auf ein sinnliches Kunsterleben einzulassen. Dazu gehört mitunter auch, als Besucher selbst zum Teil des Werkes zu werden und eine distanzierte Wahrnehmungshaltung aufzubrechen. Das Verschmelzen der Künste durch die Auflösung der Gattungsgrenzen ist ein sichtbares Zeichen aktueller Kunst, das sich bereits in den 1960er Jahren ausmachen lässt. Im Jahr 2020 ist die Erweiterung der künstlerischen Medien in alle denkbaren Bereiche längst gängige Praxis geworden. Die Ausstellung versammelt Werke, die sich spielend zwischen den Feldern der unterschiedlichen Künste bewegen, wie etwa performative Skulpturen, Sound-Objekte und Multimedia-Installationen, aber auch Performances im Ausstellungsraum.

Doppelleben. Bildende Künstler*innen machen Musik (23.6.–18.10.2020)

Die Schau rückt bedeutende Künstler*innen in den Fokus, die neben der bildenden Kunst auch Musik machen. Dabei wird auch ausschließlich Musik „ausgestellt“: Großformatig projizierte Videos von Konzert- und Studioauftritten sowie Performances vermitteln das Gefühl, live dabei zu sein.
Die Ausstellung spannt einen Bogen vom frühen 20. Jh. bis heute. Beginnend mit Marcel Duchamp und den Futuristen über Yves Klein und die Fluxuskünstler*innen Nam June Paik und Yoko Ono, führt sie zu zentralen Figuren der 1960er und 70er Jahre wie A. R. Penck, Hanne Darboven oder Hermann Nitsch. Vertreter des Proto-Punk wie Captain Beefheart und Alan Vega sind Vorläufer der zahlreichen Künstlerbands der 80er-Jahre, in denen unter anderem Albert Oehlen, oder Pipilotti Rist gespielt haben. Die stilistisch heterogenere Szene seit den 1990er Jahren ist unter anderem durch Carsten Nicolai oder Emily Sundblad vertreten.

Eine Ausstellung konzipiert vom mumok Wien in Zusammenarbeit mit der Bundeskunsthalle.

Max Klinger und Europa (16.10.2020–31.1.2021)

Der Spätromantiker und Pionier des deutschen Symbolismus Max Klinger (1857–1920) gehört zu den eigenwilligsten Künstlerpersönlichkeiten seiner Epoche. Angeregt von Richard Wagner, strebte Klinger die Überwindung von Gattungsgrenzen im Sinne eines Gesamtkunstwerks an, in dem Malerei, Skulptur, Architektur – möglichst auch die Musik – zu einer harmonischen Einheit verschmelzen. Sein monumentales Beethoven-Denkmal gilt als zentrales Beispiel der damaligen Beethoven-Verehrung und wird zum Abschluss der Beethoven-Jubiläumsjahrs 2020 auch in Bonn zu sehen sein.
Klinger gehört zu den umstrittensten Künstlern der vergangenen 100 Jahre, dessen Rezeption von tiefer Bewunderung zu Lebzeiten über eine ideologische Vereinnahmung durch die Nationalsozialisten bis zu einem eher verhaltenen Interesse in der Nachkriegszeit reicht. Anlässlich des 100. Todestages von Max Klinger im Jahr 2020 will diese Retrospektive sein künstlerisches Schaffen einer Neubewertung unterziehen.

In Kooperation mit dem Museum der bildenden Künste Leipzig

Jerusalem (27.11.2020–28.3.2021)

Jerusalem, der biblische Ort mit mehrtausendjähriger Geschichte, geprägt von Symbolen und Mythen, multireligiös und multikulturell. Die Einzigartigkeit und Komplexität dieser Stadt liegt vor allem in der gemeinsamen Geschichte der drei Religionen – des Judentums, des Christentums und des Islam – und ihren heiligen Stätten. Seine Bedeutung als religiöses Zentrum, Ort der Sehnsüchte und Heilserwartungen hat Jerusalem zum Phänomen gemacht. Wohl keinem anderen Ort wurden so viele Darstellungen gewidmet, die jedoch weniger die reale Stadt als vielmehr bestimmte Idealvorstellungen wiedergaben.
Den unzähligen Jerusalembildern in der europäischen Kunst und Kulturgeschichte und den mannigfaltigen religiösen und künstlerischen Vorstellungen und Sehnsüchten, politischen Träumen und wissenschaftlichen Erkenntnissen, die sie hervorgebracht haben, ist diese Ausstellung gewidmet. Sie präsentiert die von Eroberern und Pilgern seit dem Mittelalter nach Europa mitgebrachten prachtvollen Reliquien, Reliquiare, Souvenirs und die in Europa von Künstlern, Schriftstellern und Forschern geschaffenen Buch- und Tafelmalereien, Reiseberichte und historische Modelle.