Erstmals untersucht eine Ausstellung die Darstellungen der Pariser Wäscherinnen des impressionistischen Künstlers Edgar Degas (1834–1917). Die Arbeiterinnen waren in der Stadt sichtbar, wuschen und bügelten in Geschäften, die zur Straße hin offen waren, oder trugen schwere Kleiderkörbe. Ihre Arbeit gehörte damals zu den schwersten und am schlechtesten bezahlten, was einige Wäscherinnen zwang, ihr Einkommen durch Prostitution aufzubessern.
USA | Cleveland: Cleveland Museum of Art
The Kelvin and Eleanor Smith Foundation Exhibition Gallery
8.10.2023 – 14.1.2024
Die Branche faszinierte den Maler Degas während seiner langen Karriere, beginnend in den 1850er Jahren und bis zu seinem letzten Arbeitsjahrzehnt. Er schuf bis 1902 etwa 30 Darstellungen von Wäscherinnen, welche das Cleveland Museum of Art erstmals vereint. Die Kunstwerke aus dieser Serie – revolutionär in ihrer Betonung der Frauenarbeit, der Anstrengung und der sozialen Klasse – wurden in den frühesten und bedeutendsten Ausstellungen von Degas gezeigt, wo sie von Kritikern als Inbegriff der Moderne gelobt wurden (→ Impressionismus).
In dem Gemälde „Die Büglerin“ (um 1869) griff Edgar Degas das Thema zum ersten Mal auf. Ende der 1860er Jahre hatte er seine „Ingres-Periode“ hinter sich und wandte sich zunehmend realistisch aufgefassten Gegenwartsstoffen zu. Während in den späteren Fassungen der Arbeitsvorgang als solcher, also das Moment der Aktion vorherrscht, gilt in dieser frühen Fassung Degas' Interesse mehr der Person; sie hält in ihrer Arbeit inne und blickt auf den Betrachter: das Arbeitsbild hat eher den Charakter eines Porträts. Die Datierung um 1869 ergibt sich aus einem motivgleichen Pastell im Musée d'Orsay, das der mit Degas befreundete Sammler Manzi Joyant mit dieser Jahreszahl veröffentlichte. Sie wird gestützt durch das „69“ datierte Porträt der Emma Dobigny, die - offensichtlich im gleichen Alter von 16 bis 17 Jahren - für die „Büglerin“ posierte.
„Degas and the Laundress [Degas und die Wäscherin]“ kontextualisiert diese Werke mit Gemälden, Zeichnungen und Drucken desselben Themas von Zeitgenoss:innen des Künstlers – darunter Gustave Caillebotte, Berthe Morisot, Pierre-Auguste Renoir und Henri de Toulouse-Lautrec – sowie von Malern, die er beeinflusste – von Honoré Daumier bis Pablo Picasso. Es präsentiert auch Ephemera wie Poster, Fotografien und Bücher, die das weit verbreitete Interesse der Pariser aller sozialen Schichten am Thema Wäscherinnen im späten 19. Jahrhundert zeigen.
Zur Ausstellung erscheint eine interdisziplinäre, reich bebilderte Publikation mit thematischen Essays von Kunst-, Literatur- und Geschichtswissenschaftlern.