Essen | Museum Folkwang: William Kentridge Listen to the Echo | 2025

William Kentridge, Zeichnung für das Selbstportrait As a Coffee Pot (2 Private Thoughts), 2021, Tusche, Buntstift, Kohle, Pastellkreide und Collage auf Papier, 152 x 208 cm © William Kentridge, 2024/2025
Seit vielen Jahren widmet sich William Kentridge auf poetische Weise gesellschaftlichen und politischen Themen, die nicht nur in seinem Heimatland Südafrika von großer Relevanz sind. Kolonialismus, Apartheid und gesellschaftliche Utopien nimmt der 1955 geborene Künstler seit den frühen 1980er Jahren zum Anlass, multimediale Film- und Opernprojekte zu erschaffen bzw. visuell überzeugende Stop-Motion-Animationen und grafische Werke.
International bekannt wurde Kentridge in den 1990er Jahren mit animierten Kurzfilmen, die auf Kohlezeichnungen basieren und politische mit persönlichen Geschichten verflechten (→ William Kentridge: Biografie). Zeichnungen bilden bis heute die Grundlage seines vielseitigen Schaffens, weshalb Kentridge in den letzten Jahren in den größten Zeichnungssammlungen der Welt ausgestellt wurde. 2024 verlieh ihm der Folkwang-Museumsverein in Essen den Internationalen Folkwang-Preis. Die Ausstellung in Essen und in Dresden würdigt das Schaffen Kentridges der letzten 40 Jahre - mit einem Schwerpunkt auf den gezeichneten Kurzfilmen.
William Kentridge. Listen to the Echo
Deutschland | Essen: Museum Folkwang
4.9.2025 – 18.1.2026
William Kentridge in Essen 2025
Zum 70. Geburtstag des Ausnahmekünstlers präsentiert die Ausstellung Trickfilme und Multimedia-Arbeiten, Zeichnungen und Grafiken sowie Skulpturen und Tapisserien aus über vier Jahrzehnten. In Essen beziehen sich die Werke zum Aufstieg und Niedergang der Montanindustrie. Da in den 1880er Jahren in Südafrika Gold gefunden und in der Folge abgebaut wurde, wurde Johannesburg - isiZULU iGoli (Stadt des Goldes) genannt - als Goldgräberstadt gegründet. Der rasante Aufstieg der Geburtsstadt Kentridges führte zwischen 1899 und 1902 zum Zweiten Burenkrieg, den die Briten für sich entscheiden konnten. Der politischen Vereiinamung durch das Königreich führte zu Rassentrennung (Apartheit). Der wirtschaftliche Aufschwung der Stadt brach jedoch abrupt ein, als die Goldvorkommen erschöpft waren. Kentridge, dessen Eltern als Menschenrechtsanwälte dunkelhäutige Südafrikaner in Apartheids-Prozessen verteidigten, verarbeitete die wechselvolle, vor allem aber für die schwarze Bevölkerung leidvolle Geschichte in großformatigen Zeichnungen. In Essen sind davon „Colonial Landscapes“ (1996/97), aber auch der „Porter“-Tapisserien (2001–2007) oder der mechanischen Miniaturbühne „Black Box / Chambre Noire“ (2005) zu sehen. Die Geschichte von Aufstieg und Niedergang in Südafrika lässt sich gut mit jener des Ruhrgebiets vergleichen.
Die Dreikanal-Videoprojektion „To Cross One More Sea“ (2024) und die im selben Jahr entstandene Kammeroper „The Great Yes, The Great No“ setzt sich mit dem Schicksal von deutschen Künstler:innen und Intellektuellen auseinander, 1941 vor den Nazis nach Martinique flohen. Die ehemals französische Kolonie bekannte sich durch den Druck von Admiral Georges Robert, dem Gouverneur von Martinique, zum Vichy-Regime unter Pétain.
Die Selbstreflexion des eigenen Tuns ist fester Bestandteil der künstlerischen Praxis Kentridges. Ihren bisherigen Höhepunkt findet sie in der Filmserie „Self-Portrait as a Coffee-Pot“ (2024), die in Essen, aber auch in Dresden gezeigt wird.
Kuratiert von Tobias Burg (Museum Folkwang), Mailena Mallach und Mathias Wagner sowie Martin Buhlig und Ksenija Tschetschik-Hammerl (Staatliche Kunstsammlungen Dresden).
Sabine Theunissen, die langjährige Szenografin von William Kentridge, entwarf zusammen mit ihrem Team für alle Orte ein beeindruckendes Ausstellungsdisplay.
William Kentridge realisierte mit der Meisterdruckerin Jillian Ross und Brendan Copestake zur Unterstützung beider Ausstellungen die Edition Triumphs and Laments (Victor Emmanuel II).
Die Ausstellung entsteht in enger Zusammenarbeit mit William Kentridge und in Kooperation mit den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (→ Dresden | Residenzschloss + Albertinum: William Kentridge).
Quelle: Folkwang Museum, Essen
Bilder
- William Kentridge, Zeichnung für Studio Life (2 Private Thoughts), 2021, Tusche, Buntstift, Kohle, Pastellkreide und Collage auf Papier, 152 x 208 cm (Courtesy Kentridge Studio © William Kentridge, 2024)





