Franz Lerch

Wer war Franz Lerch?

Franz Lerch (Wien 30.8.1895–25.1.1977 New York) war ein österreichischer Maler der Neuen Sachlichkeit (→ Neue Sachlichkeit). Lerch ist bekannt für zurückhaltende Akte, Porträts und koloristisch subtile Landschaften.

„ich hoffe, meine Bilder beweisen, dass ich liebe, was ich sehe.“ (Franz Lerch)

Kindheit und Erster Weltkrieg

Franz Lerch wurde am 30. August 1895 in Wien als Sohn eines gleichnamigen Buchbinders und dessen Frau Eleonore (geb. Soukup) geboren. Lerch besuchte nach der Bürgerschule die Handelsakademie. Zunächst arbeitete er in der Verwaltung einer Baufirma.

Zwischen 1915 und 1918 leistete Franz Lerch Kriegsdienst. Während des Ersten Weltkriegs erhielt er mehrmals Tapferkeitsauszeichnungen – Signum Laudis (Tapferkeitsmedaille in Bronze) sowie das Karl-Truppenkreuz. Zudem erreichte Franz Lerch den Rang eines Leutnants.

Ausbildung

Erst nach dem Kriegsdienst studierte Franz Lerch in der Zeit von 1918 bis 1926 an der Akademie der bildenden Künste Wien bei Alois Delug, Josef Jungwirth und Karl Sterrer.

Hagenbund und Preise

Im Jahr 1926 stallte Franz Lerch zum ersten Mal im „Hagenbund“ aus und wurde 1927 Mitglied der Künstlervereinigung Hagenbund. Regelmäßig beteiligte er sich an den Ausstellungen in der Zedlitzhalle. Im Juni 1927 wurde Franz Lerch zum ersten Mal der Staatspreis zugesprochen – gefolgt von weiteren Preisen in den Jahren 1928, 1931 (verbunden mit 1.000 Schilling), 1932 und 1936. Er erhielt auch mehrmals den Ehrenpreis der Julius-Reich-Künstlerstiftung (1928, 1932) wie auch den Förderpreis des Eckartbundes (1930). Die Stadt Wien verlieh Franz Lerch 1931 den Preis der Stadt Wien. Diese Preise, die mit Zahlungen verbunden waren, wie auch die Ankäufe seiner Bilder durch österreichische Museen ab 1931 ermöglichten Franz Lerch von seinem Beruf gut zu leben – sehr im Gegensatz zu vielen seiner Künstlerkolleg:innen.

1938 wurden zahlreiche Mitglieder des Hagenbundes aus rassischen oder politischen Gründen verfemt. Der „gesäuberte“ Hagenbund wurde mit unbedeutenden Vereinen zur „Gemeinschaft bildender Künstler“ zusammengeführt.

Werke

Im Jahr 1927 unternahm Lerch Studienreisen nach Paris, wo er sich für das Werk von Paul Cézanne interessierte, und in die Niederlande, wo er vor allem die Gemälde des Barock-Malers Frans Hals studierte. Ein Jahr später besuchte Franz Lerch Karl Hofer in dessen Berliner Atelier. Die Werke des Professors für Malerei waren bereits in der Secession, im Künstlerhaus und in der Neuen Galerie ausgestellt gewesen. Die Auseinandersetzung mit den Gemälden dieses Vertreters des Magischen Realismus ermöglichte Franz Lerch 1929/30 den Höhepunkt seines Schaffens zu erreichen. Der Maler betonte stets, dass in diesen Arbeiten die künstlerisch gestaltete Form nie die Naturvorlage reproduzierte bzw. sklavisch nachahmte. In einem Artikel über den Maler diagnostizierte der Kunstkritiker Wolfgang Born in Lerchs Bildern eine „überwirkliche“ Dimension.1

Seinen nationalen Durchbruch feierte Franz Lerch 1931 auf der „62. Ausstellung des Hagenbundes“. Der Maler war dort mit zehn Bildern vertreten. Für den Kunstkritiker Fritz Großmann war Lerch ein typischer Verlierer einer malerisch gemilderten, einer österreichischen Variante der Neuen Sachlichkeit. Immer wieder wird in der Literatur betont, wie sehr Franz Lerch „die Strenge der Konstruktion […] durch organische Wärme gemildert“ hätte.2 Lerchs „persönliche Anmut“ ließe „die Hand eines musikliebenden Menschen“ erkennen.3 Die stimmungsvollen Bilder Lerchs sind koloristisch fein abgestimmte Kompositionen, in denen „das Verlorensein allen Lebens in der ewigen Fremdheit des scheinbar Alltäglichen“4 ausgedrückt scheint.

1933 heirateten Franz Lerch und Stephanie Krausz, die Tochter von Samuel Krauss einem bekannten jüdischen Gelehrten. Das Paar unternahm eine Hochzeits- und Studienreise nach Sizilien. In den folgenden Jahren konnte Lerch nur eingeschränkt ausstellen, weshalb diese Zeit für ihn künstlerisch wenig ergiebig wurde. Im Jahr 1936 stelle er im Hagenbund Bilder aus Hamburg aus; im Jahr 1937 präsentierte er Bilder aus Corčula. Zwischen 1934 und 1937 war Lerch zudem kaum gelungen, seine Werke international zu präsentieren. Er unternahm Reisen nach Sizilien, Hamburg und Dalmatien. Im Jahr 1937 erhielt Franz Lerch von der Gemeinde Wien den Auftrag für das Bild „Seipel-Dollfuß-Gedächtnis-Kirche“.

Nach dem sog. „Anschluss“ Österreichs vernichtete Franz Lerch viele seiner Bilder (1939/40).

Franz Lerch in New York

Mit dem Anschluss Österreichs an Deutschland 1938 wurde das Paar durch die jüdische Herkunft seiner Frau zur Emigration nach New York gezwungen. Franz und Steffi Lerch erreichten die USA über die Niederlande und England. Noch 1940 stellte der ebenfalls aus Wien emigrierte Otto Kallir (ehem. Nirenstein) in seiner „Galerie St. Etienne“ in New York die Gemälde von Franz Lerch in einer Gruppenausstellung aus. Noch im gleichen Jahr beteiligte sich Franz Lerch an der World’s Fair, New York.

Von 1942 bis 1973 arbeitete Franz Lerch für die Designerfirma „Printex“. Er erhielt 1944 die amerikanische Staatsbürgerschaft.

Seinen Beruf als Maler übte Franz Lerch nur mehr in seiner Freizeit aus, auch wenn er immer wieder in Galerien und dem Österreichischen Kulturinstitut in New York ausstellte:

  • 1943 Artists‘ Gallery und British-American Art Center, New York
  • 1945 Lilienfeld Gallery, New York, und Gruppenausstellung in Carnegie Institute, Pittsburgh
  • 1947 Kenneth Taylor Galleries, Nantucket
  • 1949 Carnegie Institute, Pittsburgh
  • 1950 Artists‘ Gallery, New York
  • 1957 Galerie St. Etienne, New York
  • 2964 Gallerie St. Etienne, New York
  • 1966 Beteiligung an der Ausstellung “Austrian Artists in the United States“ im Österreichischen Kulturinstitut, New York
  • 1972 Kollektivausstellung im Österreichischen Kulturinstitut, New York

Seine in Amerika entstandenen Bilder zeigen weniger menschliche Figuren als eine Betonung des Landschaftlichen. Lerchs Beschäftigung mit Edvard Munchs monumentalen Küstenformationen ließ den Emigranten diese Richtung wählen.5 Der Maler selbst

In Österreich stellte Franz Lerch erst wieder 1958 in der Wiener Secession aus (gemeinsam mit Franz von Zülow). Noch 1974 erhielt er den Professorentitel und im Folgejahr organisierte das Historische Museum der Stadt Wien (heute: Wien Museum) eine Retrospektive.

Tod

Franz Lerch starb am 25. Januar 1977 im Alter von 81 Jahren in New York.

Literatur zu Franz Lerch

  • Franz Lerch, in: Neue Sachlichkeit. Österreich 1918–1938, hg. v. Klaus Schröder (Ausst.-Kat. Kunstforum Bank Austria, Wien, 1.4.–2.7.1995), Wien 1995, S. 148–151.
  • Matthias Boeckl, Franz Lerch (1895–1977), Wien 1985 (Diplomarbeit).
  • Der Maler Franz Lerch (Ausst.-Kat. Historisches Museum der Stadt Wien), Wien 1975.
  • Gerhard Schmidt, Der Maler Franz Lerch, in: Alte und moderne Kunst, Mai 1957.
  • Gerhard Schmidt, Neue Malerei in Österreich, Wien 1956.
  • Rudolf Perco, Auf dem Wege zur kommenden fünften Wiedergeburt der Antike, in: Österreichische Kunst, Jg. III, Heft 12 (1932).
  • Fritz Großmann, Die Frühjahrsausstellung im Hagenbund, in: Österreichische Kunst, Jg. II, Heft 6 (1931).
  • Benno Richard Fleischmann, Zur Graphikausstellung im Wiener Hagenbund, in: Die graphischen Künste (1931).
  • Wolfgang Born, Franz Lerch, in: Österreichische Kunst, Jg. I, Heft 5 (1930), S. 5–8.
  1. Wolfgang Born, Franz Lerch, in: Österreichische Kunst, Heft 5 (1930), S. 5–8, hier S. 8.
  2. Hans Bisanz, in: Der Maler Franz Lerch (Ausst.-Kat. Historisches Museum der Stadt Wien), Wien 1975, S. 5.
  3. Ebenda.
  4. Wolfgang Born, Franz Lerch, in: Österreichische Kunst, Heft 5 (1930), S. 5–8, hier S. 7.
  5. Bisanz, S. 7.