Hamburg | Hamburger Kunsthalle: Félicien Rops | ARTinWORDS
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Hamburg | Hamburger Kunsthalle: Félicien Rops Zeichnungen und Druckgrafiken | 2023

Félicien Rops, Die Absinthtrinkerin, Detail, 1870, Schwarze Kreide auf Papier, 23,6 x 12,1 cm (Erworben 2022 von Onno van Seggelen Fine Arts, Rotterdam mit Mitteln der Campe’schen Historischen Kunststiftung © Hamburger Kunsthalle / bpk, Foto: Christoph Irrgang)

Félicien Rops, Die Absinthtrinkerin, Detail, 1870, Schwarze Kreide auf Papier, 23,6 x 12,1 cm (Erworben 2022 von Onno van Seggelen Fine Arts, Rotterdam mit Mitteln der Campe’schen Historischen Kunststiftung © Hamburger Kunsthalle / bpk, Foto: Christoph Irrgang)

Nackte Frauenkörper, dargestellt in provozierend expliziten Szenen, schockierende satanistische Rituale, fantasievoll-opulente Szenerien: Kaum ein Künstler der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts war mit seinem Motivrepertoire derart berüchtigt und einflussreich wie Félicien Rops (1833–1898). Hinter seinen oberflächlich betrachtet frivol-obszönen Darstellungen stecken hingegen scharfer Witz, Religions- und Gesellschaftskritik sowie politische Satire.

Der im belgischen Namur geborene Félicien Rops ist wohl der bedeutendste und einflussreichste Radierer der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Tätig vor allem in Brüssel und Paris, prägten seine weit verbreiteten und immer wieder für Skandale bekannten Druckgrafiken bis nach 1900 mehrere Künstlergenerationen, zu denen u. a. Max KlingerAlfred Kubin und Otto Dix gehörten.

Rops schuf in jungen Jahren satirische Lithografien, widmete sich jedoch spätestens ab 1860, seit er regelmäßig in Paris lebte und arbeitete, in seinem Werk besonders dieser Stadt, ihrer vielgestaltigen Bevölkerung, den Ausschweifungen und Abgründen. Sein vom französischen und belgischen Bürgertum mit seiner Doppelmoral kritisch beäugter, lockerer Lebenswandel und seine engen Kontakte zur literarischen Welt der Bohème in Paris – er freundete sich u. a. mit Charles Baudelaire an – machten ihn ebenso berühmt wie berüchtigt. Vor allem als gefragter Illustrator bzw. Entwerfer signifikanter Frontispize und Titelblätter symbolistischer Literatur war Rops höchst erfolgreich. Die häufig als Pornographie bezeichneten Radierungen taten ein Übriges, Rops` exzentrischen Ruf in Europa zu festigen und ihm große Aufmerksamkeit, aber auch viel Widerstand einzubringen.

Félicien Rops in der Hamburger Kunsthalle

Das Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle beherbergt seit 1907 eine der umfangreichsten, deutschen Sammlungen an Werken des belgischen Symbolisten, das 1907 aus der Sammlung des Hamburger Juristen und Kunstsammlers Johannes Mohrmann (1812–1906) erworben werden konnte. Trotz ihrer Größe und Bedeutung ist die Hamburger Rops-Sammlung, die mehr als 250 Werke umfasst, bis heute nahezu unbekannt und nie ausgestellt worden.

Die Ausstellung „‘Paris ist meine Bibliothek‘. Zeichnungen und Druckgrafiken von Félicien Rops“ im Harzen-Kabinett der Hamburger Kunsthalle wird erstmals knapp 100 Blätter aus dem umfangreichen Konvolut an Druckgrafik und Zeichnungen des Künstlers präsentieren. Der Fokus liegt dabei nicht nur auf den sexuell expliziten Darstellungen, für die Rops schon zu Lebzeiten europaweit bekannt und berüchtigt war, sondern wird auch seine politisch-kritischen und satirischen Entwürfe, Arbeiten in Verbindung mit symbolistischer Literatur sowie Werke einbinden, die seine Heimat Flandern zeigen. Ein umfassender Blick auf sein Werk, wie es der Bestand der Kunsthalle erlaubt, kann weder das eine noch das andere ausschließen. Dies erlaubt es, die von Rops so häufig thematisierten Geschlechterrollen, sozialen Verhältnisse und moralischen Ambivalenzen seiner Zeit und Gesellschaft, an denen sich Rops zeitlebens immer wieder abgearbeitet hat, offenzulegen und kritisch zu hinterfragen.

Kuratiert von Andreas Stolzenburg und Juliane Au.
Quelle: Hamburger Kunsthalle