Zwischen 1870 und 1910 waren viele nordische Künstlerinnen trotz aller Widrigkeiten erfolgreich. Dennoch gerieten sie später in Vergessenheit und verschwanden sang- und klanglos aus der Kunstgeschichte. Das SMK rückt die Künstlerinnen wieder ins Rampenlicht und erforscht, wie künstliche Intelligenz eingesetzt werden kann, um Geschichte neu zu verstehen und zu vermitteln.
Dänemark | Kopenhagen:
SMK [Statens Museum for Kunst]
31.8. – 8.12.2024
Der Holzschnitt „Abend“ stammt von der dänischen Künstlerin Henriette Hahn-Brinkmann (1862–1934). Er zeigt ihren Künstlerkollegen Niels Hansen Jacobsen und ist ein seltenes Beispiel eines Freundschaftsbildes, bei dem eine Frau einen Mann porträtiert. Wie die meisten Frauen ihrer Zeit hatte Hahn-Brinkmann große Schwierigkeiten, Zugang zu künstlerischer Ausbildung zu erhalten. Dennoch war sie als Künstlerin sehr erfolgreich. Sie ließ sich in Hamburg nieder und nahm an zahlreichen Ausstellungen teil – darunter an der Weltausstellung in Paris im Jahr 1900, wo sie eine Silbermedaille erhielt, eine von mehreren prestigeträchtigen Auszeichnungen, die ihr verliehen wurden. Nach ihrem Tod geriet sie schnell in Vergessenheit und wurde wie viele andere prominente Künstlerinnen des späten 19. Jahrhunderts bald aus der Kunstgeschichte gestrichen. Aber was geschah? Und wie könnte diesen Künstlerinnen wieder ein Platz in der Kunstgeschichte zuteilwerden?
Alle 24 Künstlerinnen der Ausstellung haben eines gemeinsam: Sie verließen ihre nordischen Heimatländer, um ihre künstlerischen Ambitionen im Ausland in Ländern wie Deutschland, Italien, Frankreich und Griechenland zu verfolgen. Dort trafen sie andere Frauen in derselben Situation und bildeten Netzwerke über nationale Grenzen hinweg.
Diese internationalen Netzwerke wurden zu einer Stütze – eine kosmopolitische Alternative zu ihren Heimatländern, in denen sie nur begrenzte Möglichkeiten hatten, sich als Künstlerinnen ausbilden zu lassen und zu arbeiten. Infolgedessen gelang es ihnen allen, zu ihrer Zeit Erfolg und Anerkennung zu erlangen. Doch später kam es zu einer konservativen Gegenreaktion gegen Frauen – und sie alle wurden mehr oder weniger aus der Geschichte gestrichen.
Anna Ancher (1859–1935). Julia Beck (1853–1935), Anna Boberg (1864–1935), Eva Bonnier (1857–1909), Anne Marie Carl Nielsen (1863–1945), Mina Carlson Bredberg (1857–1943), Anna Cassel (1860–1937), Fanny Churberg (1845–1892), Elin Danielson Gambogi (1861–1919), Henriette Hahn Brinckmann (1862–1934), Marie Henriques (1866–1944), Hanna Hirsch Pauli (1864–1940), Suzette Holten (1863–1937), Elisabeth Jerichau Baumann (1819–1881), Kitty Kielland (1843–1914), Oda Krohg (1860–1935), Amélie Lundahl (1850–1914), Emilie Mundt (1842–1922), Asta Nørregaard (1853–1933), Anna Petersen (1845–1910), Helene Schjerfbeck (1862–1942), Ix.Shells (*1990), Amanda Sidwall (1844–1892), Ellen Thesleff (1869–1954), Bertha Wegmann (1846–1926)
In der Ausstellung begegnen Ihnen sowohl spektakulären Kunstwerke der 24 Künstlerinnen als auch digitale Installationen, die auf künstlicher Intelligenz basieren. Diese Installationen nutzen die Kunstwerke, Biografien und Recherchen zu den Frauen, um ihre gemeinsame Geschichte zu erzählen.
Einer der führenden Digitalkünstler der Gegenwart, Itzel Yard (*1990), auch bekannt als Ix Shells, hat für die Ausstellung eine beeindruckende interaktive Installation entwickelt. In der Installation werden Daten über die 24 Frauen in abstrakte Formen umgewandelt, die die Besucher:innen umgeben und auf Ihre Bewegungen reagieren. Mit dieser Arbeit versucht Ix Shells, das Historische mit dem Digitalen in einer körperlichen und sinnlichen Erfahrung zu vereinen.