Luzern | Kunstmuseum Luzern: David Hockney 2022 | ARTinWORDS
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Luzern | Kunstmuseum Luzern: David Hockney Moving Focus | 2022

David Hockney, Bigger Trees near Warter or/ou Peinture sur le Motif pour le Nouel Age Post-Photographique, Detail, 2007 (Tate)

David Hockney, Bigger Trees near Warter or/ou Peinture sur le Motif pour le Nouel Age Post-Photographique, Detail, 2007 (Tate)

David Hockney (*1937, UK) ist einer der einflussreichsten Künstler der Gegenwart. Berühmt geworden ist David Hockney in den 1960er-Jahren in Los Angeles mit unbeschwerten Poolbildern und im darauffolgenden Jahrzehnt mit lebensgroßen Doppelporträts. Die Retrospektive ist die erste umfassende Ausstellung des Künstlers in der Schweiz und vereint über 120 Arbeiten: Malereien, Zeichnungen, Druckgrafiken und digitale Arbeiten von 1954 bis heute. Von seinen Anfängen als Kunststudent in London bis hin zu seinen neuesten i-Pad-Zeichnungen zeigt sie Hockneys Freude am künstlerischen Experiment und seine lebenslange Faszination für die Perspektive.

Landschaften im Großformat

Mit „David Hockney. Moving Focus“ setzt das Kunstmuseum Luzern seine erfolgreiche Zusammenarbeit mit der Tate fort. Zu sehen sind zudem bedeutende Leihgaben aus öffentlichen und privaten Sammlungen in Europa und Nordamerika. Im Herzen der Ausstellung stehen zwei riesige Landschaftsgemälde. „Bigger Trees Near Water or/ou Peinture sur le Motif pour le Nouel Age Post-Photographique“ von 2007 (Tate Modern) ist Hockneys größtes Gemälde und misst über 12 Meter. Auf 50 einzelnen Leinwänden zeigt es eine Ansicht seiner Heimat Yorkshire kurz vor Frühlingsbeginn. Während Wochen fährt der Künstler zwischen dem Atelier und dem Waldstück hin und her und bearbeitet jeweils sechs bis zehn Leinwände gleichzeitig. Um den Überblick zu behalten, fügt David Hockney die Bilder am Computer zusammen.

„The Arrival of Spring in Woldgate. East Yorkshire, in 2011 (twenty eleven” (Centre Pompidou), ebenfalls eine mehrteilige Landschaftsansicht zeigt einen zauberhaften Wald, der das Publikum mit bunten Blättern und Rankengewächsen empfängt. Die beschwingte Darstellung erinnert an Comics und nimmt Hockneys spätere iPad-Zeichnungen vorweg, die als Videoanimation präsentiert werden.

Poolbilder und Freund:innen

Zu sehen sind auch Hockneys ikonische Poolbilder, seine Porträts von Freund:innen und Familie, darunter das berühmte Elternporträt „My Parents“, sowie zwei frühe Serien mit Radierungen: „A Rake’s Progress [Der Werdegang eines Wüstlings]“ (1961–1963), inspiriert von William Hogarth, und „Illustrations for Fourteen Poems from C.P. Cavafy“, deren Veröffentlichung mit der Entkriminalisierung der Homosexualität in Großbritannien zusammenfällt.

Bewegte Perspektive

David Hockneys Fokus steht selten still: Er probiert stets neue Stile aus und fordert unsere Sehgewohnheiten heraus. In Anlehnung an Picassos Kubismus verwandelt sich der Laubengang des Hotels Acatlán in Mexico in eine verschachtelte Ansicht, in der gleichzeitig verschiedene Fluchtpunkte anvisiert werden. Mit „The Perspctive Lesson“ macht David Hockney ein Statement gegen die Zentralperspektive: Er stellt einen Stuhl in „falscher“ Perspektive dar, also mit dem Fluchtpunkt vor dem Objekt. Dahinter ist ein „korrekt“ dargestellter Stuhl mit einem roten Kreuz durchgestrichen. Auch mit der Atelieransicht „In the Studio, December 2017“ trickst Hockney das perspektivische Sehen aus. Das Werk ist nicht einfach eine Fotografie, sondern wie er sagt, eine „fotografische Zeichnung“: Das Bild setzt sich aus 3000 digitalen Fotografien zusammen. Durch die minimale Verschiebung des Fokus entsteht ein zeichnerischer Effekt, der die Umrisse weich erscheinen lässt. Passend dazu sagt der Künstler:

„Die meisten Menschen glauben, dass die Welt aussieht wie das Foto von ihr. Ich habe immer unterstellt, dass das Foto fast Recht hat.“

Kuratiert von Fanni Fetzer und Helen Little.
Quelle: Kunstmuseum Luzern

David Hockney. Moving Focus: Bilder

  • David Hockney, Study for Doll Boy, 1960, Öl auf Leinwand, 61,2 x 40,5 cm (Tate: Accepted by HM Government in lieu of inheritance tax on The Estate of Frith Banbury and allocated to the Tate Gallery 2009 © David Hockney, Foto: Tate)
  • David Hockney, The First Marriage (A Marriage of Styles I), 1962, Öl auf Leinwand, 182,9 x 214 cm (Tate: Presented by the Friends of the Tate Gallery 1963 © David Hockney, Foto: Tate)
  • David Hockney, Man in Shower in Beverly Hills, 1964, Acryl auf Leinwand, 166,4 x 166,4 cm (Tate: Purchased 1980 © David Hockney, Foto: Tate)
  • David Hockney, Two Boys in a Pool, Hollywood, 1965, Acryl auf Leinwand, 152,4 x 152,4 cm (Privatsammlung, Belgien © David Hockney)
  • David Hockney, Mr. and Mrs. Clark and Percy, 1970–1971, Acryl auf Leinwand, 213,4 x 304,8 cm (Tate: Presented by the Friends of the Tate Gallery 1971 © David Hockney, Foto: Tate)
  • David Hockney, George Lawson and Wayne Sleep, 1972–1975, Acryl auf Leinwand, 212,5 x 300,8 cm (Tate: Presented by the artist 2014 © David Hockney, Foto: Tate)
  • David Hockney, My Parents, 1977, Öl auf Leinwand 183 x 183 cm (Tate: Purchased 1981 © David Hockney Foto: Tate)
  • David Hockney, Felled Trees on Woldgate, 2008, Öl auf zwei Leinwänden, 158,5 x 250 cm (gesamt) (Sammlung Würth © David Hockney Foto: Richard Schmidt)
  • David Hockney, The Arrival of Spring in Woldgate, East Yorkshire in 2011 (twenty eleven) – 29 January, 2011, iPad-Zeichnung, gedruckt auf vier Blatt, Papier, kaschiert auf vier Blätter Dibond (Auflage 10/10) 245 x 186 cm (gesamt) (Vanhaerents Art Collection, Brussels © David Hockney)
  • David Hockney, In the Studio, December 2017, 2017, Tintenstrahldrucke auf Papier, montiert auf Aluminium (Assistenz: Jonathan Wilkinson), 278,1 x 760,1 cm, (Tate: Presented by the artist 2018 © David Hockney, Foto: Tate)

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