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München | Pinakothek der Moderne: Anish Kapoor – Howl

Am 16. September 2020, exakt 18 Jahre nach Eröffnung der Pinakothek der Moderne, installiert Anish Kapoor eine neue ortsspezifische Arbeit in der Pinakothek der Moderne, München.

Anish Kapoor zählt zu den weltweit einflussreichsten Bildhauern der Gegenwart (→ Zeitgenössische Kunst). Für die Rotunde im Mittelpunkt der Pinakothek der Moderne schuf der Künstler auf Einladung der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen eine ortsspezifische, monumentale Skulptur. Zum 16. September 2020, also exakt 18 Jahre nach Eröffnung der Pinakothek der Moderne, installiert, ermglicht Kapoors Werk den Betrachtenden ein neues Erlebnis des Raumes - für elf Monate sprengt "howl" - zu Deutsch "Geschrei" - nahezu die Rotunde.

Kapoor ist berühmt für seine oft monumentalen und geheimnisvollen Objekte, die die Grenzen von Architektur und Skulptur überschreiten. Seine jüngste Installation für die Rotunde setzt diese Erforschung des symbiotischen Verhältnisses von Gebäude und Objekt fort. Die in Blau schimmernde und aus PVC gefertigte Skulptur füllt die Rotunde mit einem immens dimensionierten Hohlkörper aus. Dadurch wird die physisch-sinnliche Wahrnehmung von Innen und Außen, von Materialität und Immaterialität herausgefordert. Das Werk ist zugleich ein Objekt und das, was Kapoor ein „Nicht-Objekt“ nennt.

 

 

Wie ein außerirdisches Flugobejekt wirkt „Howl“, eingepfercht in die Rotunde. Es ist auf mehreren Ebenen sichtbar, nimmt den Raum dominant ein, schimmert geheimnisvoll, ist in seiner Form perfekt. Die Besucherinnen und Besucher wirken klein neben dem „Ding“, das zu groß scheint für ein einfaches Kunstobjekt. Als ortssezifische Installation funktioniert „Howl“ auch nur in München, einzig die Idee scheint übertragbar auf ähnliche Raumsituationen.

Der indisch-britische Künstler reagiert auf die zylinderförmige Rotunde, indem er eine perfekte Kugel einschreibt und diese mehrere Ebenen einnehmen lässt. Als über den Köpfen schwebendes oder über die Brüstung herausragendes Kugelsegement ist das Objekt genauso erfahrbar wie als zwischen den Säulen verakertes Rund. Doch nicht nur die Monumentalität der Sphäre verändert den Raum nachhaltig, sondern sie produziert gleichsam eine nunmehr neue Lichtführung. Ist die Rotunde ein Raum, der - normalerweise - Durchblicke erlaubt und das Tageslicht leitet, so verstellt „Howl“ diesen Luftraum. Es wirft 2020/21 einen gewichtigen Schatten und verwandelt einen Raum, der meist als Durchgangssphäre genutzt wird, zum Container eines genauso geheimnisvollen wie konkreten „Nicht-Objekts“.

Kuratiert von Oliver Kase.

 

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Alexandra Matzner
Gründerin von ARTinWORDS * 1974 in Linz, Studium der Kunstgeschichte, Geschichte und Romanistik in Wien und Rom. Seit 1999 Kunstvermittlerin in Wien, seit 2004 Autorin für verschiedene Kunstzeitschriften. Jüngste Publiktionen entstanden für das Kunsthaus Zürich, Schirn Kunsthalle Frankfurt, Albertina und Belvedere in Wien.