Im Laufe ihres Lebens drückte Etel Adnan (1925–2021) ihre kreative und intellektuelle Vision in vielen Formen aus. Sie war nicht nur eine bildende Künstlerin, sondern auch eine renommierte Dichterin, eine prominente Journalistin und Autorin eines der prägenden Romane der modernen arabischen Welt.
USA | New York: Guggenheim Museum
8.10.2021 – 10.1.2022
Adnans Biografie zeichnet sich durch ein reiches Zusammenspiel unterschiedlichster kultureller Einflüsse aus (→ Etel Adnan: Biografie). Sie wurde im Libanon als Tochter einer griechischen Mutter und eines syrischen Vaters geboren; wuchs mit Französisch, Arabisch und Griechisch auf; und lebte als Erwachsene längere Zeit im Libanon, in den USA und in Frankreich. Ende der 1950er Jahre, während sie als Professorin für Philosophie in Nordkalifornien arbeitete, begann sie zu malen. Just zu jener Zeit verzichtete sie aus Protest gegen die französische Kolonialherrschaft in Algerien auf das Schreiben auf Französisch und erklärte, sie würde beginnen, „auf Arabisch zu malen“.
Während Adnans Schriften in ihrer Kritik an Krieg und sozialer Ungerechtigkeit unerschrocken sind, ist ihre bildende Kunst eine sehr persönliche Destillation ihres Glaubens an den menschlichen Geist und die Schönheit der Natur:
„Mir scheint, ich schreibe, was ich sehe, male, was ich bin.“ (Etel Adnan)
Adnan gestaltete ihre Bilder entschlossen und intuitiv. An ihrem Schreibtisch sitzend, ihre kleinen Leinwände vor sich liegend, trug sie Pigmente direkt aus der Tube auf und verwendete ein Spachtel, um Kompositionen von strahlender Unmittelbarkeit zu formen. Einfache Geometrien kehren in ihren Arbeiten wieder: ein rotes Quadrat, das abstrakte Formen verankert, ein heller Kreis für die Sonne, horizontale Bänder, die den Himmel über dem Ozean andeuten.
Ihr häufig wiederkehrendes Motiv des Mount Tamalpais – der Blick aus ihrem Haus während des jahrzehntelangen Lebens in Sausalito, Kalifornien – wird in unzähligen Formen evoziert. Mit Licht und Wetter verändern sie sich ständig und wechseln ihren Charakter zwischen Figuration und Abstraktion. Trotz ihres bescheidenen Maßstabs und ihrer formalen Ökonomie sind Etel Adnans Gemälde und Zeichnungen starke Visualisierungen der Empfindungen der Erinnerung und der momentanen Wahrnehmung, die unser Innenleben prägen. Adnans Partnerin, die Künstlerin Simone Fattal, beschrieb ihre Werke als „die Rolle, die die alten Ikonen für Menschen spielten, die glaubten. Sie strahlen Energie aus und geben Energie. Sie beschirmen dich wie Talismane. Sie helfen dir, deinen Alltag zu leben.“
Kuratiert von Katherine Brinson, Daskalopoulos Curator, Contemporary Art, und Lauren Hinkson, Associate Curator, Collections