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Paris Noir 3: Poetische Weiten – Édouard Glissants Atlantik und das Tout-Monde

Veröffentlicht von Alexandra Matzner von 21. Juni 2025
Ausstellung "Paris Noir" im Centre Pompidou, 2025

Paris Noir, Centre Pompidou

Zur Ausstellung „Paris Noir“ veröffentlicht das Centre Pompidou einen 14-teiligen Podcast, der die Inahlte und Ziele der Schau sowie das kulturelle Klima gut aufschlüsselt.

ARTinWORDS bietet eine Nachlese und ordnet das Gesagte ein. Viel Spaß beim Neuentdecken der Pariser Kunst der Nachkriegszeit, die von Künstler:innen afrikanischer, afroamerikanischer und karibischer Herkunft geschaffen wurde!

Édouard Glissants Atlantik und das Tout-Monde

Mitten im Herzen der Ausstellung „Paris Noir“ des Centre Pompidou breitet sich ein Raum in Kreisform aus – eine sinnliche Hommage an das, was der Dichter und Philosoph Édouard Glissant (1928–2011) den „Atlantique noir“ nannte. Die Form erinnert an eine Schallplatte, einen Tanzkreis, einen Ozean aus Gedanken. An dieser Stelle, sagt Glissant sinngemäß, wurde die Welt nicht entdeckt – sie wurde verwundet. Doch aus dieser Wunde entsteht etwas Neues: Relation [Beziehungen].

 

Der Atlantik als Gedächtnisort

Der Atlantik war nicht nur ein Ozean des Transports, sondern auch ein Ort der Trennung, der Versklavung, des Traumas. Doch für Glissant, der 1946 aus der Martinique nach Paris kam, wird dieser Raum zum Ursprung einer Weltvision: dem Tout-Monde, dem „Alles-Welt“. Ein Begriff, der sich gegen koloniale Vereinfachung stemmt. Gegen Monokulturen des Denkens. Für ein Nebeneinander. Ein Ineinandergreifen.

„Glissant beschrieb seine erste Erinnerung an Paris als eine Insel, die alles anzieht und sofort wieder zerstreut“,  so Sylvie Séma-Glissant, Künstlerin, Psychoanalytikerin, Leiterin des Whole-World Institute und seit 1982 die Lebensgefährtin von Edouard Glissant. Sein Denken fordert auf zur Übersetzung, nicht zur Unterordnung. Die kreolische Welt, die Welt der Karibik, wird hier zum Modell globaler Vielfalt.

 

Kunst als Bruderschaft

In einem berührenden Ausschnitt aus dem Film „La créolisation du monde“ lehnt Glissant jede dominante Geschichtsschreibung ab:

„Ich mag keine Geschichten, die geschaffen wurden, um Macht zu verleihen, Macht zu signalisieren oder Macht zu bestätigen. Ich mag die Vorstellung nicht, dass derjenige, der die Welt lenkt, das Recht hat, die Welt zu „sagen“. Das ist Geschichte. Die Welt zu „sagen“ bedeutet, in die Realität einzutreten, in völligen Kontakt mit dem Beben, dem Hagel, der Erwärmung, der Süße, der Gewalt, dem Ausbruch. Deshalb ist Poesie schön.“

Seine Gegen-Geschichte ist poetisch, brüchig, offen. Eine Geschichte, die sich nicht durchsetzen will, sondern berührt.

In der Ausstellung „Paris Noir“ wird dieser Geist spürbar, denn sie versammelt viele Künstler:innen, für die Édouard geschrieben hat: Agustín Cárdenas, Wifredo Lam, René Corail, Victor Anicet aus Martinique und Sarah Maldoror.

Lesetipp zur Vertiefung

Wer Glissants Denken vertiefen möchte, dem sei sein Schlüsselwerk „Poétique de la Relation [Poetik der Relation]“ (1990) empfohlen. Es bietet eine dichte, poetisch-philosophische Einführung in seine Vorstellung von Welt als Relation – ein Manifest gegen kulturelle Vereinheitlichung und für die Anerkennung von Differenz, Vielstimmigkeit und kreativer Vermischung.

Was bedeutet Kreolisierung [Créolisation]?

In Glissants Analysen bezieht sich der Begriff der Kreolisierung sowohl auf die Entstehung kreolischer Gesellschaften als auch auf eine vorhersehbare Zukunft der Weltkulturen, die sich aus ihrer aktiven und beschleunigten Vernetzung ergibt. So verstanden bezeichnet Kreolisierung all das „Unvorhersehbare“, das aus der Entwicklung neuer kultureller Einheiten sowie aus unterschiedlichen Beiträgen entsteht. Sie unterscheidet sich somit von bloßer Kreuzung und erfordert bestimmte Bedingungen für ihre Entwicklung. Neben dem Begriff der Relation ist dies ein zentraler Begriff in Glissants Denken. Daher hat er eine erstaunliche konzeptionelle Reichweite in der Gesamtarchitektur seines Denkens: Kreolisierung ist für Glissant ein Rahmen für die Interpretation der Zukunft der Welt im großen Maßstab. Glissant kehrte oft zu diesem Begriff zurück, den er in mehreren seiner Essays entwickelte, sogar seit „L’intention poétique”. Doch vor allem in der Phase der Reflexion“, die sich in den 90er Jahren in seiner Arbeit abzeichnet, gewinnt die Kreolisierung zunehmend an Bedeutung.

Siehe:

→ Céolisation auf der Homepage von Glissant

→ YOUTUBE: Edouard Glissant : penser la créolisation (franz.)

Alle Folgen

  • Kapitel1: Paris Noir 1: „Paris wird schwarz – Eine andere Geschichte der Moderne“
  • Kapitel 2: Paris Noir 2: Eine Buchhandlung verändert die Welt – Présence Africaine und der Aufbruch der Négritude
  • Kapitel 3: Poetische Weiten – Édouard Glissants Atlantik und das Tout-Monde
  • Kapitel 4: Paris Noir 4: Totems, Träume und Tropen – Afro-atlantischer Surrealismus in Paris
  • Kapitel 5: Paris Noir 5: Ein Sprung ins Abstrakte – Licht, Jazz und Collagen
  • Kapitel 6: Paris Noir 6: Revolutionäre Allianzen – Paris und die Welt in Bewegung 
  • Kapitel 7: Paris Noir 7: Basslines der Befreiung – Schwarze Musik als Pariser Soundtrack

 

Für alle Francophilen geht es hier zum Podcast, Teil 1 → Pan-African Paris

Alexandra Matzner
Gründerin von ARTinWORDS * 1974 in Linz, Studium der Kunstgeschichte, Geschichte und Romanistik in Wien und Rom. Seit 1999 Kunstvermittlerin in Wien, seit 2004 Autorin für verschiedene Kunstzeitschriften. Jüngste Publiktionen entstanden für das Kunsthaus Zürich, Schirn Kunsthalle Frankfurt, Albertina und Belvedere in Wien.
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