Richard Long

Wer ist Richard Long?

Sir Richard Julian Long CBE, RA (* 2.6.1945, Bristol) ist ein zeitgenössischer britischer Künstler der Land Art (→ Zeitgenössische Kunst). Longs Werk ist revolutionär, da es die Sicht auf Skulptur nachhaltig verändert hat. Seine Arbeit hat die Grenzen der Bildhauerei erweitert, indem er nicht mit „traditionelle“ Materialien arbeitete, sondern auch die Veränderung eines Ortes als solche begreift.

Die Welt ist Richard Longs Atelier, und das Gehen steht im Mittelpunkt seiner Kunst. Er geht, um Zeit und Raum abzugrenzen und zeichnet die Konturen der Landschaften nach, die er durchquert. Auf diese Weise schuf Long viele seiner Werke: diskrete Eingriffe in die Natur, die auf Reisen an abwechslungsreichen und oft unwirtlichen Orten entstanden.

„Man könnte sagen, dass meine Arbeit […] ein Gleichgewicht zwischen den Mustern der Natur und dem Formalismus menschlicher, abstrakter Vorstellungen von Linien und Kreisen ist. Hier treffen meine menschlichen Eigenschaften auf die natürlichen Kräfte und Muster der Welt; und das ist wirklich die Art von Thema meiner Arbeit.“1 (Richard Long)

Richard Long lebt und arbeitet in Bristol.

Kindheit und Ausbildung

Richard Julian Long wurde am 2. Juni 1945 in Bristol, England, geboren.

Long studierte von 1962 bis 1965 am West England College of Art in Bristol und von 1966 bis 1968 an der St. Martin’s School of Art in London. In London war er Schüler von Anthony Caro und Phillip King. Zeitgleich studierte mit ihm Hamish Fulton, mit dem er sich anfreundete.

Werke

Richard Long ist ein Vertreter der Land Art. Sein künstlerisches Werk umfasst konzeptionelle Wanderungen in allen Teilen der Welt, die er fotografisch und textlich dokumentiert. Im Laufe solcher Wanderungen schafft er temporäre Stein- oder Holzskulpturen, die häufig nach der fotografischen Dokumentation wieder entfernt oder der natürlichen Verwitterung überlassen werden.

Bei diesen scheinbar einfachen Eingriffen vor Ort handelt es sich um Skulpturen, die durch das Gehen einer bestimmten Route oder das Anordnen von Steinen, Zweigen oder anderen in der Natur verfügbaren Materialien entstehen. Oft beziehen sie sich konzeptionell auf natürliche oder kosmische Phänomene von Zeit, Raum, Bewegung und Maßstab. In einigen Fällen erinnern die kraftvollen universellen Formen seiner Werke an Symbole antiker Zivilisationen. Mit dieser künstlerischen Praxis beeinflusste Richard Long u.a. Künstler wie Tony Cragg.

Zu Rochard Longs ikonischen Werken zählt „A Line made by walking“ (England 1967), das durch wiederholtes Hin- und Hergehen entstand. „A Line Made by Walking“ von 1967 hatte die Form einer geraden Linie in hohem Gras. 2023 nahm Richard Long diese frühe Arbeit wieder auf, als er im Rijksmuseum Garden den Rasen partiell mähte und andere Teile stehenließ. Mit fortschreitendem Sommer nimmt der Kontrast zwischen ihnen allmählich zu, was durch die Intensivierung des natürlichen Lichts und Schattens noch verstärkt wird. Mit der Zeit werden die Kunstwerke dann von ihrer Umgebung absorbiert und verschwinden schließlich. Wie bei einem Großteil von Longs Werken werden Fotografien oder Textarbeiten die einzigen greifbaren Zeugnisse ihrer Existenz sein.

In Museen und Galerien installiert Long Skulpturen aus Stein- und Felsbrocken, Treibholz oder ähnlichen unbearbeiteten Materialien. Daneben werden oftmals seine Fotografien und Landkarten mit eingezeichneten Wanderungsrouten ausgestellt.

„Mir gefällt die Vorstellung, dass die Welt aus Steinen besteht.“2 (Richard Long)

Ausstellungen

Im Jahr 1972 war Richard Long Teilnehmer der „Documenta 5“ in Kassel in den Abteilungen „Individuelle Mythologien: Video“ und „Idee + Idee/Licht“, er war auch auf der „Documenta 7“ im Jahr 1982 als Künstler vertreten. Des Weiteren vertrat er Großbritannien im Jahre 1976 auf der „37. Biennale in Venedig“.

Auszeichnungen und Preise

  • 2023: Wolf-Preis für Kunst
  • Januar 2018: Ernennung zum Knight Bachelor
  • 2015: Ernennung zur „Whitechapel Gallery Art Icon“
  • 2013: Ernennung zum Commander of the Order of the British Empire (CBE)
  • 2009: Praemium Imperiale
  • 2001: Aufnahme in die Royal Academy of Arts
  • 1990: Ernennung zum Chevalier des Arts et des Lettres
  • 1989: Turner Preis für das Werk „White Water Line“
  • 1988: Kunstpreis Aachen

Beiträge zu Richard Long

26. Mai 2023
Richard Long, Maas Riverstones Circle, 2023. Courtesy of the artist, 2023, Foto Rijksmuseum, Jannes Linders

Amsterdam | Rijksmuseum Garden: Richard Long Land Art in Gras und Stein | 2023

Die 10. Ausgabe der jährlichen Skulpturenausstellung in den Gärten des Rijksmuseums ist dem Werk des britischen Künstlers Richard Long gewidmet.
3. Februar 2019
David Annesley, Swing Low, 1964, Stahl, bemalt, 128,3 x 175,9 x 36,8 cm (© Tate Images credit, © David Annesley)

PalaisPopulaire: Objects of Wonder – britische Skulptur seit den 1950ern Revolutionäre Neudefinition der Bildhauerei bis zur zeitgenössischen Objektkunst

PalaisPopulaire in Berlin zeigt in Kooperation mit der Tate Britain britische Skulptur seit den 1950ern: Henry Moore, Barbara Hepworth, David Annesley, Gilbert & George, Damien Hirst bis Helen Marten.
21. Juni 2016
Ausstellung „Sculpture on the Move 1946-2016“, Kunstmuseum Basel | Neubau, Erdgeschoss, Felix Gonzalez-Torres, "Untitled" (USA Today), 1990, The Museum of Modern Art, New York, Geschenk der Dannheisser Foundation, Jeff Koons, Rabbit, 1986, Museum of Contemporary Art Chicago, Teilschenkung von Stefan T. Edlis und H. Gael Neeson, 2000.21; Charles Ray, Male Mannequin, 1990, The Broad Art Foundation, Robert Gober, Playpen, 1986, Daros Collection, Schweiz, Katharina Fritsch, Warengestell mit Gehirnen, 1989/1997, Emanuel Hoffmann-Stiftung, Depositum in der Öffentlichen Kunstsammlung Basel 1997, Kunstmuseum Basel, Foto: Gina Folly

Skulptur seit 1946 Revolutionen im bildhauerischen Denken

Die Skulptur, so wird oft behauptet, hat wie kaum ein anderes Medium während des 20. Jahrhunderts grundlegende Veränderungen durchgemacht. Das Kunstmuseum Basel widmet sich anlässlich der Eröffnung des Erweiterungsbaues von Christ & Gantenbein der Bildhauerei vom Ende des Zweiten Weltkriegs bis heute.
  1. Zitiert nach Richard Long: Circles Cycles Mud Stones, hg. v. Richard R. Brettell und Dana Friis-Hansen (Ausst.-Kat. Contemporary Arts Museum, Houston, 27.4.–30.6.1996) Houston 1996, S. 250.
  2. Zitiert nach Richard Long: Circles Cycles Mud Stones, hg. v. Richard R. Brettell und Dana Friis-Hansen (Ausst.-Kat. Contemporary Arts Museum, Houston, 27.4.–30.6.1996) Houston 1996, S. 24.