Das Ausstellungsprogramm der Hamburger Kunsthalle 2018 umkreist auf vielfache Weise das Thema Raum. Einerseits steht der dritte Teil der Ausstellungsserie „HONEY, I REARRANGED THE COLLECTION” die „Vermessung des Raums“ in den Fokus (ab 16.2.). Die modernen Raum- und Landschaftsdarstellungen des englischen Rokoko-Malers Thomas Gainsborough machen auf die Bedeutung des Mitbegründers der Royal Academy aufmerksam (ab 2.3.). Im Rahmen der Triennale der Photographie Hamburg „Breaking Point“ stellt die Gruppenausstellung „Control | No Control“ Fragen nach fotografischer Überwachung, Widerstand oder Kontrollverlust (ab 8.6.). Die erste Überblicksausstellung zum jung verstorbenen Romantiker Heinrich Reinhold stellt dessen Anteil an der Entwicklung des romantischen Landschaftsbildes vor (7.12.).
Deutschland | Hamburg: Hamburger Kunsthalle
2018
Die Sommerausstellung „Entfesselte Natur Das Bild der Katastrophe seit 1600“ bringt Katastrophenbilder aus vier Jahrhunderten in Hamburg zusammen (ab 29.6.). Rund um Caspar David Friedrichs „Das Eismeer“ zeigen Damm- und Vulkanausbrüche, Schiffsbrüche und Gewitter, die menschliches Leben in Gefahr bringen. Philippe Vandenberg und Lili Fischer werden in Einzelausstellungen vorgestellt.
Die Ausstellungsserie „HONEY, I REARRANGED THE COLLECTION“ wird im dritten Teil mit „Bouncing in the Corner“ fortgeführt und ist der Beziehung des Menschen zum Ding, zum Mitmenschen und zum Raum gewidmet. Es ist eine Einladung an die Besucherinnen und Besuchern, die Sammlung für Gegenwartskunst an der Hamburger Kunsthalle in seiner Bandbreite und seinen Facetten neu zu entdecken.
„Bouncing in the Corner“ zeigt die Werke von rund 25 internationalen Künstlerinnen und Künstlern, die sich mit dem Raum auseinandersetzen: Wie nehmen wir Raum wahr? Welche Rolle spielen dabei unsere Handlungen, Erfahrungen, Erinnerungen und Vorstellungen? Wie verorten wir uns, welchen Platz nehmen wir ein? Wie manifestieren sich gesellschaftspolitische (Macht-) Strukturen im Raum? Im Kontext dieser Fragen werden wichtige Werke aus der Sammlung und erstmalig bisher noch nicht gezeigte Neuzugänge präsentiert. Darunter sind Arbeiten von Nevin Aladağ (*1972), Hreinn Friðfinnsson (*1943), Jan Köchermann (*1967) und Sara Sizer (*1967).
Mit Werken von Nevin Aladağ, Christian Boltanski, Stanley Brouwn, Hreinn Friðfinnsson, Isa Genzken, Mona Hatoum, Rebecca Horn, Jan Köchermann, Gordon Matta-Clark, Michaela Melián, Olaf Metzel, Bruce Nauman, Dennis Oppenheim, Manfred Pernice, Sigmar Polke, Gerhard Richter, Gregor Schneider, Thomas Schütte, Sara Sizer, Monika Sosnowska, Annette Streyl, Rosemarie Trockel und Jane & Louise Wilson.
Kuratiert von Dr. Brigitte Kölle.
→ Thomas Gainsborough. Die moderne Landschaft
Thomas Gainsborough (1727–1788) erstmals in Deutschland eine große monographische Ausstellung und zeigt ihn als Wegbereiter der „modernen“ Landschaftsmalerei. Die vom Direktor der Hamburger Kunsthalle, Prof. Dr. Christoph Martin Vogtherr, kuratierte Schau umfasst etwa 80 Werke – rund 50 Gemälde und 30 Arbeiten auf Papier. Unter den Werken sind Ikonen der britischen Malerei wie Mr. and Mrs. Andrews und Die Tränke, die im englischsprachigen Raum zu den bekanntesten Gemälden überhaupt gehören.
Die Ausstellung „Control | No Control“ der Hamburger Kunsthalle ist Teil der Triennale der Photographie 2018, die unter dem übergeordneten Motto „Breaking Point – Searching for Change“ nach Bildern sucht, die Bruchstellen thematisieren. Das Fotofestival versammelt Arbeiten, die gegebene Zustände sichtbar machen und damit Veränderungen ermöglichen können.
Die Ausstellung „Control | No Control“ präsentiert rund 80 Werke aktueller künstlerischer Positionen aus der Sammlung der Hamburger Kunsthalle, aus Privatbesitz und anderen Museen. Im Nebeneinander und in der Konfrontation spiegeln und erfragen die ausgewählten Arbeiten die vielfältigen Wirkungsweisen von Macht durch Kontrolle. Sie zeigen künstlerische Strategien, die der Überwachung Widerstand leisten oder den Kontrollverlust als ein positives Moment einsetzen. Als zentrales Werk stellt „Control | No Control“ die Fotoserie „Presidency“ aus, mit der Thomas Demand das repräsentative mediale Bild von Macht reflektiert (→ Thomas Demand „Presidency“ und „Embassy“).
Beteiligte Künstlerinnen und Künstler: Adam Broomberg / Oliver Chanarin, Sophie Calle, Thomas Demand, Marten Lange, Richard Mosse (angefragt), Trevor Paglen, Peter Piller, Barbara Probst, Akram Zatari u. a.
Kuratiert von Dr. Petra Roettig und Stephanie Bunk.
→ Entfesselte Natur. Katastrophen im Bild seit 1600
Mit einer großen epochen- und medienübergreifenden Ausstellung geht die Hamburger Kunsthalle mit bedeutenden Kunstwerken dem Thema der bildlich-künstlerischen Aufbereitung von Naturkatastrophen nach und beleuchtet dabei auch das Scheitern des Menschen an der Natur, etwa in Folge seiner Technikgläubigkeit.
Kuratiert von Dr. Markus Bertsch.
Präsentiert werden rund 70 Zeichnungen und Drehbücher bedeutender Werkreihen wie Milchmädchenrechnung und Waschlappendemo, die den bisherigen Sammlungsbestand des Museums zu Lili Fischer nach einer großzügigen Schenkung ergänzen.
Kuratiert von Dr. Petra Roettig und Birte Hinrichsen.
Die Hamburger Kunsthalle zeigt mit ca. 60 Bildern sowie über 100 Zeichnungen und Druckgrafiken die bisher größte Werkschau des belgischen Künstlers Philippe Vandenberg (1952–2009). Es ist die erste Ausstellung des Künstlers in Deutschland. In seinem Heimatland Belgien sehr geschätzt, gilt es das radikale und schonungslose Œuvre Vandenbergs international erst zu entdecken. Der Ausstellungstitel „Kamikaze“ beschreibt das radikale Arbeits- und Stilprinzip Philippe Vandenbergs, für den die bewusste Destruktion des Vorangegangenen eine Grundbedingung jeder Kreativität war. Jenseits eines einzelnen künstlerischen »Stils« schuf Vandenberg so vielschichtige Bilder unserer Zeit, die zugleich aktuell-zeitgenössisch und existentiell sind. Der Großteil der Leihgaben stammt aus dem Nachlass des Künstlers und ist zum Teil das erste Mal öffentlich ausgestellt.
Kuratiert von Dr. Brigitte Kölle.
→ Heinrich Reinhold. Landschaften aus dem Salzkammergut und Italien
Die Hamburger Kunsthalle würdigt ab Dezember 2018 zusammen mit der Klassik Stiftung Weimar das facettenreiche Œuvre von Heinrich Reinhold (1788–1825). Es ist die erste umfassende Retrospektive zu diesem Künstler, der zu den bedeutendsten deutschen Landschaftsmalern des 19. Jahrhunderts gehört und mit seinem Werk die veränderte Landschaftswahrnehmung jener Zeit forcierte. Neben der innovativen Sicht auf die Natur besticht Reinholds Kunst vor allem durch die ungewöhnliche Wahl des Bildausschnitts, sein kompositorisches Geschick und seine fragil-kristalline Zeichentechnik.
Kuratiert von Dr. Markus Bertsch und Dr. Andreas Stolzenburg.